Verein Berliner Künstler

Verein Berliner Künstler, Schöneberger Ufer 57, Berlin-Tiergarten
Der Verein Berliner Künstler, 1865: 1. Carl Georg Anton Graeb, 2. Theodor Alexander Weber, 3. Ludwig Burger, 4. Ferdinand Weiß, 5. Julius Schrader, 6. Wilhelm Amberg, 7. Friedrich Kraus, 8. Wilhelm Scholz, 9. Friedrich Eduard Meyerheim, 10. Eduard Magnus, 11. Ludwig Knaus, 12. Reinhold Begas, 13. Bernhard Plockhorst, 14. Friedrich Drake, 15. Friedrich Wilhelm Wolff, 16. Carl Constantin Heinrich Steffeck, 17. Wilhelm Riefstahl, 18. Theodor Hosemann, 19. Hermann Eschke, 20. Gustav Spangenberg, 21. Hermann Kretzschmer, 22. Albert Brendel, 23. Adolph Menzel, 24. Ludwig Löffler, 25. Karl Wilhelm Gentz, 26. Gustav Blaeser, 27. Carl Ludwig Friedrich Becker, 28. Karl Bennewitz von Loefen, 29. Gustav Feckert, 30. Gustav Richter, 31. Eduard Hildebrandt, 32. Paul Friedrich Meyerheim, 33. August Jacob Theodor v. Heyden, 34. August Wilhelm Ferdinand Schirmer, 35. Hermann Brücke – Grafik von Ludwig Löffler
Künstlerhaus Bellevuestraße (1903)

Der Verein Berliner Künstler (VBK) ist ein deutscher Verein bildender Künstler.

Der älteste noch existierende Künstlerverein Deutschlands wurde am 22. November 1814 in Berlin unter dem Namen „Verein der Maler, Bildhauer und Kunstgenossen“ auf Initiative von Johann Gottfried Schadow zusammen mit dem Architekten Ludwig Catel gegründet und hat heute seinen Sitz in Berlin-Mitte (Ortsteil Tiergarten).Nach und nach schlossen sich 45 Künstler an, darunter auch Professoren der Akademie und bedeutende Künstler wie Carl Blechen. Zu seinen Mitgliedern zählten seit damals u. a. Adolph Menzel, Anton von Werner, Oskar Begas, Carl Steffeck, Max Liebermann, Philipp Franck, Walter Leistikow, Hans Baluschek, Otto Nagel, Georg Kolbe, Eckart Muthesius, Heinrich Zille, Felix Görling, Emil Orlik, Conrad Felixmüller , Richard Albitz und A. Paul Weber.[1] Im Januar 2016 waren 120 Berliner Künstler aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie, Installation und Neue Medien als Mitglieder eingetragen.[2] Die Gesamtzahl der Mitglieder seit der Gründung bis zum Jahr 2011 betrug ungefähr 1800. Dieser selbstverwaltete Künstlerverein ist bis in die heutige Zeit aktiv und veranstaltet Ausstellungen mit Künstlern, die in Berlin leben, sowie internationale Austauschprojekte und Artist Talks. Die regelmäßige Veranstaltungsreihe des ARTS CLUB BERLIN bietet Einblick in verschiedene aktuelle Schwerpunktthemen.[12. Flyer des VBK, 2023]

Dachstuhl Verein Berliner Künstler

Geschichte

Gedenktafel am Haus Schöneberger Ufer 57 in Berlin-Tiergarten
Gedenktafel für Carl Langhammer am Haus Schöneberger Ufer 57

Er entstand als Zusammenschluss der Vorgängervereine Berlinischer Künstlerverein und Verein der jüngeren Künstler. 1814 war auf Anregung von Schadow und dem Architekten Ludwig Catel der Berlinische Künstlerverein gegründet worden. Seine erste Sitzung mit 32 Personen, darunter mehrere Akademielehrer, fand am 27. November 1814 statt. Der Vorsitzende des Vereins war Schadow. Der Verein der jüngeren Künstler war 1825 gegründet worden.[3] Seinen heutigen Namen erhielt der Verein im Jahr 1859. Zu Beginn des Vereinslebens trafen sich die Künstler, damals ausschließlich Männer, einmal wöchentlich, um gegenseitig ihre Arbeiten zu begutachten und Vorträge zu Fragen der Kunst zu hören. Zunehmend gewann der Verein auch soziale Bedeutung. Es wurden Hilfskassen für notleidende Künstler und deren Hinterbliebene eingerichtet, oft die wichtigste Einnahmequelle der Betroffenen. Nach der bürgerlichen Revolution von 1848 begann der Verein, Einfluss auf die Kulturpolitik zu nehmen. Man machte der Königlichen Akademie der Künste und dem Preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten erfolgreich Vorschläge mit dem Ziel, die Bedingungen für Ausstellungen zu verbessern und einen Etat für Bildende Kunst festzusetzen. 1867 wurden dem VBK die Korporationsrechte verliehen. Damit war er, obwohl einst eine rein private Gründung, eingebunden in das institutionelle System der Monarchie und abhängig von Entscheidungen des Kultusministeriums.

