Johann Ludwig Ernst Morgenstern

Das Innere einer gotischen Kirche, Öl auf Kupfer, um 1793

Johann Ludwig Ernst Morgenstern (* 22. September 1738 in Rudolstadt; † 13. November 1819 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Gemälde-Restaurator, Radierer und Maler.

Leben

Ein Bauernhof, 1794, Städelsches Kunstinstitut
Das Innere der Domkirche in Frankfurt, erleuchtet beim Fest der Christmette, mit vielen Figuren, Öl auf Kupfer, 1808
Frankfurt Am Main-Johann Ludwig Ernst Morgenstern-Nordseite der westlichen Zeil vom Roten Haus bis zum Weidenhof, 1793

Morgenstern war Schüler seines Vaters Johann Christoph Morgenstern (1697–1767), der als Kammerdiener und Porträtmaler in den Diensten der Fürsten des Hauses Schwarzburg-Rudolstadt stand. Sein 1739 geborener Bruder Friedrich Wilhelm Christoph Morgenstern folgte später der Position seines Vaters nach. Die Geschwister sind der zweiten der sich insgesamt über fünf Generationen erstreckenden Künstlerfamilie zuzurechnen, die mit Johann Ludwig Ernst erstmals ihre thüringische Heimat verließ.

Bereits in jungen Jahren zeichnete er Pferde und Schlachtengemälde nach Kupferstichen von Georg Philipp Rugendas mit solchem Talent, dass ihm sein Vater im elterlichen Haus bald nur noch wenig Unterstützung gewähren konnte. Ab 1766 besuchte er die Akademie der Gemäldegalerie in Salzdahlum, wo er unter Ludwig Wilhelm Busch (1703–1772) arbeitete.[1] Der Weg führte ihn 1768 nach Hamburg, wo er Gemälde restaurierte, und 1769 nach Frankfurt am Main, wo er Aufnahme in die Werkstatt von Christian Georg Schütz d. Ä. fand. Nach drei Jahren in Darmstadt kam er 1772 wieder nach Frankfurt zurück.

Sein ursprünglicher Plan, nach Utrecht weiter zu ziehen, zerschlug sich, als er Eingang in das Atelier von Johann Andreas Benjamin Nothnagel (1729–1804) fand, wo er mehrere Jahre auf dem Gebiet der Landschafts-, Pferde- und Genremalerei tätig war. Durch seinen früheren Lehrmeister Schütz lernte er in dieser Zeit den jungen Schweizer Architekturmaler Johann Vögelin kennen.[2] Er konnte ihn derart für das Genre begeistern, dass sich Morgenstern ab diesem Zeitpunkt fast ausschließlich in dieser Nische der Malerei, vor allem aber der Kirchenmalerei, betätigte.

Durch Heirat mit Anna Maria Alleinz erlangte Morgenstern am 17. September 1776 das Frankfurter Bürgerrecht und durch Übergabe eines Meisterstücks, das ein Kircheninneres darstellt, zugleich auch das Meisterrecht. Aus der Ehe ging sein am 8. Oktober 1777 geborener Sohn Johann Friedrich Morgenstern hervor, der später ebenfalls ein bekannter Maler wurde.

Morgenstern war bis ins hohe Alter in seinem Fach tätig, zeitgenössische Berichte erwähnen vor allem die für einen Miniaturmaler außergewöhnliche Tatsache, dass er bis zuletzt ohne Brille arbeiten konnte. Er starb am 13. November 1819 mit 81 Jahren, sein Grab auf dem Peterskirchhof ist nicht erhalten. Der Frankfurter Pfarrer und Historiker Anton Kirchner hielt seinen Nekrolog, in dem er sein stets heiteres und zufriedenes Gemüt würdigte.

