Fürstenwalde (Altenberg)

Fürstenwalde
Stadt Altenberg
Koordinaten: 50° 45′ 39″ N, 13° 52′ 3″ O
Höhe: 629 m ü. NHN
Einwohner:302 (31. Dez. 2021)[1]
Eingemeindung:1. Januar 1994
Eingemeindet nach:Geising
Postleitzahl:01778
Fürstenwalde (Sachsen)

Lage von Fürstenwalde in Sachsen

Kirche in Fürstenwalde

Fürstenwalde ist ein Ortsteil von Altenberg in Sachsen im östlichen Osterzgebirge, unweit der tschechischen Grenze.

Geografie

Fürstenwalde liegt etwa 45 km südlich von Dresden im Osterzgebirge, nahe der tschechischen Grenze. Entlang des Grenzverlaufes ist Fürstenwalde ein Nachbarort von Müglitz, Liebenau und Oelsen. Auf tschechischer Seite ist es Adolfov (Adolfsgrün), etwa 200 m hinter dem Leichenstein in Richtung Süden und die Fluren von Böhmisch Müglitz.

Geschichte

Fürstenwalde wurde 1324 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und gehörte zur Herrschaft Lauenstein. Wahrscheinlich handelte es sich bei den Ortsgründern um Holzfäller und Kohlenbrenner, die den Ort in Form eines Reihen- und Waldhufendorfes entlang des Baches anlegten. Der Ort zieht sich über eine Länge von zwei Kilometern und überwindet dabei 120 Höhenmeter. Um 1340 sollen 20 Bauernhäuser, eine Kapelle und zwei Mühlen gestanden haben. Nach dem Fund von Eisenerz in Lauenstein blühte der Bergbau auf, dem der ehemalige Lauensteiner Ortsteil Kratzhammer seine Entstehung verdankt. Im alten Hammerhaus („Hammerschänke“) wurde das gewonnene Eisen bearbeitet. Der Zugang zum Dorf war im Unterdorf die alte Eisenstraße. Auf ihr wurde das Eisen einst bis in die Niederlande transportiert.

Mitte des 15. Jahrhunderts wurde von Pirna aus die Dresden-Teplitzer Poststraße oder Salzstraße gebaut, die von Breitenau kommend über das Oberdorf in Fürstenwalde zur Grenze (Schwarzes Kreuz) nach Böhmen führte. Auch als Postkurs diente diese Straße, wie die Kursächsischen Postmeilensäulen als Halbmeilensäule Richtung Liebenau und ab 2012 als Viertelmeilenstein Richtung Schwarzes Kreuz beweisen. Der Wald und die Landwirtschaft mit den dazugehörigen Gewerken spielten über Jahrhunderte eine wichtige Rolle im Dorf. Die raue Gegend wurde oft von Unwettern heimgesucht, Kriege brachten Unheil, Verwüstungen, Krankheit und Not.

Der Müglitzbach, der 4 km von Fürstenwalde entfernt im Böhmischen entspringt und dann durch den an der Grenze zu Tschechien gelegenen Ortsteil Müglitz verläuft, versetzte das Tal oft in Angst und Schrecken, wenn Unwetter das Bächlein in einen reißenden Strom verwandelten, zuletzt im August 2002. Auch 1927 wütete ein schweres Unwetter in der Ortschaft.

1956 wurde Kratzhammer nach Fürstenwalde eingemeindet. Am 1. Januar 1994 wurde Fürstenwalde nach Geising eingemeindet.[2] Geising wurde zum 1. Januar 2011 nach Altenberg eingemeindet.

Von den einst vorhandenen drei Sälen im Ort ist noch einer geblieben. Der in der Hammerschänke wurde umgebaut, das Erbgericht (zu DDR-Zeiten war ein kompletter Umbau als Luxus-Ferienheim geplant) abgerissen und der im Landgasthof wurde stark verkleinert. Ein neu errichtetes Vereinshaus gegenüber der Hammerschänke beheimatet jetzt die Fürstenwalder Veranstaltungen, eine Bowlingbahn ist auch vorhanden.

Das Schwarze Kreuz

Zwischen Fürstenwalde und Müglitz, direkt am Grenzübergang der alten Teplitzer Poststraße, die von Dresden über Dohna, durch die Harthe (Nasenbach, A 17) nach Fürstenwalde und weiter vorbei an der Geiersburg über Teplitz nach Prag führte, steht unmittelbar am Grenzbach am Ebersdorfer Weiler ein Holzkreuz, das gemeinhin als Schwarzes Kreuz bekannt ist. Es befindet sich in den Schwarzen Wiesen, die ihren Namen durch den dichten Baumbewuchs und die mit Wasser gefüllten Kuhlen, welche zu Moor- und Sumpfwiesen wurden, erhielten. Der Grenzwald wurde früher wegen seiner Undurchdringbarkeit auch Schwarzer Wald genannt.

Rudolphsdorf

siehe Rudolphsdorf (Altenberg)

Kratzhammer

siehe Kratzhammer

Erhalten sind jetzt noch die Gaststätte und die Gedenkstube für George Bähr.

