Alte Fulda bei Bad Hersfeld

Alte Fulda bei Bad Hersfeld

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Altwasser im südlichen Teil des Naturschutzgebiets

Altwasser im südlichen Teil des Naturschutzgebiets

LageLandkreis Hersfeld-Rotenburg in Osthessen
Fläche10,4 Hektar
Kennung1632009
WDPA-ID162088
Geographische Lage50° 51′ N, 9° 41′ O
Alte Fulda bei Bad Hersfeld (Hessen)
(c) Karte/Map: NordNordWest/Lencer, Lizenz/Licence: Creative Commons by-sa-3.0 de
Alte Fulda bei Bad Hersfeld (Hessen)
EinrichtungsdatumDezember 1984
BesonderheitenBesonderer Schutz als Naturschutzgebiet und durch die Zugehörigkeit zum Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Fulda“

Das Feuchtgebiet um die Alte Fulda bei Bad Hersfeld im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg besteht aus Wasserflächen mit Verlandungszonen und den angrenzenden Wiesen. Um diesen Bereich, der zum Lebensraum seltener und in ihrem Bestand gefährdeter Vögel und Amphibien geworden ist, zu sichern und zu erhalten wurde er im Jahr 1984 zum Naturschutzgebiet erklärt.

Lage

Das Naturschutzgebiet befindet sich im südlichen Bereich der Gemarkung Bad Hersfelds, nördlich des Landwirtschaftszentrums Eichhof, einer hessischen Bildungseinrichtung für den ländlichen Raum. Der geschützte Bereich wird von der Bundesautobahn 4 durchschnitten, die ihn in zwei unterschiedlich große Flächen teilt.
In der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, die auf der Geografischen Landesaufnahme des Instituts für Landeskunde Bad Godesberg basiert, wird die „Alte Fulda“ der Hersfelder Senke (355.21) zugeordnet, die nach Süden in das Kämmerzell-Asbacher Fuldatal (355.20) und die Rombach-Hochflächen (355.30) übergeht. Westlich grenzen das Kirchheimer Bergland (355.4) und östlich die Buchenauer Hochfläche (355.32) an. Sie gehören alle zum Fulda-Haune-Tafelland (355) in der Haupteinheitengruppe des Osthessischen Berglands (35).[1]

Renaturierter Bereich unterhalb des Naturschutzgebiets

Das Naturschutzgebiet liegt innerhalb des Projektes zur Renaturierung der Fuldaauen. In der Vergangenheit wurde hier der Hochwasserrückhalteraum des Flusses durch stellenweise Begradigungen, den Bau von Straßen und Bahnstrecken und durch die Ausweisung großräumiger Gewerbegebiete stark eingeengt. Der Auenbereich konnte hohe Niederschlagsmengen, zu denen im Winter noch die Schmelzwasser aus der Rhön und aus dem Vogelsberg kamen, nicht mehr schadlos aufnehmen. Seit Anfang der 2000er Jahre werden in mehreren Bauphasen Flutmulden mit einem Verzweigungsgerinne angelegt sowie Teile des Flusslaufs aufgeweitet, um eigendynamische Entwicklungen zu schaffen.[2]

Schutzgebiet

Den Kernbereich des Naturschutzgebiets bildet das Fuldaaltwasser, in dem großflächig Pflanzengesellschaften der Gewässer und Verlandungszonen vorkommen. Den südlichen Altarm, der eine Tiefe von bis zu zwei Metern besitzt, prägen teilweise die großen Blätter der Gelben Teichrose (Nuphar lutea) und den nördlichen Altarm bedecken fast völlig die Schwimmblätter der Kleinen Wasserlinse (Lemna minor). An anderen Stellen entwickelte sich eine Unterwasservegetation mit Kanadischem Wasserpest (Elodea canadensis), Kleinem Laichkraut (Potamogeton pusillus), Rauem Hornblatt (Ceratophyllum demersum) und Wasser-Knöterich (Persicaria amphibia). In den breiten Verlandungszonen haben sich Röhrichte aus Schilfrohr (Phragmites australis), Breitblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia) und Wasser-Schwaden (Glyceria maxima) sowie ein Seggenried ausgebreitet. Zu den eher seltenen Arten die im Naturschutzgebiet wachsen gehören Graue-Segge (Carex canescens), Zypergras-Segge (Carex pseudocyperus), Ufer-Segge (Carex riparia) und Blasen-Segge (Carex vesicaria), Wasserschierling (Cicuta virosa), Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) und Sumpf-Sternmiere (Stellaria palustris).[3]

Zu den Vogelarten die im Gebiet registriert wurden und die Flächen um die „Alte Fulda“ als Brut- und Nahrungshabitat oder als Rastplatz beim Durchzug nutzen, gehören die Brutvögel Blässhuhn (Fulica atra), Teich- (Gallinula chloropus) und Wasserralle (Rallus aquaticus), Kleinspecht (Dryobates minor), Feldschwirl (Locustella naevia), Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) und Gelbspötter (Hippolais icterina). In den Zugzeiten halten sich einige Wasservögel wie Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), Graureiher (Ardea cinerea), Löffel- (Spatula clypeata) Knäk- (Spatula querquedula) und Tafelente (Aythya ferina) hier auf und auf dem Grünland rasten dann gelegentlich Weißstorch (Ciconia ciconia), Wiesenpieper (Anthus pratensis), Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und Rotdrossel (Turdus iliacus). Vom Herbst bis zum Frühjahr übernachten um die „Alte Fulda“ unregelmäßig größere Schwärme der Staren (Sturnus vulgaris), die im Bereich um Bad Hersfeld überwintern.[3]

