2. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 32

2. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 32

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Aktiv7. März 1815 bis Ende Dezember 1918
StaatKönigreich Preußen
StreitkräftePreußische Armee
TruppengattungInfanterie
UnterstellungXI. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)
StandortMeiningen
Ehemalige StandorteMainz, Erfurt

Das 2. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 32 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee.

Geschichte

Das Regiment ging aus mehreren Landwehrbataillonen hervor, die während der Befreiungskriege gemeinsam gegen Napoleon Bonaparte kämpften und am 25. November 1815 in Wesel zu einem Infanterieregiment vereinigt wurden. Dies waren je ein Bataillon des „Elb-Regiments“, des „Westfälischen Landwehr-Regiments“ und des „Obersächsischen Landwehr-Regiments“. Die Standorte wechselten in den ersten Jahrzehnten häufig und befanden sich 1816 in Münster, Dortmund, Hamm und Soest, 1817 in Erfurt, 1830 in Koblenz, 1831 in Köln, 1832 wieder in Erfurt und 1860 in Halle (Saale).

Am 7. Mai 1861 wurde das Regiment schließlich zum 2. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 32. Für einige Jahre war es in der Festung Mainz garnisoniert.[1] Nach dem Deutschen Krieg wurde das Regiment endgültig nach Meiningen im Herzogtum Sachsen-Meiningen verlegt. Dort bezogen das I. und II. Bataillon die von 1865 bis 1867 neu errichtete Hauptkaserne, auch Stadtkaserne genannt. Das III. (Füsilier-)Bataillon verblieb zunächst in Kassel. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 war es in Hersfeld und ab 1895 ebenfalls in Meiningen stationiert. Dort bezog das Bataillon die neu erbaute Nordkaserne in der Leipziger Straße.

Einigungskriege

Das Regiment kämpfte 1849 im ersten Krieg gegen Dänemark.

Im Krieg gegen Österreich und dessen deutsche Verbündete kämpfte das Regiment 1866 in der Schlacht bei Kissingen (Hammelburg, 10. Juli), in den Gefechten bei Helmstadt (25. Juli) und in den Gefechten bei Uettingen (26. Juli).

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nahm das Regiment an den Kämpfen bei Wörth (6. August 1870), Sedan (1. September), Paris (22. September bis 6. Oktober), Artenay (10. Oktober), Orléans (11. Oktober), Châteaudun (18. Oktober), Chartres (21. Oktober), Châteauneuf en Thimerais (18. November), Brétoncelles (21. November), Loigny-Paupry (2. Dezember), Orléans (3./4. Dezember), Beaugency-Cravant (8. bis 10. Dezember), Bellême (8./9. Januar 1871), Le Mans (10./11. Januar) und Alençon (15. Januar) teil.

Erster Weltkrieg

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs machte das Regiment am 2. August 1914 mobil. Es wurde zunächst bei der 22. Division, ab 15. Mai 1915 bei der 103. Infanterie-Division an der Westfront und der Ostfront eingesetzt. Am 26. September 1918 wurde der Verband bei Ripont an der Dormoise aufgerieben; große Teile gerieten hier in Gefangenschaft. Einen Tag später formierten sich die Reste zu einem Bataillon mit drei Kompanien sowie drei MG-Kompanien. Anfang Oktober 1918 folgte die Neubildung des Regiments. Infolge schwerer Verluste in der Schlacht bei Vouziers wurde das III. Bataillon am 21. Oktober 1918 aufgelöst. Nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1918) marschierten die Reste des Regiments in die Heimat zurück, wo es vom 15. bis 18. Dezember 1918 in Meiningen demobilisiert und anschließend aufgelöst wurde. Teile traten zur IV. Abteilung des Freiwilligen-Landesjäger-Regiments 2 über.

Reichswehr

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 5. Kompanie des 15. Infanterie-Regiments in Sondershausen, ab 1925 in Weimar.

In der Hauptkaserne waren ab 1921 das I. Bataillon vom 14. (Bad.) Infanterie-Regiment (Reichswehr), 1934/35 das I. und II. Bataillon vom Infanterie-Regiment Meiningen, von 1935/45 verschiedene Bataillone der Wehrmacht sowie von 1945/91 das 23. Panzerbataillon und das 11. Aufklärerbataillon der 8. Gardearmee der Sowjetarmee stationiert. Heute befindet sich hier ein Justizzentrum. Die Gebäude der Nordkaserne dienten ab 1919 als Wohnhäuser, wurden 1935/45 wieder als Kaserne reaktiviert und ab den 1990er Jahren vollständig abgerissen.

