Martin Schaffner

Martin Schaffner (* um 1478; † nach 1546 in Ulm) war ein deutscher Maler und Bildschnitzer, der der Ulmer Schule zugerechnet wird.

Porträt des Eitel Hans Besserer I. von Schnürpflingen
Hochaltar von Martin Schaffner (1521) im Ulmer Münster
Anweiler Epitaph (Ausschnitt): Jacob von Anwyl († 1532) und Walther von Anwyl († 1489)

Leben

Schaffners genaue Lebensdaten sind ähnlich wie seine Ausbildung nicht bekannt. Möglicherweise war er aber ein Schüler Bartholomäus Zeitbloms. Nachweisbar ist Schaffner erst 1499 als Maler bei Jörg Stocker in Ulm. So findet sich seine Unterschrift auf dem von Stocker geschaffenen Ennetacher Altar. Schaffner wechselt später zu einer anderen Ulmer Werkstatt, um schließlich in Augsburg mit Hans Holbein dem Älteren zusammenzuarbeiten. Vom Stil des letzteren ist seine eigene Arbeit ebenso beeinflusst wie durch Albrecht Dürer und Hans Burgkmair. So zeigen seine Bilder ab 1510 eine saubere perspektivische Gestaltung; die Figuren wirken plastischer, seine Farbe ist von sanfter Harmonie. Es ist „moderne, an der italienischen Renaissance orientierte Kunst, ... die aus der traditionellen und provinziellen Malweise der Ulmer herausführte“.[1]

Eine Urkunde von 1526 bezeichnet ihn als Ulmer Stadtmaler. In der Ulmer Novemberabstimmung 1530 stimmt er gegen die Einführung der Reformation und erhält in der Folge nur noch wenige Aufträge aus dem reformierten Ulm.[2] Die letzten ihm sicher zuschreibbaren Werke stammen aus dem Jahr 1535. Er muss aber noch mindestens 10 Jahre länger gelebt haben, da er in einer Musterungsliste von 1546 namentlich genannt wird.

Berühmte Werke (Auswahl)

  • Ausgießung des Heiligen Geistes (datiert 1510, heute Staatsgalerie Stuttgart)
  • Auferstehung Christi (datiert 1516, heute Ulmer Museum)[3]
  • Christus in der Vorhölle (datiert 1519, ursprünglich aus der Kirche St. Michael zu den Wengen (Ulm), dann in der Kunstsammlung von Konrad Dietrich Hassler, heute Ulmer Museum)[4]
  • Grablegung Christi (datiert 1519, heute Staatsgalerie Stuttgart)
  • Christus als Schmerzensmann zwischen Maria und Johannes (ein sogenanntes „Erbärmdebild“, um 1519, Öl auf Holz, möglicherweise für die Ulmer Wengenkirche bestimmt, heute im Ulmer Museum)[5]
  • Christus am Kreuz (heute Staatsgalerie Stuttgart)
  • Flügel des Hauptaltars im Ulmer Münster mit Heiligengestalten und den Vorfahren Christi (1521)
  • Orgeltüren mit Szenen aus dem Leben der Maria (1524, Münchener Alte Pinakothek)
  • Christus und die Zwölf Apostel (Predella eines Altares unbekannter Herkunft, um 1525, heute Ulmer Museum)[6]
  • Heilige Elisabeth von Thüringen (Öl auf Holz, nach 1524, heute in der Conrad Sam-Kapelle des Ulmer Münsters)[7]
  • Heilige Anna Selbdritt (Öl auf Holz, nach 1524, heute in der Conrad Sam-Kapelle des Ulmer Münsters)[8]
  • Tischplatte des Asymus Stedelin (1533) in Kassel
  • Fresken am Ulmer Rathaus (1540)

Daneben hat Martin Schaffner einige beachtliche Portraits und Epitaphe geschaffen:

  • Epitaph der Familie Anwyl (genannt Anweiler Epitaph, datiert 1514, heute Staatsgalerie Stuttgart)[9]
  • Ludwig von Freyberg (heute Staatsgalerie Stuttgart)
  • Sibylla von Freyberg geb. Gossenbrod (heute Staatsgalerie Stuttgart)

Weitere Bilder

Ehrung

In der Stadt Ulm ist eine Grund- und Hauptschule nach Martin Schaffner benannt, ebenso eine Straße.

