Susanne Schröter

Susanne Schröter (2014)

Susanne Schröter (* 24. September 1957 in Nienburg/Weser) ist eine deutsche Ethnologin, Hochschullehrerin und Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam (FFGI), Professorin am Institut für Ethnologie, Principal Investigator im Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Direktorin im Cornelia Goethe Centrum für Geschlechterforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und Vorstandsmitglied des Deutschen Orient-Instituts.[1][2][3]

Leben

Sie studierte von 1977 bis 1986 Anthropologie, Soziologie, Kultur- und Politikwissenschaften sowie Pädagogik[4] an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 1994 wurde Schröter im Fach Ethnologie bei Karl-Heinz Kohl mit einer Arbeit über Männliche Selbsterhaltungsstrategien angesichts der Vorstellung omnipotenter Weiblichkeit – Materialien zur Konstruktion von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ in Melanesien promoviert. Von 1995 bis 1997 war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie und Afrikastudien in Mainz tätig und von 1997 bis 1999 am Frobenius-Institut in Frankfurt. Schröter habilitierte sich 1999 mit einer Schrift zum Thema Kéo rado – Die Austreibung des Bösen. Ein Beitrag zur Religion und Sozialstruktur der Ngada in Ostindonesien an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.

In den Jahren von 1999 bis 2004 vertrat sie den Lehrstuhl für Ethnologie am Institut für Ethnologie und Afrika-Studien, sowohl in Mainz als auch in Frankfurt. In diese Zeit fiel auch eine Gastprofessur am Department of Anthropology der Yale University, New Haven. 2004 wurde sie zur Universitätsprofessorin auf den Lehrstuhl für Südostasienkunde I – Insulares Südostasien der Universität Passau berufen. Seit 2008 ist Schröter Professorin für „Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen“ im Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt.

Positionen

Im Januar 2016 wurde sie im Feuilleton der FAZ zu den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht 2015 und zum Begriff des sogenannten Taharrusch dschama'i interviewt.[5] Sie konstatierte, im Diskurs zum Umgang mit Muslimen aus patriarchalen Gesellschaften und der Geschlechterforschung seien die Bezüge „zur gesellschaftlichen Wirklichkeit verlorengegangen.“[5] Zur Konfliktlösung sieht sie die Notwendigkeit, umgehend Konzepte zur Aufklärung zu entwickeln und umzusetzen. Den Flüchtlingen müssten die hiesigen Regeln im Umgang der Geschlechter genau und im Rahmen von Rollenspielen erklärt werden. Die Männer sollten die Chance haben, „die Spielregeln unserer Kultur im Geschlechterkontakt zu erlernen und sich adäquat zu verhalten“, aber auch Konsequenzen erleben, wenn sie das nicht tun.[5]

Am 8. Mai 2019 veranstaltete Frau Schröter an der Universität in Frankfurt am Main eine Konferenz mit dem Thema: „Das islamische Kopftuch, Symbol der Würde oder der Unterdrückung?“[6][7] Im Vorfeld gab es einige Versuche, sowohl diese Konferenz zu verhindern als auch Frau Schröter ihres Amtes als Dozentin zu entheben.[8][9] Schröter war 2020 eine der Erstunterzeichnerinnen des Appells für freie Debattenräume.[10]

