Institut für Produktentwicklung Karlsruhe

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IPEK – Institut für Produktentwicklung
IPEK – Institut für Produktentwicklung
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Kategorie:Forschungseinrichtung

Karlsruher Institut für Technologie

Standort der Einrichtung:Kaiserstr. 10, 76131 Karlsruhe
Art der Forschung:Angewandte Forschung
Fächer:Ingenieurwissenschaft
Fachgebiete:Antriebssysteme, Tribologische Systeme, Entwicklungs- und Innovationsmanagement, Kupplungen und Bremsen in Antriebssystemen, Validierung technischer Systeme, Leichtbau, Gestalt-Funktion-Zusammenhänge in der Konstruktion, Produktgenerationsentwicklung, NVH und Fahrzeugakustik, Power-Tools
Leitung:Albert Albers, Sven Matthiesen, Sascha Ott
Mitarbeiter:ca. 70 Wissenschaftliche Mitarbeiter, 20 Mitarbeiter in Administration und Werkstatt, über 350 studentische Hilfskräfte
Homepage:ipek.kit.edu

Das IPEK – Institut für Produktentwicklung ist eine Forschungseinrichtung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und versteht sich als ein Zentrum der wissenschaftlichen Produktentwicklung und der Innovation mit dem Schwerpunkt auf Antriebssystemen, Mobilität und Geräten.

Das grundlegende Forschungs-Konzept des IPEK zur Entwicklung der KaSPro – Karlsruher Schule für Produktentwicklung ist das parallele Forschen an Methoden und Prozessen der PGE – Produktgenerationsentwicklung kombiniert mit der Forschung zur Synthese und Validierung neuer technischer Systeme. Ziel ist es, dieses Konzept durch exzellente gemeinsame Leistung umzusetzen und die Ergebnisse kompetenzorientiert durch das KaLeP – Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung in Lehre und Weiterbildung zu vermitteln.

Geschichte

Die Anfänge des IPEK – Instituts für Produktentwicklung gehen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Aus der höheren Gewerbeschule, eine von fünf Fachschulen des damals noch genannten Polytechnikums Karlsruhe, gingen 1847 sowohl eine chemisch-technische Schule, geleitet von Karl Weltzien, als auch eine mechanisch-technische Schule hervor. Maßgeblichen Anteil an der Aufteilung und der daraus entstandenen Fakultät für Maschinenbau hatte Ferdinand Redtenbacher, der den Vorsitz der mechanisch-technischen Schule, später 1859 Maschinenbauschule, einnahm und als Begründer des modernen wissenschaftlichen Maschinenbaus gilt. Dabei konnte er auf Vorarbeiten von Wilhelm Ludwig Volz zurückgreifen.[1] Nach Ferdinand Redtenbacher wurden 1863 sowohl Franz Grashof, der unter anderem für seine Leistungen im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) große Anerkennung erlangte, als auch Josef Hart als Professoren berufen an die Schule gerufen.

Als Ursprung des IPEK – Instituts für Produktentwicklung kann die Berufung Karl Kellers als dritten Professor, neben Franz Grashof und Josef Hart, für den neu gegründeten Lehrstuhl „Maschinenelemente“ im Jahr 1869 angesehen werden. Er lehrte in den Fächern „Wasserkraftmaschinen“, „Hebezeuge“ und die schon von Ferdinand Redtenbacher durchgeführte Veranstaltung „Maschinenelemente“. Karl Keller blieb 39 Jahre Inhaber des Lehrstuhls bis er 1908 von Hans Bonte abgelöst wurde. In seine Zeit fällt unter anderem die erste Promotion 1903 über die damals neuartige Dampfschnellzugbahn mit einer mittleren Geschwindigkeit von 120 km/h. 1924 wurde Hans Kluge an das „Institut für Maschinenelemente und Kraftwagen“ berufen und übernahm den Lehrstuhl von Hans Bonte. Unter seiner Führung entwickelte sich das Institut rasch weiter und erhielt 1928 speziell für Kraftwagen die ersten Prüfstände. Aufgrund des großen Platzbedarfs der Prüfstände und um weiterhin jedem Studierenden einen eigenen Zeichenplatz zu ermöglichen, wurde dem Institut ein weiterer Prüfraum zur Verfügung gestellt.

