Monte Grappa

Monte Grappa
Höhe1775 m s.l.m.
LageVenetien, Italien
GebirgeGrappastock der Dolomiten
Koordinaten45° 52′ 24″ N, 11° 47′ 57″ O
BesonderheitenSüdlichste Dolomitengruppe
f6

Der Monte Grappa ist mit 1775 m s.l.m. die höchste Erhebung des Grappastocks, der südlichsten Gruppe der Dolomiten.

Dieser liegt als vorgeschobenes Gebirgsmassiv zwischen den Flüssen Brenta und Piave. Südlich an seinem Fuß liegt die Stadt Bassano del Grappa. Von dort führt eine gut ausgebaute Autostraße (SP 148) 26 Kilometer bis auf den Gipfel.

Geschichte

In den drei Piaveschlachten des Ersten Weltkriegs starben auf dem Monte Grappa und den umliegenden Bergen tausende Soldaten. Auf dem Monte Grappa wurden die Gebeine 12.615 italienischer und 10.295 österreichischer Soldaten bestattet. Die dritte Piaveschlacht (Schlacht von Vittorio Veneto im Oktober 1918) zwang Österreich-Ungarn zum Waffenstillstand von Villa Giusti.

Auf dem Gipfel errichteten die Faschisten in den 1930er Jahren das Sacrario Militare del Monte Grappa, ein Denkmal und Ossarium für die dort im Ersten Weltkrieg Gefallenen.[1] Als am 8. September 1943 der Waffenstillstand von Cassibile zwischen der neuen italienischen Regierung Badoglio und den Westalliierten bekannt wurde, besetzten Wehrmacht-Truppen Italien (Fall Achse). Dabei und danach begingen Truppenteile zahlreiche Kriegsverbrechen.

In der Region um den Monte Grappa formierten sich Menschen in der Resistenza, um Widerstand zu leisten. Im Rahmen eines groß angelegten Unternehmens zur Partisanenbekämpfung im Spätsommer 1944 fand zwischen dem 21. und 28. September auch die „Operation Piave“ statt, die die Vernichtung der vom Massiv des Monte Grappa aus operierenden Partisanenformationen zum Ziel hatte. Am 21. September begann, eingeleitet von schwerem Artilleriefeuer, der Angriff von allen Seiten des umzingelten Bergmassivs. Die Partisanen waren hoffnungslos unterlegen; jeder Widerstand wurde niedergemacht. Hunderte Gefangene wurden sofort erschossen oder erhängt oder aber nach Bassano del Grappa, dem Hauptstützpunkt der Operation, gebracht; hunderte der Gefangenen wurden in deutsche Konzentrationslager deportiert. Nach dem militärischen Erfolg der Angreifer schon am ersten Tag folgte die systematische Durchkämmung des Bergmassivs mit Gefangennahmen und Tötungen; zahlreiche Gebäude in den Dörfern wurden zerstört. Die „Operation Piave“ am Monte Grappa vernichtete die Partisanenkräfte nicht vollständig, schwächte sie aber massiv.

Heute gelangt man auf der Straße von Bassano del Grappa zum Gipfel des Monte Grappa zu dem von dem Bildhauer Augusto Murer 1974 geschaffenen Denkmal für die am Monte Grappa gefallenen oder ermordeten Partisanen.

Nutzung

Unter Gleitschirmfliegern gilt der Monte Grappa als ein Fluggebiet mit mehreren Startplätzen für lange Flüge und Streckenflüge.[2] Der Startplatz südlich von Gipfel und Kriegerdenkmal heißt umgangssprachlich Panettone.[3]

Der italienische Schreibgerätehersteller Montegrappa wurde nach dem Berg benannt.

Auffahrten

Der Monte Grappa kann über eine Vielzahl von Verkehrswegen erreicht werden. Zu den bekanntesten zählen jene von Caupo (Norden), Romano d’Ezzelino und Semonzo (beide Süden). Alternativ kann der Berg auch von Alano di Piave und Pederobba aus westlicher und von Seren del Grappa aus nördlicher Richtung befahren werden.

