Johann Georg Lange (Kupferstecher)

Johann Georg Lange (* vor 1673; † um 1689)[1] war ein deutscher Zeichner und Kupferstecher,[2] der in regelmäßigen Briefkontakt mit dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz stand.[3]

Leben

Die späten Jahre des Kupferstechers Johann Georg Lange sind eng mit dem Wirken des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz verknüpft:[4][3]

Nach dem Tod von Johann Friedrich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, wurden die Fähigkeiten des seit 1677 in der Residenzstadt Hannover und bis dahin als Hofrat und Bibliothekar tätigen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz unter dem Regierungsnachfolger Ernst August nun „ganz in den Dienst der juristischen und historischen Legitimierung der politischen Ansprüche des Welfenhauses gestellt“. Auf dem gewünschten Weg des neuen Landesherrn zur Erlangung der Neunten Kurwürde sollte für den verstorbenen Monarchen ein repräsentativ-pompöses Staatsbegräbnis in der Hofkirche inszeniert werden. Hierzu erarbeitete Leibniz das emblematische Bildprogramm sowohl für den Sakralbau und insbesondere das „Castrum doloris“. Um das Staatsbegräbnis im Bild festzuhalten, holte Leibniz den Kupferstecher Johann Georg Lange aus Hamburg nach Hannover,[4] der nach anderen Quellen jedoch schon ab circa 1673 in Hannover tätig gewesen sein soll.[1]

Jacob Franz Kotzebue (1621–1685), königlich-schwedischer Leibarzt;
Kupferstich von Lange nach „Henricus Meibomius

Tatsächlich schuf Johann Georg Lange erst 1685 jenen Kupferstich, der den Leichenzug für den nach katholischem Ritus im Jahr 1680 bestatteten Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg zeigt.[5]

Auch während verschiedener Forschungsreisen von Leibniz brachten die Briefe des Kupferstechers Lange dem Universalgelehrten regelmäßig Neuigkeiten aus der Residenzstadt und ihrem Hofstaat.[3]

Zu Zeiten Langes waren auch bekannte Persönlichkeiten häufig durch Pocken-Narben im Gesicht verunstaltet. Während zeitgenössische Maler solche Narben in der Regel nicht mit ins Bild nahmen, ist der Kupferstecher Lange einer von zwei bekannten hannoverschen Kupferstecher, die solche Pockennarben wenigstens zurückhaltend andeuteten, wie Lange beispielsweise bei seinem Brustbild des Arztes Jacob Franz Kotzebue.[6]

Bis zu seinem Tod um das Jahr 1689 war Johann Georg Lange der einzige Kupferstecher in der seinerzeit im Bereich der bildenden Kunst eher durch Sparsamkeit geprägten Residenzstadt. Erst mit dem 1716 als Bibliotheks-Kupferstecher angestellten und 1744 verstorbenen Nicolaus Seeländer verfügte das Haus Hannover wieder über einen eigenen Stecher.[1]

Weitere Werke

Ferner sind bekannt:

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Eines von 60 Stichen Langes von der Leichen-Prozession für den am 21. April 1680 in der Fürstengruft im Leineschloss in Hannover beigesetzten Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg;
aus: IIusta Funebria Serenissimo Principi Joanni Friderico Brunsvicensium Et Luneburge ..., Rinteln: Gottfried Kaspar Wächter, 1685; Provenienz: Otto Grote zu Schauen, Universität Helmstedt und Herzog August Bibliothek; versteigert um 2010 bei Christie’s

