Bernadotte

Wappen des schwedischen Königshauses Bernadotte

Bernadotte ist der Name der seit 1818 regierenden Dynastie des Königreichs Schweden.

Geschichte

Das ursprünglich bürgerliche Geschlecht stammt aus der Stadt Pau im Südwesten Frankreichs. Der Name Bernadotte ist dort seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Neben der schwedischen Königsfamilie existieren noch zwei Zweige in Frankreich.

Der Dynastiegründer, Marschall Jean Bernadotte, König Karl XIV. Johann (1818–1844)

Jean-Baptiste Bernadotte stieg in der französischen Revolutionsarmee zum General auf und wurde 1799 kurzzeitig Kriegsminister des Direktoriums. Sein Weggefährte Napoleon Bonaparte ernannte ihn sogleich nach seiner Thronbesteigung als Kaiser der Franzosen 1804 zum Maréchal d’Empire und erhob ihn 1806 zum Fürsten von Pontecorvo.

Nachdem der schwedische König Gustav IV. Adolf aus dem Hause Holstein-Gottorp-Wasa 1809 zur Abdankung gezwungen worden war, weil er sich gegen Frankreich gestellt hatte und im Begriff war, auch einen Krieg gegen Russland zu führen, wurde nicht sein 10-jähriger Sohn Gustav von Wasa auf den Thron berufen, sondern sein Onkel Karl XIII. Dieser wiederum wurde vom Parlament gezwungen, Napoleons Freund Marschall Bernadotte zu adoptieren, den daraufhin der schwedische Reichstag 1810 zum Kronprinzen von Schweden wählte. Nach Karls Ableben im Jahr 1818 wurde Jean Bernadotte als Karl XIV. Johann zum König von Schweden gekrönt, wodurch die Familie Bernadotte die 1809 ins Exil gegangene Dynastie Holstein-Gottorp-Wasa auf dem Thron ablöste. Von 1818 bis 1905 regierte das Königshaus auch in Norwegen.

Die Residenzen und Wohnsitze der Familie Bernadotte in Schweden stammen zum größeren Teil von den Vorgängerdynastien. Die „zehn königlichen Schlösser Schwedens“ sind heute zumindest in Teilen mit ihren Parks zu besichtigen: das Stockholmer Schloss (Amtssitz des Königs), Schloss Drottningholm (Wohnsitz des Königspaars), Haga (Wohnsitz der Kronprinzessin), Gripsholm, Tullgarn, Strömsholm, Rosendal, Rosersberg, Ulriksdal und die Sommervilla Solliden.

Titel der Könige und Prinzen

Bis 1973 trugen alle Schwedenkönige seit Gustav I. Wasa den Titel „König Schwedens, der Goten und Wenden(Sveriges, Götes och Vendes konung – Suecorum, Gothorum et Vandalorum Rex).

Das lateinische „Vandalorum“ bedeutet auch Vandalen, aber hier bedeutet das schwedische Pendant „Vendes“ Wenden. Es war im dänischen mittelalterlichen Königstitel bis 1972 inkludiert und wurde von Gustav I. 1540 in Schweden eingeführt. Die anderen zwei Bestandteile des schwedischen Königstitels waren älter, „Sveriges“ war dessen ungeachtet eine Veränderung 1528 bei der Krönung Gustavs I., nachdem der Titel ursprünglich „Svea Konung“ (König der Schweden) gelautet hatte.

Der jetzige Monarch Carl XVI. Gustaf wählte bei seiner Thronbesteigung den kürzeren Titel „König von Schweden“ (Sveriges konung). Der Reichstag änderte 1980 das Thronfolgegesetz und erweiterte die Erbfolge auf weibliche Nachkommen (siehe: Thronfolge in Schweden). Außerdem wurde die Thronfolge des Geschlechts Bernadotte auf die Nachfahren des derzeitigen Königs Carl XVI. Gustaf beschränkt.

Carl XVI. Gustaf heiratete bürgerlich, konnte aber, da er zu dieser Zeit bereits König war, hierfür das Hausgesetz ändern und das Erfordernis der Ebenbürtigkeit der Eheschließungen abschaffen, das bei seinen Onkeln noch zum Ausschluss aus dem Königshaus sowie der Thronfolge geführt hatte. Vier Prinzen waren aufgrund bürgerlicher Eheschließungen ihrer Titel verlustig gegangen und auf ihren bürgerlichen Familiennamen Bernadotte beschränkt worden, wie ihn der französische Marschall vor seiner Wahl zum schwedischen Thronfolger geführt hatte. Später erhielten sie von ihrem Onkel Adolph, dem Großherzog von Luxemburg, den Titel Graf von Wisborg, den auch ihre Nachkommen bis heute tragen. Er spielt auf die Burgruine Visborg und damit auf die Insel Gotland an, da der erste von ihnen, Prinz Oscar (1859–1953), vor seinem Ausscheiden aus dem Königshaus Herzog von Gotland gewesen war. Ein weiterer, Lennart (1909–2004), zog auf die Insel Mainau im Bodensee, die er von seiner Großmutter, Königin Viktoria, einer gebürtigen badischen Prinzessin, geerbt hatte, sodass ein Familienzweig der Grafen Bernadotte von Wisborg heute in Deutschland lebt.