Regimentschef

Erster Regimentschef war seit dem 20. September 1861 der General der Infanterie Hans Wilhelm von Schack. Mit seinem Tod war die Stelle ab 25. September 1866 vakant, bis König Wilhelm I. Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen am 31. Oktober 1867 zum neuen Regimentschef ernannte.

Kommandeure

DienstgradNameDatum[2]
Oberstleutnant/OberstWilhelm Benedikt von Clausewitz28. Dezember 1815 bis 20. Juli 1822
Oberstleutnant/OberstFriedrich Wilhelm von Brünneck21. Juli 1822 bis 29. März 1832
Oberstleutnant/OberstFriedrich von Drigalski30. März 1832 bis 29. März 1838
Oberstleutnant/OberstFerdinand von Salisch30. März 1838 bis 29. März 1844
OberstHans Wilhelm von Schack30. März 1844 bis 21. März 1845
OberstleutnantHermann von Suckow22. März bis 14. August 1845
Oberstleutnant/OberstHermann von Suckow15. August 1845 bis 5. November 1848
OberstKarl Friedrich von Steinmetz06. November 1848 bis 16. April 1851
OberstFriedrich von Hering17. April 1851 bis 9. Mai 1855
OberstAugust Wernecke10. Mai 1855 bis 17. September 1858
OberstJulius von Rohrscheidt18. September 1858 bis 21. Juni 1861
OberstOtto von Hoffmann22. Juni 1861 bis 24. Juni 1864
OberstKurt von Schwerin25. Juni 1864 bis 21. März 1868
OberstOtto von Foerster22. März 1868 bis 12. Oktober 1872
Oberstleutnant/OberstFerdinand von Zeuner12. Dezember 1872 bis 29. Dezember 1875
OberstArnold von Bessel30. Dezember 1875 bis 11. Juli 1879
Oberstleutnant/OberstFerdinand von Wulffen12. Juli 1879 bis 18. Februar 1885
OberstGerhard von der Osten19. Februar 1885 bis 5. November 1888
OberstleutnantAdolf Boecklin von Boecklinsau06. November bis 12. Dezember 1888 (mit der Führung beauftragt)
OberstAdolf Boecklin von Boecklinsau13. Dezember 1888 bis 23. Oktober 1891
OberstLouis Stoetzer24. Oktober 1891 bis 15. Juni 1894
OberstAlexander von der Goltz16. Juni 1894 bis 16. April 1897
OberstHermann von Viebahn17. April 1897 bis 17. Mai 1901
OberstKurt von Seydlitz-Kurzbach18. Mai 1901 bis 21. April 1905
OberstBodo von Oheimb22. April 1905 bis 15. Oktober 1906
OberstMartin Chales de Beaulieu16. Oktober 1906 bis 20. Februar 1911
OberstAlfred von Lewinski21. Februar 1911 bis 30. September 1913
OberstPaulus von Stolzmann01. Oktober 1913 bis 1. August 1914
OberstleutnantJulius Fischer02. August bis 12. September 1914
OberstleutnantHans von Wangenheim25. September 1914 bis 10. Juli 1916
OberstleutnantHans von Bojan15. Juli 1916 bis 17. August 1918
OberstleutnantWilhelm von Marcard18. August bis Dezember 1918

Literatur

  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 75f.
  • Alfred Richter: Das 2. Thüring. Infanterie-Regiment Nr. 32 (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Ehemals preußische Truppenteile. Band 252). Stalling, Oldenburg i.O. / Berlin 1928 (Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek).
  • Kuratorium Meiningen: Lexikon zur Stadtgeschichte. Bielsteinverlag, Meiningen 2008, ISBN 978-3-9809504-4-2.
  • Günther Voigt.: Die Infanterie- bzw. Füsilierregimenter 13–60 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 2. Biblio-Verlag, Osnabrück 1981, ISBN 3-7648-1199-4.
  • Dieter Zeigert: Militärbauten in Thüringen. Ein Katalog der Kasernenbauten mit ausführlicher Darstellung der militärhistorischen Umstände in Thüringen seit der deutschen Wehrverfassung von 1821. Hrsg.: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Verlag Ausbildung + Wissen, Bad Homburg /Leipzig 1997, ISBN 3-927879-94-0, S. 65–69, 238 ff.
  • Klaus v. Bredow, Ernst v. Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band 1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913, S. 293.
  2. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 120–121.


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Stadtkaserne Meiningen
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Fahne des kgl. preußischen 32. Infanterie-Regiments
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Fahne der Linien-Infanterie-Regimenter der gelben Achselklappen ab 1891 mit Ausnahme der Jäger-Bataillone (leichte Infanterie)
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Soldaten des 2. Thüringische Infanterie-Regiments Nr. 32