Enteignung in der DDR 1972

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Die Enteignung in der DDR 1972 war eine landesweite, zentral geplante und zentral gesteuerte Vorgehensweise nach Vorgabe des Politbüros der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Damit wurden private, meist familiengeführte klein- und mittelständische Unternehmen sowie bis dahin halbstaatliche Betriebe mit mehr als 10 Mitarbeitern im sich selbst so bezeichnenden Arbeiter-und-Bauern-Staat Deutsche Demokratische Republik vollständig unter staatliche Kontrolle gebracht und deren Eigentümer von Entscheidungen auf deren Wirtschaftsprozesse dauerhaft ausgeschlossen. Offenbar wurde damit eine Vorgabe der sowjetischen Machthaber jener Zeit umgesetzt.

Ablauf

Diese großangelegte, zentral gesteuerte Enteignung – offiziell euphemistisch als Verstaatlichung bezeichnet – wurde 1972 DDR-weit in weniger als einem halben Jahr vollzogen: Auslöser war der Beschluss vom 8. Februar 1972 des Politbüros der SED zur Verstaatlichung aller in der DDR noch existierenden Privatunternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern.

Daraufhin folgten der Beschluss des Ministerrats der Deutschen Demokratischen Republik vom 16. Februar 1972 zu „Regelungen für Betriebe mit staatlicher Beteiligung und über Stellung und Aufgaben des Gesellschafters bei der schrittweisen Übernahme der Betriebe in Volkseigentum“ und der Beschluss des DDR-Ministerrats vom 9. Juli 1972, mit dem alle nichtstaatlichen Betriebe mit mindestens zehn Mitarbeitern „in Volkseigentum überführt“ werden sollten.[1]

Betroffene Unternehmen (Beispiele)

Hinzu kommen tausende in Vergessenheit geratene (Familien-)Unternehmen, die regional tätig und bekannt waren.

Bilanz

Am 13. Juli 1972 meldete Erich Honecker an Leonid Breschnew den Abschluss der Kampagne: 11.800 mittelständische Privatbetriebe, die jeweils mehr als 10 Mitarbeiter hatten, waren enteignet worden. Die Meldung nach Moskau legt die Vermutung nahe, dass es eine entsprechende Anordnung der sowjetischen Machthaber gegeben haben könnte.[2]

Zusammen erwirtschafteten die enteigneten Unternehmen etwa 15 Prozent der DDR-Industrieproduktion – der Anteil nach der Enteignung ist nicht bekannt, lag jedoch vermutlich deutlich darunter. Seitdem beschränkte sich unternehmerisches Privateigentum in der DDR nur noch auf Kleinbetriebe und nichtkommerzielle Bereiche.

Auswirkungen

Die DDR-Staatsoberen errangen mit einigen dieser Enteignungen einen Pyrrhussieg: Sie setzten erfolgreich die komplette Enteignung eines erfolgreichen Wirtschaftsunternehmens durch – und legten damit zugleich etliche ihrer bedeutenden Devisen-Quellen trocken (etwa Bormann in Schönebeck), aus denen zuvor jahrelang beträchtliche Valuta-Einkünfte in den DDR-Staatshaushalt geflossen waren.

In zahlreichen enteigneten Unternehmen sank die Wirtschaftsleistung erheblich aufgrund der von da an herrschenden DDR-staatlichen Planwirtschaft. Manche von diesen Unternehmen produzierten Erzeugnisse und Dienstleistungen wurden so zu Mangelware[3] oder verschwanden komplett aus dem Angebot für die Bevölkerung.

Für zahllose Unternehmer und deren Familien waren die Folgen in vielerlei Weise weitreichend und stellten einen beispiellosen Bruch in ihren Biographien dar. Oft wurden dabei seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten bestehende Traditionslinien schwer beschädigt oder vernichtet, mitunter verbunden mit persönlich weitreichenden Folgen.[4][5][6][7][8]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Reihenfolge der Gremien samt ihrer Beschlusstermine sind ein klarer Beweis für tatsächliche Hierarchie und Machtverhältnisse der DDR.
  2. https://www.berliner-kurier.de/berlin/als-die-ddr-das-kommando-uebernahm-im-februar-vor-50-jahren-11800-privatbetriebe-enteignet-li.210497
  3. https://de.wiktionary.org/wiki/Mangelware
  4. https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/stiftung/aktuelles/vor-50-jahren-das-sed-politbuero-beschliesst-die-verstaatlichung-aller-noch-existierenden-privatunternehmen
  5. https://www.mdr.de/geschichte/ddr/wirtschaft/enteignung-ddr-familienbetriebe-verstaatlichung-100.html
  6. https://www.superillu.de/magazin/heimat/ddr/geschichte/ddr-enteignungswelle-1881
  7. https://www.mopo.de/im-norden/meck-pomm/der-staat-wird-boss-vor-50-jahren-enteignete-die-ddr-privatbetriebe/
  8. https://www.familienunternehmen.de/media/public/pdf/publikationen-studien/studien/Industrielle-Familienunternehmen-in-Ostdeutschland_Stiftung-Familienunternehmen.pdf, PDF, 2019