Wiebke Wiedeck
Wiebke Wiedeck (* 17. April 1965 in Greifswald) ist eine deutsche Sängerin, Autorin und Schauspielerin.
Werdegang
Wiebke Wiedeck besuchte die Joliot-Curie-Oberschule Steinach. Von 1979 bis 1983 war sie Mitglied des Mädchenchores der Spezialklassen für Musikerziehung Wernigerode an der Gerhart Hauptmann Oberschule. Sie erhielt während ihres Abiturs eine Zusatzausbildung in Stimmbildung und als Chorleiterin. Von 1985 bis 1990 absolvierte sie ein Hochschulstudium in den Fächern Musik-Pädagogik, Psychologie, Gesang, Schauspiel und Sprecherziehung an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
1990 engagierte der Regisseur Jean Marie Boivin Wiebke Wiedeck für eine der Hauptrollen in Esther und Judith, ein Zwei-Personen-Stück von Jean-René Lassalle über eine lesbische Liebesbeziehung.[1] Gemeinsam mit ihm entwickelte sie eine weitere Hauptrolle in einem Theaterstück über die feministische Schriftstellerin Unica Zürn.[2] 1990 und 1991 arbeitete sie bei Fernsehen aus Berlin und moderierte dort die Sendung City Beat. Von 1993 bis 1996 war sie Sängerin der Band Poems for Laila, die in ihrer Musik vor allem von osteuropäischen Einflüssen inspiriert wurde. Mit dieser nahm sie 1994 unter Phonogram das Album I Shot The Moon auf, welches von dem ehemaligen Roxy Music-Gitarristen Phil Manzanera in London produziert wurde.
1995 brachte sie ihre erste eigene CD Roulette des Lebens heraus, mit der sie sich für das Aufbrechen von geschlechterspezifischen Rollenmustern engagiert.
1996 bis 1998 sang sie die Hauptrolle Jill in der Welturaufführung der New York Story von Yoko Ono unter der Regie von Gerald Uhlig[3][4]. Die musikalische Leitung hatte Wolfgang Dalheimer. Das Musical wurde in Saarbrücken und Berlin aufgeführt.[5] Yoko Ono prangert in diesem Musical Kriminalität, Drogen, Gewalt, Sexismus und Frauenhandel an.
Von 1999 bis 2006 stand sie mit verschiedenen Chansonprogrammen wie Küsse und Bisse, Eine Frau packt aus oder Dinge des Lebens auf der Bühne.[6][7] In diesen Programmen präsentierte sie eigene Songs oder Neuinterpretationen bekannter Chansons und hinterfrage darin die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Jugendwahn und die Sexualisierung des Weiblichen. Sie äußerte sich auch öffentlich zu den Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Mutterschaft. Sie gastierte deutschlandweit, beispielsweise auf der Volksbühne Berlin[8][9], im Theater am Kurfürstendamm und im Theater des Westens, und spielte in der Kleinen Revue im Friedrichstadtpalast Berlin.
Eine Tournee mit eigenen Interpretationen von gesellschaftskritischen Brecht-Songs führte sie nach Paris, Bordeaux, Los Angeles und Brüssel.
2002 war sie Sprecherin und Moderatorin beim FAZ Businessradio 93,6. In der Lesereihe des Buches Die wilden 20er Jahre widmete sie sich der gesellschaftlichen Befreiung von Künstlerinnen in dieser Zeit.[10]
In diesem Jahr produzierte und veröffentlichte Wiebke Wiedeck die CD Leibeslieder mit ausschließlich eigenen Chansons. Sie hinterfragte darin u. a. den Sinn übertriebener Pränatal-Diagnostik, die in Einzelfällen zu gewollten Schwangerschaftsabbrüchen auf Grund genetischer Dispositionen führt. Grundlage für die CD waren ihre eigenen Erfahrungen in der Schwangerschaft mit ihrem zweiten Sohn. Ihre Meinung zu dieser Thematik und zu ethischen Kontroversen wurde auf der wissenschaftlichen Lehr-DVD Ethik im Gesundheitswesen in Form eines Interviews veröffentlicht.[11]
Von 2003 bis 2004 spielte sie die Old P. und Madame Thénardier in der Premieren-Besetzung der Berlin-Uraufführung des Musicals Les Miserables.[12] Die Handlung basiert auf dem Roman Die Elenden (französisch: Les Misérables) von Victor Hugo.