Werk

Leonhardskirche, Holzhausenkapelle, (im Original) kolorierter Stich, 1790

Betätigte sich Morgenstern in seinen frühen Jahren noch als Maler von Schlachtengemälden und Landschaften, fertigte er später, vor allem seinen fruchtbarsten Jahren 1780 bis 1810 überwiegend Kirchen- und Gebäudeinterieurs in Miniaturform. Die Bilder dieser Zeit bestechen durch perfekte perspektivische und farbliche Behandlung, Beleuchtung und ihre Details. Es handelt sich überwiegend um Ölbilder, seltener Radierungen, erstere oft auf Kupfer, was ihre Brillanz nochmals steigert. Sie sind neben ihrem künstlerischen oft von unschätzbaren historischen Wert, da es sich um nahezu fotografisch-genaue Wiedergaben von Kirchen kurz vor den Wirren der Französischen Revolution, der durch sie bewirkten Säkularisation sowie oft radikalen klassizistischen Umgestaltungen handelt.

Bereits zu Lebzeiten wurden Morgensterns Gemälde, wie Philipp Friedrich Gwinner 1862 bemerkt, zu Bestpreisen „gleichsam von der Staffelei weggekauft“ und gelangten so auch oft in Privatbesitz und ins europäische Ausland. Seine Werke in Museumsbesitz finden sich vorwiegend in den Museen in Frankfurt am Main.

Neben der Malerei betätigte er sich auch als Restaurator, wofür schon seit Aufenthalt in Hamburg wichtige Grundlagen gebildet hatte. Durch seine Fähigkeiten gelangten über die Jahre auch wichtige alte Meister in seine Hände, von denen er sich im Rahmen der Restaurierung auch häufig kleine private Kopien fertigte. Mit den Ölminiaturen stellte er sich nach und nach in einem Schränkchen mit Flügeltüren ein privates Gemäldekabinett zusammen, das sein Sohn weiterführte, aber erst durch seinen Enkel Carl Morgenstern vollendet wurde. Der Mittelteil des Kabinetts enthielt 75, die Türen je 65 Bilder. Das Morgensternsche Miniaturkabinett wurde 1857 nach England verkauft, konnte in neuerer Zeit aber wieder nach Frankfurt zurückerworben werden, wenngleich es auch nicht mehr die ursprüngliche Bestückung mit Bildern besitzt.

Literatur

  • Gerhard Kölsch: Schöpfer der Innenansichten von St. Leonhard. Zu Johann Ludwig Ernst Morgenstern und Johann Friedrich Morgenstern, in: Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard in Frankfurt am Main, hg. von Verena Smit, Bettina Schmitt, Ausst. Kat. Dommuseum Frankfurt, Regensburg 2019, S. 51–59.
  • Friedrich Gwinner: Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom dreizehnten Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städel’schen Kunstinstituts. Verlag von Joseph Baer, Frankfurt am Main 1862, S. 389–396
  • Rosa Schapire: Johann Ludwig Ernst Morgenstern – Ein Beitrag zu Frankfurts Kunstgeschichte im 18. Jahrhundert. Heitz, Straßburg 1904 (Dissertation)
  • Wilhelm Stricker: Morgenstern. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 230 f.

Weblinks

Commons: Johann Ludwig Ernst Morgenstern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Er war Inspektor der Gemäldegalerie des Braunschweiger Lustschlosses Salzdahlum.
  2. Über Vögelin wurde berichtet wird, dass er später Professor an der Kunstschule in Düsseldorf geworden sei, was aber zweifelhaft ist. – Vgl. Albert M. Debrunner: Das güldene schwäbische Alter. Johann Jakob Bodmer und das Mittelalter als Vorbildzeit im 18. Jahrhundert. Dissertation Universität Basel 1994. Epistemata: Reihe Literaturwissenschaft, Band 170, Königshausen & Neumann, Würzburg 1996, ISBN 3-8260-1178-3, S. 183 (online)

