Gersdorf (Hartha)

Gersdorf
Stadt Hartha
Koordinaten:51° 7′ N, 12° 56′ O
Höhe: 246 m
Eingemeindung:1. Januar 2004
Postleitzahl:04746
Vorwahl:034328
Karte
Lage von Gersdorf im Gebiet der Stadt Hartha

Gersdorf ist ein Ortsteil der sächsischen Kleinstadt Hartha im Landkreis Mittelsachsen.

Geografie und Verkehrsanbindung

Zu Gersdorf gehören die Dörfer Langenau, Kieselbach, Neudörfchen, Schönerstädt und Seifersdorf. Der Ort liegt nordwestlich des Kernortes Hartha am Schanzenbach. Der Kieselbach fließt westlich und der Wallbach östlich. Westlich und südlich verläuft die B 175.

Geschichte

Kirche Gersdorf (Hartha)

Gersdorf entstand als typisches Waldhufendorf im 12. Jahrhundert im Zuge des Landesausbaus im Pleißenland. Daran beteiligt waren nach den späteren Güterübertragungen mehrere Herren.

1213 wird Albertus de Gerhardesdorf als Zeuge des Burggrafen Gerhard von Leisnig bei einer Güterübertragung an Kloster Buch genannt.[1] Um 1230 übertrug Otto Dei gratia miles de Gerardorf seinen Anteil an Schenke und Gericht in Gersdorf dem Kloster Buch.[2] 1245 bestätigte Kaiser Friedrich II. dem Kloster Buch den Besitz von Langenowe, Gerhardesdorf & Kiselbach, den Heinricus de Poleche aufgelassen hatte.[3] Um 1265 wird Johannes, plebanus de Gerardesdorf als Zeuge für den Bischof von Meißen genannt.[4]

1277 erlaubte Burggraf Albero von Leisnig gegen Zahlung von 16 Mark Silber dem Kloster Buch die Tätigkeit von Handwerkern in Gersdorf und Kieselbach.[5] Es werden fünf Bauern als Gewährsleute benannt: Wiker de Gerardisdorf, Hermannus (der Kleine), Hermannus Weiger, Otto Forestarius, Arnoldus Gubin. Erlaubt sind Schuster, Weber, Schneider, Bäcker, Fleischer, Kürschner, Brauer, Schankwirte. Die Handwerker sollen sich an die Innungen in Leisnig halten und die Freiheit haben, dort ihre Waren zu verkaufen. Es sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Handwerker, die für das Kloster Buch arbeiteten.

1378 hatte Gerharstorf inferior (Niedergersdorf) jährlich 32 Scheffel Korn und dasselbe in Hafer, Ubirngerharstorf (Obergersdorf) ebenso 32 Scheffel Korn und dasselbe in Hafer an das castrum Leisnig zu liefern.[6]

1386 verkaufte Markgraf Wilhelm von Meißen dem Kloster Einnahmen unter anderem in Gersdorf und Kieselbach achtundachtzig Scheffel Korn und achtundachtzig Scheffel Hafer, und vier Groschen Zins, mit beiden Gerichten, und dazu ein Fuder Heu, drei Schock Korn und ein Kalb, das dasselbe Kloster jährlich nach Leisnig zu geben hatte.[7]

1548 nennt das Amtserbbuch von Kloster Buch zu Gersdorf „44 besessene Mann, darunter 24 Pferdner, von denen sind 29 dem Kloster Buch und 15 dem Pfarrer zu Gersdorf lehen- und zinsbar“ mit 32¼ Hufen.[8] Das Obergericht gehörte ins Amt Kloster Buch, das Erbgericht lag bei den Herren.

Gersdorf hatte wohl von Beginn an eine eigene Kirche, eingepfarrt sind Wallbach, Kieselbach, Queckhain und Langenau. Das Patronat lag beim Kloster Sornzig, nach der Reformation beim Kurfürsten von Sachsen. Eine Liste der Pfarrer und Schulmeister von Gersdorf (von der Reformation bis 1750) ist bei Kamprad samt vielen interessanten Einzelheiten zu finden.[9] In Sachsens Kirchengalerie[10] finden sich weitere Ergänzungen. Die Bindung der Kirche an das Kloster Sornzig ergab sich wohl aus dem Umstand, dass 1276 der Pfarrer Johannes von Gersdorf Propst von Sornzig war.[11]

Gedenkstein und Informationstafel zum Gefecht bei Gersdorf

Im Rahmen der Befreiungskriege fand am 5. Mai 1813 das Gefecht bei Gersdorf statt, bei dem französische Truppen auf die im Rückzug befindlichen Koalitionstruppen Preußens und Russlands stießen. Bei Einbruch der Dunkelheit endete das Gefecht, aus dem die Koalitionstruppen mit einem leichten Vorteil herausgingen.

