Hormersdorf (Zwönitz)

Hormersdorf
Stadt Zwönitz
Wappen von Hormersdorf
Koordinaten:50° 40′ N, 12° 53′ O
Höhe: 500 m
Fläche:11,32 km²
Einwohner:1548 (31. Dez. 2011)
Bevölkerungsdichte:137 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 2013
Postleitzahl:08297
Vorwahl:03721
Hormersdorf (Sachsen)
Hormersdorf (Sachsen)

Lage von Hormersdorf in Sachsen

Hormersdorf ist ein Ortsteil der Bergstadt Zwönitz im Erzgebirgskreis in Sachsen. Er wurde am 1. Januar 2013 eingemeindet. Bereits am 1. Januar 1999 war der einstige Ortsteil Günsdorf nach Zwönitz umgegliedert worden.

Geografie

NSG Hormersdorfer Hochmoor

Lage

Die höchsten Erhebungen sind der Huthübel mit 587 m ü. NN, der Steinberg mit 562 m ü. NN und der Kieferberg mit 576 m ü. NN. In südlicher Richtung, zum Naturschutzgebiet Hormersdorfer Hochmoor, ist ein Anstieg auf 675 m ü. NN zu verzeichnen. Der Ort erstreckt sich am Gornsdorfer Bach.

Nachbarorte

ThalheimGornsdorfAuerbach
GünsdorfKompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Jahnsbach

Geschichte

Ansicht des Ortes von Norden
Freie Evangelische Grundschule Hormersdorf

Die Ortschaft wurde als Waldhufendorf angelegt. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Harmerstorff geht auf das Jahr 1446 zurück. Das Pfarrgut der Gemeinde umfasst 4 Hufen, normalerweise hatte der Pfarrer nur eine Hufe als Anteil, ursprünglich gehörten auch die Nachbardörfer Auerbach und Günsdorf zur Hormersdorfer Pfarre.

Die ersten Siedler des Ortes waren fränkische Bauern. Im 13. Jahrhundert stand Hormersdorf unter der Herrschaft des Rittergutes Stollberg (Hoheneck). Im 16. Jahrhundert begann der Bergbau, insbesondere die Suche nach Silbererz, in dieser Zeit wurden verschiedene Zechen betrieben. Das letzte Bergbaurecht wurde 1901 eingetragen und neun Jahre später wieder aufgegeben. 1539, nach der Reformation, war Oswald Günther erster protestantischer Pfarrer.

Bereits im 18. Jahrhundert waren vereinzelt Strumpfwirker tätig. Ende des 19. Jahrhunderts wurden mehrere Strumpffabriken errichtet. Ab 1911 gab es an der Schmalspurbahn Schönfeld-Wiesa–Meinersdorf den Bahnhof Hormersdorf, der sich auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Auerbach befand. Der Personenverkehr auf der Strecke wurde 1974 eingestellt, ein Jahr später auch der Güterverkehr.

1929 wurde auf dem Huthübel ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. 2015 fand eine 850-Jahr-Feier statt, hierfür wurde das fiktive Gründungsjahr 1165 angenommen. Von 1974 an gehörte das bis dahin selbständige Günsdorf als Ortsteil zu Hormersdorf, bis dieses am 1. Januar 1999 in die Stadt Zwönitz umgegliedert wurde.

Bis zum 21. März 2008 bildete Hormersdorf zusammen mit Auerbach und Gornsdorf die Verwaltungsgemeinschaft Auerbach mit Sitz in Auerbach und schloss sich anschließend der Verwaltungsgemeinschaft Zwönitz an. Zum 1. Januar 2013 erfolgte die Eingliederung in die Stadt Zwönitz.[1] Letzte Bürgermeisterin war Gudrun Wimmer.

Hormersdorfer Ehrenmal

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
18140512
18481141
18901690
19051791
19332212
JahrEinwohner
19901851*
19951901*
20001729
20011695
20021689
JahrEinwohner
20031667
20041644
20051616
20061605
20071591
JahrEinwohner
20091579
20111548

* mit Günsdorf, Quellen: bis 1933 Ortschronik von 1937, S. 44 (siehe Literatur), 1990 und 1995: Amtsblatt des Kreises Stollberg von März 1992 und April 1996,
ab 2000: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen

Politik

Ortschaftsrat

Ergebnis der Wahl vom 25. Mai 2014:

  • CDU 6 Sitze
  • Bürgerinitiative (BI) 1 Sitze

Wappen

Das Wappen zeigt einen Rechen und zwei Getreideähren für die Bauernwirtschaft und einen Strumpf für die Strumpfwirkerei. Die grüne Grundfarbe ist der Landesfarbe von Sachsen gezollt.

Gemeindepartnerschaft

Obermichelbachplatz

Es besteht eine Partnerschaft mit der bayerischen Gemeinde Obermichelbach im Landkreis Fürth.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Am südlichen Ortsrand, wo der sogenannte Geyersche Wald beginnt, befindet sich das Naturschutzgebiet Hormersdorfer Hochmoor mit seltenen Tier- und Pflanzenarten (z. B. Sonnentau). Am nördlichen Ortsrand, im Lohwald (von den Ortsansässigen Looch genannt) befindet sich die sogenannte Steinrinne oder auch Steilauffahrt, welche in den 1960er und 1970er Jahren Bestandteil der Geländefahrt Rund um Zwönitz war. Am 24. und 25. September 2012 wurde die Steilauffahrt im Rahmen der 87. Internationalen Sechstagefahrt wieder befahren.[2]