Nach dem Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Instituts, wurde Karl Kollmann 1951 berufen und änderte den Namen des Instituts ein Jahr später in „Institut für Maschinenkonstruktionslehre und Kraftfahrzeugbau“ und damit einhergehend auch den Lehrstuhl in „Maschinenkonstruktionslehre“. Um der immer größer werdenden Anzahl von Studierenden gerecht zu werden wurde 1967 ein zweiter Lehrstuhl mit der Bezeichnung „Allgemeine Maschinenkonstruktionslehre“ gegründet, auf den Herman Reuter berufen wurde. Auf Karl Kollmann folgte 1973 Rudolf Haller, der sowohl den Lehrstuhl als auch den Institutsvorsitz übernahm. Für Herman Reuter wurde 1977 Peter Kuhn berufen. Der Lehrstuhl „Allgemeine Maschinenkonstruktionslehre“ wurde nach der Pensionierung von Peter Kuhn 1997 infolge der Sparmaßnahmen durch den Solidarpakt nicht wiederbesetzt.

Von 1996 an übernahm Albert Albers den Institutsvorsitz und den neu benannten Lehrstuhl für Produktentwicklung und Antriebstechnik, ehemals Lehrstuhl für Maschinenkonstruktionslehre, von Rudolf Haller. 2004 erfolgte auch die Umbenennung in Institut für Produktentwicklung (IPEK) um den Namen den Forschungsschwerpunkten anzupassen.[2] Um die Forschungsaktivitäten des IPEK nachhaltig zu strukturieren definierte Albert Albers sowohl die Karlsruher Schule für Produktentwicklung, kurz KaSPro, als auch das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung, kurz KaLeP. Außerdem initiierte Albert Albers aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs durch das G8 und der damit verbundenen steigenden Studierendenzahl die Wiedereinrichtung eines zweiten Lehrstuhls. 2010 wurde Sven Matthiesen auf den Lehrstuhl für Gerätekonstruktion und Maschinenelemente berufen.[3][4][5]

Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber

Übersicht über alle Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber
ZeitraumInstitutsleiterBildLehrstuhlinhaberName des LehrstuhlsInstitutsname
1847–1863VorsitzenderRedtenbacher Ferdinand Porträt.JPGFerdinand Redtenbachernoch keine BenennungDamals noch Technisch-Mechanische Fachschule, 1859 Umbenennung in Maschinenbauschule
1863–1892VorsitzenderFranz Grashof.jpgFranz Grashofnoch keine Benennung
1863 -

1901

n/aJosef Hartnoch keine Benennung
1869–1908n/aKarl KellerMaschinenelemente"Institut für Maschinenelemente und Kraftwagen"
1908–1924InstitutsleitungHans BonteMaschinenelemente
1924–1951InstitutsleitungHans KlugeMaschinenelemente
1951–1973InstitutsleitungKarl KollmannMaschinenkonstruktionslehreUmbenennung in "Institut für Maschinenkonstruktionslehre und

Kraftfahrzeugbau"

1967 -

1977

n/aHermann ReuterAllgemeine Maschinenkonstruktionslehre
1973–1996InstitutsleitungRudolf HallerMaschinenkonstruktionslehre
1977 -

1997

n/aPeter KuhnAllgemeine Maschinenkonstruktionslehre
seit 1996InstitutsleitungAlbert AlbersProduktentwicklung und Antriebstechnik,Umbenennung in "Institut für Produktentwicklung"
seit 2010Mitglied der kollegialen InstitutsleitungSven MatthiessenGerätekonstruktion und Maschinenelemente

