Wormlage

Wormlage
Koordinaten: 51° 36′ 19″ N, 13° 54′ 10″ O
Höhe: 118 m ü. NHN
Fläche:12,44 km²
Einwohner:385 (2020)[1]
Bevölkerungsdichte:31 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 2001
Postleitzahl:01983
Vorwahl:035329
(c) Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de
Lage Wormlages im Ämteratlas von 1757

Wormlage (niedersorbisch Wórmlag) ist ein Ortsteil der südbrandenburgischen Stadt Großräschen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.

Geografie

Der Ort Wormlage liegt in der Niederlausitz. Er ist der westlichste Ortsteil der Stadt Großräschen. Östlich befinden sich der Ortsteil Barzig und die Stadt Großräschen. Im Süden grenzen der Ortsteil Saalhausen und die Schipkauer Gemeindeteile Drochow und Annahütte. Im Norden befinden sich die Ortsteile der Gemeinde Bronkow, Lipten und Lug. Westlich von Wormlage liegt die Gemeinde Sallgast mit ihren Orten Dollenchen, Sallgast und Göllnitz, die bereits zum Landkreis Elbe-Elster gehört.

Wormlage, Luftaufnahme (2015)

Geschichte

Ortsgeschichte

Im Jahr 1396 wurde Wormlage erstmals urkundlich als Wurmluge in einer Abschrift erwähnt. Der Name leitet sich vom Bestimmungswort Wurm, das Wurm oder Insekt bedeuten kann, und bezeichnet einen Sumpf, an dem Insekten leben. Das Namenselement -lage geht auf Lug zurück, das vom niedersorbischen Ług Wiesenland oder Grassumpf abgeleitet wird. Lug ist in diesem Fall bereits ein Lehnwort aus dem Niedersorbischen. Der Ort wurde 1456 als Warmelage, 1492 als Wormlagk, 1541 als Wormligk, 1551 als Wormlugk und 1563 als Wurmlage sowie 1880 als Wormlag genannt. Im Ort befand sich ein Rittergut. Während des Dreißigjährigen Kriegs kam es 1642 zu starken Verwüstungen des Ortes durch schwedische Truppen. Dabei wurden das Rittergut und alle Gebäude bis auf eins und die Schenke zerstört. Im Ort lebten nur noch 28 arbeitsfähige Personen.

Anfang des 16. Jahrhunderts erscheinen die von Köckritz sowie die Familie von Kalkreuth als Besitzer des Ritterguts Wormlage. 1549 wird das Gut an die Brüder Georg, Heinrich und Hans von Sahla verkauft. Im Jahr 1648 wird als Besitzer Heinrich Friedrich von Lüttichau genannt, dessen Witwe 1664 Wormlage an Heinrich Otto von Köckritz veräußert. 1678 kauft Conrad von Rohr das Gut, das bis Anfang des folgenden Jahrhunderts im Familienbesitz bleibt. Vor 1715 wird noch ein Heinrich Dietloff von Hacke als Eigentümer genannt, bevor der Besitz an den Landesdeputierten des Gubener Kreises Adolf Isaak von Rackel geht. Dann erscheinen noch Caspar Ehrenfried von Kieckbusch (1755) und der Obristleutnant Johann Georg von Brandenstein als Besitzer des Gutes Wormlage. 1776 erscheint Ernst Albrecht von Schönfeldt (1746–1782) auf Werben mit dem Rittergut Wormlage samt seinen Sitzen und dem Pfarrlehn belehnt. Er gilt als Bauherr des Herrenhauses Wormlage. Ernst Albrecht von Schönfeldt begann seine Karriere[2] auf der Brandenburger Ritterakademie und war mit Johanna Marie Freiin Digeon von Monteton (1752–1803) vermählt, die als Witwe 1786 Friedrich August Wilhelm von Pannwitz (1747–1805) auf Müschen heiratete und das Gut mit in die Ehe brachte. Zu dieser Zeit soll Wormlage ein kleines Kulturzentrum gewesen sein, das auch von dem großen deutschen Dichter Heinrich von Kleist in seinen Briefen erwähnt wird, wenn er von Besuchen bei seiner Pannwitz’schen Verwandtschaft in Wormlage berichtet, da seine Mutter die Schwester des Gutsherrn war. Während der Pannwitz’schen Besitzzeit, in alten Matrikeln die Geschwister von Pannwitz,[3] bis 1885 wurde besonders die Entwässerung des Luchs vorgenommen. Hand in Hand damit ging der Torfstich, der ein begehrtes Brennmaterial war. Mitte des 19. Jahrhunderts bestand das Dorf Wormlage aus 61 Wohngebäuden mit 600 Einwohnern.[4] Um 1880 nennt das erstmals amtlich publizierte General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer der Provinz Brandenburg Herrn Ruhtz als Gutsherrn für Wormlage. Zum Gut gehörte eine Ziegelei und insgesamt 846 ha Fläche, davon waren 268 ha Forsten.[5]

