Raffinerie Burghausen

OMV Deutschland
RechtsformGmbH
Gründung1966
SitzBurghausen, Deutschland Deutschland
Mitarbeiterzahl472 (2016)[1]
BrancheMineralöl
Websitewww.omv.de

Die Raffinerie Burghausen ist eine Erdölraffinerie in der bayrischen Stadt Burghausen. Sie ist Teil der OMV Deutschland GmbH, die neben der Raffinerie auch Tankstellen und Tanklager betreibt. Mit einem Rohöleinsatz von 3,46 Mio. Tonnen/Jahr ist sie die kleinste noch bestehende erdölverarbeitende Raffinerie in Deutschland. Eine weitere Besonderheit der Raffinerie ist, dass sie kein Motorenbenzin herstellt, sondern den gesamten Benzinschnitt der Produktion petrochemischer Grundstoffe zur Verfügung stellt. Hiermit stellt sie weiterhin einen bedeutenden Teil des ChemDelta Bavaria dar. Der Rückstand der Raffinerie wird in einem, gemessen zum Rohöleinsatz, extrem groß dimensionierten Koker verarbeitet, weshalb auch kein Bitumen von der Raffinerie ausgestoßen wird.

Geschichte

Die Raffinerie wurde 1966 von der Deutschen Marathon Petroleum GmbH errichtet und nahm 1967 ihren Betrieb auf. Der Raffineriegründung vorausgegangen war 1962 die Gründung der Deutschen Marathon als Tochter der Marathon Oil Corporation, die das in Libyen geförderte Erdöl verarbeiten sollte. Ein Transport des von der Marathon geförderten Öls in die USA wäre unwirtschaftlich gewesen; so suchte man Möglichkeiten, das Öl in Europa zu verarbeiten. Gleichzeitig formierte sich die TAL zum Bau einer Pipeline von Italien nach Süddeutschland. Schließlich gab die Möglichkeit der Abgabe petrochemischer Erzeugnisse an die Chemieindustrie im Raum Burghausen den Ausschlag, hier die Raffinerie zu errichten. Nach nur knapp zwei Jahren Bauzeit wurde die Raffinerie in Betrieb genommen, nachdem die TAL-Pipeline 1966 fertiggestellt worden war.

Mit der Verhängung des Wirtschaftsembargos über Libyen durch die USA beschloss 1986 die Marathon Oil, sich aus dem Geschäft der Raffinerie in Burghausen zurückzuziehen, da sie hauptsächlich libysches Rohöl verarbeitete. Im Herbst 1987 nutzte die OMV AG die Chance und kaufte die Raffinerie von der Marathon. In den nachfolgenden Jahren wurde die Raffinerie umfangreich umgebaut und erweitert, um den neuen Umweltauflagen und veränderten Wettbewerbsbedingungen zu genügen.

Produktionsanlagen

Der Nelson-Index zum Vergleich der Komplexität verschiedener Raffinerien beträgt bei der Burghauser Raffinerie 7,3. Trotz einer geringen Anzahl von Prozessanlagen ist der Index relativ hoch, weil der Koker den Nelson-Index stark anhebt.[2]

Rohöldestillation

Die Raffinerie Burghausen besitzt eine Rohöldestillation in der verschiedene Fraktionen aus dem Rohöl destilliert werden. Bei 380 °C trennen sich die Bestandteile in: Flüssiggas, Naphtha, Kerosin, Gasöle und atmosphärischer Rückstand. Die Kapazität der Anlage wurde von 1978 mit 3.400.000 t/Jahr bis 2012 nur geringfügig auf 3.480.000 t/Jahr gesteigert.[3]

