Einsatzeinheit (Österreich)
Als Einsatzeinheiten (EE) werden in Österreich spezielle polizeiliche Verbände bezeichnet, welche vornehmlich die Aufgaben des Großen Sicherheits- und Ordnungsdiensts (GSOD) verrichten. Dazu zählen in erster Linie ordnungspolizeiliche Einsätze wie etwa die Absicherung von Demonstrationen, Fußballspielen und Staatsbesuchen. Alle Mitglieder der Einsatzeinheiten versehen dort freiwillig Dienst. Daraus resultiert hohes Engagement und hohe Motivation der Truppe. Vergleichbar sind diese Einheiten mit der deutschen Bereitschaftspolizei.
Ausbildung und Rekrutierung
Jeder Beamte, der bei der EE Dienst versehen möchte, muss einen Leistungstest bestehen, welcher alle zwei Jahre überprüft wird. Ebenso muss jeder Bewerber gegenüber einem Offizier und einem dienstführenden Beamten der EE seine Beweggründe für die Bewerbung bei der EE erläutern. Wie bei den jeweiligen Einsätzen werden die EE Mitglieder auch zu Übungen zusammengezogen. Dabei werden taktische Formation sowie Einsatztechniken, bzw. der Umgang mit den zu Verfügung stehenden Einsatzmitteln und Waffen trainiert.
Ausrüstung
Alle Beamte der Einsatzeinheit verfügen über folgende Ausrüstungsgegenstände:
- Glock 17
- Helm
- Körperschutzausrüstung
- Plexiglasschild
- Reizstoffsprühgerät RSG8
- Schlagstock
Speziell geschulte Beamte können zusätzlich die HK69-Mehrzweckpistole zum Verschießen von Tränengas sowie ein IFEX-Gerät zugeteilt bekommen.
Einsatzgebiete
Bei polizeilichen Großlagen wie beispielsweise Staatsbesuchen, Demonstrationen, der Einsatz gegen Hooligans aber auch Fahndungsmaßnahmen (vor allem im ländlichen Bereich) werden die speziell geschulten Beamten der Einsatzeinheit angefordert. Im Normalfall werden die Beamten im Vorfeld von GSOD-Lagen zusammengezogen, bei denen gewaltsame Ausschreitungen nicht auszuschließen sind. Bei den meisten nach dem Versammlungsgesetz angemeldeten Kundgebungen in Österreich sind standardmäßig Beamte der Bundespolizei vor Ort, ebenso bei den meisten Spielen der österreichischen Bundesliga. Nur in jenen Fällen, in denen ein gewalttätiges Potenzial durch die Versammlungsbehörde erkannt wird, werden Beamte der Einsatzeinheit hinzugezogen (so etwa bei Hochrisiko-Fußballspielen).
Organisation
Die Einsatzeinheiten unterstehen den einzelnen Landespolizeidirektionen und haben dort auch ihren organisatorischen Sitz. Sie setzen sich aus Beamten zusammen, die in unterschiedlichen Polizeiinspektionen ihren normalen Dienst verrichten. Im Bedarfsfall werden die Beamten aus den Polizeiinspektionen zentral zusammengezogen und mit spezieller Ausrüstung bestückt, z. B. mit Schutzschilden. Den EE-Beamten werden dabei die entsprechenden Ausrüstungsgegenstände persönlich zugewiesen (Schlagstöcke, Helme, Körperschutz, Schutzhandschuhe).
Alle neun Bundesländer haben ihr individuelles Ärmelabzeichen, einen Rufnamen und manche Einheiten ihre eigenen Leitsprüche. Beispielsweise lautet der Wahlspruch der EE Wien mit dem Rufnamen „ULAN“ Viribus Unitis (Bedeutung: „mit vereinten Kräften“). Erkennbar sind die Beamten der Einsatzeinheiten an ihren schwarzen Baretten.
Die Einsatzeinheit ist in so genannte Einsatzzüge unterteilt. Ein Einsatzzug besteht in der Regel aus 5 Gruppen, wobei in jeder Gruppe 6 bis 8 Beamte eingeteilt sind. Jeder Landespolizeidirektion und damit auch jedem Bundesland sind im Regelfall mehrere Züge unterstellt, welche im Bedarfsfall auch in anderen Bundesländern zum Einsatz kommen können (häufig der Fall bei Fußballspielen in der österreichischen Bundesliga). Zuständig für die Bereitstellung der Einsatzeinheiten sind die Organisations- und Einsatzabteilungen der Landespolizeidirektionen. In Wien kann zudem die Bereitschaftseinheit bei nieder- und mittelschwelligen Anlässen (bei derer ein schnelles Zusammenziehen der Kräfte geboten ist) sowie die WEGA bei ordnungsdienstlichen Großlagen hinzugezogen werden.