Die Künstlerfeste des Vereins waren Höhepunkte im gesellschaftlichen Leben Berlins. Mit Hilfe eines vereinseigenen Kostümfundus wurden Ereignisse wie „Der Hof der Mediceer“ im Kronprinzenpalais (1875), ein Festzug zur Silberhochzeit des Kronprinzenpaares (1883) und das Pergamonfest von 1886 mit etwa 1300 Mitwirkenden ausgestaltet.

Unter dem Vorsitz Anton von Werners stieg seit 1887 die Bedeutung des Vereins für das Einkommen der Künstler durch eine Modernisierung des Ausstellungs- und Verkaufsprogramms und den Bau eines neuen Galeriegebäudes an zentraler Stelle in der Bellevuestraße. In offiziellen Kommissionen und Ausschüssen wuchs die Präsenz des Vereins auf Kosten der Akademie, dem Werkzeug der absolutistischen Regierung.[4] Werner behielt das Amt des jährlich neu zu wählenden Vorsitzenden bis 1895 und hatte es von 1899 bis 1901 und zuletzt von 1906 bis 1907 inne.

Seit 1893 konnte der VBK gleichberechtigt mit der Akademie der Künste die Große Berliner Kunstausstellung ausrichten. In diesem Zusammenhang war er auch in die Auseinandersetzungen verwickelt, die schließlich 1898 zur Berliner Secession führten. Im Folgenden wandelte sich der Verein zu einer traditionsorientierten Gemeinschaft.[5]

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Während des Nationalsozialismus verlor der Verein weitgehend seine Selbstständigkeit, er wurde in die Strukturen der Diktatur eingegliedert. Anders als andere Künstlervereine zu dieser Zeit wurde er jedoch nicht aufgelöst, und er konnte eine Anzahl von Ausstellungen ausrichten, u. a. 1935 „Württembergische Künstler“, 1936 „Vom schönen und starken Deutschland“, 1937 „Das Bild von Berlin“, 1938 „Berliner Kunst“ und 1940 eine Gastausstellung des Vereins der Künstlerinnen zu Berlin.

Das in den Jahren von 1897 bis 1899 von Karl Hoffacker in der Bellevuestrasse Nr. 3 errichtete Ausstellungshaus und ein zweites in der Nähe des Tiergartens gelegenes Haus wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Schon im Juni 1945, zwei Monate nach Kriegsende, versuchten einige Künstler, den VBK neu zu beleben. Die erforderliche Lizenz wurde aber erst im September 1949 erteilt. Danach begann die neue Vereinstätigkeit unter demokratischen Verhältnissen.

Gegenwart

Der aktuelle Standort des VBK, ein denkmalgeschütztes Stadthaus am Landwehrkanal, wurde 1964 erworben. Dort befinden sich das Büro, das künstlerische Archiv und die vereinseigene Galerie mit einem kleinen Skulpturengarten. Jährlich finden etwa acht bis zehn Ausstellungen statt. Es werden vor allem Arbeiten zeitgenössischer Künstler ausgestellt, meist von Mitgliedern des Vereins, aber auch von nationalen und internationalen Gästen. Der Verein feierte 2016 das 175. Jubiläum mit einer historischen „Popup“-Ausstellung, dem Jubiläumsfest mit einer Lichtinstallation von Philip Geist, einer historischen Ausstellung in der Kommunalen Galerie, einer Ausstellung in der Zitadelle Spandau sowie einer Ausstellungsreihe mit 86 Arbeiten der derzeit aktiven Mitglieder.[6][7] Das Jubiläumsjahr stand unter der Schirmherrschaft von Staatsministerin Monika Grütters.[8] Der Dachstuhl und die Fassade am Schöneberger Ufer 57 wird mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) saniert.[9]

Mitgliedschaft

Um eine Mitgliedschaft kann sich jeder in Berlin lebende und professionell arbeitende Künstler bewerben. Bezüglich der künstlerisch-stilistischen Ausrichtung der Arbeiten gibt es dabei keine Vorgaben. Es gibt auch keine Altersbeschränkung, jedoch bewerben sich nur wenig junge Künstler für eine Mitgliedschaft, daher bewegt sich die aktuelle Altersspanne überwiegend zwischen 35 und 60 Jahren.[2] Die Künstler kommen überwiegend aus Deutschland, einige auch aus dem Ausland, alle leben und arbeiten jedoch schwerpunktmäßig in Berlin.

