Sportplatz Paulshöhe

Sportplatz Paulshöhe Schwerin
Paulshöhe
Daten
OrtSchleifmühlenweg 19
Deutschland 19061 Schwerin, Deutschland
Vorlage:Coordinate/Wartung/Stadion
EigentümerLandeshauptstadt Schwerin
BetreiberLandeshauptstadt Schwerin
Eröffnung20. August 1922
Abrissgeplant 2022
OberflächeRasenplatz, Sandplatz
Kapazität2.000 Zuschauer
Spielfläche109 m × 73 m
Heimspielbetrieb
  • SG Dynamo Schwerin
Veranstaltungen
  • Ligaspiele, Schulsport
20.08.1922 Einweihung Sportplatz Paulshöhe
Paulshöhe Schwerin
Sportplatz Paulshöhe in Schwerin

Der Sportplatz 'Paulshöhe ist eine Sportstätte im Stadtteil Ostorf der Landeshauptstadt Schwerin und wurde am 20. August 1922 eingeweiht. Er lag damals am Stadtrand und bestand ursprünglich aus zwei Spielfeldern, sechs Tennisplätzen, einer 400 Meter langen Aschenbahn, einer Anlage für Sprung- und Wurfübungen sowie einem Klubhaus. Heute ist nur noch ein Fußballplatz erhalten. Dieser Sportplatz soll abgerissen werden, um Platz für ein Wohngebiet zu schaffen. Am 4. Juni 2022 wird voraussichtlich das letzte Liga-Spiel auf dem Fußballplatz Paulshöhe ausgetragen.[1]

2018 wurde die Aufstellung des Bebauungsplans „Wohnpark Paulshöhe“ beschlossen. Die Liga-Spiele der Schweriner Fußballvereine sollen künftig im Sportpark Lankow stattfinden. Um den Planungsprozess zu begleiten, hat die Stadt Schwerin im August 2020 ein Dialogforum mit acht ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern eingerichtet, das der Stadtvertretung (Kommunalparlament) bis zum Dezember 2020 nach sechs Sitzungen eine Empfehlung zur künftigen Wohnbebauung der Paulshöhe erarbeitete. Diesen Empfehlungen[2] hat die Schweriner Stadtvertretung am 8. November 2021 in geänderter Form zugestimmt.

Geschichte

Die ersten regelmäßigen Fußballspiele in Schwerin fanden ab 1900 statt, doch es fehlte an einem entsprechenden Platz. So wurden vor allem die Exerzierplätze in Schwerin von den Fußballspielern genutzt, wenn diese nicht vom Militär benötigt wurden. Nach dem Verkauf und Abbruch der Brauerei Paulshöhe ergab sich dann die Chance für einen Fußballplatz in Schwerin. Mit Unterstützung der Stadt und vor allem einer Bank entstanden auf der Paulshöhe neben dem Konzert- und Biergarten neue Fußball- und Tennisfelder. Die Einweihung des Sportplatzes wurde am 20. August 1922 gefeiert. Aus dem ehemaligen Eiskeller der Brauerei wurde das Clubrestaurant des Sportplatzes. Mit zwei Spielfeldern, einer 400 Meter langen Aschenbahn, sechs Tennisplätzen und 33.000 Quadratmetern war der Sportplatz Paulshöhe seinerzeit eine der größten Sportstätten des Freistaates Mecklenburg-Schwerin. Zwischen der Aschenbahn und dem nördlichen Fußballfeld wurde 1924 eine Zuschauertribüne aus Holz errichtet, die heute nicht mehr vorhanden ist. Unter der Tribüne hielt der Platzwart auch Schafe, die den Rasen kurz hielten. Am 20. Mai 1925 wurde neben dem Sportplatz das Konzerthaus Paulshöhe mit neuer Bewirtschaftung neu eröffnet. Das sogenannte Torhaus wurde 1927 errichtet. Die beiden Fußballfelder waren Heimstätte des 1903 gegründeten Schweriner FC 03. Der Club gehörte zu den Gründungsmitgliedern des 1904 entstandenen Mecklenburgischen Fußball-Bundes.

