Raufoss

Raufoss
Raufoss
Basisdaten
StaatNorwegen
Provinz (fylke)Innlandet
Gemeinde (kommune):Vestre Toten, Gjøvik
Koordinaten:60° 44′ N, 10° 37′ O
Einwohner:7.839 (1. Januar 2021)
Fläche:7,11 km²
Bevölkerungsdichte:1103 Einwohner je km²
Höhe:312 moh.
Verkehr
Bahnanschluss:Gjøvikbanen
Zentrum von Raufoss
Zentrum von Raufoss

Raufoss ist eine Stadt in den norwegischen Kommunen Vestre Toten und Gjøvik in der Provinz (Fylke) Innlandet. Die Stadt stellt das Verwaltungszentrum von Vestre Toten dar, liegt aber auch teilweise in der Nachbargemeinde Gjøvik. 7565 der insgesamt 7839 Einwohner (Stand: 1. Januar 2021) leben in Vestre Toten.[1] Raufoss ist ein bedeutender Industriestandort.

Geografie

Raufoss ist ein sogenannter Tettsted, also eine Ansiedlung, die für statistische Zwecke als eine Ortschaft gewertet wird. Zum 1. Januar 2021 lebten 7565 der 7839 Bewohner in der Gemeinde Vestre Toten, die restlichen 274 in Gjøvik. Die Fläche verteilt sich mit 6,71 km² auf Vestre Toten und 0,4 km² auf Gjøvik.[1] Die Kommune Gjøvik liegt nördlich von Vestre Toten am Westufer des Sees Mjøsa, dem flächenmäßig größten See Norwegens. Raufoss liegt dabei nicht am Ufer des Sees, sondern weiter im Westen der beiden Kommunen. Durch die Stadt fließt in Richtung Norden der Fluss Hunnselva und im Ortszentrum mündet die Korta aus dem Südosten in die Hunnselva. Die Hunnselva mündet schließlich weiter nordöstlich in der Stadt Gjøvik in den See Mjøsa.[2]

Geschichte

Raufoss wurde 1896 zum Industriestandort, als dort in der Rødfos Patronfabrik mit der Produktion von Munition für das norwegische Militär begonnen wurde. Zuvor war die Munition in Akershus produziert worden, dies galt allerdings im Konflikt mit Schweden als ein nicht ausreichend sicherer Produktionsort, während man das Landesinnere als sicherer einstufte. Durch die Zuspitzung des Konflikts mit Schweden stiegen bis zur Auflösung der Union Schweden-Norwegen im Jahr 1905 die Produktionsmengen und die Zahl der Angestellten. Zu einem erneuten Anstieg in den Produktionsmengen kam es durch den Ersten Weltkrieg. Zu Beginn des Jahres 1918 arbeiteten etwa 1000 Personen für die Fabrik.[3] In Raufoss kam es durch die steigende Zahl an Arbeitsplätzen auch zu einem Anstieg der Einwohnerzahlen.[4] Im Jahr 1939 wurde die Raufoss kirke fertiggestellt, die eine kleinere Kapelle aus dem Jahr 1898 ersetzte. Als Architekt war Henry Bucher tätig.[5] Neben der Raufoss kirke steht in der Stadt auch die Baptistenkirche Raufoss baptistkirke aus dem Jahr 1927. Die Baptistengemeinde wurde offiziell im Jahr 1931 gegründet.[6]

Die Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war für die Munitionsfabrik und den Ort wirtschaftlich problematisch, da die Nachfrage nach Waren aus Raufoss sank. Im Mai 1940 wurde die Produktion von den deutschen Besatzern übernommen. Den Besatzern gegenüber standen in Raufoss Gruppen aus dem Widerstand, die die Produktion teilweise sabotierten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs bis in die 1960er-Jahre die Zahl der Angestellten weiter, bevor die Nachfrage nach Munition erneut sank. Daraufhin kam es zu einer Diversifikation der Produktion, die verschiedenen Sparten wurden später durch unterschiedliche Unternehmen aufgekauft und ein Industriepark mit mehreren Betrieben gebildet.[3][7]

