Publisher

Publisher (engl. to publish „publizieren“ oder „veröffentlichen“) ist die englische Bezeichnung für Verlag oder Verleger. Während der Begriff für jede Form des Verlagswesens verwendet werden kann, wird er als Fremdwort im deutschen Sprachgebrauch im Speziellen häufig für Unternehmen gebraucht, die Computerspiele oder Computerprogramme veröffentlichen und vertreiben (Softwareverlag).

Tätigkeitsfelder

Vergleichbar mit den Aufgaben eines Buchverlags, übernimmt der Publisher die Produktion von Datenträgern, das Marketing und den Vertrieb eines Computerspiels bzw. Programmes. Oftmals stellt er auch Geldmittel und Know-how zur Verfügung. Auf das Publishing spezialisierte Unternehmen wie Electronic Arts, Ubisoft und Activision Blizzard unterhalten meist eigene Entwicklungsstudios. Viele der kleineren Publisher verfügen dagegen über keine eigenen Entwicklungsressourcen und beschränken sich auf die Vermarktung unabhängiger Entwickler. Bei großen Unternehmen der Videospiel-Branche ist die Veröffentlichung von Software zudem nur eines der verschiedenen Geschäftsfelder, etwa bei den Mischkonzernen und Spielehardware-Herstellern Nintendo, Microsoft, Sony oder Tencent.

Die Rahmenbedingungen der Entwicklung und Veröffentlichung eines Spiels werden mittels eines Publishingvertrags mit dem Entwickler festgelegt. Der Entwickler gewährt dem Publisher im Gegenzug das Recht, den Titel in einem oder mehreren Ländern zu veröffentlichen. Für die regionale Vermarktung schließen Publisher dabei mitunter Kooperationsverträge mit anderen Publishern ab oder greifen auf die Dienstleistung von Distributoren zurück.

Analog zu Plattenlabels oder, bei Buchverlagen, mittels Imprints strukturieren einige Publisher ihr Angebot, indem sie unter mehreren Labels veröffentlichen. So unterhält das Unternehmen Take 2 Interactive die Labels Rockstar Games und 2K Games, letzteres mit den Sub-Labels „2K Sports“ und „2K Play“.

Wirtschaftsfaktor

Die Computerspiel-Branche ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Sie rechnet im Jahr 2007 mit einem Umsatz von rund 34 Milliarden Euro.[1] Der nach Umsatz derzeit größte unabhängige Computerspielverleger Activision Blizzard entstand im Jahr 2008 durch die Fusion von Vivendi Games, einem Tochterunternehmen des französischen Medienkonzerns Vivendi, mit dem amerikanischen Unternehmen Activision. Diese Transaktion kostete 18,9 Milliarden Dollar. Für die Entwicklung eines anspruchsvollen und technisch aktuellen Computerspiels entstehen inzwischen Entwicklungskosten in dreistelliger Millionenhöhe.[2]

Rankings

Große Publisher

Im Folgenden sind die größten Publisher nach ihrem Umsatz in Milliarden Dollar gelistet.[3]

2021, 4. QuartalPublisherUmsatz in Mrd.$
1China Volksrepublik Tencent7,748
2JapanJapan Sony Interactive Entertainment5,378
3Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Apple4,421
4Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Microsoft Studios3,998
5Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Google2,969
6China Volksrepublik NetEase2,664
7Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Activision Blizzard1,905
8JapanJapan Nintendo3,106
9Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Electronic Arts1,789
10Take-Two Interactive0,903
11JapanJapan Bandai Namco Games0,858
12CyberAgent0,565
13Nexon0,526
14Square Enix0,796
15Playtika0,630
16Ubisoft0,866
1737 Interactive0,508
18Netmarble0,691
19Zynga0,534
20Konami0,536
21NCSoft0,657
22Roblox0,569
23Warner Bros. Entertainment0,613
24Sega0,469
25Aristocrat Leisure0,356[4]

Mittelgroße Publisher

Im Folgenden sind die Top mittelgroßen Videospiel-Publisher gelistet, ermittelt von Metacritic im Februar 2017[5] basierend auf Spielqualität nach Bewertungen im Vergleich zum Vorjahr.[6]