Einzelnachweise

  1. Barbara Maier-Lörcher: Meisterwerke Ulmer Kunst. Ostfildern 2004, ISBN 3-7995-8004-2, S. 33.
  2. Haus der Bayerischen Geschichte: Martin Schaffner, abgerufen am 21. Oktober 2014.
  3. Erwin Treu (Hrsg.): Ulmer Museum, Katalog I: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600. Ulm 1981, S. 215.
  4. Erwin Treu (Hrsg.): Ulmer Museum, Katalog I: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600. Ulm 1981, S. 214.
  5. Erwin Treu (Hrsg.): Ulmer Museum, Katalog I: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600. Ulm 1981, S. 217.
  6. Erwin Treu (Hrsg.): Ulmer Museum, Katalog I: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600. Ulm 1981, S. 216.
  7. Erwin Treu (Hrsg.): Ulmer Museum, Katalog I: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600. Ulm 1981, S. 218.
  8. Erwin Treu (Hrsg.): Ulmer Museum, Katalog I: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600. Ulm 1981, S. 219.
  9. Siegfried Graf Pückler-Limpurg: Martin Schaffner (=Studien zur Deutschen Kunstgeschichte. Heft 20). Straßburg 1899, S. 17–18

Literatur

  • Suzanne Lustenberger: Martin Schaffner – Maler zu Ulm. Ausstellungskatalog Ulmer Museum (= Schriften des Ulmer Museums. Neue Folge Band 2). Ulm 1969.
  • Elisabeth Wiemann: Altdeutsche Malerei. Staatsgalerie Stuttgart. Stuttgarter Galerieverein e.V., Stuttgart 1989.
  • Manuel Teget-Welz: Martin Schaffner und Co. Nachträge zur Ulmer Tafelmalerei um 1500. In: Ulm und Oberschwaben, 60. Jg. 2017, S. 143–158 (Digitalisat)
  • Staatsgalerie Augsburg, Städtische Kunstsammlung, Band I. Altdeutsche Gemälde. Katalog. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München 1988, S. 103–110.
  • Harriet Brinkmöller-Gandlau: Martin Schaffner. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1569–1571.
  • Christof Metzger: Schaffner, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 538–540 (Digitalisat).
  • August Wintterlin: Schaffner, Martin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 549 f.
  • Manuel Teget-Welz: Martin Schaffner. Leben und Werk eines Ulmer Malers zwischen Spätmittelalter und Renaissance. Dissertation. Kohlhammer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-17-020556-7.
  • Siegfried Graf Pückler-Limpurg: Martin Schaffner (=Studien zur Deutschen Kunstgeschichte. Heft 20). Straßburg 1899. (Digitalisat)

Weblinks

Commons: Martin Schaffner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Mural Painting and pulpit at the town hall of Ulm/Germany
Bildnis des Eitel Besserer Martin Schaffner.jpeg
Bildnis des Eitel Besserer, datiert 1516. Eitel Besserer zu Rohr (1450-1533) war seit 1511 Ulmer Ratsherr und wurde 1520 von Karl V. mit dem Besitz in Beuren belehnt. Das Porträt gelangte aus dem Besitz des Majors von Schad in die Besserer Kapelle im Ulmer Münster, von dort 1940 in das Ulmer Museum.
Martin Schaffner Martyrium des Hl. Bartholomaeus Ulm um 1520 Oel auf Holz Ulmer Museum-1.jpg
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Choraltar (Hutz-Altar) des Ulmer Münsters, Ulm, Baden-Württemberg, Deutschland. Schnitzwerke von einem unbekannten Meister; Tafelbilder von Martin Schaffner, signiert und datiert 1521.
M Schaffner - Anweiler Epitaph 1514 (FSWFi74).jpg
Anweiler Epitaph (Ausschnitt): Jacob von Anwyl († 1532) und Walther von Anwyl († 1489). Hier wird ein Ausschnitt des Epitaphs gezeigt; eine vollständige farbige Abbildung findet sich auf der Homepage der Stuttgarter Staatsgalerie [1]. Eine Beschreibung findet sich bei Siegfried Graf Pückler-Limpurg: Martin Schaffner (=Studien zur Deutschen Kunstgeschichte. Heft 20). Straßburg 1899, S. 17-18 [2]