Oberharzer Gräben

Hutthaler Graben
Fehlschlag am Dammgraben am Zulauf „Große Oker“

Die Oberharzer Gräben sind höhenlinienparallele Kunstgräben, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert im Oberharz zur Kraftwasserversorgung der Silberbergwerke angelegt wurden. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Kulturdenkmales Oberharzer Wasserregal und zählen damit auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Bauart

Die Gräben bestehen aus dem Graben und der sogenannten Grabenbrust, die aus dem Erdaushub bei der Grabenanlage aufgeschüttet worden ist. Häufig wird die Grabenbrust mit Trockenmauerwerk vor Erosion geschützt. Die Grabenbrust dient meistens gleichzeitig als Kontrollweg für den Grabenwärter und stellt heute vielfach einen beliebten Wanderweg dar. Das Grabengefälle beträgt in der Regel nur 1–2 ‰ (also 1 bis 2 Millimeter pro Meter). Die Grabentrasse verläuft hierbei nahezu parallel zur Höhenlinie im Gelände.

Zum Schutz vor Versickerung sind Grabenbrust und Grabensohle meistens mit Rasensoden oder mit Lehm gedichtet worden. An den Zuläufen (Kreuzung mit Wildbächen) sind sogenannte Fehlschläge, kleine Wehrbauwerke, angeordnet, an denen auch die Wasserführung im Graben reguliert werden kann. Bei Hochwasser müssen diese zur Grabenentlastung „gezogen“, das heißt die Bretter entfernt werden.

Die hydraulische Leistungsfähigkeit der meisten Gräben liegt bei 100 bis 200 Liter pro Sekunde; beim Rehberger Graben bis zu 600 l/s und beim Dammgraben bis zu 1000 l/s.

Betrieb und Wartung

Die Gräben müssen regelmäßig begangen und kontrolliert werden. Dies geschieht durch Grabenwärter, mitunter auch Grabengänger genannt. Dies waren ursprünglich ältere, invalide Bergleute, die den Dienst unter Tage nicht mehr verrichten konnten. Zu ihren Arbeiten gehören die regelmäßige Reinigung der Gräben von Laub, Zweigen, Ästen und Bruchholz. Des Weiteren sind die Gräben möglichst optimal zu regulieren. Auch die Durchführung kleinerer Reparaturen sowie die Entfernung von Sedimenten gehören zu ihrem Aufgabengebiet.[1]

Liste der Oberharzer Gräben

Begleitung auf dem Goetheweg – der Abbegraben
Wanderer am Morgenbrodstaler Graben bei Dammhaus
Zellerfelder Kunstgraben mit Gewölbebögen

Folgend sind die Oberharzer Gräben nach dem System der Preussag gelistet, das die Gräben nach den Kraftwerken, die beliefert werden konnten, benannte. Zunächst sind nur die aktiven, von den Harzwasserwerken betriebenen Gräben aufgeführt:

NameBauzeitLängeVerlauf
Abbegraben182701.667 mAbleitung der Abbe östl. Torfhaus zum Dammgraben
Flörichshaier Graben182701.311 mTeilgebiet der Oder westl. Torfhaus zum Dammgraben
Clausthaler Flutgraben182704.116 mAbleitung vom Quellgebiet der Sieber und der Sonnenkappe zum Dammgraben
Nabetaler Grabenvor 172000254 mLeitet das den Nabetaler Wasserfall herabstürzende Wasser an einer geeigneten Stelle in den Dammgraben ein
Dammgraben1732–182715.409 mVom Brocken-Bruchberggebiet bis zum Oberen Hausherzberger Teich
Morgenbrodstaler Graben171504.111 mAbleitung des Oberlaufs der Söse zum Dammgraben
Huttaler Graben176301.168 mVerbindung Huttaler Teich (†) zur Huttaler Widerwaage
Jägersbleeker Graben00726 mvom Jägersbleeker Teich zum Fortuner Wasserlauf
Dorotheer Kehrradsgraben00903 mHirschler Teich zum Kehrrad (Durchmesser 8,6 m) der Grube Dorothea
Feldgraben02.112 mvom südlichen Clausthaler Stadtgebiet zum Mittl. Pfauenteich
Kellerhalser Graben00508 mUmgehung des Oberen Kellerhalsteiches
Oberer Schalker Graben03.466 mvom südlichen Gebiet der Schalke nach Hahnenklee, ursprüngliche Länge fast 9 km
Unterer Schalker Graben02.721 mvom südl. Gebiet der Schalke in den Kiefhölzer Teich
Zankwieser Grundgraben (auch Kahleberger Bruchgraben)00329 mVon Widerwaage Zankwieser Teich in den Kiefhölzer Teich
Zellerfelder Kunstgraben04.839 mursprünglich 6,19 km lang vom Mittl. Kellerhalsteich nach Zellerfeld
Ringer Graben00383 mvom Grundstriegel Mittl. Zechenteich zum Ringer Zechenhaus
Oberer Einersberger Graben01.250 mvom Grundstriegel Mittl. Zechenteich in Richtung Einersberg
4. Pochgraben00991 mim Zellerfelder Tal, parallel zum Zellbach
Eschenbacher Flutgraben00874 mvom Zellweg (Zellerfeld) in den Unt. Eschenbacher Teich
Oberer Eschenbacher Fallgraben00350 mvom Unt. Eschenb. Teich (ob. Fall) zum „Schinderloch“
Unterer Eschenbacher Fallgraben00291 mvom Unt. Eschenb. Teich (Unt. Fall) zum Zellbach
Bremerhöher Graben01.287 mvom Schinderloch (Zellbach) zum Rosenhöfer Revier
Schmidtsgraben00453 mUmleitung des Flambaches um die beiden Flambacher Teiche
Taubefrauer Graben00574 mÖstlicher Zuleitungsgraben für den Sumpfteich
Wäschegraben00420 mvom Grundstriegel Mittl. Grumbacher Teich
Heckegraben00326 mTeil des Unteren Rosenhöfer Falls Bereich Pixhaier Mühle
Harteweger Graben01.264 mLeitet heute den Überlauf des Mittleren Kellerhalsteiches am Unteren Kellerhalsteich und an der Untermühle vorbei
Grumbacher Graben01.145 mleitet heute den Grumbach am Unteren Grumbacher Teich vorbei
Stadtweger Grundgraben00193 mvom Grundstriegel Stadtweger Teich Umgehung des unterhalb gelegenen Mühlenteiches
Jungfrauer Graben00300 mvom Winterwieser Wasserlauf in den Mittleren Zechenteich
Elisabether Graben00300 mUmgehung Unt. Pfauenteich, früher auch als Teil des Dammgrabens angesehen
Oberer Rosenhöfer Fall01.299 mBesteht aus vier Grabenzwischenstücken zwischen den Wasserläufen des ORF
Unterer Rosenhöfer Fall00637 mvier Grabenzwischenstücke zwischen den Wasserläufen des URF
Hühnerbrühe Grabennach 172500775 mUmleitung der Hühnerbrühe in den Oderteich (westl. Oderteich)
Königsköpfer Grabennach 172501.467 mUmleitung von mehreren Bächen des Königskopfes in den Oderteich (von Osten)
Rehberger Graben169907.211 mvom Grundstriegel des Oderteiches nach Sankt Andreasberg
Sonnenberger Grabenvor 160003.619 mvon Teilen des Sonnenberges in den Rehberger Graben

Literatur

  • Justus Teicke: Das Oberharzer Wasserregal, das bedeutendste vorindustrielle Energiegewinnungs- und Energieversorgungssystem der Welt. Harzwasserwerke, Clausthal-Zellerfeld 2011 (harzwasserwerke.de [PDF]).
  • Martin Schmidt: WasserWanderWege, Ein Führer durch das Oberharzer Wasserregal – Weltkulturerbe. Hrsg.: Harzwasserwerke GmbH. 4. Auflage. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2012, ISBN 978-3-86948-200-2.
  • Martin Schmidt: Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus (= Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft e. V. Heft 13). 3. Auflage. Harzwasserwerke, Hildesheim 2002, ISBN 3-00-009609-4.
  • Walter Knissel, Gerhard Fleisch: Kulturdenkmal „Oberharzer Wasserregal“ – eine epochale Leistung. 2. Auflage. Papierflieger, Clausthal-Zellerfeld 2005, ISBN 3-89720-725-7.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Oberharzer Wasserregal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Justus Teicke: Der Grabenwärter – Ein Traditionsberuf wird fortgeführt, in "Unser Harz. Geschichte und Geschichten, Kultur und Natur aus dem gesamten Harz", Fischer und Thielbar, Clausthal-Zellerfeld, 3/2016

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Regulierungseinrichtung am Dammgraben bei Altenau, Bauwerk des Oberharzer Wasseregals
Begleitung auf dem Goetheweg - der Abbegraben.jpg
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Der Abbegraben begleitet teilweise den Goetheweg im Nationalpark Harz am Fuße des Brocken. Er ist ist 1,5 km lang, wurde 1827 gebaut und ist Bestandteil der UNESCO-Welterberstätte "Erzbergwerk Rammelsberg, Altstadt Goslar, Oberharzer Wasserwirtschaft
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Hutthaler Graben am Aquädukt Unterer Hutthaler Teichdamm
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Gewölbebögen über dem Zellerfelder Kunstgraben
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Wanderer am Morgenbrodstaler Graben