Mentawai-Inseln

Mentawai-Inseln
Topographische Karte
Topographische Karte
GewässerIndischer Ozean
Geographische Lage2° 11′ S, 99° 39′ O
Karte von Mentawai-Inseln
Anzahl der Inseln99
HauptinselSiberut
Gesamte Landfläche6.011,35 km²
Einwohner87.623 (2020[1])

Die Mentawai-Inseln sind eine zu Indonesien gehörige Inselgruppe südwestlich von Sumatra. Sie gehören zur Provinz Westsumatra.

Geographie

Der Archipel liegt – durch die Meerenge Selat Mentawai getrennt – etwa 130 km südwestlich von Sumatra und beherbergt Mitte 2023 93.313 Einwohner auf 5988,22 Quadratkilometern (Bevölkerungsdichte von 16 Einw. je km²) – 48.327 Männer (51,79 %) und 44.986 Frauen (48,21 %)[2] Die größten Inseln sind Siberut, Sipora, Nordpagai (Pagai Utara) und Südpagai (Pagai Selatan).

Im Norden, jenseits der Meerenge Selat Siberut, liegen die Batu-Inseln, im Süden liegen Mega, Sanding und Enggano.

Verwaltung

Die Mentawai-Inseln bilden seit 1999 innerhalb der Provinz Westsumatra einen eigenen Regierungsbezirk (Kabupaten) mit der Hauptstadt Tuapejat auf Sipora. Der 9. und gegenwärtige Regierungschef (indonesisch Bupati) ist Fernando Jongguran Simanjuntak. Von den 43 Dörfern haben zehn keinen Zugang zum Meer. Sinaja im Kecamatan Pagai Selatan hat mit 199,69 km die längste Küstenlinie.[1]

Verwaltungsgliederung

Administrativ unterteilt sich der Archipel in 10 Distrikte oder Unterbezirke (indonesisch Kecamatan) mit 43 Dörfern (Desa). Diese untergliedern sich seit 2019 in 354 Dusun (13 mehr als die Jahre zuvor). Die Zugehörigkeit zu den vier Hauptinseln Siberut (3.838 km²), Sipora (651 km²), Pagai Utara sowie Pagai Selatan (zusammen 1522 km²) ist anhand des Namens erkennbar. Eine Ausnahme bildet der Distrikt Sikakap, der beide Pagai-Inseln umspannt. Die Dörfer Maitobe und Taikako liegen auf der Nordinsel und das namensgebende Sikakap auf Nord- und Südinsel.

Im Volkszählungsjahr 2020 gab es 20.843 Haushalte mit durchschnittlich 4,20 Personen pro Haushalt.

Code1Kecamatan
Distrikt
Ibu Kota
Verwaltungssitz
Fläche
(km²)
Einw.
Zensus 20102
Volkszählung 2020Anzahl der
Einw.30Dichte40Sex Ratio5Dörfer6Inseln
13.09.01Pagai UtaraSaumanganya371,255.2126.03116,2108,7639
13.09.02Sipora SelatanSioban348,338.4609.81228,2106,2273
13.09.03Siberut SelatanMuara Siberut328,008.4469.93330,3106,2151
13.09.04Siberut UtaraMuara Sikabaluan782,687.7748.33710,7109,2164
13.09.05Siberut BaratSimalegi1.163,646.7337.8036,7110,2131
13.09.06Siberut Barat Daya00Pasakiat Taileleu1.013,836.0697.0587,0110,00317
13.09.07Siberut TengahSaibi Samukop589,756.0697.08912,0107,7135
13.09.08Sipora UtaraSido Makmur272,409.09711.96843,9106,10618
13.09.09SikakapTaikako312,609.53110.21932,7107,6639
13.09.10Pagai SelatanBulasat851,288.7829.37311,0109,08432
13.12Kab. Kep. Mentawai6.033,7676.17387.62314,5107,904399
1 
Code des Innenministeriums Wilayah Administrasi – Kemendagri (PUM-Code). Ein zweiter Code (Wilayah Kerja Statistik – BPS) zeigt eine abweichende Nomenklatur.[3]}
2 
Einwohnerzahl am Stichtag der Volkszählung 2010[4]
3 
Einwohnerzahl am Stichtag der Volkszählung 2020[1]
4 
Bevölkerungsdichte (Einw. pro km²)[1]
5 
Geschlechterverhältnis: Anzahl der Männer auf 100 Frauen (errechnet: M*100/F)
6 
Desa[1]
  
Lageangaben in indonesischer Sprache: Barat → West / Selatan → Süd / Tengah → Zentrum / Timur → Ost / Utara → Nord
  
Je nach Quelle kann die Schreibweise der geografischen Namen variieren, z. B. in der Auseinander- oder Zusammenschreibung.

