Fritz Klein (Mediziner, 1888)

Fritz Klein (1945) als Angeklagter im Bergen-Belsen-Prozess

Fritz Klein (* 24. November 1888 in Feketehalom, Österreich-Ungarn, heute Codlea, Rumänien; † 13. Dezember 1945 in Hameln) war ein rumäniendeutscher KZ-Arzt.

Leben

Fritz Klein war Siebenbürger Sachse, der an der Universität Budapest promoviert wurde und während des Ersten Weltkriegs sowie von 1939 bis 1943 als Leutnantarzt in der Rumänischen Armee diente.

Da in der NS-Zeit Volksdeutsche wegen der ausländischen Staatsangehörigkeit nicht zur Wehrmacht eingezogen wurden, wurde er, wie es in seiner Personalakte heißt, am 26. Mai 1943 „vorläufig“ in die Waffen-SS übernommen. In einem „vorläufigen Dienstverhältnis“ wurde er als Truppenarzt in das KZ Auschwitz-Birkenau abkommandiert und im Frauenlager, im „Zigeunerlager“ und im „Familienlager“ eingesetzt. Dort führte er unter anderem die Selektionen für die Gaskammern durch. Die Ärztin Ella Lingens-Reiner, die wegen Judenbegünstigung im KZ Auschwitz inhaftiert war, zitierte seinen Vernichtungswillen gegenüber den Juden: ein entzündeter Blinddarm, der aus dem Volkskörper entfernt werden müsse.[1]

Mit Beginn der „Evakuierung“ des KZ Auschwitz kam er Ende Januar 1945 mit den Todesmärschen in das KZ Bergen-Belsen. Er wurde vom 10. Februar bis Mitte März 1945 im KZ Neuengamme eingesetzt, kam jedoch noch vor der Befreiung zurück nach Bergen-Belsen. Klein war einer der wenigen, die nicht flüchteten, sondern zusammen mit dem Kommandanten Josef Kramer die Ankunft der britischen Truppen erwarteten und das Lager übergaben.

Klein erscheint in keiner der vom SS-Personalhauptamt gedruckten (vollständigen) „SS-Dienstalterslisten“ (Offizierslisten der Allgemeinen und Waffen-SS), obwohl er zweifellos als Volksdeutscher zu den auch in Konzentrationslagern eingesetzten Männern des dortigen „Wachsturmbannes“ gehörte. Er wurde von einem britischen Militärgericht im Bergen-Belsen-Prozess, der vom 17. September bis 16. November 1945 in Lüneburg stattfand, zum Tode verurteilt und am 13. Dezember 1945 im Zuchthaus Hameln durch den Henker Albert Pierrepoint gehängt.

Fotografie von SS-Männern im Massengrab

Fritz Klein in einem Massengrab im KZ Bergen-Belsen nach dessen Befreiung im April 1945

Klein war bei der Befreiung des Konzentrationslagers durch britische Truppen am 15. April 1945 inhaftiert worden und zusammen mit anderen Angehörigen der SS-Wachmannschaften in den nächsten Tagen, wie andernorts ebenfalls, gezwungen worden, die überall im Lager herumliegenden Leichen in großen Massengräbern zu bestatten. Die britischen Truppen fanden dort über 10.000 Tote und etwa 60.000 Überlebende vor. Dabei nahm der britische Sergeant H. Oaks von der 5. Army Film & Photographic Unit (A.F.P.U) am 24. April 1945 ein Foto Kleins auf, wie er inmitten eines Massengrabes steht.

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. S. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-039309-0.
  • Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer, 3. Auflage, Fischer TB, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-14906-1.
  • Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Ullstein-Verlag, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1980, ISBN 3-548-33014-2.

Weblinks

Commons: Fritz Klein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ella Lingens-Reiner: Prisoners of Fear. Vorwort Arturo Barea. London: Victor Gollancz, 1948, S. 1 f. [The Jews are the purulent appendix in the body of Europe, hier aus dem Englischen frei übersetzt]

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