Liste der Außenlager des KZ Auschwitz I (Stammlager)

Karte des SS-Interessengebiets

Zunächst gehörten zum KZ Auschwitz I (Stammlager) eine Vielzahl von Außenlagern. Im November 1943 bekam das Nebenlager Buna eine eigene Verwaltung und die Benennung „KZ Auschwitz III (Monowitz)“. Ihm wurden andere Außenlager des KL Auschwitz I, die zu Industriebetrieben gehörten, zugeordnet. Die den Landwirtschaftsbetrieben des KZ Auschwitz angeschlossenen Außenlager waren ab diesem Zeitpunkt organisatorisch dem KZ Auschwitz II (Birkenau) zugeordnet, bis das KZ Auschwitz-Birkenau im November 1944 verwaltungsmäßig wieder dem Stammlager unterstellt wurde.[1]

Liste der Außenlager des KZ Auschwitz

Die Nebenlager wurden uneinheitlich mal als „Arbeitslager“, „Außenlager“, „Zweiglager“ oder „Außenkommando“ bezeichnet. Auch ihre Funktionen innerhalb des Gesamtkomplexes der Auschwitz-Lager waren unterschiedlich. In der Anfangszeit konnte es auch sein, dass ein Lager noch nicht dem KZ Auschwitz I unterstellt war, sondern einer lokalen SS-„Polizei“-Dienststelle.

Die folgende vollständige Liste umfasst alle 47 KZ-Nebenlager, die in der Besatzungszeit zu dem Gesamtkomplex der Auschwitz-Lager gehörten:[2][3]