Von 2000 bis 2019 stieg die Zahl der Einwohner von Raufoss von 5914 auf 7597 Personen an. Die zum Tettsted Raufoss gerechnete Fläche wuchs von 5,71 km² auf 6,84 km².[8] Im Jahr 2019 erhielt Raufoss den Stadtstatus. Der Stadttitel kann in Norwegen vom jeweiligen Kommunalparlament vergeben werden und führt rechtlich zu keinen Änderungen. Die Abstimmung über den Status fand für Raufoss im Kommunalparlament von Vestre Toten statt.[9]

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Osten der Stadt führt der Riksvei 4 in Nord-Süd-Richtung vorbei. Richtung Norden stellt die Straße die Verbindung zur Stadt Gjøvik und von dort weiter zur Europastraße 6 (E6) her. Durch das Zentrum von Raufoss führt, ebenfalls in Nord-Süd-Richtung, der Fylkesvei 2368, der südlich der Stadt in den Riksvei 4 mündet. Weitgehend parallel zum Fylkesvei verläuft die Bahnlinie Gjøvikbanen durch Raufoss.[2] Der Bahnhof von Raufoss wurde 1902 eröffnet, ein Jahr nachdem die Strecke fertiggestellt wurde. Als Architekt war Paul Armin Due im Einsatz. Die Entfernung vom Bahnhof in Raufoss zum Osloer Hauptbahnhof Oslo S beträgt etwa 112 Schienenkilometer.[10]

Die Industrie ist für die Lokalwirtschaft von größerer Bedeutung. Dominierend ist dabei die Metallindustrie mit Betrieben wie dem Rüstungskonzern Nammo und dem Automobilzulieferer Kongsberg Automotive.[11]

Name

Der Ortsname setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen, wobei -foss „Wasserfall“ bedeutet. Der Name Raufoss wurde zunächst nur für einen Wasserfall in der Hunnselva genutzt, erst später ging er auf den Ort über. Der erste Namensbestandteil leitet sich vermutlich vom altnordischen Wort von die Farbe Rot, nämlich rauðr, ab. Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Name aus dem Wort rauði gebildet wurde. Dabei handelt es sich um den altnordischen Begriff für myrmalm (deutsch Raseneisenstein).[12]

Sport

In Raufoss beheimatet ist der Sportverein Raufoss IL, der 1918 gegründet wurde.[13] Etwas außerhalb der Stadt befindet sich die Skisprunganlage Lønnberget Hoppsenter.[14]

Persönlichkeiten

  • Halfdan Hegtun (1918–2012), Politiker, Journalist und Autor
  • Henriette Smeby (* 1986), Skispringerin

Weblinks

Commons: Raufoss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population and land area in urban settlements. Statistisk sentralbyrå, 26. Oktober 2021 (englisch).
  2. a b Raufoss. In: Norgeskart. Abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  3. a b Raufoss Ammunisjonsfabrikker. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  4. Geir Thorsnæs: Vestre Toten. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  5. Raufoss kirke. In: Kirkesøk. Abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  6. Raufoss baptistkirke. In: norske-kirker.net. Abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  7. Our history. In: Raufoss Industrial Park. Abgerufen am 24. April 2022 (englisch).
  8. 04859: Areal og befolkning i tettsteder, etter statistikkvariabel, tettsted og år. In: ssb.no. Statistisk sentralbyrå, abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  9. Ando Woltmann: Raufoss blir by, men ... In: arkitektnytt.no. 24. Juni 2019, abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  10. Raufoss stasjon. In: banenoreiendom.no. Bane Nor, abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  11. Geir Thorsnæs: Raufoss. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  12. Raufoss. In: Norsk stadnamnleksikon. Abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch (Nynorsk)).
  13. Historie. In: raufossfotball.no. Raufoss IL, abgerufen am 24. April 2022 (norwegisch).
  14. Lønnberget Hoppsenter. In: skisprungschanzen.com. Abgerufen am 24. April 2022.

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Lønneberget Hoppsenter på Raufoss den 24.01.16. Fotograf: Alexander Kvale, Luftfoto Innlandet www.luftfotoinnlander.no