Pflegebegutachtung - Ablauf, Nutzen und Hintergründe


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Die Pflegebegutachtung dient in Deutschland der Feststellung des Pflegegrads und des damit verbundenen Leistungsanspruchs. Bei einer Begutachtung durch medizinische Fachkräfte wird der Hilfebedarf einer pflegebedürftigen Person eingeschätzt. Anhand dieses Berichts wird dann der jeweilige Pflegegrad zugewiesen.

Ablauf

Der Ablauf einer Pflegebegutachtung ist in Deutschland einheitlich geregelt. In der Regel beginnt der Prozess mit einem Antrag auf Pflegebegutachtung. Diesen kann die pflegebedürftige Person selbst, ein Angehöriger oder ein Pflegedienst stellen.

Der zuständige Medizinische Dienst terminiert dann eine persönliche Begutachtung vor Ort. In der Regel nehmen ein Mediziner sowie ein medizinischer Sachverständiger des Medizinischen Dienstes daran teil.

Bei dem Hausbesuch bewerten die Fachkräfte in einem Interview den körperlichen und geistigen Zustand sowie die alltäglichen Fähigkeiten der begutachteten Person. Auch die Angehörigen und Pflegepersonen können hier ihre Einschätzung einbringen.

Anschließend stellen der Arzt und der medizinische Sachverständige in einem standardisierten Verfahren den Grad der Selbstständigkeit in sechs Hauptbereichen wie Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten fest.

Darauf aufbauend wird ein ausführlicher Befundbericht erstellt, in dem Art und Umfang der benötigten Hilfe beschrieben werden. Dieser dient dann als Grundlage für die Festlegung des anzuwendenden Pflegegrades.

Nutzen

Für die pflegebedürftige Person bietet die Pflegebegutachtung verschiedene Vorteile:

  • Durch die fachärztliche und standardisierte Einschätzung des individuellen Hilfebedarfs wird ein fairer und dem tatsächlichen Zustand entsprechendes Pflegegrad zugewiesen. Dies schafft Planungssicherheit für die eigene Situation.
  • Der Pflegegrad bestimmt konkret den Leistungsumfang, auf den die Person Anspruch hat. Dazu gehören z.B. eine monatliche Pauschale oder ein Heimplatz. Das erleichtert die Organisation der eigenen Pflege und die Durchsetzung von Ansprüchen gegenüber der Pflegeversicherung.
  • Regelmäßige Folgebegutachtungen ermöglichen es, Veränderungen des Gesundheitszustands und damit eventuell notwendige Anpassungen des Pflegegrads zu berücksichtigen.

Auch für Angehörige von Pflegebedürftigen bietet die Begutachtung Vorteile:

  • Der qualifizierte Befundbericht verschafft Klarheit über Art und Umfang der benötigten Hilfe. Das kann die eigene Pflege-Arbeit unterstützen.
  • Der festgelegte Leistungsanspruch gibt ebenfalls Planungssicherheit für die häusliche Pflege- und Versorgungssituation.
  • Bei einem Heimaufenthalt der betroffenen Person sind die Rahmenbedingungen der Versorgung und Finanzierung geklärt.

Für professionelle Pflegedienste und -heime stehen feste vertragliche Grundlagen im Vordergrund. Sie können auf Basis des Pflegegrades ihre Leistungen und die Abrechnung mit den Pflegekassen sicher planen. Nicht zuletzt profitiert auch die Solidargemeinschaft der Pflegeversicherung, da Mittel nur bedarfsgerecht und ohne Fehlanreize gebunden werden.

Hintergründe

Die Pflegebegutachtung hat ihren Ursprung in der 1995 eingeführten Pflegeversicherung in Deutschland. Ziel dieser Sozialversicherung ist es, den durch Pflegebedürftigkeit verursachten finanziellen Mehraufwand abzusichern.

Um die Hilfeleistungen bedarfsgerecht gewähren und gleichzeitig die finanziellen Mittel effizient einsetzen zu können, wurde das System der pflegerischen Einstufung mit festen Leistungsständen entwickelt.

Hierfür musste ein transparentes und objektives Verfahren etabliert werden, um möglichen Interessenkonflikten oder Fehlanreizen vorzubeugen. Daher übertragen die gesetzlichen Krankenkassen, welche die Leistungen der Pflegeversicherung auszahlen, diese Aufgabe an unabhängige medizinische Dienste.

In diesen Medizinischen Diensten der Krankenversicherung (MDK) arbeiten speziell ausgebildete Ärzte und medizinische Fachangestellte, die Pflegebegutachtungen durchführen. Ihre Expertise und Neutralität sollen eine faire und einheitliche Einschätzung des individuellen Hilfebedarfs gewährleisten.

Regelmäßige Überprüfungen der Verfahren und Qualitätsstandards sollen außerdem für eine Weiterentwicklung des Systems sorgen. Insgesamt zielt die Pflegebegutachtung darauf ab, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Schutz der Versicherten und der finanziellen Tragfähigkeit der Pflegeversicherung zu wahren.

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