Gymnasium Hagenmüllergasse

Gymnasium Hagenmüllergasse
AUT Gymnasium Hagenmüllergasse1.jpg
SchulformBundesgymnasium und Bundesrealgymnasium
Schulnummer903066
Gründung1909
Adresse

Hagenmüllergasse 30

OrtWien-Landstraße
BundeslandWien
StaatÖsterreich
Koordinaten48° 11′ 52″ N, 16° 24′ 13″ O
TrägerBund
Schüleretwa 620 (Sj. 2014/15)
Lehrkräfte80 (Sj. 2014/15)
LeitungRobert Baldauf
Websitewww.grg3.at

Das Gymnasium Hagenmüllergasse (auch GRG3 Hagenmüllergasse) ist ein Gymnasium und Realgymnasium in der Hagenmüllergasse 30 im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße.

Das Schulgebäude

Das Schulgebäude ist ein Eckbau eines Häuserblockes an der Ecke Drorygasse/Hagenmüllergasse. Der Schulbau wurde in den Jahren 1909 bis 1914 errichtet, ist generalsaniert und wurde im Laufe der Jahre immer wieder modernisiert und erweitert. Der Innenhof ist als begrünter Schulhof mit Terrasse angelegt. Die Schule verfügt über zwei modern ausgestattete Turnsäle sowie drei Informatikräume. Im als Dachbodenausbau ausgeführten vierten Stock befinden sich die Räume für Kunst- und Werkerziehung. Weiters gibt es einen großen Festsaal, ein Schulbuffet und eine Schulbibliothek.[1] Die Schule ist behindertengerecht ausgestattet.

Geschichte

Am 12. August 1909 unterzeichnete Kaiser Franz Joseph I. die Genehmigung zum Bau eines neuen Staatsgymnasiums in Wien-Landstraße.[1] Am 18. August desselben Jahres erteilte das k.u.k. Ministerium für Kultur und Unterricht die Bewilligung zum Bau der Schule. Die Stadt Wien stellte dafür 50.000 Kronen zur Verfügung. Der rasche Anstieg der Bevölkerung machte den Bau dieses vierten Gymnasiums notwendig. Bereits im Jahr der Unterzeichnung wurde mit dem Ausheben des Fundamentes begonnen. Zu Beginn war die Schule mit einer Klasse, 50 Schülern und sechs Lehrern provisorisch in Schulräumlichkeiten in der Wittelsbachstraße in Wien-Leopoldstadt untergebracht. Die Anzahl der Schüler nahm bis zum Schuljahr 1913/14 kontinuierlich zu und erreichte 197 Schüler in fünf Klassen. Unterrichtet wurden sie von 15 Lehrern. 1914 wurde das neue Schulgebäude in der Hagenmüllergasse fertiggestellt, musste jedoch aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges sofort zu einem Reservelazarett umfunktioniert werden. Aus diesem Grund verblieb die Schule weiterhin im Ersatzquartier und plante dort auch für den Sommertermin 1917 die erste Reifeprüfung zu organisieren. Ein geregelter Ablauf war in den Kriegswirren nicht möglich – von 17 Achtklässlern mussten 15 Schüler einrücken. Ihnen wurde die Matura ohne Ablegen der Prüfung anerkannt. Viele Schüler und Lehrer kehrten nicht mehr, bzw. verwundet aus dem Krieg zurück.[1]

Im August 1919 konnte die Schule das Haus nach baulichen Adaptierungsarbeiten beziehen. Die Schule hatte in diesem Jahr 282 Schüler, die von 23 Lehrern unterrichtet wurden. Durch Kooperation der Eltern konnte im selben Jahr eine Gemeinschaftsküche mit Ausspeisungen, sowie Beheizungsaktionen im Winter organisiert werden. Ab 1920 wurden auch Mädchen zum Unterricht in der Schule zugelassen. Trotz des Erfolges des Projektes wurde die Aufnahme von Mädchen ab 1931 untersagt.

