Dhū l-faqār

Ali, der in Anwesenheit Mohammeds mit dem zweiklingigen Dhū-l-faqār den Quraischiten an-Nadr ibn al-Hārith enthauptet. Osmanische Miniatur, 16. Jh.
Das Zülfikar, Schwert des ʿAlī ibn Abī Tālib, gilt als Identifikationssymbol der Aleviten
Iranische Flagge 1664–1979
Türkische Seidenfahne, von 1810 bis 1811 mit dem Zülfikar-Schwert aus dem Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main

Dhū l-faqār (arabisch ذو الفقار, DMG Ḏū l-faqār, etwa: doppelt gefurcht, zwei-schneidig, zwei-klingig bzw. (Schwert) mit zwei Klingen), auch Zulfiqar oder Zulfikar, türkisch Zülfikar, war der Name eines Schwertes von Ali ibn Abi Talib, das er in der Schlacht von Badr von seinem Schwiegervater Mohammed als Beute erhalten hat.[1] Einer legendären Version nach wurde das Schwert nicht als Kriegsbeute gefunden, sondern von dem Erzengel Gabriel überreicht.[2] In der Folge wurde das Schwert zu einem wichtigen Symbol der Schiiten, Aleviten und Alawiten.[3]

Der Name des Schwertes ist schon seit dem späten 8. Jahrhundert bezeugt.[4] Einer Überlieferung zufolge soll damit auf das Vorhandensein von Löchern (fuqra) bzw. Rillen oder Furchen auf dem Schwert hingewiesen werden, die während des Vorgangs der Ziselierung entstanden sind. Später wurde der Name jedoch in dem Sinne gedeutet, dass das Schwert einen Spalt besitzt. Dementsprechend wurde es als zweiklingig oder zweispitzig dargestellt. Bei der Umdeutung waren auch iranische eschatologische Mythen über den Saoschjant wirksam.[5]

Bedeutungen

Schiitisches Amulett aus Indien, 19. Jahrhundert, mit dem Dhū l-faqār-Schwert

Spätestens seit dem frühen 9. Jahrhundert wird eine enge Beziehung zwischen Ali ibn Abi Talib und dem Schwert Dhū l-faqār hergestellt. Ibn Hischām zitiert die Überlieferung, wonach bei der Schlacht von Uhud ein namenloser Rufer rief: "Es gibt kein besseres Schwert als Dhū l-faqār und keinen besseren Helden als ʿAlī" (lā saifa illā dhū l-faqār wa-lā fatā illā ʿAlīyun).[6]

Aufgrund dieser und ähnlicher Überlieferungen, die dem Schwert zum Teil eine magische Kraft zuschreiben, ist Dhū l-faqār ein wichtiges Symbol von ʿAlī und den Schiiten geworden. Diese symbolische Funktion erfüllt es auch bei den Aleviten, die es auf Türkisch Zülfikar nennen. Bei ihnen repräsentiert es den Widerstand gegen Unterdrückung und Unmenschlichkeit. Das Zülfikar wird häufig von Jugendlichen als Halskette oder Emblem auf einer grünen Fahne getragen, um ihre Religion zu zeigen.

Auch im persischen Wappen trägt ein Löwe ein Schwert und erinnert an Ali, der als „Löwe Gottes“ bezeichnet wurde.

Zwölfer-schiitischen Legenden zufolge befindet sich Dhū l-faqār jetzt im Besitz des verborgenen Muhammad al-Mahdi.

Die Formel lā saif illā dhū l-faqār ("Es gibt kein besseres Schwert außer Dhū l-faqār") findet sich auf einzelnen, kunstvoll bearbeiteten Schwertern, die seit dem Mittelalter bis zur Moderne in der ganzen islamischen Welt geschmiedet werden.[7]

Mohamed Sa'id Paşa Zulfiqar

Namensverwendung

Der Name des Schwertes ist bei Schiiten und Aleviten auch als Personenname gebräuchlich, als Vorname beispielsweise bei dem ehemaligen pakistanischen Premierminister Zulfikar Ali Bhutto oder als Familienname des türkischen Künstler Ali Zülfikar.

