Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung

(c) Martin Thurnherr, CC BY-SA 4.0
Wasserfroch (auch Grünfrosch genannt) Pelophylax aggr.
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Junge Gelbbauchunke (Bombina variegata): Das individuelle Bauchmuster macht das Tier identifizierbar

Im Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung sind Amphibienlaichgebiete aufgelistet, die in der Schweiz durch Bundesverordnung geschützt sind.

  • französisch Inventaire fédéral des sites de reproduction de batraciens d’importance nationale
  • italienisch Inventario federale dei siti di riproduzione di anfibi di importanza nazionale
  • romanisch Inventari federal dals territoris da frega d’amfibis d’impurtanza naziunala.

Die Europäische Umweltagentur (European Environment Agency) koordiniert die Daten der europäischen Mitglieder. Die inventarisierten Amphibienlaichgebiete der Schweiz führen in der internationalen Datenbank den Code «CH05».[1]

Schutzziele

Ziel der Amphibienlaichgebiete-Verordnung (AlgV) ist der Artenschutz von Amphibien. Diese sind seit 1967 bundesrechtlich geschützt und gehören zu den am stärksten gefährdeten Artengruppen des Landes. Die Gebiete sind zudem offiziell ausgewiesene Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz. Die Aufstellung entspricht der Common Database on Designated Areas der Europäischen Umweltagentur (EEA).[2] Die letzte Aufnahme eines Gebiets erfolgte 2017.

IUCN-Kategorie

Die Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung in der Schweiz sind in der IUCN-Kategorie IV registriert. Diese umfasst Biotop- und Artenschutzgebiete mit einem Management, das ein gezieltes Monitoring und regelmässige Eingriffe zur Erhaltung des Schutzgebietes vorsieht, wie beispielsweise zur Verhinderung der Verbuschung und Verwaldung.

Bedeutung

Das Inventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung ist das erste Bundesinventar, welches den Schutz einer Tierart bezweckt. Von den in der Schweiz bedrohten Tierarten (rote Liste) zählen 70 Prozent zu den Amphibien. Mit dem Schutz der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung sollen die nachgewiesenen Amphibienbestände langfristig erhalten und wiederhergestellt werden. Mit den einzelnen Laichgebieten von nationaler Bedeutung soll ein Grundgerüst der wertvollsten Standorte als Populationsstützpunkte und Ausbreitungszentren gesichert werden. Zum landesweiten Überleben der Amphibien ist dieses Netz mit zahlreichen weiteren grösseren und kleineren Laichgebieten zu ergänzen.[3] Mit den aktuell (2017) 929 Laichgebieten im Bundesinventar sind von den rund 14'000 bekannten Laichgebieten in der Schweiz unter 10 Prozent durch die Amphibienlaichgebiete-Verordnung (AlgV) geschützt.[4] Hatte man früher auf das Konzept von geschützten Inseln gesetzt, wo die Natur unberührt bleiben sollten, und man die Natur möglichst ohne Einflüsse der Zivilisation erforschen und beobachten konnte, änderte sich seit den 1970er Jahren dieses Konzept. Nicht isolierte Inseln der Natur, sondern Biodiversität und vielfältige Lebensräume, die miteinander möglichst vernetzt sind, traten in den Fokus der Schutzbemühungen. In der Folge entstanden verschiedene Bundesinventare zum Schutz und zur Erhaltung der Biodiversität, darunter auch das Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung.[5]

Wirkungskontrolle

Verteilung der Stichprobenobjekte des Moduls Vegetation in den verschiedenen Biotopen von nationaler Bedeutung in der Schweiz. Blau: Flachmoore; gelb: Hochmoore; rot: Trockenwiesen und -weiden; grün: Auen.

