Raketenartilleriebataillon 122

Raketenartilleriebataillon 122
— RakArtBtl 122 —


links: Internes Verbandsabzeichen,
mitte: Verbandsabzeichen 12. PzDiv 1962-1993
rechts: Verbandsabzeichen 10. PzDiv 1993-2006
Aktiv1961 – 2006
Staat Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Heer
TruppengattungArtillerietruppe
Unterstellung12. PzDiv 1962 – 1993,
10. PzDiv 1993 – 2006
Hauptwaffe:MGR-1 Honest John,
Lars 1+2,
MLRS
Offizierkorps, 1984
Raketenabschuss aus einem (US-)MARS-Werfer
Fliegerabwehrgruppe der 1./122 auf dem Truppenübungsplatz Munster, 1988
Wappenkachel der 2. Batterie

Das Raketenartilleriebataillon 122 gehörte zur Divisionsartillerie der 12. bzw. 10. Panzerdivision des Heeres der Bundeswehr.

Geschichte

Ereignisse

Das Bataillon wurde 1961 als Raketenartilleriebataillon 92 in Großengstingen aufgestellt. Im Dezember 1962 fand der Verschuss der ersten Honest-John-Rakete statt. Im Mai 1963 erfolgte die Verlegung von Großengstingen nach Philippsburg. Mit der Umgliederung des Heeres wurde es 1964 dem Artillerieregiment 12 im Verband der 12. Panzerdivision unterstellt und entsprechend auf „122“ umbenannt. Im April 1965 war die Übergabe der Truppenfahne durch Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel in Münster. Im Juli 1968 war die 1. Batterie in Pforzheim im Katastropheneinsatz.[1] Mit der Verlegung nach Philippsburg wurde dem nuklearfähigen Bataillon zur Sicherung der Sonderwaffen das 3rd USA Arty Detachment (USAFAD) zugeordnet. Oktober 1975 Teilnahme an der NATO-Herbstübung REFORGER 75. Der letzte Verschuss einer Honest John-Rakete war am 16. September 1978. Zu Ehren der Stadt Philippsburg wurde am 7. Juli 1984 der Große Zapfenstreich im Stadion aufgeführt.

Brigadegeneral T. E. Swain, Artilleriekommandeur V. US-Korps, besuchte im Herbst 1992 das Bataillon in Philippsburg und wurde über die deutschen Besonderheiten zum Waffensystem MLRS/Mars informiert. Folge war eine Einladung, im August 1993 unter seiner Leitung unter dem Motto „Scharfer Schuss und Partnerschaft“ auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr mit 4th (US) Bataillon 27th Fieldartillery, Babenhausen zu üben. Dabei erfolgte der Austausch von Teileinheiten und Personal zwischen den Verbänden auf allen Ebenen bis in die Werferbesatzungen. Krönender Abschluss war die Teilnahme an einem großen Vorführungsschießen des V. US-Korps, Stuttgart, in das auch französische MLRS, US-Kampfhubschrauber und -Kampfflugzeuge eingebunden waren.[2]

Der Tag der Offizieranwärter in der 12. Panzerdivision wurde 1992 im Bataillon unter Leitung von Generalmajor Hartmut Bagger durchgeführt. In diesem Jahr hatte das Bataillon 12 Offizieranwärter der Artillerie auszubilden, die alle dabei auch - neben anderen NATO-Soldaten - an einem französischen Einzelkämpferlehrgang erfolgreich teilnahmen und den Lehrgangsbesten stellten.

Anfang des Jahres 1993 wurde das Bataillon von Philippsburg nach Walldürn verlegt. Dabei waren zahlreiche Berufssoldaten sozialverträglich in benachbarten Standorten zurückzulassen und im neuen Standort Offiziere und Unteroffiziere der dort aufgelösten Bataillone Panzergrenadierbataillon 362 und Panzerartilleriebataillon 365 zu integrieren. Zwei Hauptleute, die als Offiziere aus der NVA kamen, wurden Batteriechefs.

Mit Auflösung der 12. Panzerdivision, Veitshöchheim, Unterstellungswechsel zum 1. Oktober 1993 unter die 10. Panzerdivision, Sigmaringen.[3] Im Dezember 2002 wurde das aktive Bataillon aufgelöst; die meisten Bataillonsangehörigen fanden eine Anschlussverwendung im neuaufgestellten Logistikbataillon 461. Die 4./122 blieb aktiv im teilaktiven „RakArtBtl 122 ta“ in Hermeskeil.[4] Mit Einnahme der Heeresstruktur Neues Heer erfolgte im Dezember 2006 die endgültige Auflösung.[5] Die 4./122 wurde 2006 in die Raketenwerferbatterie (MARS), der 4./Artilleriebataillon 295 der Deutsch-Französischen Brigade integriert.[6]