In den 1920er und 1930er Jahren wurde die Schule immer besser ausgestattet, so wurden beispielsweise ein Werkraum, ein Chemiesaal sowie ein zweiter Zeichensaal eingerichtet. Auch das schulische Angebot wurde erweitert. Im Jahr 1934 erreichte die Schüleranzahl eine Rekordhöhe von 751 Schülern. Von diesen waren 41 Mädchen. Unterrichtet wurden sie von 43 Lehrern. Da die Schule aus allen Nähten platzte wurden zahlreiche Garderoben, Übungsräume und Gangabteile zu Klassenräumen adaptiert und der Schulhof frisch renoviert.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs im Jahr 1938 wurden Lehrer aus dem Dienst entfernt und Schüler der Schule verwiesen, die nicht der Rassenideologie oder politischen Einstellung des Dritten Reiches entsprachen. Die anderen Schüler mussten der Hitlerjugend beitreten. Das RG III wurde umbenannt in „Staatliche Oberschule für Jungen“. Der Schulbetrieb wurde 1944 eingestellt, nachdem in den Schuljahren 1942/43 und 1943/44 zahlreiche Schüler und Lehrer in den Krieg einrücken mussten. Die sechsten und siebenten Klassen wurden geschlossen und die übrigen Schüler auf andere Schulen verteilt. Am Beginn des Schuljahres 1944/45 gab es noch fünf Klassen mit 106 Schülern. Von 53 Lehrern waren 38 eingerückt, weitere sieben wurden an anderen Stellen benötigt. Als die Fliegerangriffe auf Wien starteten, wurden viele Schüler in ein Kinderlandverschickungslager in der Slowakei gebracht. Später wurde das Lager nach Mariazell in der Steiermark verlegt. Durch die Luftangriffe wurde das Schulgebäude am Dach und am Kamin beschädigt. Am 15. Jänner 1945 wurde das Gebäude durch eine Bombe sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.[1] Im Juni begann man mit den Aufräumarbeiten. Der Unterricht konnte in fünf Klassenzimmern, einem Physik- und einem Zeichensaal mit acht Klassen und 329 Schülern wieder behelfsmäßig aufgenommen werden. Viele Lehrer waren jedoch im Krieg gefallen oder befanden sich in Kriegsgefangenschaft. Im Frühling 1948 wurde das Gebäude modernisiert. Im Sommer konnte außerdem die Fassade fertiggestellt und das dritte Stockwerk aufgesetzt werden. Die Schulausstattung wurde mit Leuchtstoffröhren und Schulfunkanlage deutlich verbessert. Zwischen 1951 und 1955 wurden ein neuer Turnsaal, darüber ein Festsaal und im zweiten Stock ein Naturkundesaal dazugebaut.

Zum fünfzigjährigen Schuljubiläum, 1959, unterrichteten 35 Lehrer 500 Schüler in 18 Klassen. 1962 wurde das RG III zum GRG III umgewandelt. Ab nun gab es einen Real- und einen sprachlichen Gymnasiumzweig. Ab Jänner 1977 wurde der Turnsaal renoviert. Ab dem Schuljahr 1979/80 wurden am GRG III wieder Mädchen aufgenommen. Anfangs waren es 31 Schülerinnen in den ersten Klassen. Die Koedukation wurde erneut aufgenommen, und bewährte sich rasch. Seit dem Schuljahr 1983/84 gibt es im Gymnasium Hagenmüllergasse Informatikunterricht. Für dieses neue Unterrichtsfach standen zunächst sechs Geräte zur Verfügung, heute gibt es zwei Informatiksäle mit 31 Arbeitsplätzen, die nicht nur für den Informatikunterricht, sondern auch in vielen anderen Gegenständen wichtiger Bestandteil des Unterrichts geworden sind. Zunächst wurde EDV als Freifach geführt, dann als verbindliche Übungen, schließlich wurde sie ein Pflichtfach (ab der neunten Schulstufe) und ein Wahlpflichtfach (von der zehnten bis zur zwölften Schulstufe) und damit auch ein Maturafach.

Ab 1987 fanden weitere bauliche Adaptierungen statt. Bis 1989 wurden ein neuer Turnsaal sowie neue Räumlichkeiten für die Direktion errichtet. Über dem Turnsaal wurde eine Pausenterrasse eingerichtet und der Schulhof begrünt. Ab dem Jahr 1997 war die Schule in der Hagenmüllergasse eine Pilotschule für den neuen Unterstufenlehrplan, der 1999 in Kraft trat. Im Oktober 1997 wurde eine neue Schulbibliothek eröffnet.[2]

Bildungsangebot

Die Schule ist eine von wenigen zertifizierten eLSA-Schulen (e-Learning im Schulalltag) in Wien, dabei wird bereits ab der fünften Schulstufe auf integrativen Umgang mit elektronischen Medien geachtet.

Beim Schultyp Bundesgymnasium liegt der Schwerpunkt auf Sprachen. Alle Schüler haben ab der fünften Schulstufe Englisch als Pflichtfach. Ab der siebenten Schulstufe wird wahlweise Latein oder Französisch als Pflichtfach angeboten. Ab der neunten Schulstufe bekommt man die jeweils andere Sprache dazu.