Bei der Bildung der Amtshauptmannschaften kam Gersdorf 1874 an die Amtshauptmannschaft Döbeln und verblieb nach der Verwaltungsreform von 1952 im verkleinerten Kreis Döbeln im Bezirk Leipzig. Der Nachbarort Kieselbach wurde 1969 eingemeindet, 1978 folgte Schönerstädt und 1993 Langenau. Zum 1. Januar 2004 wurde Gersdorf nach Hartha eingemeindet.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, S. 318–319, München 1998, ISBN 3-422-03048-4
  • Susanne Baudisch: Burgen und Herrensitze in Nordwestsachsen, Teil 2, Schriftquellen, Gersdorf, S. 66–68. Regis-Breitingen 1996, ISBN 3-930044-06-4
  • Susanne Baudisch: Lokaler Adel in Nordwestsachsen, Köln-Weimar-Wien 1999, ISBN 3-412-02599-2
  • Susanne Baudisch: Burgen und Herrensitze in Nordwestsachsen, Teil 1, Burgen und Herrensitze, Gersdorf, S. 33–34. Regis-Breitingen 1996, ISBN 3-930044-05-6
  • Cornelius Gurlitt: Gersdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 25. Heft: Amtshauptmannschaft Döbeln. C. C. Meinhold, Dresden 1903, S. 53.

Einzelnachweise

  1. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 181. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 2.
  2. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 1624d. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 19; zu den Herren von Gersdorf siehe Baudisch (1999) S. 193–194.
  3. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 417. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 34; zu den Herren von Polkenberg siehe Baudisch (1999) S. 199–201.
  4. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 594. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 54.
  5. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 900. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 68.
  6. Vorgänger des Amtes Leisnig, siehe Hans Beschorner (Hrsg.): Registrum dominorum marchionum Missnensem (1378). Eintrag LXXIa/13 und /14, S. 307 und 308. Leipzig-Berlin (1933).
  7. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 4540. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 209.
  8. siehe unter Weblinks: Repertorium Saxonicum des ISGV
  9. Johann Kamprad: Leisnigker Chronika von 1753, Abschrift im Auftrag des Leisniger Geschichts- und Heimatvereins (2013), ISBN 978-3-00-043035-0, S. 349–356.
  10. Sachsens Kirchengalerie, Fünfter Band, Sechste Abtheilung, Die Inspektionen Nossen, Leisnig, Döbeln und Wurzen: Gersdorf, S. 39–41, Zusatz S. 123–125, Dresden, um 1840.
  11. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 870. Harald Schieckel: Regesten der Urkunden des Sächsischen Landeshauptarchivs Dresden, Band 1: 948–1300, Berlin 1960, Nr. 1091.

Weblinks

Commons: Gersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Stein-gersdorf.jpg
Autor/Urheber: Tnemtsoni, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Gedenkstein und Informationstafel zum Gefecht bei Gersdorf
Gersdorf Lage.png
Lage von Gersdorf im Gebiet der Stadt Hartha
20100417160MDR Gersdorf (Hartha) Dorfkirche.jpg
Autor/Urheber: Jörg Blobelt , Lizenz: CC BY-SA 4.0
17.04.2010 04746 Gersdorf (Hartha), Kirchberg (GMP: 51.124864,12.938938): Dorfkirche. Ihr Ursprung geht auf die Kolonisationszeit zurück. Die alte Dorfkirche brannte mehrfach ab, doch konnten jeweils Teile der Ausstattung gerettet werden. Das jetzige Kirchengebäude wurde 1801 bis 1805 errichtet. Die Bauausführung lag bei Zimmermeister Johann Gottlieb Ilgen, dem Pächter der Kriebsteiner Mühle. Sicht von Südosten. [DSCN41279-41280.TIF]20100417160MDR.JPG(c)Blobelt