1938 wurde das erweiterte Vereinsheim mit Gaststätte eingeweiht. Der Zweite Weltkrieg brachte den Spielbetrieb in Schwerin zum Erliegen und die Spieler waren im Kriegsdienst. Im November 1944 wurden drei Baracken auf dem Sportplatz gebaut. 1944 erfolgte durch die Auflösung des Vereins durch die Nationalsozialisten. Auf Paulshöhe arbeiteten zirka 400 Kräfte für das Werk, größtenteils Zwangsarbeiter, die Uniformen für die Wehrmacht herstellten. Im Sommer 1945 dienten die Baracken dann als Flüchtlingsunterkunft. Im September 1949 wollte die Stadt einen Kulturpark auf dem Gelände errichten. Es fehlte jedoch das nötige Geld und so blieb der Sportplatz vorerst erhalten.

1953 gab die Sowjetarmee den Sportplatz an die Stadt zurück. Eine Erneuerung der Anlage begann noch im gleichen Jahr. 1953 gründete sich Dynamo Schwerin. Die Stehplätze hinter dem Nordtor wurden terrassenförmig für 3000 Zuschauer ausgebaut, an beiden Längsseiten wurden Terrassen für je 1.000 Zuschauer angelegt. Die zweite Spielfläche wurde 1955 der Nutzung freigegeben. Seit Mitte der Sechziger Jahre gehörte Schwerin zu den Spitzenteams der DDR-Liga. Somit erfuhr auch Paulshöhe Besucherrekorde.

Zum sportlichen Höhepunkt wurde schließlich die Saison 1989/90. Die Schweriner erreichten das Finale des FDGB-Pokals. Dadurch spielten etwa im Viertelfinale der 1. FC Magdeburg und im Halbfinale der 1. FC Lokomotive Leipzig auf Paulshöhe.[3]

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde in den Erhalt des Sportplatzes nicht weiter investiert.

Kommunalpolitische Entscheidungen

Die Schweriner Stadtvertretung beauftragte am 13. Dezember 2010 mehrheitlich die Oberbürgermeisterin, bis zum 31. Dezember 2011 ein Nachnutzungskonzept für die Sportstätte Paulshöhe vorzulegen. Dieses Nachnutzungskonzept für das Bebauungsplangebiet wurde durch ein sogenanntes Dialogforum (Bürgerbeteiligung) diskutiert und anschließend eine Empfehlung für die künftige Bebauung vorgeschlagen.

Die Landeshauptstadt Schwerin verpflichtete sich am 27. Juli 2015 in einer Konsolidierungsvereinbarung mit dem Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern unter anderem zur strikten Umsetzung ihres Haushaltssicherungskonzeptes und somit zur Veräußerung der Fläche. Seit dem 1. Januar 2018 sind die Mietverträge mit allen Nutzern gekündigt. Die Einnahmen aus dem Verkauf sollen zur Haushaltskonsolidierung der hochdefizitären Landeshauptstadt Schwerin dienen. Laut aktuellem Grundstücksmarktbericht der Landeshauptstadt ist von einem Verkaufspreis von mindestens 280 € pro m² auszugehen[4]. Demnach könnte die etwa 33.000 m² große Fläche für den städtischen Haushalt einen Erlös in Höhe von mindestens 9,24 Mio. Euro einbringen. Allerdings hat die Stadtvertretung zwischenzeitlich beschlossen, dass die Grundstücke auf der Paulshöhe nicht verkauft, sondern per Erbbaurecht zur Verfügung gestellt werden.[5] Der jährliche Erbbauzins wird voraussichtlich drei bis fünf Prozent des aktuellen Bodenrichtwertes betragen und regelmäßig an die Preisentwicklung angepasst. Am 16. Oktober 2018 wurde die Aufstellung des Bebauungsplans "Wohnpark Paulshöhe" für das Gebiet beschlossen. Ab 2021 soll der Sportplatz abgerissen und bebaut werden.

Am 11. Dezember 2017 sprach sich die Schweriner Stadtvertretung bereits für einen Verkauf der angrenzenden Turn- und Ringerhalle an den Träger der Waldorfschule unter der Berücksichtigung vergaberechtlicher Vorschriften aus. Diese beiden Sporthallen wurden im Frühjahr 2020 ohne Ausschreibung an den Betreiber der Waldorfschule in Schwerin verkauft. Außerdem sind laut vorgenanntem Stadtvertreterbeschluss trotz zeitnaher Beendigung der städtischen Bewirtschaftung des Sportparks Paulshöhe eine geeignete und ausreichende Teilfläche möglichst in unmittelbarer Nähe zur Kanurenngemeinschaft als Gemeinbedarfsfläche sowie die Toilette im Einfahrtsbereich zum Sportpark möglichst dauerhaft zu erhalten.