Wormlage gehörte zum Landkreis Calau. Von 1818 bis 1864 betrieb man im Ort unter anderem zwei Windmühlen, eine Schäferei, eine Ziegelei und eine Gaststätte. Die Entwässerung des umliegenden Gebietes, des Lugks, brachte ab 1847/1850 einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dazu wurde 1853 gesondert eine Genossenschaft mit Kooperationsrechten namens „Sozietät zur Entwässerung des großen Lugs bei Wormlage“ gebildet.[6] Im Jahr 1867 wurde im Ort eine eigene Postagentur errichtet. 1896 nennt das Handbuch des Grundbesitzes Max Beyer als Gutsbesitzer, mit Wohnsitz in Wormlage und in Dresden.[7]

Nach der Fahnenweihe des Turnvereins am 18. Juni 1899 stiftete der neue Gutsbesitzer Adolf Freiherr[8] von Schönberg-Thammenhain (1864–1927) Land auf dem sogenannten Krähenberg für die Anlage eines Sportplatzes. Im Jahr 1913 wurde der Sportplatz eingeweiht, der 1954 verlegt werden musste. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden viele Wormlager Landarbeiter besser bezahlte Arbeit in den umliegenden neu aufgeschlossenen Braunkohlegruben.

Am 17. April 1917 verkauft der Päpstliche Geheime Kämmerer und königlich sächsischer Kammerherr Adolf Freiherr von Schönberg-Thammenhain das Rittergut an Hugo Gabelmann, den Generaldirektor der Niederlausitzer Braunkohlenwerke. Gabelmann ließ das Schloss umbauen und den angrenzenden Park gestalten. 1929, kurz vor der großen Wirtschaftskrise, beinhaltete der Umfang des Rittergutes 802 ha. Als Verwalter fungierte Administrator H. Uhlemann.[9] Administratoren wurden den Gutsbesitzern zumeist von Kreditgebern, wie den Ritterschaftsbanken, für die Verwaltung zur Seite gestellt. Nachdem Gabelmann im Mai 1930 tödlich bei einer Betriebsbegehung im Abraum der Grube Viktoria 1 verunglückt war, wurde er im Pusch, einem Waldstück hinter dem Schlosspark, beerdigt.[10] Gabelmann förderte in seiner Zeit als Generaldirektor die Rekultivierungsforschung und legte somit einen der Grundsteine der heutigen Niederlausitzer Landschaft.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs zog in der Nacht zum 22. April 1945 die Rote Armee in Wormlage ein. Ein Großteil der Einwohner war bereits Richtung Westen geflüchtet. Unter den etwa vierzig verbliebenen Einwohnern im Ort gab es acht Tote. Bei der Einnahme Wormlages wurden zwei Häuser niedergebrannt. Am 19. Mai 1945 kehrten die meisten der geflüchteten nach Wormlage zurück. 69 Wormlager fielen im Zweiten Weltkrieg.

Nach dem Krieg wurden die Ländereien des Rittergutes in der Bodenreform verteilt. Das Gutshaus wurde 1949 abgerissen.

Im Jahr 1964 schloss man Wormlage an das zentrale Wassernetz an. Von 1992 bis 2001 gehörte Wormlage zum Amt Großräschen. Am 31. Dezember 2001 wurde der Ort in die Stadt Großräschen eingemeindet.[11]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung in Wormlage von 1875 bis 2001[12]
JahrEinwohnerJahrEinwohnerJahrEinwohnerJahrEinwohnerJahrEinwohnerJahrEinwohner
1875 5041933 6851964 6241989 4711993 4651997 478
1890 5141939 6411971 5911990 4591994 4741998 469
1910 6321946 7131981 4981991 4501995 4751999 468
1925 6591950 7191985 4741992 4601996 4852000 475

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche

Im Ort befindet sich eine ausgedehnte Parkanlage mit Teichen, die zum ehemaligen Gutshaus gehörte. Im Jahr 2000 wurde sie rekonstruktiert. Des Weiteren befinden sich Reste von zwei Windmühlen in Wormlage.

Die Wormlager Dorfkirche, die in den 1990er-Jahren restauriert wurde, gehört zu den Baudenkmalen der Stadt Großräschen. Der Grundstein für den Kirchturm wurde am 12. Juli 1914 gelegt. Bereits im Jahr 1917 wurde die kleine Kirchenglocke gespendet.

An die dreißig gefallenen Einwohner von Wormlage im Ersten Weltkrieg erinnert seit dem 12. Juni 1921 ein Kriegerdenkmal vor der Kirche.

Infrastruktur

Durch den Ort verläuft von Großräschen nach Finsterwalde die Bundesstraße 96.