Forschung

Die Forschung des Instituts untergliedert sich in zehn Forschungsfelder. Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten stehen Antriebssysteme und Mobilität, sowie Methoden und Prozesse der Produktentwicklung. Dieses Forschungsportfolio wird durch zwei zentrale, auf der Systemtheorie basierende Rahmenwerke umspannt: dem integrierten Produktentstehungsmodell –(iPeM) und dem X-in-the-Loop-Ansatz (XiL) zur Validierung mechatronischer Systeme.[6]

Forschungsfelder

Antriebssysteme

Im Fokus der Forschung stehen Methoden zur Entwicklung und Validierung konventioneller, hybrider und elektrischer Antriebssysteme unterschiedlicher Einsatzgebiete und Skalierungen. [7][8]Moderne Antriebssysteme leisten einen wesentlichen Beitrag zur Performance, Effizienz und nicht zuletzt zum Komfort eines Gesamtfahrzeugs. Dabei spielen die zunehmend komplexen Wechselwirkungen der integrierten Teilsysteme, die Antriebstopologie sowie die Betriebsstrategie eine entscheidende Rolle. Auf Basis des IPEK-X-in-the-Loop-Ansatzes (IPEK-XiL-Ansatzes) forscht das Institut an neuartigen Simulations- und Prüfumgebungen, welche es ermöglichen, Systemverständnis zu komplexen Vorgängen im Antriebssystem aufzubauen.[9] Dieses Wissen nutzt das IPEK, um innovative Antriebskomponenten und -systeme zu entwickeln.

Entwicklungs- und Innovationsmanagement

Das IPEK erforscht seit 1996 die Modellierung und Unterstützung von Produktentstehungsprozessen zum Zweck des Innovationsmanagements. Dabei werden zugehörige Methoden sowie Entwicklungsprozesse selbst stets in ihrer Anwendung und bei der Entwicklung technischer Systeme erforscht. Mit seinem Prozessmodell dem iPeM – integrierten Produktentstehungs Modell ist es möglich, Produktentstehungsprozesse agil abzubilden und Produkte integriert in enger Verknüpfung zur Entwicklung des zugehörigen Validierungs- und Produktionssystems sowie der geeigneten Strategie zu entwickeln.[10] Dabei unterstützt der am IPEK entwickelte und kontinuierlich erforschte Problemlösungsprozess SPALTEN sowie das durchgängige Verständnis der Produktentwicklung als PGE – Produktgenerationsentwicklung.[11] Zur Unterstützung von Entwicklerteams im Innovationsprozess werden Methoden und Tools zur Analyse zukünftiger Markt- und Kundenbedürfnisse entwickelt (bspw. Szenariotechnik), Methoden zur frühen und kontinuierlichen Validierung generierter Entwicklungsgenerationen und Methoden zur zielgerichteten Synthese mechatronischer Systeme entwickelt.[12] Die situations- und bedarfsgerechte Modellierung von Produktentstehungsprozessen und Unterstützung von Entwicklerteams erfolgt durch den Ansatz des ASD – Agile Systems Design. Dabei werden beispielsweise Mechanismen der flexiblen Prozessgestaltung eingesetzt, um Entwicklerteams im komplexen Kontext der Produktentwicklung das richtige Maß an Agilität zu verleihen. Hierdurch wird beispielsweise sichergestellt, dass einfache und komplizierte Entwicklungsaktivitäten auf Basis von bestehendem Produkt- und Prozesswissen geplant werden, um eine optimale Ressourcenkonstellation zu erreichen.[13]

C&C2-A Gestalt-Funktion-Zusammenhänge in der Konstruktion

Seit mehr als 20 Jahren forscht das IPEK unter dem Begriff Contact&Channel-Approach (C&C²-A) an Modellen zur Abbildung des Zusammenhangs von Gestalt und Funktion in technischen Systemen. Ziel ist es, die Analyse- und Synthese-Prozesse in der Konstruktion methodisch ganzheitlich zu unterstützen um damit effektiver und effizienter innovative Produktlösungen zu entwickeln.[14]