Publikationen

  • 2000 (Hrsg.): Die Austreibung des Bösen – Ein Beitrag zur Religion und Sozialstruktur der Sara Langa in Ostindonesien. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.
  • 2002 (Hrsg.): FeMale – Über Grenzverläufe zwischen den Geschlechtern. Frankfurt: Fischer.
  • 2004: Rituals of rebellion. A theory reconsidered. In: Kreinath, Jens/Constance Hartung/Annette Deschner, Hg.: The Dynamics of Changing Rituals: The Transformation of Religious Rituals within Their Social and Cultural Context. (Toronto Studies in Religion: 29). New York: Peter Lang, S. 41–58.
  • 2004: Female masculinity – ein neues Phänomen des gender bender? In: Rohr, Elisabeth, Nina Schuster, Hg.: Körper und Identität. Ort: Ulrike Helmer Verlag, S. 144–160.
  • 2005: Geschlechterforschung in der Ethnologie. Zwischen Exotisierung und Homogenisierung. In: Bußmann, Hadumod/Renate Hof, Hg.: Genus. Geschlechterforschung in den Kulturwissenschaften. Stuttgart: Kröner Verlag, S. 80–116.
  • 2006: Politisierung von Religion und Sakralisierung von Politik. Lokale und nationale Konflikte zwischen Moslems und Christen in Indonesien. In: Oevermann, Ulrich/Manuel Franzmann, Hg.: Religiosität in der säkularisierten Welt. Theoretische und empirische Beiträge zur Säkularisierungsdebatte in der Religionssoziologie. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 357–374.
  • 2008: Gender und Diversität. Kulturwissenschaftliche und historische Annäherungen. In: Andresen, Sünne, Hg.: Gender und Diversity. Albtraum oder Traumpaar? Interdisziplinärer Dialog zur ‚modernisierung' von Geschlechter- und Gleichstellungspolitik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 79–94.
  • 2009: Making an anthropologist in the field – An essay. In: Strecker, Ivo/Shauna La Tosky, Hg.: Writing in the field. Festschrift for Stephen Tyler. Oxford: Berghahn.
  • 2009: Islamismus als postkolonialer Diskus. In: Reuter, Julia/Paula-Irene Villa, Hg.: Postkoloniale Soziologie. Empirische Befunde. theoretische Anschlüsse, wissenschaftliche Reflexionen. Bielefeld: Transcript.
  • 2011: Vom Naturrecht der Urgesellschaft zu den kulturellen Rechten indigener Völker. Rechtsethnologische Konstruktionen und Reflexionen. In: Günther, Klaus/ Stefan Kadelbach (Hrsg.): Recht ohne Stat. Zur Normativität nichtstaatlicher Rechtsetzung. Frankfurt: Campus, 201-28.
  • 2013: Herausbildungen moderner Geschlechterordnungen in der islamischen Welt. In: Fahrmeir, Andreas/ Anette Warner (Hrsg.): Die Vielfalt normativer Ordnungen. Konflikte und Dynamik in historischer und ethnologischer Perspektiven. Frankfurt. Campus. (in Druck)
  • 2013: Gender and Islam in Southeast Asia. Negotiating women's rights. Islamic piety and sexual orders. Leiden: Brill.
  • 2013: Christianity in Indonesia. Perspectives of power. Berlin: Lit. Reihe: Southeast Asian Modernities
  • 2013: Geschlechtergerechtigkeit durch Demokratisierung? Transformationen und Restaurationen von Genderverhältnissen in der islamischen Welt. Bielefeld: transcript.
  • 2016: Gott näher als der eigenen Halsschlagader – Fromme Muslime in Deutschland. Frankfurt: Campus.
  • 2017 (Hrsg.): Normenkonflikte in pluralistischen Gesellschaften. Frankfurt: Campus.
  • 2019: Politischer Islam: Stresstest für Deutschland. Gütersloher Verlagshaus, ISBN 978-3-579-08299-8. Auszug als Vorabdruck in der Online-Zeitung „Tichys Einblick“: Deutschland – Operationsgebiet der Muslimbruderschaft?, 1. Sept. 2019
  • 2021: Allahs Karawane: Eine Reise durch das islamische Multiversum, ISBN 978-3-406-77492-8.
  • 2022: Global gescheitert? : Der Westen zwischen Anmaßung und Selbsthass, Freiburg: Herder-Verlag ISBN 978-3-451-39367-9.

Preise

Am 13. Oktober 2020 wurde Susanne Schröter der (nicht dotierte) Immanuel-Kant-Preis der „Initiative Aufbruch 2016“ verliehen.[11]

Weblinks

Commons: Susanne Schröter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ffgi.net
  2. uni-frankfurt.de
  3. Islam-Expertin Professor Susanne Schröter „Muslime sind in einer schwierigen Situation“ Frankfurter Neue Presse 29. Januar 2015.
  4. Eintrag zu Susanne Schröter im academia-net abgerufen am 26. April 2019.
  5. a b c Kölner Silvesternacht Wie viel Islam steckt im sexuellen Übergriff? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. Januar 2016, ISSN 0174-4909 (online [abgerufen am 24. Januar 2016]).
  6. normativorders.net
  7. Bericht in der FR vom 9. Mai 2019
  8. jetzt.de
  9. Interview mit Frau Schröter in „kulturzeit“, 9. Mai 2019.
  10. Erstunterzeichner. In: idw-europe.org. 7. Januar 2020, abgerufen am 25. September 2020 (deutsch).
  11. Kopftuch im Islam – Immanuel-Kant-Preis geht an Susanne Schröter, Schwetzinger Zeitung, 13. Okt. 2020.

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Autor/Urheber: Dontworry, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Susanne Schröter, Professorin für „Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen“ an der Uni-Ffm, bei den Römerberggesprächen im April 2014 in Frankfurt am Main.