Literatur

Weblinks

Commons: Johann Georg Lange – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Band 20, Deutscher Kunstverlag, 1981, ISSN 0078-0537, S. 136f., 147; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. a b c d e f Katalog der graphischen Porträts in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Reihe A: Die Porträtsammlung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Bd. 45: Register, Teil 4: Künstler (Maler, Zeichner, Stecher), München: KG Saur Verlag, 2007, ISBN 978-3-598-31805-4 und ISBN 978-3-598-31805-4, S. 218; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. a b c Paul Ritter (Bearb.): Gottfried Wilhelm Leibniz. Sämtliche Schriften und Briefe, Reihe 1: Allgemeiner politischer und historischer Briefwechsel, hrsg. vom Leibniz-Archiv der Gottfried-Wilhelm-Bibliothek, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, Bd. 4: 1684 - 1687, durchgesehener Nachdruck der Erstausgabe Berlin, Akademie-Verlag, Leipzig, Koehler und Amelang, 1950; Hildesheim: Olms, 1990, ISBN 978-3-05-001033-5 und ISBN 3-05-001033-9, S. xxxvi; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. a b Jill Bepler: Ansichten eines Staatsbegräbnisses. Funeralwerke und Diarien als Quelle zeremonieller Praxis, in Jörg Jochen Berns, Thomas Rahn (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und früher Neuzeit ( = Frühe Neuzeit, Bd. 25), Tübingen: Niemeyer, 1995, ISBN 978-3-484-36525-4 und ISBN 3-484-36525-0, S. 183–197; hier v. a. S. 188
  5. Andreas Fahl: Bestattung und Begräbniswesen bis 1850, in: Weinet nicht, wir sehen uns wieder. Trauerkultur in Hannover von 1600 bis heute (= Schriften des Historischen Museums Hannover, Band 24), Hannover: HMH, 2005, ISBN 978-3-910073-26-5 und ISBN 3-910073-26-3, S. 21; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Alheidis von Rohr: Kostüme im graphischen Bildnis – Realität oder Maskerade?, in Peter Berghaus (Hrsg.): Graphische Porträts in Büchern des 15. bis 19. Jahrhunderts ( = Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 63) ( = Teil der Bibliothek des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. in Frankfurt am Main), Wiesbaden: Harrassowitz, 1995, ISBN 978-3-447-03730-3 und ISBN 3-447-03730-X, S. 149–158; hier: S. 152; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Kupfertitel als Digitalisat der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
  8. Christoph Harer: „... quei concenti con lamenti“. Italienische Musiker am Hofe Johann Friedrichs in Hannover, in Heinz Duchhardt (Hrsg.), Zaur Gasimov (Red.): Jahrbuch für europäische Geschichte, herausgegeben am Institut für Europäische Geschichte, Band 11 (2010), R. Oldenbourg Verlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59784-4, ISSN 1616-6485, S. 55ff.; hier: S. 55, 76; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. Inventar-Nummer VM 27751, vergleiche Andreas Fahl, Alheidis von Rohr: Gedruckte Leichenpredigten, Trostgedichte und private Nachrufe, in diess.: Lebenslauf - Lebensfeste. Geburt, Heirat, Tod. (= Schriften des Historischen Museums Hannover, Heft 6), Begleitheft zur Ausstellung, 1994, ISBN 978-3-910073-07-4 und ISBN 3-910073-07-7, S. 107–110; hier: S. 107

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1680-04-21 Johann Georg Lange Kupferstich Justa Funebria Principi Joanni Friderico Brunsvicensium et Luneburge.jpg
Eines von mehr als 87 Kupferstichen anlässlich der nach katholischem Ritus ausgeführte Bestattungs-Zeremonie für den am 21. April 1680 in der Fürstengruft des Leineschlosses in Hannover beigesetzten Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg. Der hier als Doppelseite übertitelte Stich

„DIE ANDERE SEITE DER HERZOGLICHE LEICHE“

zeigt den von Baldachin-Trägern umringten Sarg des verstorbenen Monarchen hinter acht mit schwaren Decken verhängten Zug-Pferden. Das Gesamtwerk mit dem Titel

„Iusta Funebria Serenissimo Principi Joanni Friderico Brunsvicensium Et Luneburge: Duci A Revermo Et Sermo Fratre Ernesto Augusto Episcopo Osnabrugensi Duci Brunsv: Et Luneb. Persoluta“

erschien 1685 bei dem Fürstllich Hessen-Schauenburgischen Universitäts bestallten Buchdrucker Gottfried Kaspar Wächter in den Maßen 446 x 310mm. Der hier gezeigte Stich stammt aus der Provenienz des braunschweig-lüneburgischen Staatsmannes Otto Grote datiert März 1690 mit einer Geschenk-Inschrift für die Universität Helmstedt. Auch zwei Tinten-Stempel der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, darunter ein Ausgangs-Stempel gehört zu dem Lot, für das das Auktionshaus Christie’s um 2010 zunächst einen Schätzpreis von 2.500 bis 3.500 GBP ausrief und dann den Zuschlag bei 4.000 GBP erteilte.
JacobFranzKotzebue.jpg
Jakob Franz Kotzebue (* 13. März 1621; 4. Oktober 1685), königlich-schwedischer Leibarzt