Der Contact&Channel-Approach (C&C²-A) beinhaltet drei Kernelemente und drei Grundhypothesen zu ihrer Anwendung. Das Wirkflächenpaar (WFP) entsteht, wenn zwei Oberflächen während der Funktionserfüllung in Kontakt treten. Die Leitstützstruktur (LSS) verbindet die WFPs. Sie kann je nach Modellzweck Teile von Komponenten bis hin zu ganzen Subsystemen beinhalten. Die Connectoren (C) ermöglichen die Berücksichtigung von Einflüssen außerhalb der Systemgrenze des Modells und unterstützen dadurch das Denken im System. Die Grundhypothesen beschreiben Möglichkeiten und Grenzen der Modellbildung mit dem C&C²-A. Die erste Grundhypothese beschreibt die Notwendigkeit der Interaktion in WFP für die Funktionserfüllung. Die zweite Grundhypothese beschreibt die zur Funktionserfüllung mindestens notwendigen Elemente (2 WFP verbunden durch eine LSS und eingebunden durch zwei C). Die dritte Grundhypothese beschreibt den fraktalen Charakter der Modellbildung, da Modelle der Gestalt-Funktion-Zusammenhänge abhängig von ihrem Modellzweck und Betrachtungsebene unterschiedlich ausfallen können.[15]

Kupplungen und Bremsen in Antriebssystemen

Das IPEK versteht Kupplungen und Bremsen als mechatronische und mechanische Stellglieder und in dem systemischen Kontext erforscht. Hierbei fokussiert das IPEK sich auf fundamentalen Systemeigenschaften, beispielsweise das dynamische Verhalten[16], Verschleißverhalten[17], Reibungskoeffizient sowie Schleppverluste[18], welche die Auslegung und Integration des Kupplungs- und Bremsaggregats im Gesamtsystem betreffen.

Leichtbau

Es wird an Methoden geforscht, die den gesamten Leichtbauentwicklungsprozess unterstützen. Schwerpunkt der Forschung bilden Methoden zur Analyse von Leichtbaupotentialen im Gesamtsystem, die Systemsynthese mittels Multi-Material-Design sowie Methoden zur Gestaltsynthese und Strukturoptimierung isotroper und anisotroper Werkstoffe.[19]

Noise Vibration Harshness (NVH) und Fahrzeugakustik

Das Forschungsfeld befasst sich mit der Methodenentwicklung sowie dem Aufbau von Validierungsumgebungen im Bereich Akustik des Gesamtsystems Fahrzeug, dessen Subsystemen (Komponenten) sowie der Objektivierung des Fahrkomforts. Im Fokus sind dabei Hybridfahrzeuge, batterieelektrische Fahrzeuge sowie Brennstoffzellenfahrzeuge. Bei der Gesamtfahrzeuguntersuchung liegt der Schwerpunkt auf der Erforschung der simulierten Vorbeifahrt. Diese ermöglicht eine Durchführung des genormten Messverfahren zur homologation von Fahrzeugen in einem Akustikrollenprüfstand.[20][21] Für die Akustik auf Subsystemebene wurde eine Methode für die Validierung des Fahrzeuginnengeräusches in Bezug auf das Subsystem Elektromotor erarbeitet.[22] Im Bereich der Komfortobjektivierung wurde unter anderem eine Methode zur Objektivierung des Wiederstartkomforts hybrider Antriebe entwickelt.[9]

Validierung technischer Systeme

Im Verständnis des IPEK stellt die Validierung die zentrale Aktivität der Produktentstehung dar und ist Garant für ein erfolgreiches Produkt im Markt.[23] Daher wird an effizienten Systemen, Methoden und Prozessen geforscht, die eine ganzheitliche und prozessbegleitende Validierung realisieren.

Grundlage dafür ist die system- und funktionsorientierte Integration von physischen und virtuellen Modellen von (Teil-)Systemen im gesamten Produktentstehungsprozess.[24] Im Fokus der Forschung steht der IPEK-X-in-the-Loop-Ansatz (IPEK-XiL-Ansatz) zur systemübergreifenden und durchgängigen Validierung technischer Systeme.