Im Jahr 2010 startete das Bundesamt für Umwelt in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) die Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz (WBS). Zu den untersuchten Biotopen zählen die national bedeutenden Hoch- und Übergangsmoore, die Flachmoore, die Auengebiete, die Amphibienlaichgebiete und die Trockenwiesen und -weiden. Ziel der Kontrolluntersuchungen ist es festzustellen, in welchem Ausmass die getroffenen Schutzmassnahmen sich auf die Entwicklung der Schutzgebiete auswirken. Aufgrund der Ergebnissen können damit die Schutzmassnahmen verbessert oder im Falle mangelnder Wirkung abgebrochen und durch wirkungsvollere ersetzt werden.

Die auf mehrere Jahre angelegten Langzeituntersuchungen werden mittels Luftbilder und floristischer und faunistischer Erhebungen im Feld durchgeführt. Die erste Untersuchung wurde 2017 abgeschlossen. Der Abschluss der zweiten ist für das Jahr 2023 geplant.

Erste Ergebnisse zeigen, dass die Objekte im Durchschnitt mindestens eine Amphibienart verloren und dass die Bestände der beiden stark gefährdeten Arten Kreuzkröte und Geburtshelferkröte weiterhin deutlich abnehmen. Immerhin hat sich die Abnahme in den letzten 15 Jahren verlangsamt oder konnte vereinzelt gestoppt werden. Insgesamt waren die Massnahmen wirksam. Sie müssen noch verstärkt werden.[6]

Ergebnisse und Folgen

Das BAFU stellte 2021 dank seines Monitorings fest, dass in den letzten 10 Jahren aus jedem IANB-Objekt im Schnitt eine stark gefährdete Amphibienart verschwand. Demnach bestehe ein Defizit in der Umsetzung vor Ort, schliesst das BAFU.[7]

Liste der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung

Internationaler Code des schweizerischen Bundesinventars der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung: CH06
KantonLink zur kantonalen Liste der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung
Kanton Aargau AargauAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Aargau
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell AusserrhodenAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Appenzell Ausserrhoden
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhodenkeine Objekte ausgewiesen
Kanton Basel-Landschaft Basel-LandschaftAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Basel-Landschaft
Kanton Basel-Stadt Basel-StadtAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Basel-Stadt
Kanton Bern BernAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Bern
Kanton Freiburg FreiburgAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Freiburg
Kanton Genf GenfAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Genf
Kanton Glarus GlarusAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Glarus
Kanton Graubünden GraubündenAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Graubünden
Kanton Jura JuraAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Jura
Kanton Luzern LuzernAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Luzern
Kanton Neuenburg NeuenburgAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Neuenburg
Kanton Nidwalden NidwaldenAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Nidwalden
Kanton Obwalden ObwaldenAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Obwalden
Kanton Schaffhausen SchaffhausenAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Schaffhausen
Kanton Schwyz SchwyzAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Schwyz
Kanton Solothurn SolothurnAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Solothurn
Kanton St. Gallen St. GallenAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton St. Gallen
Kanton Tessin TessinAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Tessin
Kanton Thurgau ThurgauAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Thurgau
Kanton Uri UriAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Uri
Kanton Waadt WaadtAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Waadt
Kanton Wallis WallisAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Wallis
Kanton Zug ZugAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Zug
Kanton Zürich ZürichAmphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung im Kanton Zürich

Übersicht über die Instrumente der Schweiz im Bereich des Natur- und Landschaftsschutzes

Seit der Schaffung der RAMSAR-Gebiete aufgrund der so genannten RAMSAR-Konvention im Jahr 1971 sind weitere Massnahmen beschlossen und weitere Gebiete unter Schutz gestellt worden. Die folgende Tabelle stellt die Instrumente dar, mit denen die Schweiz Schutz- und Schongebiete national und international bezeichnet und kommuniziert. Ausser den Gebieten, die in verschiedenen Bundesinventaren gebündelt sind, enthält die folgende Liste den einzigen Nationalpark in der Schweiz sowie die RAMSAR- und Smaragd-Gebiete.