Bevölkerung

Die Bewohner der Mentawai-Inseln zählen zu den ursprünglichsten Völkern Indonesiens und sprechen eine eigene austronesische Sprache. Im Gegensatz zu den Minangkabau am benachbarten Festland wurden sie nicht islamisiert, sondern hingen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein animistischen Lokalreligionen an. Durch intensive Missionstätigkeiten zählt sich jedoch mittlerweile ein Großteil der Mentawai-Insulaner zum Christentum (77,59 %, davon 62,5 % Protestanten). Die meisten Christen lebten in den Kecamatan Pagai Selatan (94,89 %) und Siberut Baya Daya (90,22 %), die wenigsten im Kec. Sipora Utara (52,46 %). Die Christen besaßen 334 Kirchen (234/100), die Mohammedaner 70 Moscheen und kleinere Gebetsräume (indonesisch Mushola).[1]

Soziale Daten 2020

MerkmalKabupaten[1]0Provinz Sumatra Barat0
Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze (Tsd.)013,37344,23
Anteil der „armen Bevölkerung“ (indonesisch Penduduk miskin) (%)0014,35006,28
Arbeitslosenrate (%)03,98006,88
Lebenserwartung bei der Geburt (Jahre)64,73069,47
HDI-Index61,09072,38
Analphabetenrate (in %, 15–64 J.)01,90000,41
Abhängigenquotient146,96047,09
Anteil der Altersgruppen0Real00Prozentual0
Kinder (<15 J.)24.7500028,25
arbeitsfähige Bevölkerung (15–64 J.)59.5980068,02
Rentner und Pensionäre (>65 J.)3.275003,74
1 
Summiert aus dem Jugendquotient (41,53) und dem Altersquotient (5,50) ergibt sich ein errechneter Wert von 47,02[1]

Aktuelle Bevölkerungsdaten vom Jahresende 2022

Nachfolgende Tabelle gibt den Einwohnerstand per 31. Dezember 2022 wieder.[2]

KecamatanFläche
km²
Einwohner
gesamt
MännerFrauenDichte
Einw. je km²
Sex Ratio
(M*100/F)
Pagai Utara343,116.3803.3323.04818,6109,32
Sipora Selatan345,5310.3625.3395.02330,0106,29
Siberut Selatan674,8010.3735.3675.00615,4107,21
Siberut Utara782,538.6864.4884.19811,1106,91
Siberut Barat1.169,007.9024.1133.7896,8108,55
Siberut Barat Daya000851,137.4273.8723.5558,7108,92
Siberut Tengah379,387.6493.9633.68620,2107,51
Sipora Utara272,8913.0296.7216.30847,7106,55
Sikakap338,8410.6775.5175.16031,5106,92
Pagai Selatan840,7810.0695.2324.83712,0108,17
Kab. Kep. Mentawai5997,9992.55447.94444.61015,4107,47
1 
Die Quelle weist hingegen 5.983,22 km² aus.[2]

Geschichte

Nach der letzten Eiszeit wurden die Inseln durch den steigenden Meeresspiegel und die dadurch entstandene Mentawai-Straße von Sumatra getrennt. Ab 2000 v. Chr. erreichten die Vorfahren der heutigen Mentawai-Bewohner zuerst die nördlichste Insel, Siberut, und besiedelten nacheinander die südlichen Nachbarinseln. Sie unterscheiden sich durch Sprache und Brauchtum von den Bewohnern Sumatras.

1606 erschien Siberut zum ersten Mal als Mintaon auf einer portugiesischen Karte, 1792 erreichte ein Schiff der Britischen Ostindien-Kompanie die Pagai-Inseln. Erst im Juli 1864 wurden die Inseln offiziell Teil von Niederländisch-Indien.

Anfang 1899 wurde die Mentawai-Straße von der deutschen Valdivia-Expedition erforscht. 1901 richteten deutsche Missionare auf Nordpagai eine Station ein. Nach der indonesischen Unabhängigkeit kamen katholische Missionare aus Italien. Seit den 1970er Jahren wurde auf Siberut Holz geschlagen, bis 1993 die Hälfte der Insel als Nationalpark unter Schutz gestellt wurde. Ab den 1980er-Jahren förderte der Staat den Tourismus, ab Mitte der 1990er-Jahre entdeckten Australier die Inseln für das Surfen.

Durch das Regierungsgesetz Nr. 49 von 1999 wurde die Inselgruppe als Kabupaten vom „Mutterbezirk“ Padan Pariaman abgetrennt. Durch die Abtrennung von vier Distrikten (Siberut Utara, Siberut Selatan, Sipoa sowie Pagai Utara Selatan) verringerte sich die Fläche von Padan Pariaman um 81 Prozent (6011,35 von 7413,50 km²). Durch die Separierung von Dörfern wurden im Jahr 2007 sechs weitere Distrikte gebildet.[5]

Natur

Fluss auf Siberut

Die Inseln sind flach und zum Teil von tropischen Regenwäldern bedeckt. Neben indigenen Völkern wie den Sakhai, die auch heute noch nach ihren animistischen Traditionen leben, werden die Inseln auch von zugezogenen Menschen aus Java und Sumatra bewohnt. Der Fremdenverkehr nimmt einen bescheidenen, aber wachsenden Stellenwert ein.

