Burg Lockenhaus

Burg Lockenhaus
Luftbild der Burg Lockenhaus

Luftbild der Burg Lockenhaus

Alternativname(n)Leuca
StaatÖsterreich
OrtLockenhaus
Entstehungszeitum 1200
BurgentypHöhenburg
Erhaltungszustanderhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ständische StellungGrafen
Geographische Lage47° 24′ N, 16° 25′ O
Burg Lockenhaus (Burgenland)
Burg Lockenhaus (Burgenland)
Wappen der Familie Kanizsay, Herren der Burg von 1390 bis 1535

Die Burg Lockenhaus ist eine Höhenburg im mittleren Burgenland in Österreich. Sie steht im Günser Gebirge im grenzüberschreitenden Naturpark Geschriebenstein-Írottkő am Rande der Ortschaft Lockenhaus auf einem Felsriegel am Günsbach und gehört damit zum Typus der Höhenburg.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Burg Lockenhaus stammt aus dem Jahr 1242. Erbaut wurde sie um das Jahr 1200 und trug zunächst den Namen „Leuca“. Die ältesten Teile sind der Bergfried und die Ringmauer der Kernburg. Etwas jünger ist der Kapellenturm und die zweischiffige gotische Säulenhalle des Rittersaals. In den Laibungen der Fensternischen der Burgkapelle befinden sich Fragmente von Fresken aus dem 13. Jahrhundert. Diese sind die ältesten Fresken an einem Wehr- oder Profanbau im Burgenland.

Von 1270 bis 1337 werden die Grafen von Güssing (Johann I. von Héder) als Besitzer genannt.[1] Zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert gehörte sie den Familien Kanizsay (1390 bis 1535) und Nádasdy (1535 bis 1672). Nach der Tötung von Franz III. Nádasdy wurde die Burg an Nikolaus Draskovich verpfändet. 1676 ging sie in den Besitz der Familie Esterházy über, die bis 1968 die Burgherren blieben.

1968 erwarben Paul Anton Keller und seine Frau die Burganlage, die sich damals in sehr schlechtem Zustand befand. Unter Einsatz ihres gesamten Privatvermögens begann die Familie deren Renovierung, die nach dem Tod Paul Anton Kellers im Jahr 1976 von der Prof. Paul Anton Keller-Stiftung-Burg Lockenhaus weitergeführt wurde. Insgesamt wurden seit 1968 elf Millionen österreichische Schilling[2] in die Renovierung der Bauten investiert.

Seit 1981 findet hier und in der örtlichen Pfarrkirche jährlich im Juli das Kammermusikfest Lockenhaus statt, mitbegründet und bis 2011 geleitet vom Violinisten Gidon Kremer, der weiter mitwirkt, die Leitung aber an den Violoncellisten Nicolas Altstaedt übergab.

2023/2024 wurde eine große Figur des Fabelwesens Drache aufgestellt.[3]

Templerburg oder nicht?

Mit der Burg Lockenhaus ist die Kontroverse verbunden, ob es sich ursprünglich um eine Ordensburg des Templerordens gehandelt haben könnte. Während zahlreiche Historiker das Wirken dieses Ordens in Österreich bestreiten, hat der Buchautor Gerhard Volfing Indizien gesammelt, die für die Theorie einer Templerburg sprechen. So finden sich an der Decke des sogenannten Kultraums Steinmetzzeichen, die in dieser Art auch in Templerburgen in Spanien und Portugal zu finden sind. Den Schlussstein im Kultraum findet man auch in einer Kapelle in England. Volfing meint zudem, in den Fresken der Burgkapelle einen Patriarchen samt einem Tempelritter zu erkennen.

Entgegen der Darstellung Volfings deuten andere Burgenforscher den Kultraum unter dem Burghof als die ehemalige Zisterne der Anlage. Sie ist eine der aufwendigsten, welche die romanische Baukunst in Mitteleuropa hervorgebracht hat. Möglicherweise diente die kleine Halle auch als Unterkirche, Schatzkammer oder Gefängnis.[4]

Beschreibung

Die Burg Lockenhaus besteht aus einer Vorburg und einer dahinter liegenden Kernburg. Eine umfassende Erforschung der Bausubstanz hat bis heute nicht stattgefunden. Neben dem Kapellenturm aus spätromanischer Zeit ist auch noch der Bergfried nahe dem Tor zur Kernburg aus der frühen Bauzeit erhalten.

Siehe auch

Literatur

  • Heide Berger: Studien an der Burg Lockenhaus. Diplom-Arbeit, Universität Wien, Wien 2001.
  • Paul Anton Keller: Burg Lockenhaus. Landschaft und Geschichte. Selbstverlag, Lockenhaus im Burgenland 1969.
  • Franz Theuer: Burg Lockenhaus. 10 Jahre „Prof. Paul Anton Kellerstiftung Burg Lockenhaus“. Burgverwaltung Lockenhaus im Burgenland, Lockenhaus 1990.
  • Franz Theuer: Ritterburg Lockenhaus in Geschichte, Sage und Literatur. Roetzer, Eisenstadt 1981, ISBN 3-85374-082-0.
  • Gerhard Volfing: Auf den Spuren der Templer in Österreich. In Dokumenten und Legenden. Weishaupt, Gnas 2001, ISBN 3-7059-0129-X.
  • Hans Waltenberg: Architektonische und astronomische Geheimnisse der Burg Lockenhaus im Burgenland. In: Burgenländische Heimatblätter. Band 35, 1973, S. 171–184 (zobodat.at [PDF; 983 kB]).
Commons: Burg Lockenhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Laut Gerhard Volfing existieren jedoch keine Dokumente, welche die Güssinger als Burgbesitzer belegen.
  2. Ritterburg Lockenhaus (Memento vom 22. Januar 2012 im Internet Archive)
  3. Jessica Geyer: Drachen auf Burg Lockenhaus : Erste Analyse veröffentlicht meinbezirk.at, 29. Januar 2024, abgerufen 30. Januar 2024.
  4. Burg Lockenhaus. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;, Stand: 6. Januar 2009.

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Castle of Lockenhaus, Burgenland, Austria

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Südostansicht der Burg in der burgenländischen niederösterreichischen Marktgemeinde Lockenhaus.
Die Burg wurde im 13. Jahrhundert auf einem vom Günsbach in enger Schlinge umflossenen Felsriegel als Talsperre erbaut. In den Jahren 1902 bis 1906 erfolgte eine teilweise Wiederherstellung. Ab 1676 war sie im Besitz der Familie Esterházy, die sie 1969 an den Dichter Paul Anton Keller verkaufte.
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Quadratische Plattkarte. Geographische Begrenzung der Karte:

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Nordostansicht der Burg in der burgenländischen niederösterreichischen Marktgemeinde Lockenhaus.
Die Burg wurde im 13. Jahrhundert auf einem vom Günsbach in enger Schlinge umflossenen Felsriegel als Talsperre erbaut. In den Jahren 1902 bis 1906 erfolgte eine teilweise Wiederherstellung. Ab 1676 war sie im Besitz der Familie Esterházy, die sie 1969 an den Dichters Paul Anton Keller verkaufte.
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Südwestansicht der Burg in der burgenländischen niederösterreichischen Marktgemeinde Lockenhaus.
Die Burg wurde im 13. Jahrhundert auf einem vom Günsbach in enger Schlinge umflossenen Felsriegel als Talsperre erbaut. In den Jahren 1902 bis 1906 erfolgte eine teilweise Wiederherstellung. Ab 1676 war sie im Besitz der Familie Esterházy, die sie 1969 an den Dichters Paul Anton Keller verkaufte.
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