2005 veröffentlichte sie ihre zweite CD Endlich 40++!, in der sie sich mit „Älterwerden und Jugendwahn in unserer Gesellschaft“ auseinandersetzt.[13]
2008 entwickelte sie ein körperorientiertes Stimm-, Sprach- und Präsenztraining als Seminarkonzept – vorerst nur für Frauen, später auch für Männer unter Einbeziehung genderspezifischer Aspekte. Weitere Seminarkonzepte zum Thema Kommunikation, Selbstpräsentation, Konfliktmanagement, Emotionale Intelligenz, Führungskräftetrainings, Achtsamkeitstrainings, Burn-Out-Prävention, Krisenmanagement und Resilienz folgten[14]. Unter anderem trainierte sie bei der GDP Polizistinnen in den Bereichen Präsenz und Kommunikation. Bei DB Training schult sie unter anderm Frauen in dem Seminar Ab morgen hört man mir zu – als Frau mehr Präsenz zeigen. Ein Sprach- und Kommunikationstraining für Frauen.
Seit 2007 gibt Wiebke Wiedeck pferdegestützte Trainings und Coachings[15]. Sie ist Vertreterin der Humanistischen Psychologie und des klientenzentrierten Ansatzes und setzt sich für Female Empowerment, Diversität und intersektionalen Feminismus ein.
2019 folgte ihr erstes Buch Das belebte Leben im Selbstverlag[16]. Im Jahr 2020 folgte Lea und das blaue Glück[17] sowie 2023 Frauenwege – Nichts ist so spannend, wie das Leben selbst[18].
Politisches und gesellschaftliches Engagement
Wiebke Wiedeck gründete 2020 die Initiative Zukunft Ohne Gewalt – Gewaltfreie Familien, Beziehungen, Gesellschaft, deren Vorsitzende sie bis heute ist. Der Verein setzt sich präventiv gegen Gewalt im sozialen Nahbereich ein und hat dabei einen besonderen Fokus auf Menschen mit Behinderung.[19][20]
Privatleben
Wiebke Wiedeck hat zwei Söhne. Sie lebt im nördlichen Umkreis Berlins.
Auszeichnungen
- 1987 Goldener Rathausmann, Nationales Nachwuchsfestival
- 1998 Neues Deutsches Chanson, Zarah '98, 1. Platz im Nachwuchswettbewerb, Kategorie: Bester Text
- 2009 Tuttlinger Krähe[21]
- 2020 Gewinnerin des Frauen-Literatur-Preises des Kunsthauses Lisa[22]
- 2021 Preisträgerin des Literaturpreises Nordost[23]
Diskographie
Jahr | Interpret | Titel | Label |
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1994 | Wiebke Wiedeck | I shot the moon | Phonogram |
1995 | Wiebke Wiedeck | Roulette des Lebens | Casino Berlin |
1998 | Lydia | I'll wait for you at midnight | IC/DigItMusic GmbH |
2002 | Wiebke Wiedeck | Leibeslieder | Duo-phon-Musikverlag |
2005 | Wiebke Wiedeck | Endlich 40 ++! | Eigenproduktion |
Veröffentlichungen
- Das belebte Leben, Wiedeck, Wiebke, Wiedeck Verlag, Wandlitz 2019, ISBN 978-3-9821194-0-3
- Lea und das blaue Glück, Wiedeck, Wiebke, Wiedeck Verlag, Wandlitz 2020, ISBN 978-3-9821194-1-0
- Frauenwege – Nichts ist so spannend, wie das Leben selbst, Wiedeck, Wiebke, Wiedeck Verlag, Wanditz 2023, ISBN 978-3-9821194-5-8
Hörbücher eigener Werke
- Lea und das blaue Glück, Wiedeck, Wiebke, Wiedeck Verlag, Wandlitz 2020, ISBN 978-3-9821194-4-1
Weblinks
- Website von Wiebke Wiedeck
- Literatur von und über Wiebke Wiedeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- https://www.literatur-nordost.de/preistraegerinnen-2021/
- https://buecherheroes.de/index.php/ein-gutes-buch-hat-viele-mosaiksteine/
- https://lesehungrig.de/lea-und-das-blaue-glueck/
- https://bookishteatime.blogspot.com/2021/10/rezension-zu-lea-und-das-blaue-gluck.html
- https://diebuecherchronisten.podigee.io/8-lea-und-das-blaue-gluck-wiebke-wiedeck
- https://www.booknerds.de/?s=lea+und+das+blaue+gl%C3%BCck
- https://lesehungrig.de/?s=das+belebte+leben
- https://www.lovelybooks.de/autor/Wiebke-Wiedeck/
Einzelnachweise
- ↑ Axel Gebauer, Felix Langhammer: Subversiver Liebesgesang zweier Frauen. „Esther und Judith“ von Jean-Rene Lassalle im Fliegenden Theater. In: nd-Archiv seit 1946. nd - Journalismus von links, 19. Juli 1991, abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ jantje hannover: Dies Leben ist nicht mein Leben. In: Die Tageszeitung: taz. 3. Dezember 1991, ISSN 0931-9085, S. 26 (taz.de [abgerufen am 16. Dezember 2018]).