2019 entzog Carl XVI. Gustaf denjenigen Enkeln, die von seinen beiden jüngeren Kindern abstammen, die Anrede Königliche Hoheit, nicht aber den Titel Prinz bzw. Prinzessin. Die Kinder von Prinz Carl Philip und Prinzessin Madeleine sind dadurch künftig nicht mehr Angehörige des Königshauses, sondern nur noch der königlichen Familie. Ihr eventueller Thronfolgeanspruch bleibt aber bestehen und sie dürfen auch die ihnen bereits verliehenen Herzogstitel weiter führen. Von den betroffenen Königsenkeln wird jedoch nicht mehr erwartet, dass sie dereinst in Vertretung des Königs öffentliche Aufgaben wahrnehmen, und sie können als Privatpersonen eine frei gewählte wirtschaftliche Tätigkeit betreiben oder eine Anstellung annehmen.[1] Die Eltern, Carl Philip und Madeleine, unterstützten den Beschluss, der ihren Kindern Wahlfreiheit in der Lebensgestaltung einräumt.[2] Eine vergleichbare Regelung war bereits zuvor im niederländischen Königshaus eingeführt worden; das dänische Königshaus zog 2022 mit einer radikaleren Lösung (Entzug des Titels „Prinz/Prinzessin“) nach.

Persönlichkeiten

Stammliste

Liste der Könige von Schweden und Norwegen aus dem Hause Bernadotte

Bei Unterschieden: Erst der schwedische, dann der norwegische Königsname

Liste der Könige von Schweden aus dem Hause Bernadotte

Weitere Persönlichkeiten aus dem schwedischen Königshaus

Familiäre Verbindungen mit den Königshäusern Skandinaviens und Großbritanniens

Grafen Bernadotte von Wisborg

Luxemburgisches Wappen der vier Prinzen Bernadotte (Oscar, Sigvard, Carl Johan und Lennart), die auch die ersten Grafen von Wisborg waren
  • Oskar Karl August Bernadotte (1859–1953), vormals Herzog von Gotland, Sohn Oskars II., ab 1892 Graf von Wisborg
    • Folke Bernadotte (1895–1948), Graf von Wisborg, Sohn von Oskar Karl August, Präsident des Schwedischen Roten Kreuzes, Vermittler der Vereinten Nationen in Palästina
  • Sigvard Bernadotte (1907–2002), Graf von Wisborg, vormals Herzog von Uppland, Sohn Gustav VI. Adolfs, Designer, verheiratet mit Marianne (* 1924), Schauspielerin
  • Carl Johan Bernadotte (1916–2012), Graf von Wisborg, vormals Herzog von Dalarna, Sohn Gustav VI. Adolfs, verheiratet mit Gunnila (1923–2016)
  • Lennart Bernadotte (1909–2004), Graf von Wisborg, vormals Herzog von Småland, Enkel Gustavs V., Begründer der Blumeninsel Mainau im Bodensee, verheiratet mit Sonja (1944–2008)

Siehe auch

Weblinks

Commons: Bernadotte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Förändringar inom Kungl. Huset. In: kungahuset.se. 7. Oktober 2019, abgerufen am 22. September 2023.
  2. Expressen: Kungens beslut: Barnen utesluts från kungahuset, 7. Oktober 2019

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House of Bernadotte Shield.
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Karl XIV Johan, king of Sweden and Norway (1763-1844)
, as crown prince, entering Leipzig 1813.
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d'azur au pont à trois arches d'argent, sur une rivière de même, ombrée d'azur, et supportant deux tours du second ; au chef des Princes souverains d'Empire brochant.
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Arms of Prince/Princess Bernadotte in the nobility of Luxemborg as per decree of 2 July 1951 by the Grand Duchess and her government issued for Sigvard Prince Bernadotte, Carl Johan Prince Bernadotte and Lennart Prince Bernadotte and their wives (quote):

Nous admettons dans la Noblesse du Grand-Duché de Luxembourg Notre dit cher cousin Sigvard Oscar Frederik Prince Bernadotte et Son épouse, Notre dit cher cousin Carl Johan Arthur Prince Bernadotte et Son épouse, Notre dit cher cousin Gustaf Lennart Nicolaus Paul Prince Bernadotte et Son épouse, ainsi que leurs descendants des deux sexes, nés et à naître de mariage légitime, et Nous Leur conférons en outre le titre de Comte et Comtesse de Wisborg, pour être porté par Eux et par tous Leurs descendants légitimes, en tous lieux et en tous actes.

Et afin que les dits Princes et Princesses Bernadotte et Leurs descendants jouissent sans trouble de la qualité de Nobles de Notre Grand-Duché de Luxembourg et de titre de Comte et Comtesse de Wisborg que Nous Leur avons conféré, et usent des armoiries telles qu’elles sont décrites et figurées au prédit arrêté du 2 avril 1892: Tiercé au pair le patté d’or renversé; à dextre, tiercé en bande d’azur, d’argent et de gueules en gerbillon d’or lié et enrubanné de même; à senestre, d’azur au pont de trois arches d’argent, supportant deux tours et mouvant d’une rivière de même, surmonté d’une aigle de sable empiétant un foudre d’or en fasce et accompagnée en chef de sept étoiles de même, figurant la constellation de la grande ourse; en pointe, d’azur, à l’agneau pascal passant d’argent; l’écu surmonté de la couronne ducale telle qu’elle est portée actuellement par les Princes et les Princesses Bernadotte, laquelle pour Leurs descendants sera remplacée par une couronne de Comte.

Nous prions tous les Princes Souverains et mandons et ordonnons aux Cours et Tribunaux, aux autorités et aux fonctionnaires et officiers publics de Notre Grand-Duché, tant pour le présent que pour l’avenir, de reconnaître les dits Princes et Princesses Bernadotte ainsi que Leurs descendants légitimes comme appartenant à la noblesse du Grand-Duché de Luxembourg et de Leur attribuer les titres et qualifications qui Leur appartiennent en vertu de présents.
Deutschordenschloss Mainau 2010.jpg
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Das Deutschordenschloss, erbaut 1739 bis 1746 nach den Entwürfen von Johann Caspar Bagnato auf der Insel Mainau. Heute Wohnsitz der gräflichen Familie Bernadotte.