Forschungsschwerpunkte:

  • IPEK-X-in-the-Loop-Ansatz (IPEK-XiL-Ansatz) zur ganzheitlichen und durchgängigen Validierung[25]
  • (Verteilte) Validierungsumgebungen in einem Unternehmen und über Unternehmensgrenzen hinweg[26]
  • System- und funktionsorientierte Integration physischer und virtueller Modelle von (Teil-)Systemen[27]
  • (Model-Based) Systems Engineering zur Unterstützung der Validierung[28]
  • Modellbasierte und manöverbasierte Ansätze zur Formalisierung der Validierung
  • Individuelle und organisatorische Akzeptanz der erforschten Methoden und Prozesse

PGE – Produktgenerationsentwicklung

Das Modell der PGE ohne und mit Referenzsystem anhand des Beispiels des Tesla Roadstars.

Dieses Forschungsfeld baut auf dem gleichnamigen Beschreibungsmodell auf, das grundlegende Phänomene von Entwicklungsprojekten abbildet. Demnach basiert jede Produktentwicklung auf bereits vorhandenen technischen Lösungen und setzt sich ausgehend davon aus den Aktivitäten Übernahme-, Gestalt- und Prinzipvariation zusammen.

Diese Modell aufgreifend werden im Forschungsfeld Methoden und Prozesse erforscht, um die Entwicklung neuer Produkte, auch generationsübergreifend, zu planen und zu steuern. Dies umfasst nicht nur Aktivitäten zur Entwicklung der Produkte selbst, sondern ebenso die Entwicklung zugehöriger Validierungssysteme, Produktionssysteme und Unternehmensstrategien. Weiterhin werden konzipierte Methoden und Prozesse auf spezifische Branchen und Unternehmen unter Berücksichtigung der dort geltenden Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren adaptiert.[29]

Power-Tools

Im Forschungsfeld Power-Tools werden Methoden zur Unterstützung des Entwicklungsprozesses von Power-Tools erforscht. Unter dem Begriff Power-Tool wird dabei das System bestehend aus handgehaltenem Gerät (elektropneumatischer Bohrhammer, Winkelschleifer etc.), Werkzeug (Bohrer, Schleifscheibe etc.) und Consumable (Dübel, Schraube etc.) verstanden.[30] Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung von Mess-, Modellierungs- und Validierungsmethoden unter Einbezug des systemübergreifenden IPEK-X-in-the-Loop Ansatzes.[31]

Forschungsschwerpunkte:

  • Untersuchung der Interaktion von Anwender und handgehaltenem Gerät
  • Validierungsumgebungen für Power-Tools und deren Komponenten
  • Erforschung und Entwicklung von Untergrundersatzsystemen
  • Untersuchung von schlagenden Anzugsverfahren
  • Machine Learning und Industrie 4.0 im Umfeld von handgehaltenen Geräten[32]

Lehre

Der Maschinenbau der Universität Karlsruhe (TH) hat eine lange und verpflichtende Tradition. Hervorragende Persönlichkeiten haben die Lehre und Forschung im Bereich des Maschinenbaus maßgeblich geprägt. Dieser Tradition folgend, wurde am Institut für Produktentwicklung ein didaktisches Konzept entwickelt, das die Vermittlung der notwendigen Kenntnisse für einen Ingenieur unter den Randbedingungen der fortschreitenden Globalisierung und den daraus folgenden veränderten Anforderungen auf hohem Niveau ermöglicht.

Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung (KaLeP)

Das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung (KaLeP) ist ein durchgängiges Ausbildungssystem, das sich am Entwicklungsprozess der Praxis orientiert. Das Konzept wurde 1996 von Albers et al. am Institut für Produktentwicklung (IPEK) umgesetzt. Das Ziel des Lehrmodells ist es, die Kompetenz zur selbstständigen Lösung neuer Fragestellungen zu vermitteln. Dies erfolgt durch selbstständiges, begleitendes Lernen in einem wissenschaftlichen Arbeitsumfeld. Es umfasst vor allem die Art und Weise des Lernangebots, der Lernumgebung und den Erwerb von Schlüsselqualifikationen.[33]

Nach Albers und Spöttl (2013) soll der Lernprozess auf unterschiedlichen Wegen begleitet werden:[34]

  1. Vorlesungen dienen dazu, den Wissenserwerb zielgerichtet zu gestalten und zu fördern.
  2. Übungen sollen die Reflexion des Lernprozesses anregen.
  3. Projektarbeit soll den Transfer und die Anwendung des Wissens ermöglichen.

Dieser Dreiklang verschiedener Bausteine (vgl. Abb. 1), wird bereits seit 1996 durch das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung (KaLeP) unterstützt (Albers et al. 2001).[35]

Jeder der drei Bausteine deckt verschiedene Ausbildungsziele ab. In den Vorlesungen werden die theoretischen Grundlagen vermittelt, die die Basis für die anderen zwei Bausteine bilden (Albers et al. 2001).[36] Semesterbegleitende Übungen dienen der praktischen Anwendung des theoretischen Wissens auf verschiedene Problemstellungen (Albers et al. 2006).[37] Die begleitenden projektbasierten Workshops bieten darüber hinaus die Möglichkeit, das erlernte Wissen eigenständig anzuwenden. Im Vordergrund steht dabei die selbstständige Arbeit in kleinen Projektgruppen um reale Arbeitsbedingungen zu simulieren und neben der Fachkompetenz auch weitere Kompetenzfelder wie z. B. Sozialkompetenz, Kreativitätspotenzial, Elaborationspotenzial und Methodenkompetenz zu entwickeln.[38]

Der wesentliche Kern des Karlsruher Lehrmodells für Produktentwicklung (KaLeP) besteht neben der Dreiteilung darin, dass durch eigenes Tun prägende Erfahrungen in gezielt geschaffenen Lehrsituationen in unternehmensähnlichen Arbeitsumgebungen erlangt werden (Albers et al. 2009).[39] So bauen Studierende Handlungskompetenzen beim Lösen realer, komplexer und technischer Probleme auf (Matthiesen et al. 2013).[40]