Koker

Zur Raffinerie gehört auch ein Koker, der die atmosphärischen Rückstände verarbeitet. Er ist einer von 4 in Deutschland betriebenen Kokern, die drei anderen befinden sich in der Miro, BP Gelsenkirchen und der Erdölraffinerie Emsland. Der Koker arbeitet nach dem Verfahren des delayed coking, in dem die schweren Bestandteile des Rohöles durch hohe Temperaturen aufgebrochen – gecrackt werden. Zurück bleibt Petrolkoks, ein Feststoff, der sich in den Kokstrommeln ansammelt. Die Gase, die wiederum Flüssiggas, Naphtha, Kerosin und Gasöle enthalten, werden destilliert und den entsprechenden Verarbeitungsanlagen zugeführt.[4]

Anders als in den meisten anderen Kokern, wo Vakuumrückstand verwendet wird, ist im Burghauser Koker atmosphärischer Rückstand das Einsatzprodukt. Die jährliche Leistung des Kokers liegt bei 1.560.000 Tonnen, wobei auch fremde Vakuumrückstände (Feedstock) aus anderen Raffinerien eingesetzt werden.

Kalziner

Der im Koker anfallende Petrolkoks wird anschließend im Kalziner kalziniert. In zwei Herdöfen werden bei 1.300 °C flüchtige Bestandteile des Petrolkokses verbrannt. Das anfallende Petrolkokskalzinat wird in der Stahlindustrie und der Elektrodenherstellung benötigt.[5]

Petrochemie

Die Flüssiggase und das Naphtha werden erst entschwefelt und anschließend in Dampfspaltöfen gecrackt. Das Pyrolysegas aus den Öfen wird hydriert und getrennt. So entstehen Ethylen und Propylen, die unter tiefen Temperaturen getrennt werden müssen. Auch entsteht hocharomatisches Pyrolysebenzin, das viel Benzol enthält. Dieses wird vom restlichen C-7 Benzin getrennt und gesondert verkauft.[6]

Mitteldestillate

Die Mitteldestillate Diesel und Kerosin werden entschwefelt und gemäß ihrer Verwendung geblendet (gemischt).

Claus-Anlage

In der Claus-Anlage wird der in den Entschwefelungen entstehende Schwefelwasserstoff in elementaren Schwefel umgewandelt. Dieser wir in der Reifenindustrie oder zur Herstellung von Schwefelsäure benötigt.

Rohöl und Feedstock

Die Raffinerie Burghausen erhält ihr Rohöl über die Transalpine Ölleitung. Diese nimmt ihren Anfang in dem Seehafen von Triest, hier wird das aus den Schiffen entladene Rohöl in Richtung Burghausen und der anderen angeschlossenen Raffinerien gepumpt. Nach der Alpenpassage wird bei Steinhöring das Rohöl in das dortige OMV Tanklager geleitet, wo es zwischengelagert werden kann. In einer 62 km lagen Stichpipeline gelangt das Rohöl von hier aus zur Raffinerie in Burghausen.[7]

Es werden hauptsächlich schwefelarme und hochwertige libysche Rohölsorten eingesetzt, aber auch Rohöle aus Saudi-Arabien und Kasachstan werden verarbeitet.[8]

Rohölpipeline Steinhöring – Burghausen

Die Abzweigung von der TAL von Steinhöring zur Raffinerie in Burghausen wird als Rohölpipeline Steinhöring – Burghausen bezeichnet. Die Gesamtlänge der Pipeline beträgt 62,26 km mit einem Durchmesser von 12" (Zoll), was in metrischen Maßen 323,9 mm sind. Der Schutzstreifen beträgt beidseitig mindestens 10 m und die Erdabdeckung der Pipeline mindestens 1 m.[9]

Feedstock

Neben Röhöl werden noch Feedstock eingesetzt:

Da die Raffinerie keine Ottokraftstoffe herstellt und daher keine Reformer benötigt, fällt auch kein überschüssiger Wasserstoff an, der in der Entschwefelung benötigt wird. So muss dieser extern eingekauft werden.