Die SP148 verbindet Caupo im Norden mit Romano d’Ezzelino im Süden und weist eine maximale Höhe von rund 1600 Metern auf. Sie verläuft westlich des Gipfels. Die Nordauffahrt ist 29,6 Kilometer lang und steigt im Schnitt mit 4,8 % an, wobei sich speziell in der zweiten Hälfte kurze Abfahrten mit steilen Rampen von mehr als 10 % abwechseln. Die Südauffahrt ist mit 26,4 Kilometern Länge unwesentlich kürzer und weist eine Durchschnittsteigung von 5,9 % auf. Sie lässt sich in drei Abschnitt einteilen, wobei zur Hälfte der Auffahrt ein rund vier Kilometer langes Flachstück bei Camposolagna erreicht wird. Zumeist liegen die Steigungsprozente bei rund 7 %.

Deutlich anspruchsvoller ist die Auffahrt über die SP140, die ihren Ausgangspunkt in Semonzo hat. Sie ist mit 19,5 Kilometern Länge deutlich kürzer, weist dafür eine durchschnittliche Steigung von 8 % auf. Während die erste Hälfte gleichmäßig Steigungsprozente von rund 8 % aufweist, wechseln sich auf der zweiten Hälfte kurze Flachstücke mit steilen Rampen von bis zu 14 % ab. Der höchste Punkt der SP140 wird knapp unterhalb des Gipfels erreicht, ehe die letzten 700 Meter zum Rifugio Bassano führen, das auf einer Höhe von 1775 Metern liegt.

Die SP148 und SP140 sind über eine kleine Straße unterhalb des Gipfels miteinander verbunden, sodass das Rifugio Bassano sowohl von der nördlichen als auch aus südlicher Richtung erreicht werden kann. Die Westauffahrten führen zunächst über die Cima della Mandria, ehe sie in die SP140 münden.[4]

Radsport

Der Monte Grappa wurde vom Giro d’Italia, dem größten Radrennen Italiens, erstmals im Jahr 1968 befahren. Damals ging die 10. Etappe, die in Trient gestartet wurde, mit einer Bergankunft auf dem Berg auf einer Höhe von 1775 Metern zu Ende. Bei der ersten Befahrung nutzten die Organisatoren die Südauffahrt von Bassano del Grappa, wobei die rund 27 Kilometer lange Auffahrt der SP148 über Camposolagna als Schlussanstieg diente.[5] Mit Emilio Casalini gewann ein Italiener die Bergankunft, wobei er sich vor seinem Teamkollegen Eddy Merckx durchsetzte, der zwei Tage später das Rosa Trikot übernehmen sollte.[6] Bereits bei seiner ersten Befahrung galt der Monte Grappa als Anstieg der 1. Kategorie.[7]

Im Jahr 1974 stand der Monte Grappa ein zweites Mal im Programm des Giro d’Italia, wobei er dieses Mal als Schlussanstieg der 20. Etappe als letzte Bergwertung der 57. Austragung diente. Nachdem die Strecke von Misurina über den Passo di Falzarego, Passo di Valles und Passo Rolle aus den Dolomiten geführt hatte, wurde die Nordauffahrt des Monte Grappa in Angriff genommen, die von Caupo über rund 24 Kilometer auf eine Höhe von etwa 1600 Metern führte.[8] Nachdem der Spanier José Manuel Fuente über die Kuppe des Anstiegs geführt hatte, folgte die Abfahrt nach Bassano del Grappa, wo Eddy Merckx als Etappensieger hervorging und so seinen fünften und letzten Gesamtsieg bei der Italien-Rundfahrt fixierte.[9] Beim Giro d’Italia 1982 wurde der Monte Grappa auf der 16. Etappe erneut aus Richtung Süden befahren, wobei er als vorletzter Anstieg vor der Bergankunft in San Martino di Castrozza diente.[10]

Nach einer Abwesenheit von 28 Jahren kehrte der Monte Grappa im Jahr 2010 ins Programm des Giro d’Italia zurück. Im Rahmen der 14. Etappe wurde erstmals die schmalere und etwas steilere Südauffahrt der SP140 genutzt, die auf einer Länge von rund 19 Kilometern eine durchschnittliche Steigung von 8 % aufweist. Im Anstieg setzten sich Ivan Basso und sein Teamkollege Vincenzo Nibali gemeinsam mit Michele Scarponi und dem Weltmeister Cadel Evans und von den anderen Gesamtklassement Fahrern ab, wobei Ivan Basso die Bergwertung als erster Fahrer überquerte. In der Abfahrt der SP148 setzte sich Vincenzo Nibali von der Spitzengruppe ab und kam als Solist im Zielort Asolo an. Der Spanier David Arroyo übernahm die Maglia Rosa von Richie Porte, büßte jedoch wertvolle Zeit auf Ivan Basso ein, der sich schlussendlich den Gesamtsieg sichern sollte.[11]

