Miklós Esterházy de Galántha

Miklós Pál Esterházy

Miklós Pál Graf Esterházy de Galántha (* 5. Dezember 1839 in Wien, Österreich-Ungarn[1]; † 7. Mai 1897 in Tata (dt. Totis), Komitat Komorn, Österreich-Ungarn) war Großgrundbesitzer, Pferdesportler und Begründer des Wiener Jockey-Clubs. Er war Mitglied des Ungarischen Oberhauses.

Leben

Nikolaus Paul (ung. Miklós Pál) war der jüngste Sohn des Grafen Nikolaus Franz (ung. Miklós Ferenc) Esterházy (* 1804, † 1885) und seiner Ehefrau[2] Maria Gräfin von Plettenberg-Mietingen (* 1809, † 1859).[3]

Mit seinen Brüdern verbrachte er seine Kindheit in Wien und auf Schloss Nordkirchen in Westfalen. Er war das Lieblingskind seiner Mutter Maria von Esterházy, die ihm ihr persönliches Erbe Schloss Nordkirchen vermachte.[4] Über sein Privatleben ist wenig bekannt. Er hatte zwei große Liebhabereien: den Reitsport und das Theater.

Pferdesportler

Esterházy war von Jugend an ein ausgezeichneter und waghalsiger Reiter und so entwickelte er sich zu einem der berühmtesten Reiter seiner Zeit. 1869 war er mit 27 Siegritten der erfolgreichste Herrenreiter des europäischen Kontinents. Er engagierte sich für den Rennsport, was ihm den Spitznamen „Sport-Niki“ einbrachte.

Sein Name war in einschlägigen Kreisen weit über die Grenzen der Donaumonarchie hinaus bekannt. Als glühender und langjähriger Verehrer der Kaiserin Elisabeth war er ein gern gesehener Teilnehmer an den Jagdgesellschaften der Kaiserin. Er wurde zum bevorzugten Begleiter der Kaiserin bei deren Reitjagden und betätigte sich als „master“ (Leiter) bei zahlreichen Parforcejagden der Kaiserin in Gödöllö.[5][6]

Nikolaus erbte von seiner Mutter[7] das Schloss Nordkirchen in Westfalen. Hier richtete er auf der Schlossinsel im Jahre 1868 mit anderen adligen Vollblutzüchtern das Erste Westfälische Vollblutgestüt ein, das sich mit der Zucht von Rennpferden beschäftigte. Ende des 19. Jahrhunderts ließ er den Rennplatz südlich des Westgartens anlegen. Zuletzt führte er das Gestüt, das für einige Jahre der größte Rennstall in Westdeutschland war, alleine. Als er 1897 unvermählt starb, fiel das Schloss Nordkirchen an seine ungarischen Verwandten, die jedoch kein Interesse an der Anlage hatten und deshalb den gesamten Besitz 1903 an den Herzog Engelbert Maria von Arenberg verkauften. Sein ungarischer Besitz war Schloss Tata.

Esterházy wurde zu einem der bedeutendsten Förderer des Trabrennsports in Österreich-Ungarn. Auf seine Anregung hin wurde am 28. Dezember 1866 der Österreichische Jockey-Club in Wien gegründet. Die erste Hauptversammlung, in der Esterházy zum Präsidenten des Clubs gewählt wurde, fand am 17. Februar 1867 statt. Der Club veranstaltete verschiedene Rennen; das erste Rennen fand am 23. Mai 1867 und das Erste Österreichische Derby am 21. Mai 1868 statt. 1868 fusionierte der Jockey-Club mit der Wiener Wettrenn-Gesellschaft, der die Trabrennbahn in der Freudenau gehörte. Am 15. Mai 1870 wurden die nach Plänen von Carl von Hasenauer errichteten beiden neuen Tribünen eröffnet.[8] 1886 wurde erstmals das Graf-Nikolaus-Esterházy-Memorial ausgetragen, das über viele Jahre fortbestand.[8]

