Kreis Gnesen

Der Kreis Gnesen in den Grenzen von 1793 bis 1807
Der Kreis Gnesen in den Grenzen von 1887 bis 1919
Kreis AdelnauKreis BirnbaumKreis BomstLandkreis BrombergKreis CzarnikauKreis FilehneKreis FraustadtKreis GnesenKreis GostynKreis GrätzKreis HohensalzaKreis JarotschinKreis KempenKreis Kolmar in PosenKreis KoschminKreis KostenKreis KrotoschinKreis LissaKreis MeseritzKreis MogilnoKreis NeutomischelKreis ObornikKreis OstrowoKreis PleschenKreis Posen-OstKreis Posen-WestKreis RawitschKreis SamterKreis SchildbergKreis SchmiegelKreis SchrimmKreis SchrodaKreis SchubinKreis StrelnoKreis Schwerin an der WartheKreis WirsitzKreis WitkowoKreis WongrowitzKreis WreschenKreis ZninSchneidemühlBydgoszczPosen
Verwaltungsgliederung der Provinz Posen (Stand 1919)
Regierungsbezirk Bromberg
Regierungsbezirk Posen

Der Kreis Gnesen war ein preußischer Landkreis, der in unterschiedlichen Abgrenzungen zwischen 1793 und 1919 bestand. Er gehörte zunächst zur Provinz Südpreußen und seit 1815 zum Regierungsbezirk Bromberg der Provinz Posen. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Großpolen.

Geschichte

Das Gebiet um die Stadt Gnesen kam durch die Zweite Teilung Polens 1793 zu Preußen und bildete den Kreis Gnesen der Provinz Südpreußen.[1] Durch den Frieden von Tilsit kam der Kreis Gnesen 1807 zum Herzogtum Warschau.[2]

Nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 fiel der Kreis erneut an Preußen und wurde Teil des Regierungsbezirks Bromberg der Provinz Posen. Im Rahmen einer ersten Kreisreform im Regierungsbezirk Bromberg am 1. Juli 1816 wurde der Kreis Gnesen um den Teil des ehemaligen Kreises Powidz vergrößert, der 1815 an Preußen gefallen war.[3][4] Bei einer weiteren Kreisreform im Regierungsbezirk Bromberg gab der Kreis zum 1. Januar 1818 Gebiete an die Kreise Mogilno, Schroda und Wongrowitz ab.[4][5]

Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Gnesen am 18. Januar 1871 gleichzeitig Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.

Am 1. Oktober 1887 wurde aus der Südosthälfte des Kreises Gnesen (588 km²) der neue Kreis Witkowo gebildet. In diesen Kreis wechselten aus dem Kreis Gnesen der Polizeidistrikt Witkowo, ein Großteil des Polizeidistriktes Schwarzenau und der Ostteil des Polizeidistriktes Gnesen II.

Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, und bereits am selben Tag war die Kreisstadt Gnesen unter polnischer Kontrolle. Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Gnesen auch offiziell an das neu gegründete Polen ab. Aus dem Kreis Gnesen wurde der polnische Powiat Gniezno. 1925 wurde die Stadt Gniezno als eigener Stadtkreis aus dem Powiat ausgegliedert. 1927 wurde der Powiat Witkowo wieder aufgelöst, der Großteil von 542 km² kam zurück an den Powiat Gniezno, ein kleiner Teil von 46 km² mit der Gemeinde Marzenin kam an den südlichen Nachbarpowiat Września.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
181826.790[6]
184655.658[7]
187160.475[8]
189042.482[9]
190048.332[9]
191056.250[9]

Im Jahre 1905 waren 67 % der Einwohner Polen und 33 % Deutsche. Der Großteil der deutschen Einwohner verließ nach 1918 das Gebiet.

Politik

Landräte

1793–180600Ignatius von Koszutski[10]
1815–181600von Zakrzewski
1816–181800von Lekszycki
1818–183100von Nowacki
1815–184500von Grevenitz
1840–184500Ernst Viebig (1810–1881) (interimistisch)
1847–184900 Albert Ferdinand Schließ (kommissarisch)
1849–186200Stahlberg
1862–189500Otto Nollau
18950000000Roetgen (vertretungsweise)
1895–190400Robert Coeler († 1904)
1904–191900Ludwig Dionysius (1868–1922)

Wahlen

Der Kreis Gnesen gehörte zusammen mit dem Kreis Wongrowitz zum Reichstagswahlkreis Bromberg 5. Der Wahlkreis wurde bei allen Reichstagswahlen von Kandidaten der Polnischen Fraktion gewonnen:

Fläche

Der Kreis Gnesen hatte seit 1818 eine Fläche von 1153 km², nach der Herauslösung des Kreises Witkowo 1887 waren es noch 565 km².

