Heidi Zerning

Heidi Zerning (* 1940 in Berlin) ist eine deutsche Übersetzerin, die literarische Werke aus dem Englischen, Amerikanischen und Kanadischen ins Deutsche überträgt. Bekannt ist sie als langjährige Übersetzerin der kanadischen Nobelpreisträgerin Alice Munro, als deren „deutsche Stimme“ sie gilt.

Leben und Werk

Heidi Zerning wurde 1940 in Berlin geboren und wuchs in Charlottenburg auf, wo sie als Kriegskind in den Ruinen des Schillertheaters spielte.[1]

Zunächst schwankend zwischen ihren beiden großen Interessensgebieten Musik und Literatur, entschied sie sich letztlich für ein Studium der Anglistik und Amerikanistik, Geschichte und Philosophie.[2] Ihre Promotion zum Thema „Die Rezeption von Shakespeare durch Wandertruppen“ brachte sie – vom Thema gelangweilt – nicht zu Ende. Fünf Jahre lang arbeitete sie als Regieassistentin und Produktionsleiterin bei Peter Zadek in Bochum. Neben einem Job am Braunschweiger Theater begann sie mit dem Übersetzen. Während ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin und Mädchen für alles beim Düsseldorfer Kom(m)ödchen übertrug sie Dramen und Drehbücher, später auch Krimis, ins Deutsche.[1]

Seit 1990 ist Zerning hauptberuflich als Übersetzerin tätig.[2] Alice Munro, deren gesamtes Werk sie in die deutsche Sprache übertrug, hat sie nie persönlich getroffen. Zerning meint jedoch, die Autorin im Rahmen ihrer Übersetzungstätigkeit „ein Stück weit“ kennengelernt zu haben.[3] Zu den weiteren von ihr übersetzten Autorinnen und Autoren zählen Truman Capote, Patricia Duncker, Alan Isler, Marge Piercy, Steve Tesich und Virginia Wolff.[4]

Ihre Vorgehensweise bei der Übersetzung der englischen Texte beschrieb Zerning 2013 in einem ihrer seltenen Interviews: Sie liest einen neuen Text niemals komplett durch, sondern arbeitet sich Satz für Satz durch den Text, um zu vermeiden, dass sie bei der Wahl der deutschen Worte unbewusst etwas vorwegnimmt, das der Leser noch gar nicht wissen bzw. erahnen soll. Sie benutzt bei ihrer Arbeit nicht das Internet oder andere moderne technische Hilfsmittel, sondern erarbeitet sich den deutschen Text allein mit Hilfe zahlreicher Wörterbücher, Lexika und anderer Nachschlagewerke. Zunächst schreibt sie ihre Übersetzungen mit Bleistift, korrigiert diese und schreibt erst die Endfassung auf dem Computer.[1][5]

Viele ihrer Übersetzungen entstanden in ihrer Laubeim Brandenburgischen“ an einem wackeligen Campingtisch.[1]

Privates

Heidi Zerning lebt in der Nähe des Berliner Tiergartens. In ihrer Freizeit besucht sie oft Konzerte in der Philharmonie und hört am liebsten Bruckner. Zu ihren Hobbys gehört das Rennradfahren. Um sich fit zu halten, spielt sie seit vielen Jahren Badminton und erlernt die hebräische Sprache, um auch in Israel erschienene Romane lesen zu können.[1]

Übersetzungen bei Hörspielen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Susanne Kippenberger: Übersetzerin Heidi Zerning: Alice Munros deutsche Stimme. In: tagesspiegel.de. 2. Dezember 2013, abgerufen am 2. Mai 2021.
  2. a b Heide Zerning. In: fischerverlage.de. Abgerufen am 2. Mai 2021.
  3. Ich kenne sie doch ein Stück weit durch ihr Werk. In: fischerverlage.de. 15. März 2017, abgerufen am 2. Mai 2021.
  4. Biogramm - Heidi Zerning. In: doerlemann.com. Abgerufen am 2. Mai 2021.
  5. Moderation: Matthias Hanselmann: Schreibtischarbeit - "Ich lese ihre Geschichten niemals vor dem Übersetzen" (Archiv). In: deutschlandfunkkultur.de. 10. Dezember 2013, abgerufen am 1. Mai 2021.