Kreis Pyritz

Der Kreis Pyritz war von 1815 bis 1945 ein Landkreis der preußischen Provinz Pommern. Seine Kreisstadt war die Stadt Pyritz.

Verwaltungsgeschichte

Der Kreis Pyritz im 18. Jahrhundert
Der Kreis Pyritz 1933
Rittergut Falkenberg, Sammlung Alexander Duncker

Das Gebiet des späteren Kreises Pyritz gehörte seit dem 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der pommerschen Herzöge. Als Grenzgebiet zur Mark Brandenburg waren die südlichen Bereiche lange Zeit zwischen den beiden Herrschaftsgebieten Gegenstand von Grenzkriegen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam Hinterpommern an Brandenburg-Preußen. 1723/24 führte König Friedrich Wilhelm I. von Preußen in Hinterpommern eine Kreisreform durch.[1] Die Zahl der Kreise und zugehörigen Landräte wurde fühlbar reduziert, um die starke territoriale Zersplitterung zu verringern, die durch die komplizierten adligen Besitzstände in Hinterpommern entstanden war. Der Kreis Pyritz umfasste nunmehr die Stadt Pyritz, den Marktflecken Werben, die königlichen Ämter Bernstein, Kolbatz und Pyritz sowie eine größere Anzahl von adligen Dörfern und Gütern.[2][3]

Durch die Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 wurde der Kreis Pyritz Teil des Regierungsbezirks Stettin in der Provinz Pommern. Bei der Kreisreform von 1818 im Regierungsbezirk Stettin wurde die Abgrenzung des Kreises Pyritz geändert:

  • Mit dem Kreis Greifenhagen fand ein Gebietsaustausch statt, bei dem unter anderem das Amt Kolbatz aus dem Kreis Pyritz in den Kreis Greifenhagen wechselte.
  • Mit dem Kreis Saatzig fand ein Gebietsaustausch statt, der mehrere Dörfer betraf.
  • Mit dem Kreis Soldin in der Provinz Brandenburg fand ein Gebietsaustausch statt, der mehrere Dörfer betraf.[4][5]

Der Kreis Pyritz umfasste 1871 die Stadt Pyritz, 88 Landgemeinden und 75 Gutsbezirke.[6] Zum 30. September 1929 fand im Kreis wie im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Im Zweiten Weltkrieg eroberte Ende Januar/Anfang Februar 1945 die Rote Armee das Kreisgebiet und unterstellte es ortsweise ab Anfang Mai der im März 1945 gebildeten Verwaltung der Volksrepublik Polen für den „Bezirk Westpommern“. In der Folgezeit wurden ab Juni 1945 die allermeisten Bewohner des Kreisgebiets vertrieben und an ihrer Stelle Polen angesiedelt.

In Polen besteht heute in anderen Grenzen der Powiat Pyrzycki als Teil der Woiwodschaft Westpommern.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
179732.640[7]
181628.612[8]
184637.748[9]
187142.509[6]
189043.559[10]
190042.686[10]
191043.917[10]
192549.0681[10]
193347.717[10]
193947.752[10]
1 
davon 44.694 Evangelische, 4036 Katholiken, 95 sonstige Christen und 98 Juden

Landräte

Kommunalverfassung

Der Kreis Pyritz gliederte sich in die Stadt Pyritz, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Amtsbezirke, Städte und Gemeinden

Amtsbezirke

Die Landgemeinden des Kreises waren in den 1930er Jahren in 26 Amtsbezirke gegliedert.[11] Die Stadt Pyritz war amtsfrei.

  • Amtsbezirk Alt Falkenberg
  • Amtsbezirk Alt Grape
  • Amtsbezirk Barnimskunow
  • Amtsbezirk Beyersdorf
  • Amtsbezirk Blankensee
  • Amtsbezirk Dölitz i. Pom.
  • Amtsbezirk Fürstensee
  • Amtsbezirk Gottberg
  • Amtsbezirk Groß Möllen
  • Amtsbezirk Horst
  • Amtsbezirk Isinger
  • Amtsbezirk Klützow
  • Amtsbezirk Kollin
  • Amtsbezirk Kremzow
  • Amtsbezirk Köselitz
  • Amtsbezirk Megow
  • Amtsbezirk Petznick
  • Amtsbezirk Plönzig
  • Amtsbezirk Prilipp
  • Amtsbezirk Prillwitz
  • Amtsbezirk Sallentin
  • Amtsbezirk Sandow
  • Amtsbezirk Schlötenitz
  • Amtsbezirk Schwochow
  • Amtsbezirk Warnitz
  • Amtsbezirk Werben