Auch der Panzer Zulfiqar ist nach dem Schwert benannt.

Siehe auch

Literatur

  • E. Mittwoch: Dhū 'l-Faḳār. In The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. II., S. 233.
  • David Alexander: Dhu 'l-Faqār and the Legacy of the Prophet. Mīrāth Rasūl Allāh. In Gladius 19 (1999), 157–187. Online

Einzelnachweise

  1. Rocky Pendergrass: Mythological Swords. 1. Auflage. Band 1, 2015, S. 140.
  2. Ibrahim M. Elassal: Sword DHU'L-FAQR in Islamic Miniatures. Hrsg.: Journal Of Association of Arab Universities For Tourism and Hospitality. Researcher – University of Cordoba, Spanien 2018, S. 1–9.
  3. Krizstina Kehl-Bodrogi: Die Kizilbas/Aleviten: Untersuchungen über eine esoterische Glaubensgemeinschaft in Anatolien. In: Rolf Dankoff (Hrsg.): Islamkundliche Untersuchungen. 1. Auflage. Band 1. Middle East Studies Association of North America (MESA), München 1989, S. 210.
  4. Vgl. Alexander 170.
  5. Vgl. Alexander 174–177
  6. Vgl. Ibn Hischām: Kitāb Sīrat Rasūl Allāh. Aus d. Hs. zu Berlin, Leipzig, Gotha u. Leyden hrsg. von Ferdinand Wüstenfeld. 2 Bde. Göttingen 1858-59. S. 588. Hier online verfügbar: http://archive.org/stream/p2daslebenmuhamm01ibnhuoft#page/438/mode/2up
  7. Vgl. Mittwoch.

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Türkei Seidenfahne makffm.jpg
Fahne, Istanbul datiert „1225“ (= 1810–1811); Seidendamast, broschiert mit Gold und Silber; unten das zweischneidige Schwert Imam Ali (im Museum ist die Flagge so angebracht, dass das Schwert rechts zu sehen ist; das Bild wurde gedreht); Museum für Angewandte Kunst Frankfurt am Main (keine Inv. Nr. angegeben)
Mohamed Sa'id Paşa in his youth.jpg
Mohamed Sa'id Paşa Zulfiqar in his youth
State flag of Iran 1964-1980.svg
A Vectorized version of File:Lionflag.PNG made by me
Shi'i stamped amulet.jpg
This stamped amulet was probably made for a Shi'i patron in 19th-century India. Executed on a very thin white paper, the amulet comprises a number of magic squares, Qur'anic verses, and divine or holy names all intended to bring good luck or provide protection to its owner. There is also a depiction of Ali's two pointed sword (Zulfikar). In the outer rectangular frame appears ayat al-kursi (the Throne Verse), verse 255 of the 2nd chapter of the Qur'an entitled Surat al-Baqarah (The Cow). It is often found on talismanic objects.
Zulfiqar with inscription.png
Depiction of a Shi'ite "Zulfiqar" talisman. Zulfiqar (Classical Arabic Dhu al-Fiqaar) was the two-pointed sword of Ali ibn Abi Talib. The text above the sword reads "Ali is the friend (wali) of God (Allah)". The inscription on the sword's blade reads "There is no hero (youth) except Ali; There is no sword except Dhulfiqar"
Ali Beheading Nadr ibn al-Harith in the Presence of the Prophet Muhammad. Miniature from volume 4 of a copy of Mustafa al-Darir’s Siyar-i-Nabi. Istanbul; c. 1594 The David Col..jpg
Ali Beheading Nadr ibn al-Harith in the Presence of the Prophet Muhammad.
Miniature from volume 4 of a copy of Mustafa al-Darir’s Siyar-i-Nabi.
Istanbul; c. 1594 The David Col.