Ich bin meine eigene Frau

Film
TitelIch bin meine eigene Frau
ProduktionslandDeutschland
OriginalspracheDeutsch
Erscheinungsjahr1992
Länge94 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegieRosa von Praunheim
DrehbuchRosa von Praunheim, Drehbuchvorlage: Charlotte von Mahlsdorf
ProduktionRosa von Praunheim, HR
MusikJoachim Litty
KameraLorenz Haarmann
SchnittMike Shephard
Besetzung

Ich bin meine eigene Frau ist ein deutscher semi-dokumentarischer TV- und Kinofilm aus dem Jahr 1992 von Rosa von Praunheim mit und über Charlotte von Mahlsdorf.

Der Film bekam internationale Resonanz, unter anderem wurde er 1993 bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin, beim Toronto International Film Festival, beim New Zealand International Film Festival sowie 1995 beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary in Karlsbad gezeigt.[1][2][3] Der HR strahlte Ich bin meine eigene Frau 1993 zum ersten Mal im Fernsehen aus.[4]

Handlung

Der Transgender Charlotte von Mahlsdorf erzählt in einer Rückschau Begebenheiten aus ihrem bewegten Leben. Die inzwischen betagte Leiterin des Gründerzeitmuseums erfüllt sich ihren Traum vom Leben als Frau.

Filmische Szenen aus ihrem Leben werden überzeichnet. Zwei Schauspieler spielen die junge und die älter werdende Charlotte und im erwachsenen Alter spielt sie sich selbst im Film.

Das tägliche Leben war schwierig für Charlotte, die während des Zweiten Weltkriegs als Lothar Berfelde im faschistischen Deutschland aufwuchs. Als Junge putzte und wischte Lothar gerne im Haus seines wohlwollenden Großonkels, ein früher Wunsch als Frau zu leben. Bei einem Urlaub in Ostpreußen auf dem Hof von „Tante“ Luise, selbst ein Transsexueller, wurde ihm erlaubt sich als Mädchen zu kleiden und er kam hier in Berührung mit Literatur, wie dem Buch Der Transvestit von Dr. Magnus Hirschfeld. Luise respektiert auch seine Privatsphäre, als er ihn beim Liebesspiel mit einem Bauernjungen in der Scheune erwischt.

Wieder zurück in Berlin ist der junge Lothar, nach dem Tod seines Großonkels, dem brutalen Vater ausgeliefert. Beim Versuch, seine Mutter und sich selbst vor den Peinigungen seines Vaters zu retten, schlägt Lothar seinen Vater zu Tode, ein Verbrechen, für das er psychiatrisch untersucht und ins Gefängnis kommt. Die drohende Niederlage Deutschlands und die Invasion der Alliierten befreien den Jungen aus der Haft. Als er durch die Straßen Berlins irrt, entkommt er nur knapp von deutschen Soldaten als Deserteur erschossen zu werden.

Bis 1946 hat sich Lothar als weibliches Wesen in einem männlichen Körper wahrgenommen und ab jetzt lebt sie als Frau unter dem Namen Charlotte von Mahlsdorf. Sie zieht in das zerstörte Schloss Friedrichsfelde und beginnt es viele Jahre mit aller Kraft zu restaurieren. Doch schließlich wird sie von den DDR-Behörden verwiesen. Sie arbeitet als Hausangestellte im Haushalt von Herbert von Zitzenau, einem älteren Reiteroffizier. Charlotte wird von ihrem Arbeitgeber verführt und sie beginnen eine sexuelle Beziehung. Sie erzählt, dass sie ältere Liebhaber bevorzugt, von denen sie sich beschützt fühle, wie es Frauen tun. Die Affäre dauerte einige Jahre, bis Zitzenau verstirb.

Auch wenn das Leben für Homosexuelle im kommunistischen Regime der DDR schwierig ist, finden sie sich zurecht. Auf einer öffentlichen Toilette trifft Charlotte Jochen, einen neuen Liebhaber, mit dem sie sich als eine echte Frau fühlen kann. Ihre Vorliebe zum gemeinsamen sadomasochistischen Rollenspiel dauerte 27 Jahre bis Jochen stirbt.

Seit mehr als 30 Jahren bewältigt Charlotte ihr Leben als Frau in der DDR. Sie erhielt den gesamten Inhalt der ersten und damaligen einzigen Schwulenbar Ostberlins, nachdem die DDR-Regierung die Bar geschlossen und das Gebäude abgetragen hatte. Der Inhalt der Bar wurde in das von Charlotte und einem lesbischen Paar geführte Gründerzeitmuseum in Mahlsdorf überführt. Im Jahre 1989 übernimmt die hochbetagte Charlotte eine sehr aktiv Rolle im ersten DDR-Schwulenfilm von Heiner Carows Coming Out. Die Uraufführung des Films fällt mit dem Fall der Berliner Mauer zusammen. Doch auch in einem vereinten Deutschland hatte Charlotte mit vielen Problemen zu kämpfen. Die deutsche Regierung nimmt Charlotte das Gründerzeitmuseum samt Inhalt aus den Händen und sie und ihre schwulen Freunde werden beim ersten gemeinsamen Ost-West-Treffen von Schwulen und Lesben von Neonazis angegriffen. Im Jahre 1992 wird ihre Arbeit anerkannt, als sie von der Regierung den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für die Förderung der Sache der sexuellen Freiheit erhält.[5]

Auszeichnungen

Rezeption

Die Kritik war sich größtenteils über die herausragenden Qualitäten des Porträts einig und fand entsprechend positive Beurteilungen: „Ein bewegender Film.“ (Cinema, 1992)[8] „Ein Fest! Kraftvoll, dramatisch und originell!“ (Gay Times)[9] „Ein Dokumentarfilm mit einem Hauch von Brecht, der einen wahren queeren Freigeist zeigt.“ (World Film Reviews) Auch die New York Times stimmte begeistert in die guten Resümees ein: „Alles andere als gewöhnlich!“[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ich bin meine eigene Frau. Mubi, abgerufen am 6. März 2022.
  2. I am my own woman. Berkeley Art Museum, (Universität von Kalifornien), abgerufen am 12. April 2022.
  3. I Am My Own Woman/Ich bin meine eigene Frau. Internationales Filmfestival Karlovy Vary, abgerufen am 9. April 2022.
  4. Ich bin meine eigene Frau. filmportal.de, abgerufen am 6. März 2022.
  5. Ich bin meine eigene Frau. Internet Movie Database, abgerufen am 6. März 2022 (englisch).
  6. Ich bin meine eigene Frau. Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), abgerufen am 6. März 2022.
  7. Rosa von Praunheim. Fédération Internationale de la Presse Cinématographique, abgerufen am 6. März 2022.
  8. Ich bin meine eigene Frau. In: cinema. Abgerufen am 1. Mai 2022.
  9. Ich bin meine eigene Frau. In: Gay Times. 1992, abgerufen am 1. Mai 2022 (wiedergegeben auf einem Filmplakat bei cinema.de).
  10. Ich bin meine eigene Frau. In: The New York Times. 1992, abgerufen am 1. Mai 2022 (wiedergegeben auf einem Filmplakat bei cinema.de).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Charlotte von Mahlsdorf Autogramm.png
Autor/Urheber: Birkho, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Charlotte von Mahlsdorf (1928-2002) , mit bürgerlichem Namen Lothar Berfelde, eine berühmte Trans-Frau in Deutschland