Wahl zur Nordirland-Versammlung 2003

1998Wahl zur Nordirland-Versammlung2007
(Stimmenanteile in %) [1]
 %
30
20
10
0
25,7
23,5
22,7
17,0
3,7
1,2
0,8
0,8
2,8
1,4
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1998
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+7,7
+5,8
+1,4
−5,0
−2,8
−1,4
−0,8
−3,7
−0,9
−0,9
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Neues Ergebnis nicht 100%
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Fehler in der Farbeingabe - Hell
Sitzverteilung
Insgesamt 108 Sitze
Orientierung
Insgesamt 108 Sitze
  • Nationalisten: 42
  • Andere: 6
  • Unionisten: 60
(Orientierung, Vergleich zur Wahl 1998)
Unionisten
 
60 (+02)
 
 
Nationalisten
 
42 00)
 
 
Andere
 
6 (–02)
 
 

Bei der Wahl zur Nordirland-Versammlung 2003 am 26. November 2003 wurde die Northern Ireland Assembly (Nordirland-Versammlung) neu gewählt. Die Wahl endete mit Zugewinnen der radikaleren Parteien, sowohl auf Seiten der Unionisten, als auch der irischen Republikaner.

Hintergrund

Nach der Wahl der Nordirland-Versammlung 1998 war eine Koalitionsregierung unter Führung von David Trimble (UUP) gebildet worden. In der Folgezeit kam es jedoch zu Streitigkeiten insbesondere in Zusammenhang mit der vereinbarten Entwaffnung der IRA, so dass die nordirische Exekutive durch den damaligen Minister für Nordirland Peter Mandelson zeitweilig suspendiert und direct rule aus London verordnet wurde.[2] Letztlich führten die Streitigkeiten um die IRA-Entwaffnung zum Rücktritt David Trimbles am 1. Juli 2001, dem Rücktritte weiterer UUP-Minister im Oktober 2001 folgten. Trimble wurde am 5. November 2001 erneut zum First Minister gewählt.[2] Im Oktober 2002 kam es zu einem Eklat, der unter der Bezeichnung Stortmontgate bekannt wurde.[3] Drei Mitglieder der Sinn Féin-Fraktion wurden unter dem Verdacht, einem Spionagering der Provisional Irish Republican Army anzugehören, verhaftet. Am 14. Oktober 2002 suspendierte der Minister für Nordirland John Reid daraufhin die Nordirland-Versammlung. Die Versammlung wurde offiziell am 28. April 2003, in Erwartung von Neuwahlen im Mai aufgelöst, der Wahltermin wurde jedoch durch den Minister für Nordirland auf November verschoben.[2][4]

Wahlrecht

Die Wahl erfolgte nach einem Präferenzwahlsystem (single transferable vote). In den 18 nordirischen Wahlkreisen für das Parlament in Westminster wurden jeweils 6 Abgeordnete gewählt. Das gesamte Parlament umfasste somit 108 Abgeordnete.[5]

Parteienspektrum

Die folgende Tabelle gibt einen groben Überblick über die politische Ausrichtung der größten Parteien. Das Parteienspektrum teilte sich ziemlich weitgehend entlang der Konfessionsgrenzen. Protestanten waren meist den unionistischen Parteien verbunden und Katholiken der republikanischen Seite.

ParteiKürzelPolitische Richtung
Ulster Unionist PartyUUPkonservativ unionistisch
Social Democratic and Labour PartySDLPrepublikanisch-sozialdemokratisch
Democratic Unionist PartyDUPradikal unionistisch, lehnte ursprünglich das Karfreitagsabkommen ab
Sinn FéinSFpolitischer Arm der IRA, republikanisch
Alliance Party of Northern IrelandAllianceliberal, ursprünglich unionistisch, später zunehmend "neutral"
Northern Ireland Unionist PartyNIUPunionistisch-konservativ, lehnte das Karfreitagsabkommen ab
UK Unionist PartyUKUPradikal-unionistisch, lehnte Karfreitagsabkommen und Selbstverwaltung Nordirlands ab
Progressive Unionist PartyPUPUnionismus, politischer Arm der Ulster Volunteer Force, sozialpolitisch eher im Mitte-Links-Spektrum, befürwortete das Karfreitagsabkommen

Ergebnisse

Die folgende Tabelle zeigt die Wahlergebnisse.[1] Die Stimmenangaben in der Tabelle entsprechen den Stimmen erster Präferenz. Die Wahlbeteiligung betrug 63,05 % und lag damit deutlich niedriger als bei der letzten Wahl 1998 (damals 70,0 %).