Städte und Gemeinden 1945

Rittergut Sandow, Sammlung Alexander Duncker

Zum Ende seines Bestehens im Jahr 1945 umfasste der Kreis Pyritz die Stadt Pyritz und 86 weitere Gemeinden:[10]

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden

  • Hufenitz, 1903/1908 zu Damnitz
  • Giesenthal und Raumersaue, nach 1910 zu Giesenthal-Raumersaue zusammengeschlossen
  • Ludwigsthal, ca. 1929 zu Schlötenitz
  • Woitfick, ca. 1929 zu Klücken
  • Megow, 1938 zu Lettnin
  • Altstadt, am 1. April 1939 zu Pyritz

Verkehr

Den Kreis Pyritz durchzog ab 1847 im Nordosten die Stargard-Posener Eisenbahn >116.c<. Erst 35 Jahre später folgte 1882 die Stargard-Cüstriner Eisenbahn-Gesellschaft zunächst mit ihrer Stammstrecke, an der auch die Kreisstadt lag >116.a<. Nachdem im Südosten des Kreises 1898 die Strecke Arnswalde – Glasow in Betrieb genommen worden war >116.a²<, folgte 1899 die Zweigbahn Pyritz – Jädickendorf >116.e<.

Die Pyritzer Bahnen, die von Anfang an in der Hand des Landes und des Kreises waren, eröffneten 1898 von der Kreisstadt aus Linien nach Plönzig im Südosten des Kreises >113.h< und in den Nachbarkreis Greifenhagen >113.h²<.

In Alt Libbehne zweigte seit 1902 von der Bahnlinie Arnswalde–Glasow die Kleinbahn Friedeberg-Alt Libbehne ab >115.k<.

(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).

Literatur

  • Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 7. Kreis Pyritz. Berlin 1866, S. 1–35 (Google Books).
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 38–45 (Google Books).
  • Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Pyritz in der ehemaligen Provinz Pommern (2011)
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Zweiten Theils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz, Anklam 1868, S. 397–808 (Google Books).
  • Otto Neumann und Georg Franke (Hrsg.): Heimatkunde des Kreises Pyritz. Bake, Pyritz 1932.
  • Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Pyritz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1785, S. 86–169 (Google Books).
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 119, Ziffer 8 (Google Books).

Weblinks

Commons: Landkreis Pyritz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Landkreis Pyritz Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 6. Juli 2013.

Einzelnachweise

  1. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Behördenorganisation und allgemeine Staatsverwaltung. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 4. Paul Parey, Berlin 1908, Neueintheilung und Verminderung der hinterpommerschen Kreise 1723/24, S. 171 (Digitalisat).
  2. Johann Ernst Fabri: Geographie für alle Stände. Schwickertscher Verlag, Leipzig 1793, Kap. Preußisch Vorpommern, S. 444 (Digitalisat).
  3. Fritz Curschmann, Ernst Rubow: Pommersche Kreiskarte Blatt 3. Die pommerschen Kreise vor und nach 1818. In: Landesgeschichtliche Forschungsstelle der Provinz Pommern (Hrsg.): Historischer Atlas von Pommern. 1935 (Digitalisat).
  4. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Stettin: Verordnung zur neuen Kreiseintheilung vom 18. Januar 1816. Nr. 12, 1816, S. 42 (Digitalisat [abgerufen am 2. Februar 2017]).
  5. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilung. ca. 1818. Struck, Stettin (Digitalisat).
  6. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  7. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 44 (Digitalisat).
  8. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Stettin, S. 226 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  9. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 315 (Digitalisat).
  10. a b c d e f g Michael Rademacher: Kreis Pyritz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Kreis Pyritz (Memento desOriginals vom 17. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kreis-pyritz.de im Informationssystem Pommern.

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Rittergut Sandow Sammlung Duncker.jpg
Rittergut Sandow, Kreis Pyritz

Nach ein. Original-Aufnahme ausgef. v. Theodor Albert, gedr. b. Winckelmann u. Söhne.

Verlag von Alexander Duncker, Königl. Hofbuchhändler in Berlin
Wappen Preußische Provinzen - Pommern.png
Provinz Pommern. Wappen der Provinz Pommern 1881.
Landkarte Kreis Pyritz.jpg
Vorkriegskarte von Pyritz und dem Kreis Pyritz
Kreis Pyritz 1794.jpg
Ausschnitt aus "Landkarte des Herzogtums Vor- und Hinterpommern aus dem Jahr 1794"