Theaterbauer

Privates Schlosstheater des Grafen Miklos Esterházy in Tata

Mit Miklós Esterhazys Namen ist auch der Bau des letzten privaten Schlosstheaters in Ungarn verbunden. Als berühmter Reiter, der auch auf seinem Gut in Tata Reitturniere und Derbys veranstaltete, wollte er seine Gäste auch am Abend unterhalten und deshalb ließ er auf seinem Gut ein Theater, das zweihundert Plätze umfassen sollte, errichten. Zu diesem Zweck wurden die Wirtschaftsgebäude neben dem Teich zu einem Theater umgebaut. Die erste Theateraufführung fand am 7. Mai 1888 statt. Als Theaterleiter beschäftigte er den Maler und Opernsänger Béla Pállik. Da er das Theater jedoch weiter verschönern wollte beauftragte er die berühmten Theaterarchitekten Fellner und Helmer mit der Ausführung weiterer Arbeiten. Für die Ausgestaltung der Wände wurde der junge Gustav Klimt berufen; das Deckenfresko stammte von den ungarischen Maler Árpád Feszty. Viele prominente Besucher des damaligen öffentlichen Lebens besuchten das Theater. Nach dem Tod von Esterhazy fanden in diesem Theater keine Aufführungen mehr statt. Das Gebäude verfiel allmählich und wurde baufällig. 1913 wurde der Bau auf Veranlassung der Erben Esterházys abgerissen. Heute erinnert nur mehr ein Gedenkstein an diesen ehemaligen pompösen Bau.[9]

Esterházy verstarb unvermählt auf seinem Gut, auf Schloss Tata (dt. Totis) in Ungarn und wurde auch dort bestattet.

Literatur

  • Michaela und Karl Vocelka: Sisi: Leben und Legende einer Kaiserin. München 2014, ISBN 978-3-406-66089-4, S. 81
  • Magyar Életrajzi Lexikon. Budapest 1981, ISBN 963-05-2498-8, Band 1, S. 449 (ungarisch)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Laut Tagebuch seiner Mutter Gräfin Maria von Esterházy geb. Plettenberg wurde er in Wien geboren. Sein Vater befand sich in der Zeit in England. Nachlass Maria Esterhazy, Nr. 2, Tagebuch 1833-1845. Vereinigte Westfälische Adelsarchive, 31. Dezember 1861, abgerufen am 27. Januar 2021.
  2. Die Eheschließung erfolgte am 14. Februar 1833.
  3. Nikolaus Paul hatte zwei ältere Brüder: Pál Miklós (* 1834, † 1885) und Miksa Ernő (* 1837, † 1883)
  4. Sein älterer Bruder war dagegen als Erbe seines Vaters vorgesehen. Maria von Esterházy geb. von Plettenberg beschreibt in ihren Tagebüchern und in besonderen Erinnerungsbüchern sehr detailreich das Aufwachsen der Söhne, vgl. z. B. Nordkirchen, Nachlass der Maria von Esterházy, Nr. 3 Tagebuch über die drei Söhne {{ LWL-Archivamt|Nordkirchen|Nachlass der Maria von Esterházy|Nr. 3|1844-1860|http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/bestand.jsp?archivNr=451&tektId=782&expandId=778@1@2Vorlage:Toter Link/www.archive.nrw.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.}}
  5. Michaela und Karl Vocelka: Sisi: Leben und Legende einer Kaiserin. München 2014, ISBN 978-3-406-66089-4, S. 81
  6. Elisabeth war von Jugend an eine ausgezeichnete und waghalsige Reiterin, die sämtliche Disziplinen im Damensattel beherrschte. In ihrer Zeit galt sie weltweit als eine der besten Reiterinnen ihrer Zeit.
  7. Der Zweig der Familie von Plettenberg-Mietingen starb mit dem Tode von Maximilian Friedrich (*1771, † 1813) in der männlichen Linie aus. Durch Heirat dessen einziger Tochter Maria ging die Herrschaft Nordkirchen in den Besitz der Esterházys über. Maria Esterházy hatte als Erbtochter das Recht selbst ihre Güter zu vererben. Sie gingen nicht direkt in den Besitz ihres Mannes über. {{ LWL-Archivamt|Nordkirchen|Nachlass Maria von Esterházy| Nr. 49|Testament|1859|Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 27. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archive.nrw.de}}
  8. a b Wien Geschichte WIKI, Weblink
  9. Graf Esterházy der letzte ungarische Theaterbauer (ungarisch, siehe Weblink [1])

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Tata (dt. Totis) in Ungarn, das Gebäude wurde 1913 abgerisen
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Großgrundbesitzer und Pferdesportler