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Frankfurt Am Main-Johann Ludwig Ernst Morgenstern-Nordseite der westlichen Zeil vom Roten Haus bis zum Weidenhof-1793.jpg
Frankfurt am Main: Nordseite der westlichen Zeil vom Roten Haus bis zum Weidenhof. Johann Adam Dick kauft 1766 das seit längerem leerstehende Gasthaus ROTES HAUS, riss den Altbau im Stile der Spätrenaissance ab und ersetzte ihn durch diesen Neubau im Stil des Spätbarocks. Der Neubau verfügte über einen großen Konzertsaal. Das Hotel/Gasthaus sollte wieder wie früher zum ersten Haus in Frankfurt werden. 1798 starb Johann Adam Dick. Die Franzosen besetzten Frankfurt. 1837 wurde Fürst von Thurn und Taxis Eigentümer, der das ROTE HAUS zur Poststation umbaut. 1890 wurde hier das Hauptpostgebäude gebaut, dass 1944 durch Bomben zerstört wurde. Nach dem Krieg zunächst Wiederaufbau in neuer Form. Heute steht hier die Immobilie MYZEIL. Links vom Roten Haus steht das westlich angrenzende Palais der Frankfurter Färber-Dynastie Böhler. Diese errichteten ihr Palais in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es wurde durch die Bibliothek des berühmten Bibliophilen und Privatgelehrten Zacharias Konrad von Uffenbach berühmt. In direkter Nachbarschaft steht dann das westlich anstoßende kleinere Stadthaus des Frankfurter Arztes und Naturwissenschaftlers Dr. Peter Pasquay (1720 Frankfurt-1777 Frankfurt). Er war Nachkomme französischer Emigranten der Hugenottenzeit, die u.a. durch Tuch- und Seidenhandel zu Reichtum gekommenen waren. Peter Pasquay studierte um 1744 an der Universität Leyden Medizin und wurde 1770 zum Anhalt-Dessauischen Hofrat und Leibarzt ernannt. Neben seiner Tätigkeit als Arzt war er leidenschaftlicher Mineraliensammler und überdies auch ein guter Mineralienkenner. Sein ca. 900 Stücke umfassendes berühmte Kabinett war u.a. Goethe bekannt und wurde nach seinem Tod ganzteilig versteigert. Der Tübinger Professors Gottlieb C. Chr. Storr (1749-1821) erwarb die Mineraliensammlung und ließ sie nach Tübingen transportierten. Dort bewunderte u.a. Goethe im September 1797 die Sammlung auf seiner Reise in die Schweiz. Prof. Storr verkaufte 1819 diese Sammlung an das Königlich Württembergische Naturalienkabinetts, übrigens sehr zum Mißfallen der Universität Tübingen, und erhielt dafür von der königlichen Hofkammer eine Abfindung in Höhe von 13 000 Gulden. Heute gehört die Sammlung des Dr. Peter Pasquay aus Frankfurt am Main, jetzt auch Storrsche Sammlung genannt, als Anschauungsmaterial für den akademischen Naturkundeunterricht, zum Bestand des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart. Die von Prof. Storr 1780 erworbenen Stücke der ursprünglichen Kollektion Pasquay sind heute noch kenntlich an typischen Nummernschildchen, die von Pasquay selbst angebracht wurden. Anhand dieser Nummernschildchen läßt sich auch heute noch durch Vergleich mit dem 1777 in Frankfurt erschienenen „Catalog Pasquay" der für die Wissenschaft so wichtige Fundort einer Mineralstufe der genannten Sammlung feststellen, falls das Etikett verloren ist. Der „Catalog Pasquay" wurde seinerzeit beim Kauf der Sammlung Storr vom Naturalienkabinett miterworben. Ein letztes Exemplar des „Catalog Pasquay" besitzt die Universitäts- und Landesbibliothek in Darmstadt. Der prachtvollen Giebelaufbau und fünf Fenster des ersten Obergeschosses des Stadthauses von Dr. Peter Pasquay wurden später in die Fassade des Hauses Untermainkai 12 eingebaut. Heute ist hier der sanierte Sitz der Nassauischen Heimstätte. Diese Geschäfts/Bürohaus Untermainkai 12 ist im Kern noch klassizistisch und aus den 1820er Jahren, wurde jedoch teilweise später modern verändert. Das Stadthaus des Dr. Peter Pasquay selbst wurde 1725 erbaut und 1899 niedergelegt.
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Das Innere der Domkirche in Frankfurt, erleuchtet beim Fest der Christmette, mit vielen Figuren, Öl auf Kupfer