Schloss Loosdorf

Schloss Loosdorf

Südwestansicht des Schlosses Loosdorf

StaatÖsterreich
OrtFallbach
ErhaltungszustandErhalten oder wesentliche Teile erhalten
Geographische Lage48° 39′ N, 16° 27′ O
Höhenlage254 m ü. A.
Schloss Loosdorf (Niederösterreich)
Südtrakt des Schlosses
Nordtrakt des Schlosses
Hof

Schloss Loosdorf liegt im niederösterreichischen Weinviertel in der Gemeinde Fallbach.

Geschichte

Loosdorf entstand zur Zeit der zweiten bayrischen Kolonisation des Weinviertels um die Mitte des 11. Jahrhunderts. 1416 wird es als Feste Lostorff erstmals urkundlich erwähnt.

1531 belehnt Ferdinand I. den Ritter Adam von Gall als Dank für die Befreiung der ungarischen Stadt Gran von den Türken mit Loosdorf, sein Denkmal steht noch im Schlosshof. Über Magdalena Gall von Losdorf gelangte das Gut 1606 an ihren Gemahl Heinrich Matthias von Thurn, der wegen des böhmischen Ständeaufstands 1620 enteignet wurde. 1645 zerstörten die Schweden das Schloss, es wurde um 1680 nur einstöckig wiederaufgebaut.

Ab 1732 gehörte Loosdorf zum Besitz des Prinzen Emanuel von Liechtenstein, der das heutige Schloss und die Kirche erbaute. Sein Enkel Johann I. Fürst von Liechtenstein ließ das Schloss ab 1794 im Stil des Klassizismus umbauen, beeindruckend dabei vor allem die Gartenfassade mit der Freitreppe und die Prunkräume im 1. Stock. Der Wirtschaftsrat Bernhard Petri legte für Johann I. hier einen romantischen, englischen Landschaftsgarten an.[1] An den Bauherrn erinnert auch die nahe im Wald gelegene romantische Ruine Hanselburg. Neben dem Schlossgebäude mit dem umgebenden Park liegt die Schlosskirche, die auch als Pfarrkirche dient.

1834 erwarb Marquis Friedrich August Piatti den Besitz für seine aus Oberitalien stammende Familie, der es bis heute gehört. 1945 wurde Schloss Loosdorf schwer beschädigt. 1959 öffnete das Schlossmuseum mit der größten privaten Zinnfigurensammlung Österreichs.

Architektur

Das Schloss steht im Nordosten des Dorfes auf einem leicht nach Westen abfallenden Gelände.

Die unregelmäßige barocke Anlage um einen rechteckigen Hof ist im Osten baulich mit der Herrschaftsempore mit dem Langhaus der Schlosspfarrkirche Loosdorf verbunden. Im Westen des Schlosses befindet sich ein weitläufiger Schlosspark.

Die vierflügelige zweigeschoßige Anlage ist bei der westlichen Gartenfront dreigeschoßig. Die Außenfassaden zeigen sich schlicht mit Kordongesims und ornamentalem Friesband und Fensterbänke auf Volutenkonsolen. Die nordseitige Fassade hat einen zweiachsigen Mittelrisalit und ein rustiziertem Rundbogenportal. Die westliche Gartenfassade, um 1820 verändert, hat zweiachsige Eckrisalite, dem gebänderten Sockelgeschoß ist mittig eine mächtige Freitreppe vorgelagert, auf der Treppe befindet sich ein altanartiger Aufbau mit drei toskanischen Säulenpaaren und darüber ein balustradenbekrönter Balkon, über der Traufe zeigt eine Blendattika das Wappen der Liechtenstein. Im Nordflügel befindet sich eine dreijochige Einfahrt mit einem Kreuzgrat- und Stichkappengewölbe.

Die schlichten Hoffassaden haben im Erdgeschoß Arkadengäng im Süd-, Nord- und Westflügel. Die Ostfassade hat im Erdgeschoss eine Putzquaderung und einen einachsigen Mittelrisalit mit einer bekrönenden Attika.

Grabdenkmäler

  • Außen in der Westfront befindet sich ein figuraler Grabstein aus Marmor zu Adam Gall 1574.

Porzellansammlung

Die Familie Piatti legte eine große Porzellansammlung an, die Stücke stammten aus Ostasien wie europäischen Manufakturen. 1945 wurde das Schloss geplündert, der Großteil des Porzellans zerschlagen, die Reste in einem Scherbenzimmer präsentiert. 2015 lernten Alfons und Verena Piatti im Zuge einer Japanreise bei einer Teezeremonie Machiko Hoshina kennen, diese besuchte Schloss Loosdorf und erkannte den japanischen und chinesischen Ursprungs der Scherben.[2] Daraus entstand ein Projekt mit der Universität Tokio. Professor Arakawa untersuchte mit einem Team die Scherben und ordnete diese Manufakturen zu. Japanische Restauratoren konnten aus den Scherben einige der Kunstwerke rekonstruieren.[3] 2020 wurden Teile der restaurierten Sammlung im Tokioter Ōkura Shūkokan Museum gezeigt.[4]

Literatur

Weblinks

Commons: Schloss Loosdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zdeněk Novák: Eisgrub-Feldsberg in Mähren. Ein bedeutendes Dokument der Landschaftsgestaltung in Mitteleuropa. In: Die Gartenkunst 6 (1/1994), S. 89–104 (91).
  2. NÖN Mistelbach vom 1. November 2018
  3. Bezirksblatt vom 4. November 2018
  4. Japan Times vom 30. Oktober 2020

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Quadratische Plattkarte. Geographische Begrenzung der Karte:

  • N: 49.02796° N
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Loosdorf (Gemeinde Fallbach) - Schloss (b).JPG
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Westsüdwestansicht des Schlosses in Loosdorf, eine Ortschaft in der niederösterreichischen Gemeinde Fallbach.
Das Schloss wurde erstmals 1416 als „Feste Lostorff“ bezeichnet. Ab 1732 gehörte Loosdorf zum Besitz des Fürsten Emanuel von Liechtenstein. Er gilt als Gestalter des heutigen Schlosses und der angrenzenden Kirche, die von 1748 bis 1751 errichtet wurde. Johann Fürst von Liechtenstein ließ um 1820 die Fronten in klassizistischen Formen neu fassadieren und die westliche Gartenfassade neu gestalten: [1]. Seit 1834 ist das Haus im Besitz der Familie Piatti, die es 1959 zum Teil der Öffentlichkeit zugänglich machte ([2]) und darin ein Museum einrichtete.
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Die Hauptfassade bzw. der Osttrakt des Schlosses der Schlossanlage Schloss Hof in der niederösterreichischen Marktgemeinde Engelhartstetten.
Die Schlossanlage wurde um 1627 auf einer Geländekante und östlich der mittelalterlichen Feste Hof errichtet. Nachdem 1725 Prinz Eugen die Anlage erworben hatte, baute er diese zu einem repräsentativen Landsitz aus. 1755 kam das Schloss in den Besitz von Maria Theresia. Von 1773 bis 1775 erfolgte dann ein Um- und Ausbau zum heutigen Erscheinungsbild durch Franz Anton Hillebrandt.
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