Im Jahr 2014 fand auf der 19. Etappe erstmals ein Bergzeitfahren auf den Monte Grappa statt, das der gesamtführende Kolumbianer Nairo Quintana für sich entschied. Die 26,8 Kilometer lange Strecke führte von Bassano del Grappa erneut über die anspruchsvolle SP140, wobei sich das Ziel beim Rifugio Bassano befand.[12] Drei Jahre später trug Nairo Quintana erneut das Rosa Trikot, als der Monte Grappa von der nördlichen Seite auf der 20. Etappe überquert wurde. Das Ziel befand sich damals in Asiago, das nach dem Schlussanstieg von Foza erreicht wurde.[13]

Im Jahr 2024 soll der Giro d’Italia im Rahmen der 20. Etappe zwei Mal über den Monte Grappe führen. Als Anstieg dient erneut die SP140, ehe die Abfahrt auf der SP148 zum Zielort Bassano del Grappa führt.[14]

Sieger der Bergwertung beim Giro d'Italia
JahrEtappeBergwertungFahrerAuffahrt
1968*10. Etappe1. KategorieItalienItalien Emilio CasaliniSüd (Romano d’Ezzelino)
197420. EtappeGPMSpanienSpanien José Manuel FuenteNord (Caupo)
198216. EtappeGPMItalienItalien Leonardo NataleSüd (Romano d’Ezzelino)
201014. Etappe1. KategorieItalienItalien Ivan BassoSüd (Semonzo)
2014*19. Etappe1. KategorieKolumbien Nairo QuintanaSüd (Semonzo)
201720. Etappe1. KategorieBelgien Dries DevenynsNord (Caupo)
202420. Etappe1. KategorieSüd (Semonzo)
1. KategorieSüd (Semonzo)

* Bergankunft (Einzelzeitfahren im Jahr 2014)

Neben dem Giro d’Italia gingen auch Etappen des Adriatica Ionica Race auf dem Monte Grappa zu Ende.[15]

Galerie

Weblinks

Commons: Monte Grappa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Monte Grappa. Abgerufen am 25. Mai 2022.
  2. www.vivereilgrappa.it/en/
  3. dhv.de: Startplatz 5 (Panettone)
  4. CyclingCols - Monte Grappa. Abgerufen am 20. Oktober 2023.
  5. Edición del Donnerstag 30 Mai 1968, Página 18 - Hemeroteca - MundoDeportivo.com. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  6. Giro d'Italia 1968 Stage 10 results. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  7. Edición del Freitag 31 Mai 1968, Página 18 - Hemeroteca - MundoDeportivo.com. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  8. 1974 – IL GIRO DI MERCKX V : Il Ciclismo. Abgerufen am 18. Oktober 2023 (englisch).
  9. CyclingCols - Monte Grappa. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  10. 1982 – IL GIRO DI HINAULT II : Il Ciclismo. Abgerufen am 20. Oktober 2023 (englisch).
  11. Giro D'Italia: Stage 14, Route Maps & Results | Cyclingnews.com. 16. Juni 2010, abgerufen am 20. Oktober 2023.
  12. Stage profiles Giro d'Italia 2014 Stage 19 (ITT). Abgerufen am 20. Oktober 2023.
  13. Stage profiles Giro d'Italia 2017 Stage 20. Abgerufen am 20. Oktober 2023.
  14. Giro d'Italia 2024 route and stages. Abgerufen am 20. Oktober 2023 (englisch).
  15. Who are the last winners on Monte Grappa, Italy? Abgerufen am 20. Oktober 2023.

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La vista dalla cima del Monte Grappa verso le Prealpi e le Dolomiti
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The Grappa Massif taken from Asiago Plateau
MONTE GRAPPA (6899070536).jpg
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Ossario monumento sacrario del monte grappa
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Karte der Dolomiten nach der Alpenvereinseinteilung von 1984 mit Grappastock.