Cleaver (Archäologie)

Verbreitungskarte
Silex Griquatown.2009.0.197 fond.jpg

Unter einem Cleaver versteht man in der Archäologie ein großes, rechteckiges, in der Regel zweiseitig gearbeitetes Artefakt mit scharfer, breiter Kante an einem Ende. Derartige Artefakte werden unter dem Oberbegriff für zweiseitig gearbeitete Werkzeuge, Zweiseiter oder Bifaces, subsumiert. In diese Kategorie fallen auch klassische, dreieckige Faustkeile.[1]

Zeitliche Verbreitung

Bifaces – und damit auch Cleaver – erscheinen zum ersten Mal im fortgeschrittenen Oldowan (ca. 1,7 Mio. Jahren vor heute).[2] Diese Phase wurde definiert anhand des oberen Bed I und unteren Bed II von Olduvai Gorge.[3] Charakteristisch sind Cleaver allerdings für die archäologische Kultur des Acheuléen. Nichtsdestoweniger findet man Cleaver auch noch im (europäischen) Mittelpaläolithikum, so zum Beispiel im Moustérien.

Herstellung

Die Herstellung der meisten Cleaver erfolgte aus Abschlägen, die besonders lang und groß waren. Als bevorzugte Rohmaterialien wurden vulkanische Gesteine, zum Beispiel Lava, Quarzite und (seltener) Feuerstein verwendet. Da Cleaver zu den beidseitig bearbeiteten Artefakten gehören, gleichen sich die Herstellungsschritte zur Anfertigung herkömmlicher Faustkeile und Cleaver bis zu einem gewissen Grad, beim Cleaver entfällt jedoch die Herausarbeitung der für den Faustkeil charakteristischen Spitze. Somit entsteht mit dem Cleaver ein annähernd rechteckiges Artefakt, wohingegen der Faustkeil gleichsam eine Dreiecksform besitzt.

Verwendung

Die Artefakte eigneten sich besonders zum Schlachten und Verarbeiten von Tieren (Jagdbeute). Auch für die Holzbearbeitung wurden Cleaver herangezogen. Der Nachweis der Verwendungszwecke erfolgte über experimentelle Versuche.[4]

Literatur

  • Stanley H. Ambrose: Paleolithic Technology and Human Evolution. In: Science, Band 291, 2001, S. 1748–1753.
  • Joachim Hahn: Erkennen und Bestimmen von Stein- und Knochenartefakten. Einführung in die Artefaktmorphologie. Band 10, Verlag Archaeologica Venatoria, Tübingen 1991.

Einzelnachweise

  1. Paul Bahn (Hrsg.): Dictionary of Archaeology. HarperCollins Verlag, Glasgow 1992, S. 105.
  2. Ian Tattersall, Eric Delson et al.: Encyclopedia of human evolution and prehistory. Garland Verlag, New York und London 1988, S. 91.
  3. Mary Leakey: Olduvai Gorge: Excavations in beds I and II. 1960-1963. Cambridge University Press, Cambridge 1971, S. 5.
  4. Tattersall, Delson et al. 1988, S. 138.

Weblinks

Commons: Faustkeile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Cleavers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Cleaver – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Auf dieser Seite verwendete Medien

Silex Griquatown.2009.0.197 fond.jpg
Autor/Urheber: Didier Descouens, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Flint Cleaver
Stage : between 300000 and 1000000 BP (Lower Palaeolithic)
Locality : Griquatown, Northern Cape Province, South Africa.
Former collection of Edward John Dunn (1844 - 1937).
Size : 130 × 85 × 33 mm
Carte hachereaux.jpg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird 120 als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0

carte de répartition des principaux sites à hachereaux au Pléistocène moyen (Acheuléen) ; Vincent Mourre 2003 (les points indiquent les sites connus et leur diamètre est proportionnel au nombre de hachereaux mis au jour, les zones en rouge sont les régions où des hachereaux sont connus)

Mourre, V, Implications culturelles de la technologie des hachereaux. Thèse de Doctorat. Université de Paris X - Nanterre, 3 vol. (2003), (pdf), Fig. 48 (p. 115)