Im Jahr 2013 wurde die Fakultät für Maschinenbau am KIT mit dem VDMA-Preis Bestes Maschinenhaus für Lehrkonzept und Umsetzung geehrt, in dem das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung (KaLeP) eine zentrale Rolle einnimmt (Fakultät für Maschinenbau am Karlsruher Institut für Technologie 2013).[41]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ferdinand Redtenbacher: Principien der Mechanik und des Maschinenbaus. (PDF) 1859, abgerufen am 11. Dezember 2017.
  2. Albert Albers: Zukunft durch Forschung gestalten. Hrsg.: Albert Albers. 2006.
  3. Yvonne Bliestle: KIT - Fakultät für Maschinenbau - Willkommen. 27. November 2017, abgerufen am 11. Dezember 2017.
  4. Broschüre „Zukunft durch Forschung gestalten“, herausgegeben vom Institut für Produktentwicklung
  5. Ernst Terres: Die technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe: Festschrift zur 125 - Jahrfeier. 1950.
  6. WiGeP-Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktentwicklung (Hrsg.): Portrait-Perspektiven für die Produkte von morgen.
  7. Albers, A.; Berger, J.; Boog, S: Neue Ansätze zur quantitativen Charakterisierung von Zweimassenschwungrädern auf hochdynamischen Komponentenprüfständen. 2. VDI-Fachkonferenz Schwingungsreduzierung in mobilen Systemen 2017 : Kupplungen und Kupplungssysteme in Antrieben, Ettlingen, Germany. VDI-Verlag, Düsseldorf Mai 2017, S. 135–145.
  8. Albers, A.; Bause, K.; Reichert, U.; Ott, S.: The development of electric drive systems : How to deal with the challenges. EVS30 : The 30th International Electric Vehicle Symposium & Exhibition. Stuttgart Oktober 2017.
  9. a b Albers, A.; Schille, F.; Behrendt, M.: Methode zur Kalibrierung des Kupplungssystems und Objektivierung des Wiederstartkomforts hybrider Antriebsstränge auf dem Akustikrollenprüfstand. In: VDI Wissensforum 2017.
  10. A. Albers, N. Reiß, N. Bursac, T. Richter: iPeM – Integrated Product Engineering Model in Context of Product Generation Engineering. In: Procedia CIRP 50 (2016b). S. 100–105.
  11. ALBERS, A. ; REIß, N. ; BURSAC, N. ; BREITSCHUH, J.: 15 Years of SPALTEN Problem Solving Methodology in Product Development. In: BOKS, Casper (Hrsg.): Proceedings of NordDesign 2016. The Design Society, Bristol, United Kingdom, Trondheim, Norway 2016, S. 411–420.
  12. ALBERS, A. ; REIß, N. ; BURSAC, N. ; WALTER, B. ; GLADYSZ, B.: InnoFox – Situationsspezifische Methodenempfehlung im Produktentstehungsprozess. In: BINZ, H.; BERTSCHE, B.; BAUER, W.; ROTH, D (Hrsg.): Proceedings of Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung. 2015.
  13. ALBERS, A. ; HEIMICKE, J. ; HIRSCHTER, T. ; REIß, N. ; MAIER, A. ; BURSAC, N.: Managing Systems of Objectives in the agile Development of Mechatronic Systems by ASD – Agile Systems Design. In: Proceedings of NordDesign 2018. 2018.
  14. Albers, Albert; Matthiesen, Sven; Ott, Sascha: IPEK-Inside, Newsletter des IPEK-Institut für Produktentwicklung. Hrsg.: H. Hanselka, KIT, Karlsruhe, Germany. Ausgabe 1-2018, 2018.
  15. Matthiesen, Sven; Grauberger, Patric; Sturm, Carolin; Steck, Michael: ): From Reality to Simulation – Using the C&C²-Approach to Support the Modelling of a Dynamic System. In: Elsevier B.V. (Hrsg.): Procedia CIRP. Band 70, 2018, S. 475–480.
  16. Lohrengel A., Dietz P.: Kupplungen und Bremsen. In: Grote KH., Bender B., Göhlich D. (Hrsg.): Dubbel. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-642-38890-3.
  17. Bijwe J, Nidhi, Majumdar N, Satapathy BK: Influence of mo-dified phenolic resins on the fade and recovery behavior of frictionmaterials. In: Wear 259(7–12). 2005, S. 1068–1078.
  18. Fish RL: Using the SAE# 2 machine to evaluate wet clutch drag losses. In: SAE Transactions, Vol. 100. Section 6: JOURNAL OF PASSENGER CARS, 1991, S. 1041–1054.
  19. Albers, Albert; Braun, Andreas: Der Prozess der Produktentstehung. In: Frank Henning und Elvira Moeller (Hrsg.): Handbuch Leichtbau. Methoden, Werkstoffe, Fertigung. Hanser, München 2011, S. 5–10.
  20. Behrendt, M.; Landes, D.; Albers A.: Implementation of sound intensity measurements into indoor passby noise testing. In: Inter Noise 2015. San Francisco 2015.