Unterschutzstellung

Im Vordergrund der nördliche und größere Teil des zweigeteilten Naturschutzgebiets und auf der anderen Seite der Bundesautobahn 4 der südliche Bereich.
  • Naturschutzgebiet
Mit Verordnung vom 5. Dezember 1984 der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz beim Regierungspräsidium in Kassel wurden 8,71 Hektar des Feuchtgebiets rechts und links der Autobahn in der Fuldaaue zum Naturschutzgebiet erklärt.[4] Zweck der Unterschutzstellung war es, „den versumpften Fuldaaltarm mit seiner reichhaltigen, naturnahen gewässergebundenen Pflanzen- und Tierwelt, insbesondere als Lebensraum bestandsgefährdeter Vogel- und Amphibienarten zu sichern und zu erhalten“. Über die Musterverordnung hinaus blieben die extensive Nutzung der Grünlandflächen, die Ausübung der Einzeljagd auf Haarwild und die erforderlichen Unterhaltungsmaßnahmen an den Gewässern von den Verboten ausgenommen.[5] Das Naturschutzgebiet besitzt inzwischen eine Größe von 10,4 Hektar, hat die nationale Kennung 1632009 und den WDPA-Code 162088.[6]
  • Landschaftsschutzgebiet
Das Naturschutzgebiet liegt innerhalb des Landschaftsschutzgebiets „Auenverbund Fulda“, das im Jahr 1993 mit dem Zweck eingerichtet wurde, die Fulda einschließlich ihrer Zuflüsse mit ihren durch Überflutung gekennzeichneten Auen als „eine für Hessen typische Flusslandschaft“ zu sichern. Mit der Unterschutzstellung sollen die durch den Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser geprägten Wiesen- und Ufervegetationstypen mit ihren Lebensgemeinschaften geschützt und erhalten werden.[7][8]

Besucherhinweis

Zwischen den beiden Teilgebieten verläuft der Fulda-Radweg, auch Hessischer Radfernweg R1 genannt, der von der Quelle an der Wasserkuppe bis nach Hann. Münden führt, wo sich die Fulda mit der von rechts kommenden Werra zur Weser vereinigt.

Literatur

  • Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, schützen-erleben-pflegen. Band 3, Werra-Meißner-Kreis und Kreis Hersfeld-Rotenburg. cognitio Verlag, Niedenstein 2005, ISBN 3-932583-13-2.
Commons: Naturschutzgebiet Alte Fulda bei Bad Hersfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werner Röll: Blatt 126 Fulda. In: Naturräumliche Gliederung nach der Geographischen Landesaufnahme des Instituts für Landeskunde Bad Godesberg.
  2. Mit Flurneuordnung zur lebendigen Fulda. Druckschrift des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation, Februar 2020; abgerufen am 14. April 2025.
  3. a b Sieglinde und Lothar Nitsche: Naturschutzgebiete im Kreis Hersfeld-Rotenburg. In Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, schützen-erleben-pflegen. Band 3, S. 158 f.
  4. Die Verordnung trat am Tage nach der Veröffentlichung im Staatsanzeiger für das Land Hessen vom 31. Dezember 1984 in Kraft.
  5. Zitiert aus der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Alte Fulda bei Bad Hersfeld“ vom 31. Dezember 1984. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. Ausgabe 53/84 vom 21. Dezember 1984, S. 2660 f.
  6. „Alte Fulda bei Bad Hersfeld“. In: Weltdatenbank für Schutzgebiete; abgerufen am 14. April 2025.
  7. Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Fulda“ vom 28. Januar 1993 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Ausgabe 4/1993 vom 2. März 1993, S. 56 f.; abgerufen am 14. April 2025.
  8. „Auenverbund Fulda“ in der Weltdatenbank zu Schutzgebieten; abgerufen am 14. April 2025.

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Naturschutzgebietsschild in Westdeutschland, immer noch weit verbreitet und weiterhin offiziell in Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern
Fuldaaue südlich von Bad Hersfeld.jpg
Autor/Urheber: Heinz K. S., Lizenz: CC BY-SA 4.0
Teile der verlandeten und verfüllten ehemaligen Hochflutrinnen und Flutmulden werden in mehreren Bauphasen durch eine Wiedervertiefung renaturiert, sodass ganzjährig offene Wasserflächen bestehen. Die bereits umgesetzten und die weiter geplanten Renaturierungsmaßnahmen im Landschaftsschutzgebiet sollen auch die Siedlungsbereiche und Ackerflächen bei Hochwasser entlasten. Das im Jahr 1993 ausgewiesene Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Fulda“ umfasst Flächen entlang der Fulda aus mehreren Landkreisen. Schutzziel ist die Erhaltung der durch unterschiedliche Durchfeuchtungsstufen geprägten Ufervegetationstypen sowie die Wiederherstellung naturnaher Gewässerabschnitte durch die Umwandlung von Ackerland in extensiv genutztes Grünland..
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Autor/Urheber: Heinz K. S., Lizenz: CC BY 4.0
Das Feuchtgebiet um die „Alte Fulda bei Bad Hersfeld“ im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg besteht aus Wasserflächen mit Verlandungszonen und den angrenzenden Wiesen. Um diesen Bereich, der zum Lebensraum seltener und in ihrem Bestand gefährdeter Vögel und Amphibien geworden ist, zu sichern und zu erhalten wurde er im Jahr 1984 zum Naturschutzgebiet erklärt. Der Bereich liegt innerhalb des Landschaftsschutzgebiets „Auenverbund Fulda“, das 1993 mit dem Zweck eingerichtet wurde, die Fulda einschließlich ihrer Zuflüsse mit ihren durch Überflutung gekennzeichneten Auen als „eine für Hessen typische Flusslandschaft“ zu sichern.
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Naturschutzgebiet Alte Fulda bei Bad Hersfeld