Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses

Symbol der Hochkirchlichen Vereinigung (HV)

Die Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, ein sakramentales und katholisches Verständnis von Kirche innerhalb protestantischer Kirchen zu fördern. Ihr Selbstverständnis drückt sich in dem Begriff von der Evangelischen Katholizität aus.

Sie wurde am 9. Oktober 1918 in Berlin gegründet und hat Mitglieder aus vielen Kirchen vor allem aus dem deutschsprachigen Raum. Ihren geistlichen Kern bildet seit 1929 die Hochkirchliche St.-Johannes-Bruderschaft.

Entstehung

Der schleswig-holsteinische Pastor Heinrich Hansen veröffentlichte 1917, ähnlich wie sein Landsmann Claus Harms 1817, zur Jahrhundertfeier der Reformation 95 kirchenkritische Thesen „Stimuli et clavi“: die Deutschen Evangelischen Kirchen sollten umkehren und zur vom Evangelium bestimmten Katholizität zurückkehren. Die Hochkirchliche Vereinigung (Zusatz: Augsburgischen Bekenntnisses, seit 1938) entstand darauf am 10. November 1918 in Berlin. Sie wurde von H. Hansen von 1918 bis 1919 geleitet und von ihm zunächst konfessionell-lutherisch geprägt. Von 1930 bis 1962 war der Religionswissenschaftler und Ökumeniker Prof. Dr. Friedrich Heiler (Marburg), der 1919 durch Bischof Nathan Söderblom in das reformatorische Kirchentum aufgenommen worden war, Hansens Nachfolger. Der Namensteil hochkirchlich bezeugt die Nähe zur englischen High Church und damit einer auf die Zukunft der Kirche des Nizänischen Glaubensbekenntnisses, überkonfessionellen Christseins mit protestantischen, römischen-katholischen und orthodoxen Zügen.

Selbstverständnis

Die Hochkirchliche Vereinigung versteht sich als Erneuerungsbewegung in der evangelischen Kirche „im Dienst an der Einen Heiligen Kirche Jesu Christi.“ Diese Erneuerung vollzieht sich in der „wechselseitigen Anerkennung der Ämter“ und in der „Verantwortung vor der Ökumene, denn die Kirche der Zukunft wird ökumenisch sein oder sie wird nicht sein.“ Erneuerung geschieht auch im persönlichen Leben durch die Beichte (Einzelbeichte) und im „geschwisterlichen Umgang mit Schuld.“ Erneuerung geschieht auch durch Vertiefung der Gemeinschaft und durch „Opfer an Zeit, Geld und Hilfe für andere.“ Evangelisch ist die Inanspruchnahme der Freiheit des Evangeliums und seiner prophetischen Züge, katholisch auf allumfassend, auf das Verbindende unter den Einzelnen und den Kirchen.

Evangelische Katholizität

Die Hochkirchliche Vereinigung definiert Evangelische Katholizität in etwa folgendermaßen: „Beide Aspekte christlichen Lebens gehören zusammen. Niemand ist entweder nur ‚evangelisch‘ oder nur ‚katholisch‘.“ Einem Auseinanderfallen dieser beiden Aspekte entgegenzuwirken, die Bereitschaft aufeinander zu hören, miteinander zu sprechen und nachzudenken, das ist die Aufgabe, die sich die Hochkirchliche Vereinigung gestellt hat. Keine und keiner, auch keine Kirche oder Gemeinde, ist in sich schon vollkommen. Sie muss hören, lernen und sich ändern. Jede verfasste Kirche muss sich ihrer Evangelischen Katholizität bewusst sein oder werden. Ziel ist die sichtbare Einheit der Einen Heiligen Kirche. Im Amt des Bischofs (Petrusdienst), dem Amt des Presbyters/Priesters, der Ordination und der Apostolischen Sukzession mit ihren drei Elementen: traditio – successio – communio sieht sie die Zeichen und Gestalt der Einheit, die sich in der Feier des Gottesdienstes mit Heiligem Abendmahl (Eucharistie) verwirklicht.

Aktivitäten

Die Hochkirchliche Vereinigung unterhält eine Zeitschrift und einen Verlag Eine Heilige Kirche, hält Theologische Fachtagungen zu aktuellen ökumenischen Fragestellungen ab und versteht sich als Plattform des ökumenischen Austauschs und Lernens voneinander.

Literatur

  • Walter Birnbaum: Die deutsche evangelische liturgische Bewegung. Das Kultusproblem und die liturgischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Band II: Die deutsche evangelische liturgische Bewegung. Tübingen 1970, S. 39–46.
  • Karl-Heinrich Bieritz: Die Hochkirchliche Bewegung in Deutschland und die Gestaltung des Meßgottesdienstes, Diss.masch., Jena 1962.
  • Theodor Hauf, Ursula Kisker: Rechtfertigung gemeinsam bekennen – Erneuter Ruf zur Evangelischen Katholizität. Achtzig Jahre Hochkirchliche Vereinigung 1918–1998, EHKNF Nr. 5, Bochum 1999.
  • Jan Langfeldt: Die hochkirchliche Bewegung in Deutschland und die Eucharistiefeier der Evangelisch-katholischen Eucharistischen Gemeinschaft von 1931. Unter besonderer Berücksichtigung des Offertoriums. Grin-Verlag, Norderstedt 2006.
  • Johannes Halkenhäuser: Kirche und Kommunität. Geschichte und Auftrag der kommunitären Bewegung in den Kirchen der Reformation. Konfessionskundliche und Kontroverstheologische Studien. Band XLII. Paderborn 1978, S. 207.
  • Christoph Joest: Spiritualität evangelischer Kommunitäten. Altkirchliche-monastische Tradition in evangelischen Kommunitäten von heute. Göttingen 1995, S. 394.
  • Lydia Präger (Hrsg.): Frei für Gott und die Menschen. Evangelische Bruder- und Schwesternschaften der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Stuttgart, 1. Aufl., S. 272–276.
  • Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses (Hrsg.): Um die eine Kirche: evangelische Katholizität. Festschrift für Hans-Joachim Mund zum 70. Geburtstag. Werk-Verlag Edmund Banaschewski, München-Gräfelfing 1984, ISBN 3-8040-0337-0.
  • Carl E. Braaten: Mother Church. Ecclesiology and Ecumenism. Minneapolis 1998, S. 85–88.
  • Gérard Siegwalt: Dogmatique pour la catholicité évangélique. Système mystagogique de la foi chrétienne. L’affirmation de la foi. Cosmologie théologique: Théologie de la création, Bd. 3, Nr. 2, Cerf-Verlag, Paris 2000.
  • Heinrich Kröger u. a.: Zwischen Volkssprache und Hochkirche. Zu Leben und Wirken des Pastors Heinrich Hansen. Nordfriesische Lebensläufe 10, hrsg. von Thomas Steensen, Verlang Nordfriisk Instituut, Bredstedt 2011, ISBN 978-3-88007-365-4.

Siehe auch

Weblinks

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