Flächenaufteilung im B-Plan "Wohnpark Paulshöhe"
von der Schweriner Stadtvertretung beschlossene Flächenaufteilung im B-Plan-Gebiet "Wohnpark Paulshöhe"

Nach intensiver Diskussion stellte die Landeshauptstadt Schwerin 2018 den Bebauungsplan Nummer 106 "Wohnpark Paulshöhe"[6] auf und leitete damit das B-Plan-Verfahren ein. Im Herbst 2020 diskutierte ein elfköpfiges Dialogforum über die künftige Wohnbebauung und verständigte sich auf Empfehlungen, denen die Stadtvertretung im November 2021 in geänderter Form zustimmte. Auf dieser Grundlage wird derzeit ein Architektenwettbewerb vorbereitet und bis Ende 2022 der Bebauungsplan erstellt. Das Planungsverfahren soll etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen, bevor die Bauarbeiten 2024 beginnen.

Ein letzter Antrag, die Paulshöhe bis zum Beginn der Abrissarbeiten weiter als Fußballplatz zu nutzen, wurde im März 2022 abgelehnt.[7]

Initiative zum Erhalt des Sportplatzes Paulshöhe

Seit Mai 2017 hat sich ein Aktionsbündnis zusammengeschlossen, das mit Vertretern aus Sport, Kultur und Politik den Erhalt der Sportstätte fordert. Die Initiative nennt sich „Paulshöhe 20`18“. Ab 2014 stellten verschiedene Initiativen der Stadt Denkmalschutzanträge und Petitionen für den Erhalt der Sportstätte, unter anderen die „Aktion Stadt und Kulturschutz“ und die Initiative „Rettet die Paulshöhe – Paulshöhe muss weiterleben“. Im Sommer 2017 wurde in die Stadtvertretung ein Einwohnerantrag zum Erhalt des Sportplatzes eingebracht, der jedoch am 11. Dezember 2017 keine Mehrheit im Kommunalparlament fand[8]. Die Initiatoren des Einwohnerantrages wollten sich anschließend weiter gegen die Abriss und eine Bebauung engagieren.[9]

Weblinks

Belege

  1. Endspiel auf der Paulshöhe. In: paulshoehe.com. 11. Mai 2022, abgerufen am 16. Mai 2022 (deutsch).
  2. Empfehlungen
  3. East Germany 1989/90. In: www.rsssf.com. Abgerufen am 11. September 2016.
  4. Bodenrichtwertinformationssystem der Landeshauptstadt Schwerin. Abgerufen am 16. Mai 2022.
  5. Bert Schüttpelz: Bauen in Schwerin: Paulshöhe: Fußballstadion wird aufgegeben | svz.de. Abgerufen am 22. März 2022.
  6. Verwaltung bringt „Wohnpark Paulshöhe“ auf den Weg: Dialogforum soll städtebauliche Planungsziele erarbeiten - Landeshauptstadt Schwerin. Abgerufen am 22. März 2022.
  7. SessionNet | Bürgerinformationssystem der LHS Stadion Paulshöhe bis zum Abriss weiter nutzen. Abgerufen am 1. Juni 2022.
  8. Beschlüsse der Schweriner Stadtvertretung zur Paulshöhe. In: Paulshöhe-Schwerin.de. 1. Juni 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.
  9. Finale Entscheidung im Dezember! EWA (Einwohnerantrag) erneut verschoben. 14. November 2017, abgerufen am 26. November 2017.

Koordinaten: 53° 36′ 49,9″ N, 11° 25′ 43,2″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

2021-11-08 Beschluss der Stadtvertretung.png
Autor/Urheber: Paulshöhe, Lizenz: CC BY-SA 4.0
beschlossene Flächenaufteilung im B-Plan "Wohnpark Paulshöhe"
Sportplatz Paulshöhe in Schwerin.jpg
Autor/Urheber: Paulshöhe, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Foto vom Sportplatz Paulshöhe in Schwerin am 28. Februar 2022
Einweihung Sportplatz Paulshöhe am 20.08.1922.jpg
Autor/Urheber: Paulshöhe, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Entwurfsplanung von 1922 für Sportplatz Paulshöhe