Hormersdorfer Mundartuhr
Hinweistafel zur Mundartuhr

Mundartuhr

Seit dem 15. Oktober 2006 gibt eine Ziffern-Uhr auf dem neuen Dorfplatz in Hormersdorf. Die Installation zeigt die Uhrzeit so an, wie sie in der Region um Hormersdorf gesagt wird, nämlich mit Ziffern. Dies ist eine sprachliche Besonderheit, wobei nicht bekannt ist, woher diese Zeitangabe stammt. Die vollen Viertelstunden werden dabei, wie weithin gebräuchlich, mit „viertel (zwei)“, „halb (zwei)“, „dreiviertel (zwei)“ und „um (zwei)“ (Uhr) angegeben. Aber die Hormersdorfer wenden das gleiche Prinzip auch im Fünfminutentakt an. Die Fünfminutentakte werden als „Ziffern“ bezeichnet, da sie ja durch die Ziffern auf dem Zifferblatt der Uhr markiert werden. Wenn also der große Zeiger auf der 2 steht, sind 2 „Ziffern“ der Stunde vergangen, also ist es „2 Ziffern spät“. Mit Angabe der zugehörigen Stunde klingt das dann „zwee Ziffern zwe’e“.

Die (zweite) Stunde wird dann also im Fünfminutentakt so angegeben:

  • 13:05 Uhr = 1 Ziffer 2 – ä Ziffer zwee’e
  • 13:10 Uhr = 2 Ziffern 2 – zwee Ziffern zwee’e
  • 13:15 Uhr = viertel 2 – värtel zwee’e
  • 13:20 Uhr = 4 Ziffern 2 – vier ziffern zwee’e
  • 13:25 Uhr = 5 Ziffern 2 – fünf Ziffern zwee’e
  • 13:30 Uhr = halb 2 – halb zwee’e
  • 13:35 Uhr = 7 Ziffern 2 – siehm Ziffern zwee’e
  • 13:40 Uhr = 8 Ziffern 2 – ocht ziffern zwee’e
  • 13:45 Uhr = dreiviertel 2 – dreivärtel zwee’e
  • 13:50 Uhr = 10 Ziffern 2 – zaa Ziffern zwee’e
  • 13:55 Uhr = 11 Ziffern 2 – ülf Ziffern zwee’e
  • 14:00 Uhr = um 2 – üm zwee’e

Auf der Hormersdorfer Installation wird diese Zeitangabe „digital“, das heißt als Schriftzug, in erzgebirgischer Mundart (zwee Ziffern zwe’e) angezeigt.

Hormersdorfer Dialekt

Was Hormersdorf von allen anderen Orten im Umkreis unterscheidet, ist der ganz eigene Dialekt des Westerzgebirgischen. Dieser wird von der älteren Generation nicht oder nur teilweise an die Jüngeren weitergegeben, so dass sich die Sprache in Hormersdorf immer mehr an die Umgebung anpasst.

Die linguistischen Besonderheiten bestehen vor allem in der Phonologie, aber auch morphologisch und syntaktisch kann man etliche Einzigartigkeiten in der Sprache der älteren, „hiesigen“ Anwohner hören.

Ein Beispiel ist das Verschwinden des /r/-Morphems bei Nomen im Plural:

  • Mutter > Mudde [mʊdə]
  • Vater > Voode [foːdə]
  • Kinder > Kinne [kɪnə]
  • Leiter > Ledde [lɛdə]

Weiterhin sind in Hormersdorf viele Begriffe in Gebrauch, die in anderen Orten teilweise nicht gekannt werden:

Infrastruktur

Standort des ehem. Bahnhofs Hormersdorf (2017)

Durch den Ort verläuft die Staatsstraße 233 (Schulstraße – Auerbacher Straße – Thumer Straße). Zwischen 1911 und 1976 hatte der Ort einen Bahnhof an der Schmalspurbahn Schönfeld-Wiesa–Meinersdorf. Dieser befand sich jedoch einen Kilometer außerhalb von Hormersdorf am Ortsrand von Auerbach.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Harald Mischnick: Ortsfamilienbuch für die Gemeinde Hormersdorf (Erzgebirge) 1493–1800, Cardamina Verlag, Kronberg 2021
  • 800-Jahr-Feier der Gemeinden Hormersdorf und Günsdorf. Herausgegeben vom Festausschuss 1965
  • Hormersdorfer Hochmoor. In: Zwischen Zwickauer Mulde und Geyerschem Wald (= Werte unserer Heimat. Band 31). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1978. S. 117
  • Johannes Voigt: Hormersdorf (Erzgebirge). Kommissionsverlag E. F. Kellers Wwe., Stollberg i. Erzgeb. 1937

Einzelnachweise

  1. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2013
  2. Holk Dohle, Matthias Heinke: Trophy stürmt drei Plätze nach vorn. In: freiepresse.de. 26. September 2012, abgerufen am 28. September 2012.

Weblinks

Commons: Hormersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Hormersdorf, Ansicht von Norden.
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Wappen der ehemaligen Gemeinde Hormersdorf, seit 2013 Teil der Stadt Zwönitz im Erzgebirgskreis, Sachsen
„In Grün schrägkreuzweise miteinander verschränkt ein schräglinker silberner Strumpf, ein rechter goldener Rechen, eine schräglinke goldene Haferrispe und eine schrägrechte goldene Getreideähre.“[1]

Die damalige Gemeinde erhielt 1995 die Genehmigung zur Führung des Wappens und 1997 zur Führung der Flagge.

Flaggenbeschreibung
„Weiß mit grünen Flanken. Gemeindewappen in der Mitte aufgelegt.“[1]
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