Im Bundesrealgymnasium wird im Gymnasium Hagenmüllergasse ab der siebenten Schulstufe Labor (fächerübergreifend Chemie, Physik und Biologie) und Informatik als Schularbeitsfach unterrichtet. Von der achten bis zur zwölften Schulstufe wird durchgehend Chemie unterrichtet. In der elften Schulstufe findet eine Meeresbiologische Woche in Kroatien statt. Schüler des Realgymnasiums haben von der neunten bis zur zwölften Schulstufe auch wahlweise Latein oder Französisch als Pflichtfach. In der Oberstufe gibt es als Schulversuch Notebook-Klassen. Als Wahlpflichtfächer werden auch die Sprachen Spanisch, Italienisch und Russisch angeboten. Daneben gibt es noch die Möglichkeit, das Cambridge Certificate zu absolvieren.[3] In der Hagenmüllergasse gibt es ausschließlich Fünftagewoche.

Sonstige Angebote und Aktivitäten

Neben dem Pflichtunterricht bietet die Schule zahlreiche Freifächer an. Neben Fußball werden unter anderem Basketball, Volleyball, Gerätturnen und Schachkurse angeboten. Vor allem letzteres wird am GRg 3 sehr gefördert, die Schule ist Mitinitiator eines jährlichen internationalen Turniers. Außerdem gibt es das Freifach „Bühnenspiel“ und Schulband. Schüler dieser Schule nehmen nach intensiver Vorbereitung bei den Schulolympiaden in Mathematik, Latein, Physik und Chemie, oder auch beim Französisch-Redewettbewerb teil. Wichtig ist auch die Förderung von sozialem Lernen.[4] Vorträge und Filmvorführungen ergänzen das Angebot. So stellte Seelsorger Georg Sporschill 2010 an der Schule sein Projekt mit rumänischen Straßenkindern vor.[5] Anlässlich der Vorführung des Dokumentarfilmes „Ame Sam Romm – Wir sind -Roma“ über die Porajmos-Überlebende Ceija Stojka im November 2012 hatte diese ihren letzten öffentlichen Auftritt in der Schule, bevor sie wenig später verstarb.[6]

Es werden regelmäßig mehrtägige Klassenfahrten durchgeführt. In der fünften Schulstufe finden Kennenlerntage in Österreich statt. In der sechsten, siebenten und neunten Schulstufe werden Wintersportwochen angeboten. In der achten Schulstufe findet entweder eine Sommersport- beziehungsweise eine Projektwoche statt. Einen Auslandsaufenthalt im englischen Sprachraum findet in der zehnten Schulstufe statt. In der elften Schulstufe wird für alle Schüler mit Französisch als Unterrichtssprache eine Sprachwoche in Frankreich angeboten. Für die Schüler des realistischen Schulzweiges findet eine Meeresbiologische Woche in Kroatien statt. In der zwölften Schulstufe gibt es eine Exkursion nach Rom. Des Weiteren kann die letzte Schulwoche Ende Juni für Reisen genutzt werden.

Bekannte ehemalige Schüler

NameMaturajahrzur Person
Wilfried FeichtingerGynäkologe mit Spezialgebiet künstliche Befruchtung.
Rainhard Fendrich[7]1975Liedermacher, Moderator, Schauspieler
Edmund HlawkaMathematiker
Thomas Klestilösterreichischer Bundespräsident
Teddy Kollekisraelischer Politiker
Peter Markowich[8]Mathematiker
Christian S. OrtnerJournalist und Herausgeber
Helmut QualtingerSchauspieler, Kabarettist, Schriftsteller
Kathrin Schindele1999Politikerin der SPÖ
Jura Soyfer[8]1931politischer Schriftsteller
Josef Tausösterreichischer Manager und Politiker
Christoph Varga[8]1987Fernseh- und Radio-Journalist
Joe ZawinulJazz-Musiker

Bekannte Lehrer

  • Erika Seywald, österreichische Künstlerin

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Geschichte der Schule (Memento vom 16. Februar 2018 im Internet Archive)
  2. Geschichte des GRg3 Hagenmüllergasse. In: grg3.at. Abgerufen am 13. November 2020.
  3. Planung der Wahlpflichtgegenstände. (PDF; 106,4 kB) In: grg3.at. Abgerufen am 13. November 2020.
  4. Standortbezogenes Schulprofil (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)
  5. Geschichten, die das Leben auf der Straße schreibt. In: derstandard.at. 3. November 2010, abgerufen am 13. November 2020.
  6. Heinz Wagner: „Wir sind Menschen, keine Minderheit!“ In: kurier.at. 29. Januar 2013, abgerufen am 13. November 2020.
  7. Rainhard Fendrich im Interview: „Ich war nie blond!“ In: wiener-online.at. Abgerufen am 13. November 2020: „Anschließend besuchte ich die Hagenmüllergasse …“
  8. a b c AbsolventInnen. In: grg3.at. Abgerufen am 13. November 2020.

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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