Personen mit Verbindung zu Wormlage

(c) Bundesarchiv, Bild 183-S0509-0030 / CC-BY-SA 3.0
Hartnick (links)

Der Straßenradsportler und -trainer Hans-Joachim Hartnick wurde am 12. Januar 1955 in Wormlage geboren. Hartnick wurde unter anderem Weltmeister und gewann die Friedensfahrt.

Die Schriftstellerin Judith Rave war als Erzieherin der Kinder des Landesdeputierten von Schoenfeld in Wormlage tätig. Sie starb hier im Jahr 1807.

Literatur

  • Ortschronik 600 Jahre Wormlage (1396–1996)
  • Schriftenreihe für Heimatforschung Kreis Senftenberg, Heft Nr. 1
  • Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1975.

Gedicht Ritter Wormsitz

  • Georg Stephan: In: Niederlausitzer Mittheilungen: Zeitschrift der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Alterthumskunde. IV. Band, Heft 1.–4., Hrsg. Vorstand der Gesellschaft, Albert König, Guben 1895, S. 308–311. Digitalisat

Weblinks

Commons: Wormlage – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ortsteil Wormlage. In: grossraeschen.de. Stadt Großräschen, abgerufen am 29. August 2022.
  2. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705 – 1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Alumnatsverzeichnis. Band I, von Schönfeldt, Ernst Albrecht-Zögling No.: 542. Selbstverlag. Druck P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, S. 99 (staatsbibliothek-berlin.de [abgerufen am 18. November 2022]).
  3. Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. 1857. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger. 1. Auflage. Pannwitz. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 164 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 18. November 2022]).
  4. Götz Frhr. von Houwald: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Band IV, Teil II, S. 575, ISBN 3-7686-4130-9.
  5. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. In: Reprint der Humboldt Universität zu Berlin. 1. Auflage. Nicolaische Verlags-Buchhandlung (R. Stricker), Berlin 1879, S. 38–39, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 18. November 2022]).
  6. Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 1858. In: Öffentliche Bekanntmachungen. Nr. 33. Selbstverlag. Gesetz-Sammlung-Debits-und Zeitungs-Komtoir, Berlin 1858, S. 370–380 (google.de [abgerufen am 18. November 2022]).
  7. Paul Ellerholz, E. Kirstein, Traug. Müller, W. Gerland, Georg Volger: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. In: GAB. I. Das Königreich Preussen. I. Lieferung. Provinz Brandenburg. 2. Auflage. A. Regierungsbezirk Frankfurt a. O., Kreis Calau. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1896, S. 22–23 (google.de [abgerufen am 18. November 2022]).
  8. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1898. In: "Der Gotha". 48. Auflage. Schönberg, Haus Thammenstein. Justus Perthes, Gotha 10. November 1897, S. 892–893 (archive.org [abgerufen am 18. November 2022]).
  9. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hofgrefe: Niekammer`s Landwirtschaftlicher Güter-Adreßbücher, VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. In: GAB Hauptstandardwerk. Reihe Paul Niekammer. Letztausgabe. Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Regiegungsbezirk Frankfurt a. O., Kreis Calau. Niekammer Adressbuch GmbH, Leipzig 1929, S. 197–198 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 18. November 2022]).
  10. Dorfgeschichte(n) Wenig Ruhm für einen Helden. 31. Januar 2004, archiviert vom Original am 13. Februar 2022; abgerufen am 29. August 2022.
  11. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  12. Statistik Brandenburg (PDF)

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Friedensfahrt, Hartnick, Gusjatnikow ADN-ZB Reiche 9.5.77-str Warschau: 30.Internationale Friedensfahrt - 2.Etappe von Warschau nach Lodz über 133 km. Vor dem Ehrenstart in Warschau in bester Stimmung: die beiden Mannschaftskapitäne Hans-Joachim Hartnick (DDR l.) und Alexander Gusjatnikow (UdSSR).
Wormlage 001.JPG
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Wormlage, Luftaufnahme (2015)
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Dorfkirche in Wormlage einem Ortsteil von Großräschen; die Kirche ist ein Baudenkmal
Wappen Grossraeschen.png
Wappen der Stadt Großräschen, zuvor des Amtes Großräschen.
Blasonierung
„Schräg gevierteilt von Rot und Silber; oben eine wachsende silberne Harke mit sieben Zinken; links ein aufrechter schwarzer Buchenzweig mit acht Blättern, rechts gekreuzte schwarze Schlägel und Eisen, unten drei zu einem Dreischenkel zusammengestellte silberne Hufeisen.“
Der Innenminister des Landes Brandenburg genehmigt am 12. April 2002 der Stadt Großräschen, anstelle des tradierten Stadtwappens das Wappen des zum 31. Dezember 2001 aufgelösten Amtes Großräschen in Rechtsnachfolge fortzuführen.
Fotothek df rp-j 0010008 Senftenberg. Karte des Amtes Senftenberg, von Schenk, 1757 (Sign., VII 105).jpg
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Senftenberg. Karte des Amtes Senftenberg, von Schenk, 1757 (Sign.: VII 105)