Die Inseln sind Heimat für eine Reihe endemischer Tierarten, darunter mehrere Primaten wie der Kloss-Gibbon, die Pageh-Stumpfnase, der Pagai-Makak, der Siberut-Makak und der Mentawai-Langur sowie das Mentawai-Spitzhörnchen, die Mentawai-Ratte und die Mentawai-Zwergohreule.

Katastrophen

Infolge des Seebebens vor Sumatra im Jahr 2004 hat die seismische Aktivität unter der Inselgruppe stark zugenommen, so dass zunehmend dieser Bereich als Nachbeben-Epizentrum zu beobachten ist.

Infolge eines Erdbebens der Stärke 7,7 südwestlich vor dem Sockel der Platte kam es am 26. Oktober 2010 zu einem Tsunami mit mindestens 449 Toten und Hunderten Verletzten, Vermissten und Obdachlosen.[6][7] Das infolge des Tsunami 2004 eingeführte Frühwarnsystem funktionierte, der Alarm kam wegen der kurzen Distanz der Inseln zum Epizentrum jedoch zu spät.[8][9] Tags zuvor war für Indonesien ein Tsunami-Alarm infolge eines Bebens der Stärke 7,5 ausgelöst worden.[10]

Im Jahre 2020 waren drei Dörfer von Erdbeben betroffen, elf wurden überflutet.

Literatur

  • Wilfried Wagner (Hrsg.): Mentawai. Identität im Wandel auf indonesischen Ausseninseln. Bremen: Übersee-Museum und Universität Bremen 1989
  • Henning Eichberg: Blumen im Haar sind verboten. In einem Dorf der Mentawaier in Indonesien. In: Unter dem Pflaster liegt der Strand, 8 (1981) 7-41

Weblinks

Commons: Mentawai-Inseln – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Kabupaten KKepulauan Mentawai Dalam Angka 2021. (als PDF downloadbar (Kabupaten Pasaman Barat Dalam Angka 2021.pdf); 8,78 MB) Kepulauan Mentawai Regency in figures 2021. BPS Kabupaten Kepulauan Mentawai, 26. Februar 2021, S. 413, abgerufen am 6. Januar 2024 (indones./engl.).
  2. a b c Visualisasi Data Kependudukan. (interaktive Karte mit integrierter Datenbank). In: gis.dukcapil.kemendagri.go.id. Abgerufen am 6. Januar 2024 (indonesisch).
  3. Gegenüberstellung der beiden Code-Systeme: Das Statistikamt BPS verwendet einen siebenstelligen Code, der mit 1301 beginnt.Sistem Informasi Geografis BPS
  4. Penduduk Menurut Wilayah, Daerah Perkotaan/Perdesaan, dan Jenis Kelamin, KEPULAUAN MENTAWAI, Tahun 2010. Badan Pusat Statistik, abgerufen am 6. Januar 2024 (indonesisch).
  5. Undang-undang (UU) No. 49 Tahun 1999. (als PDF downloadbar (UU Nomor 49 Tahun 1999.pdf); 70,2 kB) Pembentukan Kabupaten Kepulauan Mentawai. 18. Dezember 2003, S. 13, abgerufen am 6. Januar 2024 (indonesisch).
  6. Indonesien: Zahl der Opfer nach Naturkatastrophen steigt (Memento vom 13. September 2016 im Internet Archive) fr-online.de, 31. Oktober 2010
  7. Zahl der Tsunami-Opfer FAZ vom 28. Oktober 2010
  8. (Memento vom 3. November 2010 im Internet Archive)
  9. http://www.thejakartapost.com/news/2010/10/27/hundreds-missing-mentawai.html
  10. (Memento vom 28. Oktober 2010 im Internet Archive)


Auf dieser Seite verwendete Medien

Siberut island river.jpg
Autor/Urheber: www.viajar24h.com, Lizenz: CC BY 2.0
A river on Siberut island in Indonesia.
ID - Mentawai.png
Location of Mentawai Archipelago, Indonesia
Lokasi Sumatra Barat Kabupaten Kepulauan Mentawai.svg
(c) Ewesewes in der Wikipedia auf Indonesisch, CC BY-SA 3.0
Location of Mentawai Islands Regency in West Sumatra Province, Indonesia
Mentawai Islands Topography.png
Autor/Urheber: Sadalmelik, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Topographic map of Mentawai Islands, Indonesia. Created with GMT from SRTM data.
Coat of arms of West Sumatra.svg
West-Sumatra Coat of Arms