Amtshauptmannschaft Chemnitz

Amtshauptmannschaft Chemnitz
Basisdaten[1]
KreishauptmannschaftChemnitz (bis 1900 Zwickau)
VerwaltungssitzChemnitz
Fläche281 km² (1939)
Einwohnerzahl157.693 (1939)
Bevölkerungsdichte561 Einw./km² (1939)
Lage der Amtshauptmannschaft Chemnitz 1905
Lage der Amtshauptmannschaft Chemnitz 1905
Lage der Amtshauptmannschaft Chemnitz 1905
Siegelmarke Königliche Amtshauptmannschaft zu Chemnitz

Die Amtshauptmannschaft Chemnitz war ein Verwaltungsbezirk im Königreich Sachsen und im späteren Freistaat Sachsen. Ihr Gebiet gehört heute zur Stadt Chemnitz, zum Erzgebirgskreis sowie zu den Landkreisen Mittelsachsen und Zwickau in Sachsen. Von 1939 bis 1952 hieß der Verwaltungsbezirk Landkreis Chemnitz.

Geschichte

Im Rahmen der administrativen Neugliederung des Königreichs Sachsens wurden 1835 die vier Kreisdirektionen Dresden, Bautzen, Zwickau und Leipzig eingerichtet. Die Kreisdirektion Zwickau wurde in mehrere Amtshauptmannschaften untergliedert, darunter die I. Amtshauptmannschaft, die die Stadt Chemnitz und ihr weiteres Umland umfasste.

Mit Wirkung vom 15. Oktober 1874 wurden im Königreich Sachsen im Rahmen einer umfassenden Verwaltungsreform neue Kreishauptmannschaften und Amtshauptmannschaften eingerichtet. Aus den Gerichtsamtsbezirken Chemnitz, Limbach und Stollberg wurde die Amtshauptmannschaft Chemnitz gebildet. Die Stadt Chemnitz wurde bezirksfrei und gehörte der neuen Amtshauptmannschaft nicht an. Die sächsischen Amtshauptmannschaften waren hinsichtlich ihrer Funktion und Größe vergleichbar mit einem Landkreis.

Am 1. Oktober 1900 wurde aus dem östlichen Teil der Kreishauptmannschaft Zwickau als fünfte sächsische Kreishauptmannschaft die Kreishauptmannschaft Chemnitz gebildet, zu der fortan auch die Amtshauptmannschaft Chemnitz gehörte. Zum 1. Juli 1910 wurde aus dem südwestlichen Teil der Amtshauptmannschaft Chemnitz eine neue Amtshauptmannschaft Stollberg gebildet. Zwischen 1894 und 1929 wurden zahlreiche Chemnitzer Vororte aus der Amtshauptmannschaft nach Chemnitz eingemeindet. Im Jahr 1928 wurde im Rahmen eines Gebietsaustauschs zwischen Sachsen und Thüringen der bisher als Exklave zu Thüringen (Landkreis Altenburg) gehörige Ort Rußdorf eingegliedert.[2] Aus der Amtshauptmannschaft Flöha wurden im Jahr 1933 einige Orte im Chemnitztal, u. a. Auerswalde, Garnsdorf und Oberlichtenau in die Amtshauptmannschaft Chemnitz umgegliedert.

1939 wurde die Amtshauptmannschaft Chemnitz in Landkreis Chemnitz umbenannt. Der Landkreis Chemnitz bestand bis zur Gebietsreform von 1952 in der DDR fort und wurde dann auf die neuen Kreise Karl-Marx-Stadt-Land, Hohenstein-Ernstthal und Stollberg im Bezirk Karl-Marx-Stadt aufgeteilt.

Amtshauptleute und Landräte

Die Behörde wurde vom Amtshauptmann geleitet.

  • nachgewiesen 1847, 1858–1862: Johann Friedrich Brückner[3]
  • 1864–1874: Leonce von Könneritz
  • 1874–1889: Hermann Schwedler
  • 1889–1891: August Otto Fischer
  • 1891–1893: Bruno Oswin Merz
  • 1893–1898: Anselm Rumpelt
  • 1898–1904: Johannes Hallbauer
  • 1904–1910: Kurt Eduard Morgenstern[4]
  • 1910–1915: Gottfried Immanuel Michel[5]
  • 1915–1918: Erdmann Fritsche
  • 1918–1920: Karl Siegmund Richard Lotze[6]
  • 1920: zeitweise unbesetzt[7]
  • 1920–1922: Richard Marcus[8]
  • 1922–1932: Max Jungnickel[9]
  • 1932–1933: Robert Müller
  • 1933–1938: Walter Ringel[10]
  • 1938–1945: Friedrich Lehmann[11]

Einwohnerentwicklung

Jahr1849187118901900191019251939
Einwohner[1][12]176.573262.197187.800182.136129.919133.463157.693

Gemeinden

1910

Der Amtshauptmannschaft gehörten 1910 46 Kommunen, darunter eine Stadt und 45 Gemeinden, an. Einzelne selbständige Gutsbezirke waren gesondert aufgeführt, sind aber in den Einwohnerzahlen der umliegenden Gemeinden aufgeführt.[13]