Produkte und Versand

Die Raffinerie stellt folgende Produkte her:

Der Versand der Produkte erfolgt hauptsächlich über Pipeline, Eisenbahn und Lkw.[10] Da die Raffinerie nicht an einen Wasserweg direkt angeschlossen ist, müssen die Produkte erst zur nächsten Verladestelle an die Donau gebracht werden. In unmittelbarer Nähe zur Raffinerie entsteht das Güterverkehrszentrum Burghausen.

Produktpipeline

Eine Produktpipeline führt zum Tanklager in Feldkirchen und von hier weiter nach Erding in das Tanklager des Flughafens München. In Feldkirchen können so transportgünstig Diesel und Heizöl für den Großraum München bereitgestellt werden. Bis zum Tanklager in Feldkirchen ist die Pipeline 87,2 km lang und hat einen Durchmesser von 8", was 219,1 mm entspricht. Von Feldkirchen führt die Produktpipeline weiter zum Flughafen München bei Erding, wo ein weiteres Tanklager vorgehalten wird. Das zweite Teilstück ist ebenfalls in 8" ausgeführt und hat eine Länge von 36,2 km. Durch die Pipeline sollen laut Betreiber OMV 50.000 Lkw-Ladungen entfallen.[11]

Ethylen- und Propylenleitung

Eine weitere Pipeline versorgt Chemieunternehmen wie Wacker und Borealis mit Ethylen und Propylen zur Kunststoffherstellung. Weitere Abnehmer sind über die Ethylen-Pipeline Süd angeschlossen.

Siehe auch

  • Liste von Raffinerien
BW

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.omv.de/SecurityServlet/secure?cid=1255770682833&lang=de&swa_id=463032087737.3924&swa_site= OMV-Broschüre zu 2016
  2. Burghausen Refinery - A Barrel Full. Abgerufen am 23. September 2019.
  3. Daten der Raffinerie beim Mineralölwirtschaftsverband (Memento vom 10. November 2013 im Internet Archive)
  4. http://www.omv.de/portal/01/de/omv_de/Ueber_OMV/OMV_in_Deutschland/Aktivitaeten_in_Deutschland/Raffinerie/Verfahren#Roh%C3%B6ldestillation Koker der Raffinerie
  5. http://www.omv.de/portal/01/de/omv_de/Ueber_OMV/OMV_in_Deutschland/Aktivitaeten_in_Deutschland/Raffinerie/Verfahren#Petrolkoksherstellung Kalzinieren des Kokses
  6. http://www.omv.de/portal/01/de/omv_de/Ueber_OMV/OMV_in_Deutschland/Aktivitaeten_in_Deutschland/Raffinerie/Verfahren#Petrochemie Petrochemie
  7. http://www.regierung.oberbayern.bayern.de/imperia/md/content/regob/internet/dokumente/bereich5/technischerumweltschutz/rohrleitungen/pfb_oelfernleitung_omv.pdf Planfeststellung zu den Produkt und Rohölpipelines der Raffinerie
  8. http://www.derboersianer.com/news/oesterreich/artikel/details/omv-raffinerie-burghausen-wird-wegen-libyschen-l-ausfalls-umgerstet256202.html@1@2Vorlage:Toter Link/www.derboersianer.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Rohöle für Burghausen
  9. http://www.regierung.oberbayern.bayern.de/imperia/md/content/regob/internet/dokumente/bereich5/technischerumweltschutz/rohrleitungen/pfb_oelfernleitung_omv.pdf
  10. http://www.omv.de/portal/01/de/omv_de/Ueber_OMV/OMV_in_Deutschland/Aktivitaeten_in_Deutschland/Raffinerie/Produktwege Produktwege der Raffinerie
  11. http://www.omv.de/portal/01/de/!ut/p/b0/04_Sj9CPykssy0xPLMnMz0vMAfGjzOLNDSxNjIwNjCz9fR3NDTydPL1CQsOMDN29DfQLsh0VAafeYEE!/ Angaben der OMV zur Pipeline

Koordinaten: 48° 11′ 37,7″ N, 12° 50′ 21,1″ O