Die Sieger (1994)

Film
TitelDie Sieger
ProduktionslandDeutschland
OriginalspracheDeutsch
Erscheinungsjahr1994
LängeKinofassung: 137 Minuten Director’s Cut: 146 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegieDominik Graf
DrehbuchGünter Schütter,
Bernd Schwamm,
Klaus Maas,
Peter Hollweg
ProduktionMichael Hild,
Günter Rohrbach
MusikDominik Graf,
Helmut Spanner,
Loy Wesselburg
KameraDiethard Prengel
SchnittChristel Suckow
Besetzung

Die Sieger ist ein deutscher Spielfilm von Dominik Graf aus dem Jahr 1994. Das Drehbuch schrieb Günter Schütter, basierend auf Ideen und Vorlagen von Bernd Schwamm, Klaus Maas und Peter Hollweg.

Handlung

Polizeihauptmeister Karl Simon und seine Leute vom Spezialeinsatzkommando der Polizei Düsseldorf sind ein eingespieltes und erfahrenes Team. Ein an sich harmloser Auftrag führt sie in ein Hotel, wo sich mehrere Mitglieder eines Gangstersyndikats treffen. Doch der Zugriff geht schief: Von dem anwesenden Mafiatrio kann nur einer verhaftet werden, einer wird erschossen, der Dritte flüchtet.

Karl Simon glaubt, in dem Geflohenen seinen ehemaligen Kollegen und Freund Heinz Schaefer erkannt zu haben. Dieser soll jedoch vor vier Jahren Suizid begangen haben, nachdem er sein schwerbehindertes neugeborenes Kind umgebracht und sich anschließend in den Rhein gestürzt hat. Seine Leiche wurde damals zwar angeblich gefunden, allerdings fehlte der Kopf und damit ein endgültiger Beweis für die Identität des Toten.

Simon forscht auf eigene Faust nach, auch bei Sunny, der labilen jungen Witwe von Schaefer. Dies rächt sich, denn der totgeglaubte Schaefer lebt tatsächlich noch und bedroht nun massiv Simon und dessen Familie. Simon bringt Frau und Kinder in Sicherheit und schaltet sein Team in die Ermittlungen ein. Es stellt sich heraus, dass der Staatssekretär Holger Dessaul einen Untersuchungsausschuss leiten soll, der sich mit einer Korruptionsaffäre hochrangiger Politiker befasst, die angeblich gemeinsam mit der Mafia Geldwäsche-Geschäfte betreiben. Es wird klar, dass Schaefers Tod nur vorgetäuscht wurde, damit er als V-Mann in der Mafia, in Wahrheit aber heimlich als Handlanger und Geldbote für die käuflichen Politiker, arbeiten konnte.

Bei einem weiteren Einsatz wird Dessaul entführt, während ein Kollege von Simon umkommt und der SEK-Mann Grigull scheinbar ein Knalltrauma erleidet. Die Verantwortung für den missglückten Einsatz wird Simon zugeschoben, zumal er – auch durch Schaefers Einfluss – selbst in Verdacht gerät, bestechlich zu sein. Sein Team wird suspendiert, ermittelt aber unbemerkt weiter. Die Männer stellen fest, dass der verletzte Kollege Grigull mit Schaefer, Dessauls Entführer, unter einer Decke steckt.

Die käuflichen Politiker einigen sich unterdessen mit Schaefer, der Dessaul als Geisel genommen hat, um endgültig verschwinden zu können: Er soll das geforderte Lösegeld kassieren und Dessaul trotzdem umbringen. Die hohe Geldsumme soll Dessauls Frau Melba überbringen. Simon, der mit Melba Dessaul ein Verhältnis angefangen hat, folgt ihr und führt sein Team für einen Zugriff nach. Die Übergabe soll in den Alpen nahe Mittenwald stattfinden. Die örtlichen Spezialeinheiten werden von Schaefer geschickt ausmanövriert, während das Simon-Team an Melba dranbleibt. Doch auch Simons Leute werden von Schaefer und Grigull entdeckt. Auf einer Bergstation kommt es zum Showdown. Dessaul kann befreit werden, doch Schaefer setzt sich, von Simon verfolgt, mit den Millionen ab. Simon kann nicht verhindern, dass Schaefer die Seilbahngondel mit dem Ehepaar Dessaul und seinen Kollegen in Brand steckt, aber zuletzt erschießt er Schaefer. Simons Kollegen seilen sich mit Melba ab, bevor die Gondel mit dem Verräter Grigull explodiert. Dessaul stirbt allerdings an den Folgen eines Kopfschusses.

Der Film endet damit, dass Simon den Polizeidienst quittiert und ankündigt, dass er – von seiner beamtenrechtlichen Schweigepflicht nun entbunden – vor dem Untersuchungsausschuss aussagen werde.