Einwohnerentwicklung Fürstenwalde

  • 1547: 170
  • 1623: 200
  • 1834: 438
  • 1871: 500
  • 1890: 440
  • 1910: 472 (2)
  • 1925: 511 (2)
  • 1939: 477 (2)
  • 1946: 702 (2)
  • 1962: 540 (2)
  • 1997: 436 (1)
  • 1998: 434
  • 1999: 425
  • 2000: 418
  • 2001: 422
  • 2002: 409
  • 2003: 394
  • 2004: 385
  • 2005: 357
  • 2006: 358
  • 2007: 347
  • 2010: 332
  • 2011: 326
  • 2014: 301
  • 2015: 298
  • 2017: 298
  • 2018: 301

(1): ab 1997: Bevölkerung am Jahresanfang (Einwohneramt der Stadt Geising)
(2): Bevölkerung inklusive Rudolphsdorf

Söhne und Töchter des Ortes

  • George Bähr (* 15. März 1666 in Fürstenwalde; † 16. März 1738 in Dresden), protestantischer Barockarchitekt, der Erbauer der Dresdner Frauenkirche (1722). Zum Leben und Schaffen dieses großen Baumeisters des sächsischen Barocks wurde in der Hammerschänke eine Gedenkstube und im Dorf ein Obelisk errichtet.
  • Johann August Görenz (* 10. Juli 1765 in Fürstenwalde/Erzgebirge; † 3. Februar 1836 in Schwerin), Bibliothekar, Lehrer, Philologe, Leiter des Fridericianum Schwerin
  • Johann George Schmidt (* 1707 in Fürstenwalde/Erzgebirge; † 24. Juli 1774 in Dresden), Baumeister, Zimmermeister

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen, Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Das Geburtshaus von George Bähr in Fürstenwalde
  • Das schwarze Kreuz an der Grenze zu Tschechien, am Geiersberger Pass
  • Die Dorfkirche zu Fürstenwalde
  • Die Viertelmeilensäule (1732) an der Alten Dresden-Teplitzer Poststraße in der Harte
  • Die Halbmeilensäule Nr. 18 (1729) an der Alten Dresden-Teplitzer Poststraße
  • Das steinerne „Schneiderkreuz“ in der Nähe der Verbindungsstraße nach Liebenau
  • Der Leichenstein im Wald „Haberfeld“ (Nähe Rudolphsdorf)

Freizeit und Sport

  • Bowlingbahn in Kratzhammer
  • Fußballplätze in Kratzhammer und zwischen Oberdorf und Müglitz (außerorts am Wald gelegen)
  • Badeteich im Unterdorf, nahe Kratzhammer
  • beliebter Kletterfels „Grafenstein“ zwischen Kratzhammer und Hochwasserrückhaltebecken Lauenstein

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Fasching in Fürstenwalde (zur Fastnacht und Anfang November) mit dem Fürstenwalder Karnevalsklub e. V.
  • Heimatfest in Fürstenwalde
  • Frühlingsfest mit Leistungsvergleich der Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde Altenberg (ehem. Feuerwehrfest)
  • Sonnenwendfeier
  • Hexenfeuer auf dem alten Sportplatz (30. April)
  • Schlachtfest
  • Teichfest

Partnerschaft

Siehe auch

  • Liste der Kulturdenkmale in Fürstenwalde (Altenberg)

Literatur

  • Günter Groß, Rikarda Groß: Löwenhain und Fürstenwalde. Zwei Dörfer auf dem Osterzgebirgskamm. Dippoldiswalde 2012
  • Um Altenberg, Geising und Lauenstein (= Werte der deutschen Heimat. Band 7). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1964.
  • Richard Steche: Fürstenwalde. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 30.

Weblinks

Commons: Fürstenwalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zahlen und Fakten | Altenberg im Erzgebirge. Abgerufen am 25. Oktober 2022.
  2. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt

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Postmeilensäule Nr. 18 in Fürstenwalde an der Alten Dresden-Teplitzer Poststraße
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Fürstenwalde Ortsansicht um 1916
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Fürstenwalde Oberer Gasthof
Fürstenwalde (Altenberg) - altes Steinkreuz 'Schneiderstein' (Foto Norbert Kaiser).jpg
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Blick auf das als "Schneiderstein" bezeichnete Steinkreuz auf der Feldflur nördlich von Fürstenwalde im Osterzgebirge. Das auch als "Leichenstein" bezeichnete Steinkreuz weist die Jahreszahl 1622, eine Schere und die Buchstaben G S auf. Der Sage nach wurde hier ein Schneidergeselle aus Rudolphsdorf bei der Heimkehr aus der Fremde ermordet.
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06.10.2011 01778 Fürstenwalde (Geising -> Altenberg), Oberer Schulweg 58: Dorfkirche (GMP: 50.761804,13.867484). Im 14. Jahrhundert stand an der Stelle der jetzigen Kirche einer Kapelle. Um 1500 wurde diese zur Dorfkirche erweitert, die seit 1606 in der heutigen Form besteht. Altar, Kanzel und Taufe stammen aus dem 17. Jahrhundert. 1857/1858 bekam die Kirche eine Orgel. Blick in den Chor. DSCNn2884.TIF]20111006415DR.JPG(c)Blobelt
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Fürstenwalde Erbgericht um 1903
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Geburtshaus von George Bähr in Fürstenwalde, Unterer Schulweg
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SchwarzesKreuz
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Fürstenwalde, Blick in Richtung Kratzhammer
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George-Bähr-Denkmal in Fürstenwalde, Hauptstr.
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Fürstenwalde, Rudolphsdorf and Kratzhammer in an topographic atlas from 1821
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Fürstenwalde Kirche um 1903