Tutow liegt etwa acht Kilometer westlich von Jarmen und etwa 16 Kilometer östlich von Demmin im pommerschen Landesteil. An der Gemeindegrenze in Richtung Peene fließt der Kuckucksgraben. Das kleine Gemeindegebiet ist durch den Tutower Flugplatz geprägt. An diesem angrenzend liegt der künstlich angelegte Casinosee. Vereinzelt existieren kleine Waldflächen. Die Bundesstraße 110 verläuft an der südöstlichen Gemeindegrenze. Der Ort ist über den Anschluss Jarmen der Autobahn 20 zu erreichen.
Geschichte
Die Gegend um den Ort war schon in der Steinzeit besiedelt, davon zeugt ein Großsteingrab bei Marienfelde. Südlich der B 110 befindet sich ein altslawischer Burgwall mit einer Fläche von etwa zwei Hektar, die „Alte Stadt“. Westlich davon befindet sich ein jungslawischer Burgwall, die „Alte Schanze“, meist „Wallberg“ genannt. Dieser liegt in einem unzugänglichen Sumpfgebiet, der „Quebbe“, die durch den Kuckucksgraben gespeist wird. Wohl im 13. Jahrhundert ist die jüngere Befestigung zerstört worden. In derselben Zeit entstanden in der Nähe die Orte Kruckow und Tutow (heute: Tutow-Dorf).
Der jetzige Ort Tutow selbst entstand erst in den 1930er Jahren als Siedlung beim Bau des Flugplatzes. Das ehemalige Kruckower VorwerkWittenwerder wurde 1933 beim Bau des Flugplatzes Tutow abgerissen. Am 1. Oktober 1938 erhielt der Ort die offizielle Bezeichnung Tutow/Flughafen. Vor und während des Zweiten Weltkrieges war hier eine Jagdfliegerstaffel stationiert. Hier befand sich auch eine der größten Kampffliegerschulen des Deutschen Reiches. In einer Zweigstelle der Arado-Werke wurden in Tutow die Fw 190 endmontiert.
Nach dem Krieg wurden die Flugplatzgebäude von der Sowjetarmee größtenteils abgerissen, der Flugplatz jedoch von der NVA und Sowjetarmee genutzt. Die NVA hatte Fallschirmjäger in Tutow stationiert. Ab 1985 wurde das Flugplatzgelände von der Sowjetarmee allein genutzt. 1986 erfolgte der Bau von Wohnungen, einer Schule und weiterer Sozial- und Funktionsgebäude, bevor ein Schlachtfliegerregiment aus dem Raum Cottbus hier stationiert wurde.[2] Im Jahr 1994 verließen die letzten Soldaten der GSSD die Garnison. Daraufhin übernahm die Gemeinde das vormals militärisch genutzte Plattenbauviertel von der Treuhand und bot die Wohnungen günstig an. So stieg die Bevölkerungszahl von knapp 1.300 Einwohnern im Jahr 1993 auf rund 2.250 im Jahr 1994. Seitdem nimmt die Bevölkerung aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit (bis zu 70 %) kontinuierlich ab. Zum Teil wurden die dadurch leerstehenden Plattenbauten des vormals militärisch genutzten Areals mit Finanzmitteln von Bund und Ländern zurückgebaut.
In einem nicht vollendeten Mehrzweckgebäude direkt an der B 110, das als Hotel mit Café und Kino geplant war, wurde 1946 eine Konservenfabrik eingerichtet. Diese wurde 1952 enteignet und trug ab 1974 den Namen „VEB Nordfrucht“. Neben Obst- und Gemüsekonserven wurde hier auch Speisesenf produziert. Der vor der Verstaatlichung in Loitz produzierte Senf wurde als „Tutower Senf“ überregional bekannt. Nach der Wende wurde die Konservenfabrik privatisiert und wechselte mehrfach den Besitzer. Schließlich wurde die Produktion nach Stavenhagen verlagert und die Fabrik geschlossen. Der Senf wurde weiterhin unter der Marke „Tutower Senf“ angeboten,[3] bis die Produktion im Jahre 2020 eingestellt wurde. Seit 2021 wird in der Inselmühle in Usedom nach dem Originalrezept unter der Marke „Pommernsenf. Tutower Original“ produziert.[4]
In die ehemalige Konservenfabrik zog 2010 das DDR-Museum Tutow ein, das zuvor am Rande des Flugplatzes ansässig war.
Ausgewiesene Gewerbeflächen wurden aufgrund mangelnder Nachfrage wieder aus dem Entwicklungsplan genommen. Der örtliche Discounter schloss im Januar 2006, Sparkassenfiliale und Fleischereien sind seit mehreren Jahren geschlossen. Im Schuljahr 2005/2006 wurde die Tutower Haupt- und Realschule zu einer Zweigstelle der Jarmener Schule, um so den Standort zu bewahren.
Perspektivlosigkeit war mehrfach ein Thema, wenn Tutow in überregionalen Medien behandelt wurde.[5][6][7]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1990
1390
1991
1338
1992
1316
1993
1291
1994
2249
1995
2234
Jahr
Einwohner
1996
2268
1997
2119
1998
2029
1999
1977
2000
1857
2001
1736
Jahr
Einwohner
2002
1645
2003
1601
2004
1550
2005
1472
2006
1372
2007
1299
Jahr
Einwohner
2008
1241
2009
1229
2010
1233
2011
1205
2012
1226
2013
1207
Jahr
Einwohner
2014
1175
Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern[8]
Politik
Gemeindevertretung und Bürgermeister
Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeister) aus 11 Mitgliedern. Die Wahl zum Gemeinderat am 26. Mai 2019 hatte folgende Ergebnisse[9]:
Bürgermeister der Gemeinde ist Henry Fennert (parteilos), er wurde mit 74,0 % der Stimmen gewählt.[10]
Wappen, Flagge, Dienstsiegel
Die Gemeinde verfügt über kein amtlich genehmigtes Hoheitszeichen, weder Wappen noch Flagge. Als Dienstsiegel wird das kleine Landessiegel mit dem Wappenbild des Landesteils Vorpommern geführt. Es zeigt einen aufgerichteten Greifen mit aufgeworfenem Schweif und der Umschrift „GEMEINDE TUTOW“.[11]
Sehenswürdigkeiten
Tutower Kirche
Burgwall "Alte Stadt" und "Alte Schanze" Tutow, liegen eigentlich in der Gemeinde Kruckow
DDR-Museum[12] seit 2010 in der ehemaligen Konservenfabrik.
↑Horst Dassow: Tutow - Geschichte einer Siedlung in Vorpommern. S. 51
↑Gemeinde Tutow:Geschichtliches (Memento desOriginals vom 8. Januar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amt-jarmen-tutow.de - Gesehen am 18. November 2007.
↑Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern; Stichtag ist jeweils der 31. Dezember des Jahres:Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 15. Oktober 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sisonline.statistik.m-v.de;