Frauen dürfen dem Verein erst seit 1990 beitreten,[10] trotzdem ist der Anteil weiblicher und männlicher Mitglieder heute in etwa gleich groß. Der Vorstand ist vollständig mit weiblichen Mitgliedern besetzt.[11] Erste Vorsitzende des Vereins ist seit 2007 die Malerin Sabine Schneider.

Die Mitgliedschaft im VBK ist kostenpflichtig. Der Mitgliedsbeitrag belief sich bis 2022 auf 120 Euro pro Jahr, ab dieser Zeit bis heute auf 180 Euro. Außerdem tragen die ausstellenden Mitglieder anteilig die Kosten für die jeweils stattfindenden Ausstellungen.[2]

Literatur

  • Max Schlichting (Hrsg.): Hundert Jahre Berliner Kunst. Im Schaffen des Vereins Berliner Künstler. Selbstverlag des Vereins Berliner Künstler, Berlin. 1929.
  • Anke Matelowski (Hrsg.): Berliner Künstlerleben. Fotografien und Dokumente des Vereins Berliner Künstler seit 1841. Ausstellung vom 3. Juni bis 5. August 2007. Akademie der Künste, Berlin 2007, ISBN 978-3-00-021359-5.
  • Ludwig Pietsch: Verein Berliner Künstler gegr. 19. Mai 1841: Festschrift zur Feier seines fünfzigjährigen Bestehens 19. Mai 1891. Verlag von Amsler & Ruthardt (Gebr. Meder), Berlin 1891 (Digitalisat).
  • Helmut Börsch-Supan: Verein Berliner Künstler. Versuch einer Bestandsaufnahme von 1841 bis zur Gegenwart, Nicolai, Berlin 1991, ISBN 3-87776-703-6.
  • Walter Horn: Tradition und Aufgabe. 100 Jahre Verein Berliner Künstler. In: Die Kunst im Dritten Reich. Bd. 5 (1941), Folge 6, Juni, S. 182–189.
  • Rudolf Pfefferkorn: Von Schadow bis Gärtner. Zeichnungen aus dem Besitz des Vereins Berliner Künstler, Stapp Verlag Berlin, 1980, ISBN 3-87584-381-9.

Weblinks

Commons: Verein Berliner Künstler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Schöneberger Ufer 57 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Verein Berliner Künstler - Verein Berliner Künstler | VBK. In: www.vbk-art.de. Abgerufen am 26. Mai 2016.
  2. a b c Verein Berliner Künstler | VBK - Verein Berliner Künstler | VBK. In: www.vbk-art.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Mai 2016; abgerufen am 26. Mai 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vbk-art.de
  3. Ulrike Krenzlin: Johann Gottfried Schadow. Ein Künstlerleben in Berlin. Stuttgart – Berlin 1990. ISBN 3-345-00467-4, S. 84–86.
  4. Peter Paret: Die Berliner Secession. Moderne Kunst und ihre Feinde im Kaiserlichen Deutschland. Severin und Siedler, Berlin 1981, S. 28–29
  5. „Berliner Künstlerleben. Fotografien und Dokumente des Vereins Berliner Künstler seit 1841“ im Archiv-Kabinett der Akademie der Künste | Akademie der Künste - Berlin. In: www.adk.de. Abgerufen am 26. Mai 2016.
  6. http://www.vbk-art.de/index.php/de/archiv-15.html Jubiläumsfest, abgerufen am 26. Mai 2016
  7. Ausstellungen, aufgerufen am 26. Mai 2016
  8. Kommunale Galerie, abgerufen am 26. Mai 2016
  9. Stiftung fördert Sanierungen: 17 Baudenkmale in Berlin bekommen Zuschüsse, sechs im Citybezirk. Abgerufen am 8. April 2020.
  10. „Berliner Künstlerleben. Fotografien und Dokumente des Vereins Berliner Künstler seit 1841“ im Archiv-Kabinett der Akademie der Künste | Akademie der Künste - Berlin. In: www.adk.de. Abgerufen am 26. Mai 2016.
  11. Vorstand (Memento desOriginals vom 26. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vbk-art.de, abgerufen am 26. Mai 2016

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