Wanda Wulz

Wanda Wulz (* 1903 in Triest; † 1984 ebenda) war eine italienische Fotografin, die mit der Kunstbewegung Futurismus lose verbunden war.

Leben und Werk

Wanda Wulz lernte die Porträtfotografie von ihrem Vater Carlo und ihrem Großvater Giuseppe Wulz, der 1868 ein Fotostudio in Triest eröffnet hatte.[1] Nach dem Tod ihres Vaters 1928 übernahmen Wanda und ihre Schwester Marion das angesehene Studio, das ihnen die Freiheit ermöglichte, neben der Porträtfotografie für Triester Künstler und Aristokraten experimentell zu arbeiten.

1932 wurde Filippo Tommaso Marinetti, der Gründer des italienischen Futurismus, auf die avantgardistischen Arbeiten von Wanda Wulz aufmerksam. Für die Ausstellung der Futuristen im April desselben Jahres in Triest, die Mostra nazionale fotografia futurista, übergab sie ihm fünf ihrer Fotografien.[2]

Die künstlerischen Fotografien von Wanda Wulz sind überwiegend Porträts, Selbstporträts, zum Teil verfremdet, und Aktfotografien in Schwarz-Weiß. Ihr wohl berühmtestes Werk mit dem Titel Io + gatto (deutsch Ich und Katze, englisch Me and cat) von 1932 zeigt eine Synthese ihres Gesichts mit dem einer Katze. Für diese Komposition legte sie zwei Negative übereinander und entwickelte sie auf einem Blatt Fotopapier. Das Bild wirkt wie eine Erscheinung aus einem Traum, jedoch weniger mystisch, da der konstruierte Charakter offensichtlich ist.[3] Mia Fineman, Kuratorin für Fotografie am Metropolitan Museum of Art, sieht die Kunst von Wanda Wulz vom subversiven Geist des Surrealismus beeinflusst. Die Künstlerin biete mit ihrem Bild Io + gatto eine starke visuelle Metapher für die Fluidität weiblicher Identität an und die unheimlich anmutende Auflösung der Grenzen zwischen dem Selbst und den Anderen.[4]

Wanda Wulz gelang es, sich als professionelle Fotografin zu einer Zeit zu etablieren, als Frauen meist nur das Ziel des fotografischen Blicks waren.[5] Mit ihrer Schwester arbeitete sie noch bis 1981 im gemeinsamen Studio in Triest. Da sie keine Erben hatte, übergab sie ihr fotografisches Werk Fratelli Alinari. Es wird in dem 1985 gegründeten Museo di Storia della Fotografia Fratelli Alinari in Florenz archiviert. Ihre Bilder gehören zu den Kunstsammlungen der großen Museum der Welt.[6]

Gruppenausstellungen seit 2004

  • Faking It. Manipulated Photography Before Photoshop, The Metropolitan Museum of Art, New York 11. Oktober 2012 bis 27. Januar 2013[7]
  • Sight of Italy, 1841–1941. Great masters of Italian photography in Alinari Museum collections, Rosphoto State Museum and Exhibition Centre for Photography, Sankt Petersburg 17. November 2011 bis 15. Januar 2012[7]
  • Female Trouble. Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen, Pinakothek der Moderne, München 18. Juli bis 26. Oktober 2008[7]
  • Sus ojos les delatan, Fundacion Foto Colectania, Barcelona 22. November 2006 bis 24. März 2007[7]
  • Vu d'Italie 1841–1941, Museo Nazionale Alinari della Fotografia MNAF, Florenz 28. Oktober bis 10. Dezember 2006[7]
  • Vu d'Italie 1841–1941. La photographie italienne dans les collections du Musée Alinari, Pavillon des Arts, Paris, 10. November 2004 bis 6. März 2005[7]

Literatur

  • Katharina Hausel: Die experimentellen Werke der Triester Fotografin Wanda Wulz (1903–1984) im Spiegel ihres Umfeldes. Dissertation. FU Berlin, 2004, DNB 981563864
  • Wanda Wulz. In: Vu D'Italie 1841–1941: La Photographie Italienne Dans Les Collections Du Musee Alinari. Paris 2004, ISBN 88-7292-472-3, S. 249.
  • Lynne Warren (Hrsg.): Encyclopedia of Twentieth-century Photography. Band 1, Routledge, 2005, ISBN 1-57958-393-8, S. 545f.
  • Inka Graeve Ingelman (Hrsg.): Female Trouble. Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen. Hatje Cantz Verlag, 2008, ISBN 978-3-7757-2203-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Elvio Guagnini, Italo Zannier: La Trieste dei Wulz: volti di una storia. Fotografie 1860–1980. Alinari, Florenz 1989, ISBN 88-7292-112-0 (italienisch)
  2. Mia Fineman: Faking it. Manipulated Photography Before Photoshop. Metropolitan Museum of Art, New York 2012, ISBN 978-0-300-18501-0 (dem Buch folgte im Oktober 2013 die gleichnamige Ausstellung im MET)
  3. Donald Kuspit: From Vision to Dream. In: Lynn Gamwell (Hrsg.): Dreams 1900–2000. Science, Art, and the Unconscious Mind. Cornell University Press, 1999, ISBN 0-8014-3730-X, S. 81.
  4. Mia Fineman: Faking it. Manipulated Photography Before Photoshop. Metropolitan Museum of Art, New York 2012, S. 171f.
  5. Silvia Valisa: An Imaged Life. Wanda Wulz and the Familiar Archive. In: Rossella Riccobono: A 'window' on the Female Modernist 'I': from Neera to Elsa Morante. Cambridge Scholars Press, Newcastle 2013, ISBN 978-1-4438-4983-8.
  6. Giovanna Bertelli: Wanda Wulz, Trieste 1903–1984, Enciclopedia delle Donne (italienisch)
  7. a b c d e f Wanda Wulz, Group Exhibitions, auf der Website von Photography Now