  21. Robens, G.: Ein Handlungssystem zur Skalierung der simulierten Vorbeifahrt mittels Mikrofonarray für eine effiziente Validierung in kleinen Halbfreifeldräumen im Fahrzeugentwicklungsprozes. In: Forschungsberichte IPEK. Band 61.
  22. Fischer J.: Methoden für die Validierung des Fahrzeuginnengeräusches von Elektrofahrzeugen in Bezug auf tonale Geräusche aufgrund torsionaler Anregung durch den Elektromotor. In: Forschungsberichte IPEK. Band 106.
  23. Albers, A.: Five Hypotheses about Engineering Processes and their Consequences. In: Proceedings of the TMCE 2010. 2010.
  24. Albers, A.; Behrendt, M.; Klingler, S.; Matros, K.: Verifikation und Validierung im Produktentstehungsprozess. In: Udo Lindemann (Hrsg.): Handbuch Produktentwicklung. Hanser, München 2016, S. 541–569.
  25. Albert Albers, Matthias Behrendt, Simon Klingler, Nicolas Reiß, Nikola Bursac: Agile product engineering through continuous validation in PGE - Product Generation Engineering. In: Design science, 3 (5), 19. 2017.
  26. Albers, A.; Dietmayer, K.; Bargende, M.; Behrendt, M.; Yan, S.; Buchholz, M.; Zaiser, S.; Rößler, A.; Bernthaler, T.: XiL-BW-e - Laboratory Network Baden-Württemberg for Electric Mobility. In: The 30th International Electric Vehicle Symposium & Exhibition. Stuttgart Oktober 2017.
  27. Albers, A.; Behrendt, M.; Klingler, S.; Matros, K.: Verifikation und Validierung im Produktentstehungsprozess. In: Udo Lindemann (Hrsg.): Handbuch Produktentwicklung. Hanser, München 2016, S. 541–569.
  28. Albers, A.; Mandel, C.; Yan, S., & Behrendt, M.: Systems of systems approach for the description and characteriza of validation environments. Hrsg.: International Design Conference - Design 2018. S. 2799–2810.
  29. Albers, A., Bursac, N., & Wintergerst, E.: Produktgenerationsentwicklung–Bedeutung und Herausforderungen aus einer entwicklungsmethodischen Perspektive. Hrsg.: Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung.
  30. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Sven Matthiesen, Vortrag auf dem Wissensforum Power-Tools, 7. Juli 2017, KIT, Karlsruhe
  31. IPEK - Institut für Produktentwicklung (Hrsg.): IPEK Inside. Ausgabe 2014.
  32. IPEK - Institut für Produktentwicklung (Hrsg.): IPEK Inside. Ausgabe 01/2018 Auflage.
  33. Matthiesen et al.: Universitäre Ausbildung zum Konstrukteur im Kontext des industriellen Wandels. 2017, S. 751.
  34. Albers A., Spöttl G.: Kompetenzorientierung in der universitären Lehre – Ausbildung von Ingenieuren von Morgen. Hrsg.: Plenarversammlung Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Band 62, 2013.
  35. Albers A, Burkardt N, Matthiesen S: New Education Concepts for the Training of Creative Engineers – The Karlsruhe Education Model for Industrial Product Development – KaLeP. Derby, United Kingdom 2001.
  36. Albers A, Burkardt N, Matthiesen S: New Education Concepts for the Training of Creative Engineers – The Karlsruhe Education Model for Industrial Product Development – KaLeP. Derby, United Kingdom 2001.
  37. Albers A, Burkardt N, Düser T: Competence-profile oriented education with the Karlsruhe EducationModel for Product Development (KaLeP). World Trans Eng Technol Educ 5(2), 2006, S. 271–274.
  38. Matthiesen et al.: Universitäre Ausbildung zum Konstrukteur im Kontext des industriellen Wandels. 2017, S. 741.
  39. Albers A, Burkardt N, Robens G, Deigendesch T: Das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung (KaLeP) als Beispiel zur ganzheitlichen Integration von Projektarbeit in die universitäre Lehre. Darmstadt. 2009.
  40. Matthiesen S, Mangold S, Klink K, Diez A: Untersuchung zum Ausbau von Problemlösekompetenz im ingenieurwissenschaftlichen Studium. Tangungsband TeachING-LearnING.EU “MovING forward – Engineering Education from vision to mission”, 2013.
  41. Matthiesen et al.: Universitäre Ausbildung zum Konstrukteur im Kontext des industriellen Wandels. 2017, S. 739.

Koordinaten: 49° 0′ 34,2″ N, 8° 24′ 51,6″ O

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