CodeBezeichnungGesetzliche Grundlage
CH01Schweizerischer NationalparkBundesgesetz über den Schweizerischen Nationalpark im Kanton Graubünden (Nationalparkgesetz, 19.12.1980)
CH02Bundesinventar der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler BedeutungVerordnung über den Schutz der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung (21.01.1991)
CH03Bundesinventar der Auengebiete von nationaler BedeutungVerördnung über den Schutz der Auengebiete von nationaler Bedeutung (28.10.1992)
CH04Bundesinventar der Flachmoore von nationaler BedeutungVerordnung über den Schutz der Flachmoore von nationaler Bedeutung
CH05Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler BedeutungVerordnung über den Schutz der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung (15.06.2001)
CH06Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden von nationaler BedeutungVerordnung über den Schutz der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung (13.01.2010)
CH09Bundesinventar der Wasser- und Zugvogelreservate von internationaler und nationaler BedeutungVerordnung über die Wasser- und Zugvogelreservate von internationaler und nationaler Bedeutung
CH10Bundesinventar der eidgenössischen JagdbanngebieteVerordnung über die eidgenössischen Jagdbanngebiete (30.09.1991)
CH13RAMSAR-GebieteÜbereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung (RAMSAR-Konvention, 02.02.1971)
CH14Smaragd-GebieteÜbereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume (Berner Konvention, 19.09. 1979)
Quelle: Legal or equivalent instrumentes used by countries for de designation of protected and conserved areas

Weblinks

Belege

  1. Designation type: Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung. European Environment Agency, abgerufen am 10. November 2022.
  2. CDDA-Datenbank
  3. Amphibienlaichgebiete nationaler Bedeutung IANB. In: info fauna - Koordinationsstelle für Amphibien- & Reptilienschutz in der Schweiz (karch). Abgerufen am 25. September 2022.
  4. Amphibienlaichgebiete. In: Bundesamt für Umwelt (BAFU). 15. Juni 2022, abgerufen am 25. September 2022.
  5. Andreas Minder: Vom strengen Reservat zum flexiblen Netz. Wie sich das Verständnis von Natur- und Landschaftsschutz gewandelt hat. In: Schweizer Alpen-Club (SAC). SAC, Oktober 2018, abgerufen am 27. Februar 2023.
  6. Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz WBS. In: Eidgenössisches Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Abgerufen am 8. April 2023 (deutsch, französisch, italienisch, englisch).
  7. Amphibienlaichgebiete. In: Bundesamt für Umwelt (BAFU). Bundesamt für Umwelt (BAFU), 15. Juni 2022, abgerufen am 20. November 2022.

Anmerkungen


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BombinaVariegataJuv.jpg
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Diesjähriges Jungtier einer Gelbbauchunke (Bombina variegata); vom Fotografen auf den Rücken gelegt zur Demonstration der farbigen Bauchseite.
WBS-Stichprobe Vegetation.jpg
Autor/Urheber: Steffen Boch, Lizenz: CC BY 4.0
Verteilung der Stichprobenobjekte des Moduls Vegetation in den verschiedenen Biotopen von nationaler Bedeutung in der Schweiz. Blau: Flachmoore; gelb: Hochmoore; rot: Trockenwiesen und -weiden; grün: Auen.
NLG-Buchwald Frosch 01.jpg
(c) Martin Thurnherr, CC BY-SA 4.0
Wasserfrosch, auch Grünfrosch genannt (Pelophylax aggr.) im Naturlehrgebiet Buchwald, Kanton Luzern, Schweiz. Bei den Wasserfröschen ist die genaue Bestimmung in der Schweiz schwierig, weil sich alle Wasserfroscharten untereinander kreuzen können und auch invasive Arten sich darunter mischen. Deshalb spricht die Forschung auch von Wasserfrosch-Komplex oder Wasserfrosch-Aggregat. Sie kommen im NLG Buchwald in mehreren Teichen und Tümpeln vor.