- ↑ Gerald Uhlig-Romero: New York Story Medienberichte. 29. Januar 2011, abgerufen am 25. September 2024.
- ↑ Gerald Uhlig-Romero: Gerald Uhlig Romero - New York Story - nach einer Idee von Yoko Ono u. John Lennon. 10. Juli 2011, abgerufen am 25. September 2024.
- ↑ Musical: Yoko Onos Bernstein-Variante. In: Der Spiegel. Nr. 29/1996, 15. Juli 1996 (spiegel.de [abgerufen am 16. Februar 2022]).
- ↑ Yvonne Helmbold: Der Stachel am Regierungssitz – in Szenen Regionen Berlin auf Trottoir-Online. 15. Dezember 2003, abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ Heute im TdW: Wiebke Wiedeck singt Chansons über. 24. Mai 2004, abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ BLZ: Dinge des Lebens. 23. Mai 2003, abgerufen am 25. August 2024.
- ↑ BLZ: Große Gefühle im Schimmer des Kerzenlichts. 23. Juli 1997, abgerufen am 25. August 2024.
- ↑ Birgit Haustedt: Die wilden Jahre in Berlin. Eine Klatsch- und Kulturgeschichte der Frauen. ebersbach & simon, abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ Kollak, Ingrid: In guten Händen Ethik im Gesundheitswesen ; Interdisziplinäre Interviews ; Studien und Unterrichtsmaterialien. Cornelsen, Berlin 2009, ISBN 978-3-06-450256-7.
- ↑ Les Misérables – La barricade de l'Allemagne. Abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ Frech, frei und über 40. 5. Oktober 2007, abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ Wiebke Wiedeck bei XING. Abgerufen am 19. Juni 2024.
- ↑ Wiebke Wiedeck im Interview. 31. Januar 2020, abgerufen am 20. September 2024 (deutsch).
- ↑ 61 Wiebke Wiedeck - Coach, Autorin und Gründerin des Wiedeck Verlages. 18. Juni 2020, abgerufen am 25. August 2024.
- ↑ Lea und das blaue Glück von Wiebke Wiedeck bei LovelyBooks (Krimi und Thriller). Abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ Frauenwege: Nichts ist so spannend, wie das Leben selbst. von Wiebke Wiedeck bei LovelyBooks (Unterhaltung). Abgerufen am 10. September 2024.
- ↑ Eva-Maria Dombrowski: 25. November 2024: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. In: W.Punkt. 24. November 2024, abgerufen am 25. November 2024 (deutsch).
- ↑ WDR 5. In: Morgenecho. Westdeutscher Rundfunk, Köln, 8. Juni 2024, abgerufen am 19. Juni 2024.
- ↑ Das sind sie: Die Finalisten der 9. TUTTLINGER KRÄHE 2009. In: Trottoir-Online. 15. März 2009, abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ GewinnerInnen – Ehrung – Eine Gemeinschaft von Frauen und Künstlerinnen. Abgerufen am 10. September 2024 (deutsch).
- ↑ 2021 - Scherben. Abgerufen am 10. September 2024 (deutsch).
Personendaten | |
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NAME | Wiedeck, Wiebke |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Trainerin, Beraterin, Coach, Moderatorin, Vortragsrednerin, Autorin, Sängerin und Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 17. April 1965 |
GEBURTSORT | Greifswald |