Prozentsatz der gewonnenen Mandate nach Parteien in den 18. Wahlkreisen von Nordirland
ParteiStimmenStimmen
(in %)
SitzeSitze
(in %)
Democratic Unionist Party177.94425,7 %3027,8 %
Sinn Féin162.75823,5 %2422,2 %
Ulster Unionist Party156.93122,7 %2725,0 %
Social Democratic and Labour Party117.54717,0 %1816,7 %
Alliance Party of Northern Ireland25.3723,7 %65,6 %
Unabhängige Kandidaten19.3282,8 %10,9 %
Progressive Unionist Party8.0321,2 %10,9 %
Northern Ireland Women’s Coalition5.7850,8 %0
UK Unionist Party5.7000,8 %10,9 %
United Unionist Coalition2.7050,4 %0
Green Party in Northern Ireland2.6880,4 %0
Socialist Environmental Alliance2.3940,3 %0
Conservative Party in Nordirland1.6040,2 %0
Workers’ Party of Ireland1.4070,2 %0
Northern Ireland Unionist Party1.3500,2 %0
Socialist Party3430,0 %0
Vote For Yourself1240,0 %0
Ulster Third Way160,0 %0
Gesamt692.028100,0 %108100,00 %

Bewertung des Wahlergebnisses

Hauptsächlicher Wahlgewinner war die Democratic Unionist Party (DUP), die mit 25,7 % der Stimmen und 30 Mandaten zur stärksten unionistischen Partei aufstieg. An zweiter Position folgte die irisch republikanische Sinn Féin, ebenfalls mit deutlichen Stimmengewinnen. Die Ulster Unionist Party (UUP), die bisher stärkste Partei im unionistisch-protestantischen Lager gewesen war, kam nur auf den dritten Platz und die gemäßigt republikanisch-katholische SDLP verlor deutlich an Stimmen und Mandaten. Der UUP-Führer David Trimble warnte in einer ersten Reaktion, dass die DUP ihre Versprechungen von einem besseren Abkommen als dem Karfreitagsabkommen nicht erfüllen könne.[6] Die liberale Alliance erlitt deutliche Stimmenverluste. Eine Überraschung war der Wahlsieg des unabhängigen Kandidaten Dr. Kieran Deeny im Wahlkreis West Tyrone. Deenys einziges Wahlziel war die Erhaltung des von der Schließung bedrohten Tyrone County Hospitals.[7]

Unionistische Parteien gewannen 59 der 108 Sitze, irisch-republikanische Parteien (Sinn Féin und SDLP) gewannen 42, in dieser Frage weitgehend neutrale Parteien (Alliance, Dr. Deeny) gewannen 7. Kurz nach der Wahl wechselten drei unter Parteibanner der UUP gewählte Abgeordnete (Jeffrey Donaldson, Arlene Foster und Norah Beare) ins Lager der DUP; ein DUP-Abgeordneter schied aus der Partei aus und agierte künftig als Unabhängiger.[2][8] Da sich die DUP weigerte, Sinn Féin ohne weitere Garantien eine Teilhabe an der politischen Machtausübung zuzugestehen, blieb die Nordirland-Versammlung auch nach der Wahl 2003 suspendiert. In diesem Zustand verblieb sie über die ganze Legislaturperiode bis zum 7. Mai 2007, an dem Neuwahlen erfolgten. Ab Januar 2004 fanden erneute Gespräche zwischen den Parteien über die Ausgestaltung des Karfreitagsabkommens statt.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b The Northern Ireland Assembly elections 2003: The official report on the Northern Ireland Assembly elections 26 November 2003. (pdf) Electoral Commission, April 2004, abgerufen am 7. März 2015 (englisch).
  2. a b c d e History of the Assembly. (Nicht mehr online verfügbar.) Northerin Ireland Assembly, archiviert vom Original am 9. April 2017; abgerufen am 9. März 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.niassembly.gov.uk
  3. Police raid Sinn Fein offices. BBC News, 4. Oktober 2002, abgerufen am 9. März 2015 (englisch).
  4. The Northern Ireland (Date of Next Assembly Poll)Order 2003. legislation.gov.uk, 2003, abgerufen am 9. März 2015 (englisch).
  5. Elections to the Northern Ireland Assembly. Northern Ireland Assembly, abgerufen am 7. März 2015 (englisch).
  6. Paisley's party tops NI poll. BBC News, 28. November 2003, abgerufen am 9. März 2015 (englisch).
  7. Hospital campaigner tops poll. BBC News, 27. November 2003, abgerufen am 9. März 2015 (englisch).
  8. Matthew Tempest: Ulster Unionist rebels defect to DUP. The Guardian, 5. Januar 2004, abgerufen am 27. September 2015 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Northern Ireland.svg
Ulster Banner is a heraldic banner taken from the former coat of arms of Northern Ireland. It was used by the Northern Ireland government in 1953-1973 with Edwardian crown since coronation of Queen Elizabeth II, based earlier design with Tudor Crown from 1924. Otherwise known as the Ulster Flag, Red Hand of Ulster Flag, Red Hand Flag.
Flag of Northern Ireland (1953–1972).svg
Ulster Banner is a heraldic banner taken from the former coat of arms of Northern Ireland. It was used by the Northern Ireland government in 1953-1973 with Edwardian crown since coronation of Queen Elizabeth II, based earlier design with Tudor Crown from 1924. Otherwise known as the Ulster Flag, Red Hand of Ulster Flag, Red Hand Flag.
Northern Ireland Assembly election 2003.png
Autor/Urheber: JandK87, Lizenz: CC0
Map showing the results of the 2003 Northern Ireland Assembly elections.