Position 2015PublisherPosition 2016
7SchwedenSchweden Paradox Interactive1
*JapanJapan Sega2
4Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Microsoft Studios3
6Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Take-Two Interactive4
8Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Warner Bros. Interactive Entertainment5
1Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bethesda Softworks6
20Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Team177
*JapanJapan Degica8
*Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Devolver Digital9
17Deutschland Daedalic Entertainment10
11Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Curve Digital11
*Vereinigte StaatenVereinigte Staaten tinyBuild Games12
22JapanJapan NIS America13
12Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Aksys Games14
*ItalienItalien 505 Games15
*NiederlandeNiederlande Gambitious Digital Ent.16
16FrankreichFrankreich Focus Home Interactive17
*Polen Artifex Mundi18
15JapanJapan Koei Tecmo19
*Finnland 10tons Entertainment20
19JapanJapan Idea Factory21
14Deutschland Deep Silver22
*Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Digerati Distribution23
-* (neu in der Liste)

Games-Publisher im deutschsprachigen Raum

Seit Mitte der 1980er Jahre existieren auch im deutschsprachigen Raum Videospiele-Publisher. Eines der ersten deutschen Unternehmen dieser Art war Rainbow Arts, über das Spiele wie Turrican, The Great Giana Sisters oder Katakis erschienen. Im Vergleich zu den internationalen Marktführern sind deutsche Unternehmen in dieser Branche aber von relativ geringer Bedeutung.

Bekannte aktive Publisher im deutschsprachigen Raum sind unter anderem:

Bekannte, heute nicht mehr aktive Videospiele-Publisher aus dem deutschsprachigen Raum sind Ariolasoft, Blue Byte, cdv Software Entertainment, JoWood, Rushware, Rainbow Arts, Softgold, Sunflowers, 10tacle Studios, Software 2000, Starbyte und dtp entertainment. Viele dieser ehemaligen Unternehmen waren sowohl Publisher als auch Entwickler.

Software-Publisher im deutschsprachigen Raum

Oft als IT-Fachverlag mit einem umfangreichen EDV- und IT-Buchsortiment gestartet, wurden eigenständige Softwareabteilungen gebildet, die Computerprogramme verlegen. Das Prinzip ähnelt der Produktion und Vermarktung von Büchern. Die Vertriebswege waren Anfang der 1980er Jahre noch identisch, da viele Buchhändler über ein umfangreiches Software Angebot verfügten. Statt eines Buchautors wird ein Softwareentwickler unter Vertrag genommen, der oder die für den Verlag ein Computerprogramm entwickelt. Der Verlag übernimmt in den meisten Fällen die weitere Bearbeitung bzw. Veredlung des Produktes, indem Handbuchautoren beauftragt werden eine Einführung und Dokumentation zur Anwendung der Software zu erstellen. Des Weiteren übernimmt der Verlag das sprachliche Lektorat, den Test und die Verpackungsgestaltung. Die wichtigste Aufgabe des Software-Publishers ist die Vermarktung und der Vertrieb des Produktes. Der Software-Publisher fungiert als Veredler und Aggregator, um dem Softwareentwickler eine möglichst breite Vertriebsplattform zu bieten.

Zu den Pionieren der Branche gehören Data Becker, SYBEX-Verlag, BHV (Verlag), Markt+Technik Verlag, die bereits vor 1985 ihre Software-Abteilungen aufgebaut haben. Später kamen unter anderem Franzis-Verlag, G Data CyberDefense, S.A.D., tewi, United Soft Media und Systhema hinzu.

Durch das Internet und die Download-Möglichkeiten für Software, haben die Vertriebswege über Handelskanäle wie Buchhandel oder Elektronik-Fachmarkt an Bedeutung verloren. Damit ist auch die Aggregations-Funktion der Software-Publisher weniger wichtig für Softwareentwickler geworden. Über die eigene Webseite kann der Softwareentwickler sein Produkt bewerben und zum Download anbieten.

Einzelnachweise

  1. „World of Warcraft“ trifft „Call of Duty“. NZZ online
  2. Starcraft 2: Sommerwetter vs. 100-Millionen-Dollar-Budget. golem.de
  3. newzoo.com
  4. Top Public Video Game Companies | By Revenue. In: Newzoo. Abgerufen am 1. Februar 2022 (englisch).
  5. metacritic.com (Memento desOriginals vom 5. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.metacritic.com
  6. metacritic.com (Memento desOriginals vom 11. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.metacritic.com

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