Taktische Unterscheidung
Zur Unterscheidung der Beamten untereinander verwenden diese im Einsatz sogenannte „taktische Unterscheidungszeichen“, die am Einsatzoverall am Rücken sowie auf dem Helm hinten angebracht werden. So lassen sich zum einen die Funktionen der betreffenden Beamten innerhalb ihrer Einheit und andererseits ihre Zugehörigkeit zu einer Einheit leicht erkennen.[1][2]
Bundesland | Rufname | Kürzel |
---|---|---|
Burgenland | WULKA | B |
Kärnten | LUCHS | K |
Niederösterreich | SCHNEEBERG | N |
Oberösterreich | LENTOS | O |
Salzburg | TAURUS | S |
Steiermark | DACHSTEIN | ST |
Tirol | HABICHT | T |
Vorarlberg | PFÄNDER | V |
Wien | ULAN | U |
Wien (ODE)1 | DELFIN | D |
Wien (BE)2 | TOSCA | BE |
1Die Ordnungsdiensteinheit in Wien (siehe nächster Absatz) ist zwar keine Einsatzeinheit im eigentlichen Sinn, verwendet aber dennoch einen eigenen Rufnamen und eigene Erkennungskürzel.
2Die Bereitschaftseinheit in Wien (siehe nächster Absatz) ist zwar ebenfalls keine Einsatzeinheit im eigentlichen Sinn, wird jedoch bei unvorhersehbaren größeren Ereignissen bei denen ein schnelles Zusammenziehen der Kräfte geboten ist, herangezogen.
Ordnungsdiensteinheit – Bereitschaftseinheit
Zusätzlich zu den EE können im Bedarfsfall die Bereitschaftseinheit (vor allem bei unvorhersehbaren größeren Ereignissen) sowie die sogenannten Ordnungsdiensteinheiten (ODE; in Wien früher Reserverkompanien genannt) zusammengezogen werden. Die Ordnungsdiensteinheiten setzen sich ebenfalls aus auf den Polizeiinspektionen Dienst versehenden Beamten zusammen. Jeder Polizist ist einer ODE zugeteilt, im Gegensatz zur freiwilligen Mitgliedschaft in der EE. Deshalb sind bei Großveranstaltungen auch die Masse der aufgebotenen Kräfte jene der Ordnungsdiensteinheiten. Die Beamten der Ordnungsdiensteinheiten erhalten im Gegensatz zu der EE oder WEGA keine Sonderausbildung und auch die Ausrüstung wird ihnen, bis auf den Schutzhelm, nicht persönlich zugeteilt.
Literatur
- Siegbert Lattacher: Einheiten für Ordnungsdienst (PDF; 76 kB). In: Öffentliche Sicherheit. Sonderausgabe 12a, 2005, S. 55.
- Wolfdieter Hufnagl: Spezialeinheiten der österreichischen Polizei und Gendarmerie. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01941-8.
Einzelnachweise
- ↑ Unterscheidungszeichen der österreichischen Einsatzeinheiten bei der Euro 08 (PDF; 183 kB)
- ↑ Von B wie Bereitschaftseinheit bis W wie WEGA. Publiziert in Papiertigers Blog, abgerufen am 7. April 2014.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:
Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“
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SC Wiener Neustadt gegen LASK Linz 5:0 (5:0) – Das Bild zeigt gewaltbereite „Fans“ des LASK Linz beim Versuch den Platz zu stürmen.
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Eine Ordnungsdiensteinheit (ODE) der Wiener Polizei sperrt die Fasangasse beim Landstraßer Gürtel im 3. Wiener Gemeindebezirk im Zuge einer Anti-Corona-Demonstranten am 10. April 2020 und davor ein Performance-Künstler.
Autor/Urheber: Der Polizist 11:44, 9. Aug. 2009 (CEST), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ärmelabzeichen der Ordnungsdiensteinheit (ODE) Wien
Autor/Urheber: Dieses Foto wurde von einem österreichischen Polizeibeamten aufgenommen. Seine Identität bleibt aus Gründen der Anonymität geheim. Bitte als Urheberangabe Landespolizeikommando Vorarlberg benutzen., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Einsatzeinheit Vorarlberg, eine Einheit der österreichischen Bundespolizei im Bundesland Vorarlberg. Dieses Foto stammt von einem Training für die UEFA Euro 2008
Autor/Urheber: ernstl from Graz, Austria, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Einsatzeinheit Vienna in full riot-gear.
Originaldescription as posted on flickr: On June 21st, 2006, George W. Bush visited Vienna (Austria) to meet with the current president of the EU-council, Austria's chancellor Wolfgang Schüssel. To protest current US politics, imperialism and especially the treatment of the prisoners in Guantanamo more than 20.000 people demostrated, chanting slogans like "Stop Bush", "Bush go home", "No Blood for Oil" and countless others. There was massive police presence and (luckily) - apart from one little incident where stupid people started to throw beer cans and stuff at the police - no violent encounters between the police forces and the demonstrating people.Autor/Urheber: Der Polizist 00:47, 24. Mär. 2010 (CET), Lizenz: CC BY-SA 3.0
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