BezeichnungStandortTätigkeit, zugeordnete ProduktionsbetriebeZahl der HäftlingeInbetriebnahmeSchließung/Befreiung
AltdorfStara Wieś (Altdorf) bei Pszczyna (Pleß)Waldarbeiten; Behörde: Oberforstamt Pleßknapp 201. Oktober 194230. November 1943
AlthammerStara Kuźnia (Althammer)Bau eines Wärmekraftwerkes (heutiges Kraftwerk „Halemba“)486 (17. Januar 1945)15. September 1944Januar 1945
BabitzBabice (Babitz) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SS159 männliche (17. Januar 1945) und etwa 180 weibliche (Sommer 1944) Häftlinge1. März 194318. Januar 1945
BirkenauBrzezinka (Birkenau) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SS204 (17. Januar 1945)1943Januar 1945
BismarckhütteChorzów (Königshütte)Arbeit in der „Bismarckhütte“ bei der Produktion von Waffen und gepanzerten Fahrzeugen; Firma: Berghütte Königs- und Bismarckhütte AG192 (17. Januar 1945)1. September 194427. Januar 1945
BlechhammerBlachownia Śląska (Blechhammer) bei Koźle, einem Stadtteil von Kędzierzyn-KoźleBau chemischer Anlagen; Firma: Oberschlesische Hydrierwerke AG3958 männliche (17. Januar 1945) und 157 weibliche Häftlinge (30. Dezember 1944)1. April 194426. Januar 1945
BobrekBobrek bei Oświęcim (Auschwitz)Produktion von Elektroarmaturen für Flugzeuge und U-Boote; Firma: Siemens-Schuckertwerke AG213 männliche (17. Januar 1945) und 38 weibliche Häftlinge (30. Dezember 1944)April/Mai 1944 (Beschäftigung von Häftlingen ab Dezember 1943)19. Januar 1945
BrünnBrno (Brünn), damals Protektorat Böhmen und MährenBauarbeiten an der Technischen Akademie der SS und der Polizei; Arbeitgeber: SS-WVHA, Amt C, Bauleitung Brünn250 (Oktober 1943), 36 (17. Januar 1945)1. Oktober 1943Januar 1945[4] / 31. März 1945[3]
Budy[5]Budy/Bór (Brzeszcze) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SSeinige Hundert weibliche HäftlingeApril 1943Herbst 1944
Budy[5]Budy/Bór (Brzeszcze) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SS313April 1942Januar 1945 (mit einer Pause im Herbst/Winter 1942/43)
Budy[5]Budy/Bór (Brzeszcze) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SS zur Bewässerung (Ausheben von Gräben) sowie zur Reinigung und Vertiefung von Fischteichenetwa 400 weibliche Gefangene der Strafkompanie (Sommer 1942)Juni 1942Frühjahr 1943
CharlottengrubeRydułtowy (Rydultau)Arbeit im Bergwerk „Charlotte“ bei der Kohleförderung und beim Ausbau der Grube; Firma: Reichswerke Hermann Göring833 (17. Januar 1945)19. September 194431. Januar 1945
ChelmekChełmek (Chelmek)Arbeiten an einer Schuhfabrik (Vertiefung und Reinigung des Teichs/Wasserspeichers); Firma: Ota Schlesische Schuh-Werke (früher „Bata“)etwa 1501. Oktober 19429. Dezember 1942
EintrachthütteŚwiętochłowice (Schwientochlowitz)Arbeit in der „Eintrachthütte“ bei der Herstellung von Flugabwehrgeschützen; Firmen: OSMAG und Ost-Maschinenbau1297 (17. Januar 1945)Mai 1943[6] / 7. Juni 1943[3]23. Januar 1945
FreudenthalBruntál (Freudenthal), damals Reichsgau SudetenlandVerarbeitung von Obst; Firma: Emmerich Machold301 weibliche Häftlinge (30. Dezember 1944)1944Januar 1945[6] / 8. Mai 1945[3]
FürstengrubeWesoła (Fürstengrube) bei Mysłowice (Myslowitz)Arbeit im Bergwerk „Fürstengrube“ in der Kohleförderung und der Ausschachtung neuer Gruben; Firma: Fürstengrube GmbH1283 (17. Januar 1945)2. September 194329. Januar 1945
Gleiwitz IGliwice (Gleiwitz)Ausbesserung des Eisenbahnfuhrparks; Firma: Reichsbahnausbesserungswerk Gleiwitz1336 (17. Januar 1945)März 194421. Januar 1945
Gleiwitz IIGliwice (Gleiwitz)Arbeit in der Rußherstellung (Frauen), Ausbesserung und Instandhaltung des Maschinenparks, Ausbau der Fabriken (Männer); Firma: Deutsche Gasrußwerke GmbH740 männliche (17. Januar 1945) und 371 weibliche (30. Dezember 1944) Häftlinge3. Mai 194422. Januar 1945
Gleiwitz IIIGliwice (Gleiwitz)Arbeit in der Gleiwitzer Hütte bei der Ausbesserung der Hallen und anschließend bei der Herstellung von Waffen, Munition und Eisenbahnrädern; Firma: Zieleniewski – Maschinen- und Waggonbau GmbH, Krakau609 (17. Januar 1945)Juli 194421. Januar 1945