Die Sportfördergruppe 12/7 (später 12/9) war ab 1976 der Begleitbatterie 12, ab 1985 der 1./122 unterstellt. Die Sportsoldaten G. Laier, R. Heugabel, R. Trik, J. Locher und M. Haas wurden als Ringer in ihren Klassen mehrfach Deutsche Meister.[7]

Hauptwaffe

Gliederung und Großgerät

Die 1./- Batterie war die Stabs- und Versorgungsbatterie, 2./-, 3./- und 4./- Batterie die „schießenden Batterien“, 5./- die Wach- und Begleitbatterie. Die Erstaufstellung erfolgte mit je 4 Werfern MGR-1 Honest John in den schießenden Batterien. 1971 erfolgte die Ausstattung der 3./- und 4./- Batterie mit jeweils acht Mehrfachraketenwerfern LARS (Leichtes Artillerie-Raketen-System).[8] Im September 1977 erfolgte die Übernahme der neuen Lkw 10 t gl MAN. 1982 wurden die Honest John-Werfer der 2./- abgegeben.

Zur Verbesserung der Trefferlage der LARS-Werfer wurde 1984 das Feuerleitgerät FERA eingeführt.[9] 1986 wurde die Wach- und Begleitbatterie zur selbständigen Begleitbatterie 12 ausgegliedert. Am 7. November 1990 wurden die ersten 4 Mehrfachraketenwerfer MLRS übernommen und 1991 nur noch die 2./- mit LARS ausgestattet. 3./- und 4./- erhielten je 6 Mehrfachraketenwerfer MLRS.[10] Die LARS-Werfer der 2./- wurden 2000 abgegeben und auch diese Batterie mit MARS ausgestattet.

Kommandeure

  • Peller v. Ehrenberg 1961–65
  • Fingerhuth 1965–66
  • Kalb 1966–71
  • Haller 1971–76
  • Münz 1976–82
  • Greiselis 1982–86
  • Schneider 1986–89
  • Hofmeyer 1989–91
  • Wyrwoll 1991–93
  • Schmitz 1993–96
  • Klein 1996–2001
  • Simberg 2001–02

Patenschaften

  • Februar 1977: 3rd USAFAD, Philippsburg
  • August 1977: 1st Bn 80th Field Artillery, Aschaffenburg
  • Juli 1984: Philippsburg
  • November 1990: 4th Bn 27th Field Artillery, zunächst Wertheim, später Babenhausen
  • 1991: Artillerieregiment 12, Hagenau[11]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Festschrift 1991 zu 30 Jahre Raketenartilleriebataillon 122 / Garnison Philippsburg. Kruse-Druck, Philippsburg
  • Festschrift aus Anlass des 25 Jährigen Bestehens der Garnison Philippsburg und des Raketenartilleriebataillons 122. Schnelldruck Bongers, Philippsburg Oktober 1986.
  • Artillerie der Bundeswehr, 1980–2009, Die Geschichte einer Truppengattung. Gesellschaft für Artilleriekunde e. V., Informationsschrift für die Mitglieder, 2/2010

Weblinks

Commons: Raketenartilleriebataillon 122 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 25 Jahre Raketenartilleriebataillon 122, S. 14
  2. Scharfer Schuss und Partnerschaft. In: bundeswehr aktuell. (Z 8512 B) vom 28. September 1993, S. 3
  3. Berichte Mainpost und Fränkische Nachrichten am 25. September 1993
  4. Das weitere aktive (Kader-)Personal war beim Raketenartillerielehrbataillon 52 in derselben Kaserne funktionsgleich eingesetzt. Artillerie der Bundeswehr, S. 77
  5. Artillerie der Bundeswehr, S. 156 (s. Literatur)
  6. Artillerie der Bundeswehr, S. 120 (s. Literatur)
  7. 25 Jahre Raketenartilleriebataillon 122, S. 23.
  8. Nachtschießen einer Vollserie youtube.com
  9. Funktionsweise und Einsatz (Memento desOriginals vom 1. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/m136.de
  10. Einsatz, Schuss und Laden des MARS-Werfers youtube.com
  11. 12e régiment d’artillerie in der französischsprachigen Wikipedia

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A 227 mm multiple launch rocket system elevates its launcher loader module to firing position during Exercise REFORGER '85.
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Kachel des 2. Raketenartilleriebataillon 122 in der Salm-Kaserne in Philippsburg
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Fliegerabwehrgruppe der 1. Batterie des Raketenartilleriebataillon 122 beim Schiessen mit der Mk20mm auf dem Truppenübungsplatz Munster
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Bild des Offizierkorps vor dem Eingang des Stabsgebäudes in der Salm-Kaserne Philippsburg
In der Mitte vorne (mit schwarzem Koppel) der damalige Kommandeur Oberstleutnant Dr. Waldis Greiselis (*1939)