Ludwig Derleth

Geburtshaus in Gerolzhofen

Ludwig Benjamin Derleth (* 3. November 1870 in Gerolzhofen; † 13. Januar 1948 in San Pietro di Stabio, Schweiz) war ein deutscher Schriftsteller.

Derleth wurde 1870 in der heutigen Ludwig-Derleth-Straße 4 im unterfränkischen Gerolzhofen geboren.

Nach seinem Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft war Derleth zunächst als Gymnasiallehrer für alte Sprachen tätig. Während seiner Jahre in München kam er mit dem George-Kreis in Berührung und gehörte auch dem Kosmikerkreis um Alfred Schuler und Ludwig Klages an. Später lebte er als freier Schriftsteller in Rom, Basel, Perchtoldsdorf bei Wien und ab 1935 im Tessin, wo er 1948 starb.

Von 1920 bis zu seinem Tode hatte er einen regen Briefwechsel mit Olga Fröbe-Kapteyn. Die Ludwig-Derleth-Realschule in seiner Geburtsstadt Gerolzhofen ist nach ihm benannt.[1]

Werk

Ludwig Derleth, Die Proklamationen, Titelblatt der Erstausgabe

Als Lyriker veröffentlichte er zunächst in den Blättern für die Kunst und in der Zeitschrift Pan. Sein leidenschaftliches Bemühen zielte auf eine neue hierarchische Ordnung eines „gereinigten“ katholischen Christentums, das er in seinen 1904 veröffentlichten Proklamationen in der stilistischen Nachfolge von Nietzsches Also sprach Zarathustra mit revolutionärem Pathos verkündete. Sein Hauptwerk Der fränkische Koran (1932) ist ein großangelegter „Weltgesang“ von der „Pilgerfahrt der Menschenseele von Gott zu Gott“, ein Lebens- und Glaubensbuch, an dem er fast 40 Jahre arbeitete.

Weitere Veröffentlichungen: Die Lebensalter, Gedichte (1937) Seraphinische Hochzeit (1939) und Der Tod des Thanatos (1945).

Vermutlich diente Derleth Thomas Mann als Vorlage für Figuren in dessen Novellen Beim Propheten und Gladius Dei sowie in dessen Roman von 1946 Doktor Faustus.

Die Straße in Gerolzhofen, in der sein Geburtshaus steht, wurde ihm zu Ehren benannt.

Literatur

  • Jan Aler: Ludwig Derleth (1870–1948). Ein katholischer Mystiker, der auch auf Nietzsche und Kierkegaard hörte. In: Jan Aler (Hrsg.): Gestalten um Stefan George. Gundolf – Wolfskehl – Verwey – Derleth. Rodopi, Amsterdam 1984, ISBN 90-6203-616-3, S. 89–155.
  • Christine Derleth: Das Fleischlich-Geistige. Meine Erinnerungen an Ludwig Derleth. Bellnhausen 1973.
  • Helmut Motekat: Derleth, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 606 (Digitalisat).
  • Georg Doerr: Archetyp und Geschichte oder München-Ascona: Typologische und menschliche Nähe – mit einigen Briefen von Olga Froebe an Ludwig Derleth — Zuerst Vortrag bei der Tagung „Eranos – Monte Verità – Ascona“ vom 27.9-1.10. 2000 in Ascona. In: E.Barone/M.Riedl/A.Tischel (Hg.): Pioniere, Poeten, Professoren – Eranos und der Monte Verità in der Zivilisationsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Königshausen und Neumann: Würzburg 2004. S. 155–170.
  • Anne Ratzki: Die Elitevorstellung im Werk Ludwig Derleths und ihre Grundlagen in seinem Bild von Menschen, von der Geschichte und vom Christentum: Ein Beitrag zur Interpretation des Werks von Ludwig Derleth, Köln 1968 (zugl. München Univ., Diss., 1968).
  • Herbert Schwarz: Der fränkische Dichter Ludwig Derleth. Katalog anläßlich der Ausstellung in der Kreis- und Autobibliothek Kronach vom 31. März–30. April 1984 und vom 18. Mai–30. Juni 1984 in der Stadtbibliothek Gerolzhofen. Mit einer Bibliographie. Hanau 1984.
  • Wilhelm Sternfeld, Eva Tiedemann: Deutsche Exilliteratur 1933–1945. Eine Bio-Bibliographie. Schneider, Heidelberg/Darmstadt 1962.
  • Kay Wolfinger: Ein Vergessener. Ludwig Derleth und seine »Enzyklopädie«. In: Ders. (Hg.): „Mystisches Schwabing. Die Münchner Kosmiker im Kontext.“ Ergon Baden-Baden: 2020, S. 193–212. ISBN 978-3-95650-654-3 (print), ISBN 978-3-95650-655-0 (online)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Offizielle Internetseite der Ludwig-Derleth-Realschule Gerolzhofen, abgerufen am 9. Mai 2012

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Gerolzhofen, Ludwig-Derleth-Straße 4-20160131-001.jpg
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Derleth, Ludwig: Die Proklamationen von Ludwig Derleth. Exemplar 130 / 500.

Leipzig: Insel-Verlag 1904, 83 Seiten.

Die Lesung dieses Druckes 1904 in München beschreibt Thomas Mann in seiner Erzählung «Beim Propheten» [1]. Zu Ludwig Derleth → [2]

In «Doktor Faustus» [3], im mittleren Teil des dreiteiligen Kapitel 34, kommentiert der fiktive Erzähler Derleths auf Bütten erschienene «Proklamationen» als einen lyrisch-rhetorischen Ausbruch schwelgerischen Terrorismus[’], dem man erhebliche Wortgewalt zugestehen mußte. [...] Dies alles war «schön» und empfand sich selber sehr stark als «schön»; es war «schön» auf eine grausam und absolut schönheitliche Weise, […] der steilste ästhetische Unfug, der mir vorgekommen [ist].