Gleiwitz IVGliwice (Gleiwitz)Ausbau einer Kaserne sowie Reparatur und Umbau von Militärfahrzeugen444 (17. Januar 1945)Juni 194421. Januar 1945
GolleschauGoleszów (Golleschau)Arbeit in einer SS-Zementfabrik; Firma: Ostdeutsche Baustoffwerke GmbH – Golleschauer Portland Zement AG1008 (17. Januar 1945)15. Juli 194221. Januar 1945
GünthergrubeLędziny (Lendzin)Arbeit im Bergwerk „Piast“ in der Kohleförderung und der Ausschachtung der Grube „Günther“; Firma: Fürstlich-Plessische Bergwerks AG586 (17. Januar 1945)1. Februar 194419. Januar 1945
Harmense[7]Harmęże (Harmense) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SS (Geflügel-, Kaninchen- und Fischzucht)etwa 70 männliche Häftlinge8. Dezember 194118. Januar 1945
Harmense[7]Harmęże (Harmense) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SS (Geflügel- und Kaninchenzucht)etwa 50 weibliche HäftlingeJuni 194218. Januar 1945
HindenburgZabrze (Hindenburg)Arbeit in der „Donnersmarckhütte“ bei der Herstellung von Waffen und Munition; Firma: Vereinigte Oberschlesische Hüttenwerke AG50 männliche (17. Januar 1945) und 470 weibliche (30. Dezember 1944) Häftlinge1. August 194419. Januar 1945
HubertushütteŁagiewniki Śląskie (Hohenlinde)Arbeit in der „Hubertushütte“; Firma: Berghütte Königs- und Bismarckhütte AG202 (17. Januar 1945)20. Dezember 194419. Januar 1945
JaninagrubeLibiążArbeit in der Grube „Janina“ in der Kohleförderung; Firma: Fürstengrube GmbH853 (17. Januar 1945)4. September 194318. Januar 1945
JawischowitzJawiszowice (Jawischowitz) bei BrzeszczeArbeit im Bergwerk „Brzeszcze-Jawischowitz“ in der Kohleförderung sowie Bauarbeiten über Tage; Firma: Reichswerke Hermann Göring1988 (17. Januar 1945)15. August 194219. Januar 1945
KobierKobiór (Kobier)Forstarbeiten; Behörde: Oberforstamt Pleß158 (25. April 1943)1. Oktober 194230. September 1943
LagischaŁagisza (Lagischa)Bau des Wärmekraftwerks „Walter“; Firma: Energie-Versorgung Oberschlesien AGetwa 100015. Juni 1943[3] / September 1943[8]6. September 1944
LaurahütteSiemianowice (Siemianowitz)Arbeit in der „Laurahütte“ bei der Herstellung von Flugabwehrgeschützen; Firma: Berghütte Königs- und Bismarckhütte AG937 (17. Januar 1945)1. April 194424. Januar 1945
LichtewerdenSvětlá (Lichtvard), damals Reichsgau SudetenlandArbeit in einer Zwirnfabrik; Firma: G. A. Buhl und Sohn300 weibliche Häftlinge (30. Dezember 1944)11. November 1944Januar 1945[8] / 6. Mai 1945[3]
Monowitz (Buna)Monowice (Monowitz) bei Oświęcim (Auschwitz)Bau eines Chemiebetriebes; Firma: IG Farbenindustrie AG10223 (17. Januar 1945)31. Mai 1942[3] / Oktober 1942[9] (Beschäftigung ab März/April 1941)27. Januar 1945
Neu-DachsJaworznoArbeit in den Steinkohlebergwerken in Jaworzno sowie Bau des Kraftwerks „Wilhelm“; Firma: Energieversorgung Oberschlesien AG3664 (17. Januar 1945)15. Juni 194319. Januar 1945
NeustadtPrudnik (Neustadt, Oberschlesien)Arbeit in einer Textilfabrik; Firma: Schlesische Feinweberei AG399 weibliche Häftlinge (30. Dezember 1944)26. September 194419. Januar 1945
PlawyPławy (Plawy) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SS138 männliche (17. Januar 1945) und etwa 200 weibliche (Januar 1945) Häftlinge20. Dezember 1944 (Männer), 3. Januar 1945 (Frauen)18. Januar 1945
RadostowitzRadostowice (Radostowitz) bei Pszczyna (Pleß)Forstarbeiten; Behörde: Oberforstamt Pleßetwa 2019421943 (mit einer Pause im Winter 1942/43)
RaiskoRajsko (Raisko) bei Oświęcim (Auschwitz)Arbeit auf einem Gut der SS (Gartenbau, Versuchspflanzung von Kok-Saghys)etwa 300 weibliche Häftlinge (1944)[10]Juni 1943Januar 1945
Sonderkommando KattowitzKatowice (Kattowitz)Bau von Luftschutzkellern und Baracken für die Gestapo1020. Januar 194431. Januar 1945
SosnitzaSośnica (Sosnitza, Gleiwitz-Oehringen)Abriss von Gebäuden eines Kriegsgefangenenlagersetwa 30Juli 1940August 1940
Sosnowitz ISosnowiec (Sosnowitz)Renovierung eines Bürogebäudes

