Pfostenschlitzmauer

Zeichnung einer Pfostenschlitzmauer auf dem Kordigast
Modell einer Pfostenschlitzmauer
Rekonstruktion der Pfostenschlitzmauer in Creglingen-Burgstall: Die senkrechten Pfosten sind in schlitzartige Aussparungen in der Mauerfront eingelassen.

Als Pfostenschlitzmauer wird eine Architekturform prähistorischer Wallanlagen bezeichnet, die von der frühen bis zur späten vorrömischen Eisenzeit vor allem in Mittel- und Westeuropa gebaut wurde.

Der Name entstand aus dem archäologischen Befund bei Ausgrabungen: In der Außenfront der Trockensteinmauerfassaden der Mauer sind im Abstand von 0,6 bis 1 m vertikale Aussparungen zu beobachten. In diesen standen Holzpfosten, die inzwischen vergangen sind und so nur noch durch die Lücken oder eben Schlitze zwischen den Teilstücken der Mauerfront nachweisbar sind. Der Wallkern ist eine Konstruktion aus einem hölzernen Gitter, das mit Erde oder Geröll und Schutt verfüllt wurde. Die Querträger können dabei ebenfalls aus der steinernen Oberfläche herausragen. Beim 1960 vom Prähistoriker Wolfgang Dehn definierten Typus Altkönig-Preist besteht auch der Wallkern überwiegend aus Bruchsteinen.[1]

Diese prähistorische Wallarchitektur ist bei zahlreichen Ring- und Abschnittswällen sowie Oppida von der Hallstattzeit bis zur Spätlatènezeit vorzufinden, etwa dem Staffelberg. Sie ist aber auch bei skythenzeitlichen Befestigungen in der Ukraine zu beobachten.[2]

Die Pfostenschlitzmauern sind eng verwandt mit dem spätlatènezeitlichen Walltyp Murus Gallicus. Nach den Befunden des spätlatènezeitlichen Oppidums von Kelheim werden Pfostenschlitzmauern auch als Typ Kelheim bezeichnet. Dabei sind beide Architekturformen gleichzeitig in Verwendung. Im Oppidum von Manching wurde etwa zu Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. ein Murus Gallicus durch eine Pfostenschlitzmauer ersetzt.

Literatur

  • Barry W. Cunliffe: The Ancient Celts. Penguin, London 1997, ISBN 0-14-025422-6.
  • Ian Ralston: Celtic Fortifications. Tempus, Stroud 2006, ISBN 0-7524-2500-5.
  • Susanne Sievers: Manching. Die Keltenstadt. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1765-3.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Dehn: Einige Bemerkungen zum »Murus Gallicus«. In: Germania. Band 38, 1960, S. 43–55, doi:10.11588/ger.1960.41711.
  2. М.Н. Дараган, Городища-гиганты скифской эпохи в Украинской Лесостепи (особенности расположения и фортификации). Вводные замечания. Археолгия и геоинформатика 8 Москва 2017 [1]
Commons: Pfostenschlitzmauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Murus Gallicus 2.jpg
(c) Stefan Kühn, CC BY-SA 3.0
Modell einer Pfostenschlitzmauer vom Typ "Altkönig- Preist"
Keltische Steinmauer auf dem Kordigast.jpg
(c) Trollhead, CC BY-SA 3.0
Ausschnitt über die Steinmauer aus dem 5. Jhd. v. Chr. auf der Informationstafel über den Kordigast und das sich dort befindende keltische Hügelgrab auf dem "Kordigast". Anders als bei der ursprünglichen Mauer beträgt in dieser Zeichnung die Mauerbreite nur 2,5m.
Keltenwall131011 24pfsl.jpg
Autor/Urheber: Arnold Plesse, Lizenz: CC BY 3.0
Pfostenschlitzmauer an der keltischen Befestigungsanlage Finsterlohr-Burgstall bei Creglingen