Städte und Gemeinden

Vor dem Ersten Weltkrieg umfasste der Kreis Gnesen die folgenden Städte und Landgemeinden:[11]

  • Arkusdorf
  • Arndtshain
  • Baranowo
  • Bielawy
  • Biskupice
  • Bismarcksfelde
  • Bojanice
  • Boleslawowo
  • Braunsfeld
  • Braziszewo
  • Charlottenhof
  • Chwalkowo
  • Czechy
  • Darmoszewo
  • Dembnica
  • Drogoslaw
  • Dziekanowice
  • Eichenheim
  • Elsenhof
  • Falkenau
  • Florentinowo
  • Friedrichshain
  • Gnesen, Stadt
  • Gorzuchowo
  • Goslinowo
  • Groß Rybno
  • Groß Swiontnik
  • Hieronimowo
  • Hohenau
  • Jagniewice
  • Jeziorzany
  • Johannesgarten
  • Johannisruh
  • Kaminiec
  • Karnrode
  • Kawiary
  • Kirschdorf
  • Klein Swiontnik
  • Kletzko, Stadt
  • Komorowo
  • Königlich Gulczewo
  • Königsadel
  • Kornhof
  • Krzysczewo
  • Lagiewnik
  • Langenolingen
  • Lettberg
  • Libau
  • Lubowo Hauland
  • Lukaszewko
  • Maximilianowo
  • Michelsdorf
  • Mnichowo
  • Modlinshagen
  • Montschnik
  • Moraczewo
  • Morgenau
  • Myslencin
  • Myszki
  • Napoleonowo
  • Neu Paulsdorf
  • Neu Striesen
  • Obora
  • Owieschön
  • Piaski
  • Polskawies
  • Pustachowo
  • Pyszczyn
  • Pyszczynek
  • Ramsau
  • Rosa
  • Rowna
  • Schechin
  • Schönbergen
  • Schönbrunn
  • Schönweiler
  • Segenshof
  • Siemianowo
  • Skiereszewo
  • Slawno
  • Strychowo
  • Talsee
  • Thorsfelde
  • Ujast
  • Ujazd
  • Ulanowo
  • Ulenhorst
  • Waliszewo
  • Welna
  • Welnau
  • Welnica
  • Wengorzewo
  • Widau
  • Wiesenheim
  • Wilhelmsau
  • Wilhelmsfelde
  • Winiary
  • Wola lagiewnik
  • Woznik
  • Zdziechowo
  • Zerniki
  • Zydowko
  • Zylice

Zum Kreis gehörten außerdem zahlreiche Gutsbezirke. Die Landgemeinden und Gutsbezirke waren zu Polizeidistrikten zusammengefasst. In der Zeit nach 1871 wurde eine Reihe von Ortsnamen eingedeutscht:[11]

Biskupice → Bischofssee (1905)
Bojanice → Bojanitze (1904)
Braziszewo → Brazischewo (1904)
Chwalkowo → Weißenburg (1904)
Darmoszewo → Amberg (1904)
Dembnica → Dembnitza (1906)
Dziekanowice → Dziekanowitze (1903/08)
Kaminiec → Kaminietz (1906)
Kiszkowo → Welnau (1875)
Komorowo → Deutschtal (1904)
Königlich Gulczewo → Kleedorf (1907)
Krzysczewo → Kreuztal (1904)
Lubowo → Libau (1875)
Lubowo Hauland → Friedensort (1904)
Mnichowo → Mönchsee (1904)
Polskawies → Paulsdorf (1901)
Świniary → Bismarcksfelde
Ułanowo → Ulenhof (1906) → Ulenhorst (1913)
Waliszewo → Walsee (1904)
Woznik → Wagenau (1907)

Siehe auch

Literatur

  • Königliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 212–227 (Digitalisat, S. 219–234).
  • Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 114–115, Ziffer III.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 162–163, Ziffer 8.
  • Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte. Bad Bevensen 2007.
  • Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznań (Posen). Bad Bevensen 2007.
  • A. C. A. Friederich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 585–586.

Weblinks

  • Kreis Gnesen Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 13. August 2013.

Einzelnachweise

  1. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 33 (Digitalisat).
  2. Jerzy Benjamin Flatt: Topographie des Herzogthums Warschau. (deutsche Ausgabe). Adam Friedrich Böhme, Leipzig 1810 (Digitalisat).
  3. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg 1816, Nr. 21, Seite 244, Digitalisat
  4. a b Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn; Band 2, Teil 1: Provinz Posen. bearbeitet von Dieter Stüttgen, 1975, ISBN 3-87969-109-6
  5. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg 1817, Nr. 51, Seite 839, Digitalisat
  6. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, S. 322 (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2017]).
  7. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 311 (Digitalisat).
  8. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Posen und ihre Bevölkerung 1871
  9. a b c Michael Rademacher: Kreis Gnesen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
  11. a b Gemeindeverzeichnis 1910 mit Einwohnerzahlen

Auf dieser Seite verwendete Medien

Kreis Gnesen 1887.jpg
Autor/Urheber:

original creator unknown, original rights with Verlaghaus Bong

, Lizenz: PD-alt-100

Kreis Gnesen as from 1887 to 1919

Kreis Gnesen 1793.jpg
Autor/Urheber:

Daniel Friedrich Sotzmann (died 1840)

, Lizenz: Bild-PD-alt

Map of "Kreis Gnesen" as of 1798

Province Posen divisions Gnesen.svg
Autor/Urheber: Lukas Götz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Verwaltungsgliederung der preußischen Provinz Posen (1815-1920); Lage des Landkreises Gnesen.