- Marktstr.12 (ulica Targowa 12)

10031. August 194317. Januar 1945
Sosnowitz IISosnowiec (Sosnowitz)Arbeit in einer Eisenhütte beim Guss von Rohren für Flugabwehrgeschütze sowie bei der Herstellung von Granaten; Firma: Berghütte Ost-Maschinenbau GmbH863 (17. Januar 1945)Mai 194417. Januar 1945
2. SS-Bauzug in KarlsruheCarlsruhe in OberschlesienWegräumen von Schutt und Ausbesserung von Eisenbahngleisen; Behörde: Amt C des SS-WVHAetwa 500September 1944Oktober 1944[11]
SS-Hütte PorombkaMiędzybrodzieBau und Versorgung eines SS-Urlaubsheims („Solahütte“)einige Dutzend männliche Häftlinge während des Baus, einige weibliche Häftlinge während des Betriebs[12]Herbst (Oktober/November) 1940Januar 1945
TrzebiniaTrzebiniaAusbau einer Raffinerie; Firma: Erdöl Raffinerie GmbH641 (17. Januar 1945)1. Juli 1944[3] / August 1944[13]31. Januar 1945
Tschechowitz I (Bombensuchkommando)Czechowice-DziedziceRäumung von Blindgängern in der Raffinerie und auf dem angrenzenden Gelände; Firma: Vacuum Oil Companyetwa 100August 1944September 1944
Tschechowitz II (Vacuum)Czechowice-DziedziceWegräumen von Schutt, Instandhaltung der Raffinerie; Firma: Vacuum Oil Company561 (17. Januar 1945)September 1944Januar 1945

Bilder

Dokumentarfilme

  • Auschwitz – Das Projekt (Frankreich, 2017, 57 Min, Regie E. Weiss, deutsche und frz. Fassungen) − ein Überblick über den räumlichen Ausbau der KZ-Auschwitz-Bauten von 1940 bis 1945 (Bilder von Nebenlagern und Zwangsarbeitsstätten in Industrie und Landwirtschaft) in der besetzten Region westlich von Krakau mittels Luftbildaufnahmen aus der Gegenwart.

Literatur

  • Ernest Koenig, Gioia-Olivia Karnagel: Im Vorhof der Vernichtung : Als Zwangsarbeiter in den Außenlagern von Auschwitz. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-596-30949-8.
  • Franciszek Piper, Teresa Świebocka (Redaktion): Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager. Hrsg.: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, 2011, 492 S., ISBN 978-83-88526-28-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sybille Steinbacher: Auschwitz: Geschichte und Nachgeschichte, Verlag C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50833-2, S. 49.
  2. Piper/Świebocka: Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager. S. 177–181.
  3. Piper/Świebocka: Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager. S. 177.
  4. a b c In Budy gab es insgesamt drei Außenkommandos. Die Siedlung Budy gehört heute zur Stadt Brzeszcze.
  5. a b Piper/Świebocka: Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager. S. 178.
  6. a b In Harmense gab es insgesamt zwei Außenkommandos.
  7. a b Piper/Świebocka: Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager. S. 179.
  8. Piper/Świebocka: Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager. S. 180.
  9. Siehe dazu auch den Artikel über den Leiter des Nebenlagers Raisko, Joachim Caesar, Agrarwissenschaftler und SS-Führer.
  10. Die Häftlinge waren in Güterwagen untergebracht. Um den 10. Oktober 1944 wurde der 2. SS-Bauzug dem KZ Buchenwald unterstellt, einige Tage danach in „7. SS-Eisenbahnbaubrigade“ umbenannt und nach Stuttgart verlegt (Piper/Świebocka: Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager. S. 181).
  11. Fotografien im „Auschwitz-Album“.
  12. Piper/Świebocka: Auschwitz. Nationalsozialistisches Vernichtungslager. S. 181.

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