Einwohner nach Kommune zum 1. Dezember 1910
StädteEinwohnerzahlGemeindenEinwohnerzahlselbständige Gutsbezirke (1. Dez. 1900)Einwohnerzahl
AMTSHAUPTMANNSCHAFT gesamt: 129.919
Städte16.806Gemeinde113.113
1Limbach16.8062Harthau6.484Rittergut Mittelfrohna153
3Wittgensdorf6.258Rittergut Niederrabenstein68
4Grüna5.913Rittergut Neukirchen66
5Neukirchen5.650Rittergut Oberrabenstein61
6Oberfrohna5.269Rittergut Limbach53
7Einsiedel4.916Rittergut Wittgensdorf49
8Rabenstein4.812Kanzleilehngut Höckericht39
9Burkhardtsdorf4.652Rittergut Schönau bei Chemnitz20
10Reichenbrand4.087Rittergut Kändler10
11Schönau3.934Allodialgut Leukersdorf
12Borna3.499Staatsforstrevier Dittersdorf (Anteil)0
13Röhrsdorf3.460Rittergut Niederfrohna
14Siegmar3.271Staatsforstrevier Plaue (Anteil)
15Pleißa2.981Staatsforstrevier Rabenstein
16Gornsdorf2.928Staatsforstrevier Thum (Anteil)
17Auerbach2.806
18Furth2.455
19Mittelbach2.322
20Wüstenbrand2.145
21Kändler2.109
22Klaffenbach2.080
23Markersdorf2.069
24Meinersdorf1.948
25Euba1.853
26Leukersdorf1.806
27Neustadt1.803
28Mittelfrohna1.774
29Erfenschlag1.722
30Adorf1.709
31Reichenhain1.693
32Rottluff1.675
33Glösa1.561
34Niederhermersdorf1.375
35Bräunsdorf1.352
36Oberhermersdorf1.201
37Eibenberg1.112
38Niederfrohna1.109
39Stelzendorf1.019
40Berbisdorf828
41Kemtau820
42Altenhain703
43Fichtigsthal670
44Kleinolbersdorf610
45Draisdorf431
46Heinersdorf239

1939

Gemeinden der Amtshauptmannschaft Chemnitz mit mehr als 2.000 Einwohnern (Stand 1939):[12]

GemeindeEinwohnerGemeindeEinwohner
Adelsberg6.009Adorf2.178
Auerbach4.386Auerswalde3.349
Burkhardtsdorf5.655Einsiedel6.119
Erfenschlag2.165Euba2.021
Glösa4.554Gornsdorf3.595
Grüna7.280Harthau6.804
Kändler2.680Kemtau2.404
Klaffenbach2.808Leukersdorf2.133
Limbach17.188Meinersdorf2.532
Mittelbach2.547Neukirchen8.002
Niederfrohna3.833Oberfrohna10.209
Pleißa3.377Rabenstein6.662
Röhrsdorf3.841Siegmar-Schönau19.896
Wittgensdorf7.051Wüstenbrand3.096

Die kreisfreie Stadt Chemnitz hatte 1939 334.713 Einwohner.

Literatur

  • Thomas Klein: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe B: Mitteldeutschland. Band. 14: Sachsen. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn 1982, ISBN 3-87969-129-0, S. 300–302, 393–394.

Weblinks

Commons: Amtshauptmannschaft Chemnitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Andreas Oettel: Zur Verwaltungsgliederung Sachsens im 19. und 20. Jahrhundert. In: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.): Statistik in Sachsen. 175 Jahre amtliche Statistik in Sachsen (Festschrift). Nr. 1, 2006, ISSN 0949-4480, S. 69–98 (Online [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 23. Dezember 2012]).
  2. www.reichstagsprotokolle.de: Karte mit den Austauschgebieten, abgerufen am 21. April 2018
  3. Chemnitzer Adressbuch für 1847, 1858–1862 (Digitalisat über SLUB Dresden)
  4. Chemnitzer Adressbuch für 1910 (Digitalisat über SLUB Dresden)
  5. Chemnitzer Adressbuch für 1913 (Digitalisat über SLUB Dresden)
  6. Chemnitzer Adressbuch für 1919/20 (Digitalisat über SLUB Dresden)
  7. Chemnitzer Adressbuch für 1920/21 (Digitalisat über SLUB Dresden)
  8. Chemnitzer Adressbuch für 1922 (Digitalisat über SLUB Dresden)
  9. Chemnitzer Adressbuch für 1923 bis 1932 (Digitalisat über SLUB Dresden)
  10. Chemnitzer Adressbuch für 1938 (Digitalisat über SLUB Dresden)
  11. Adressbuch der Stadt Chemnitz 1941, Seite I 8.
  12. a b Michael Rademacher: Chemnitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Willkommen bei Gemeindeverzeichnis.de. Abgerufen am 18. September 2023.

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Lage AHS Chemnitz
Siegelmarke K. Amtshauptmannschaft zu Chemnitz W0390194.jpg

Siegelmarke
Titel: K. Amtshauptmannschaft zu Chemnitz
Beschreibung: grün, weiß
Ort: Chemnitz

Größe: 3 cm