Kritiken

„Ein weitgehend spannender, überzeugend inszenierter Thriller. In der Beschreibung seiner Männerwelt durchaus glaubhaft, kommt ein Teil der Dialoge freilich nicht über die Papierform hinaus und sorgt für Stolpersteine in der ansonsten atmosphärisch dichten Handlung.“

„Dass Graf komplexe zwischenmenschliche Beziehungen zu inszenieren weiß, sah man in Tiger, Löwe, Panther. In seinem neuen Film fehlt diese leichte Hand in der Personenführung völlig. Die Daueranspannung, von der der Film nicht profitiert, sondern an der er leidet, ist hier nicht inszeniert, sondern offensichtlich beim Drehen bei den Schauspielern ausgelöst: ein für Kreativität tödliches Missverständnis. Dennoch ist Die Sieger ein unter deutschen Filmen überdurchschnittliches Werk, in seinem unterschiedlich gut eingelösten Anspruch auf Realismus, Komplexität, Spannung und Kritik.“

Simone Mahrenholz, epd Film[3]

Auszeichnungen

Herbert Knaup und Meret Becker gewannen für ihre Rollen den Bayerischen Filmpreis und wurden für den Deutschen Filmpreis nominiert. Ebenfalls für den Deutschen Filmpreis nominiert waren der Film und Regisseur Dominik Graf. Die Deutsche Film- und Medienbewertung verlieh dem Film das Prädikat "besonders wertvoll".[4]

Bilanz

Der Film war der Versuch, mit hohem Budget einen Erfolg nach dem Muster amerikanischer Actionstreifen zu erzwingen. Er wurde jedoch zu einem kommerziellen Flop trotz der nach Presseberichten 12 Millionen Mark Produktionskosten. Kritiker bemängelten seinerzeit, dass man dem Film den hohen Aufwand nicht ansehe. Die Karriere Grafs, bis dahin Hoffnungsträger des deutschen Kinos, erlebte einen deutlichen Knick. Die Fernsehzeitschrift prisma urteilte schonungslos: "An der Kasse ( ... ) waren diese Sieger eine glatte Loser-Truppe, denn das Publikum mied den Streifen wie eine ansteckende Krankheit. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Bei dem Versuch, sich von amerikanischer Dutzendware abzuheben, schoss Dominik Graf über das Ziel hinaus, verschleppte unnötig die Handlung, zerfaserte die Actionszenen durch manierierte Schnitte und ließ seine Helden allzu viel reden, reden, reden. Zudem hört man bei den überwiegend künstlichen Dialogen die Schreibmaschine noch im Hintergrund rattern. Da halfen auch teilweise gute Kritiken und das Staraufgebot nichts."[5]

Heute distanziert sich der Regisseur selbst von seinem Film und bezeichnet ihn als „misslungen“.[6] Zitat D. Graf: „Günter Schütters erste und stärkste Drehbuch-Fassung (zwei Jahre vor Drehbeginn) unterschied sich in vielem vom heute vorliegenden Endprodukt. […] Wir hatten am Ende, nach jahrelanger Finanzierungs-Arbeit und Drehbuch-Diskussion viel zu wenig Geld und das Skript war ein mühsam zusammengekürzter Flickenteppich geworden. Alle leidenschaftlichen Eigenschaften des Schütter’schen Universums waren zwar noch vorhanden, aber durch die stark nach finanziellen Kriterien vorgenommenen Reduktionen war das Buch total aus der Balance geraten. Und man kann wohl im Nachhinein sagen, der Regisseur inzwischen auch.“[7]

25 Jahre nach Kinostart stellte Dominik Graf auf der Berlinale 2019 einen längeren und digital restaurierten Director’s Cut vor.[8]

Literatur

  • Dominik Graf, Stefan Stosch, Peter Körte: Verstörung im Kino. Der Regisseur von „Die Sieger“ im Gespräch mit Stefan Stosch über die Arbeit am Film. Wehrhahn Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-932324-51-X.
  • Michael Ulmer: Die Sieger. Der Roman zum neuen Film von Dominik Graf. Bastei-Lübbe-Taschenbuch Bd. 13641 (Allgemeine Reihe), Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1994, ISBN 3-404-13641-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Die Sieger. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 71877/V).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Die Sieger. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  3. Die Sieger, epd Film, Nr. 10, Oktober 1994 auf filmportal.de
  4. http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_sieger
  5. Die Sieger. In: prisma. Abgerufen am 11. Oktober 2019.
  6. Abpfiff beim Heimspiel. Heimspiel Filmfest, 17. November 2010
  7. Jochen Brunow (Hg.): Scenario 5. Film- und Drehbuch-Almanach, Berlin 2011, ISBN 978-3-86505-209-4.
  8. Die Sieger (Director’s Cut). In: Katalog der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2019. Abgerufen am 9. Juli 2019.