Bahnstrecke Bakov nad Jizerou–Ebersbach

Bakov nad Jizerou–Ebersbach (Sachs)[1]
Streckennummer (DB):6586 (Staatsgrenze–Ebersbach);
sä. RE (Rumburk–Ebersbach)
Kursbuchstrecke (SŽDC):080, 081, 088
Streckenlänge:98,494 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit:100 km/h
von Praha hl. n. (vorm. BNB)
0,000Bakov nad Jizerou
nach Turnov (vorm. BNB)
2,100Malá Bělá
Rečkovská lesní dráha (Waldbahn Rečkov)
6,714hr. Papírny
~6,9Bělá pod Bezdězem zastávka
9,792Bělá pod Bezdězem
~13,7Bělá pod Bezdězem město
15,507Protektoratsgrenze (1938–1945)
18,610Bezděz früher Schloßbösig
23,415Okna früher Woken b. Hirschberg
29,283Doksy früher Hirschberg am See
~31,2Staré Splavy früher Thammühl
35,082Jestřebí u České Lípy früher Habstein
38,118Srní u České Lípy früher Rehdörfel
nach výh. Žizníkov (–Liberec)
Liberec–Řetenice
von Řetenice–Lovosice (vorm. ATE)
44,867Česká Lípa früher Böhmisch Leipa
nach Liberec (vorm. ATE)
nach Benešov nad Ploučnicí (vorm. BNB)
47,000Česká Lípa střelnice früher Böhmisch Leipa Stadtpark
nach Kamenický Šenov (vorm. LB Böhm. Leipa–Steinschönau)
53,384Skalice u České Lípy früher Langenau
57,089Nový Bor früher Haida
von Jablonné v Podještědí (vorm. BNB)
62,20Svor früher Röhrsdorf
Scheitelpunkt559 m
~68,6Nová Huť v Lužických horách
früher Jedlová zastávka/Nová Huť-Světlá/Neuhütte-Lichtenwald
von Děčín hl.n. (vorm. BNB)
70,802Jedlová früher Tannenberg
70,406Chřibská früher Kleinsemmering
80,087Rybniště früher Teichstatt
nach Varnsdorf (vorm. BNB)
~83,0Krásná Lípa město früher Schönlinde Hst
84,890Krásná Lípa früher Schönlinde
nach Panský (vorm. Nordböhmische Industriebahn)
von Mikulášovice (vorm. Nordböhmische Industriebahn)
von Sebnitz (Sachs) (vorm. BNB)
90,912Rumburk früher Rumburg
93,43Rumburk zastávka früher Rumburg Hp
96,58Jiříkov-Filipov früher Georgswalde-Philippsdorf
97,690Staatsgrenze Tschechien–Deutschland
von Oberoderwitz
97,855Jiříkov früher Georgswalde
98,494Ebersbach (Sachs) früher Georgswalde-Ebersbach361 m
nach Wilthen
nach Löbau

Die Bahnstrecke Bakov nad Jizerou–Ebersbach ist eine eingleisige Hauptbahn in Tschechien und Sachsen, die ursprünglich von der k.k. priv. Böhmischen Nordbahn-Gesellschaft (BNB) errichtet und betrieben wurde. Sie verläuft von Bakov nad Jizerou über Česká Lípa (Böhmisch Leipa) und Rumburk (Rumburg) nach Ebersbach/Sa. Über eine kurze Verbindungsbahn ist der direkt an der Staatsgrenze liegende Bahnhof Jiříkov (Georgswalde) angebunden.

Geschichte

Vorgeschichte und Bau

Eilzug bei der Anfahrt in Svor mit dem Klíč im Hintergrund (2008)

Der Abschnitt von Bakov nach Böhmisch Leipa (heute: Česká Lípa) entstand schon kurz nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 als erste Eisenbahnstrecke der Böhmischen Nordbahn-Gesellschaft überhaupt. Am 14. November 1867 wurde die Strecke eröffnet. Zügig wurde der weitere Streckenausbau Richtung Norden fortgesetzt, so dass schon am 16. Januar 1869 der Zugverkehr bis Rumburg (heute: Rumburk) eröffnet werden konnte.

Schon vor 1869 gab es Überlegungen, die Strecke Richtung Bautzen und Spremberg entlang der Spree fortzusetzen, um so die kürzeste Linie zwischen Berlin und Wien herzustellen. Sachsen lehnte hingegen eine solche Streckenführung ab, die in direkter Konkurrenz zur eigenen Bahnlinie im Elbtal gestanden hätte. Am 29. September 1869 wurde ein Vertrag zwischen Österreich und Sachsen abgeschlossen, der zumindest den Bau einer Eisenbahnstrecke von Rumburg über Georgswalde-Ebersbach nach Löbau vorsah. Die österreichische Staatsregierung genehmigte der Böhmischem Nordbahn am 17. Juli 1871 den Bau dieser Strecke. Wenig später begannen die Bauarbeiten, die zwei Jahre später abgeschlossen waren.

Am 1. November 1873 wurde die neue Strecke bis zum Grenzbahnhof Ebersbach in Sachsen eröffnet, ein Weiterbau auf sächsischem Gebiet war der BNB nicht gestattet worden. Der Anschluss an das Streckennetz der Kgl. Sächs. Staatseisenbahnen wurde über die gleichzeitig eröffnete sächsische Bahnstrecke Ebersbach–Löbau hergestellt.

Betrieb

Nach der Verstaatlichung der Böhmische Nordbahn-Gesellschaft ging die Strecke 1908 an die k.k. österreichischen Staatsbahnen über. Nach 1918 gelangte die Bahn zur neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen ČSD.

Mitte der 1920er Jahre erreichte auch das grenzüberschreitende Güterverkehrsvolumen einen neuen Höhepunkt. Ab 1927 bezogen die Vereinigten Aluminium-Werke Berlin für ihr Tonerde- und Aluminiumwerk Schwarzkollm jährlich 100.000 Tonnen Bauxit aus Ungarn. Jeweils von April bis Oktober verkehrten nun täglich 1200-Tonnen-Ganzzüge über die langen Steigungsstrecken des Lausitzer Gebirges. Diese Verkehre endeten erst im Jahr 1990 mit der Stilllegung des Werkes. In dieser Situation kam vor allem der Grenzbahnhof Ebersbach an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Die Deutsche Reichsbahn beantwortete das Problem mit einer umfassenden Erweiterung des Grenzbahnhofes in den Jahren 1925 bis 1933. Die ČSD errichteten in Georgswalde unmittelbar an der Grenze auf tschechoslowakischem Staatsgebiet einen eigenen Bahnhof Georgswalde, der ab 15. Mai 1933 vor allem den umfangreichen Binnengüterverkehr aufnahm. Dort begannen fortan aber auch die Fernpersonenzüge nach Prag und Nymburk, während der sächsische Bahnhof Ebersbach nur noch im kleinen Grenzverkehr in der Relation Rumburg–Ebersbach mit Motorzügen angefahren wurde.[2]

Während dieser Zeit begann auch ein Aufschwung an Ferienreisen. So gab es in der Zeit von 1925 bis 1938 durchgehende Verbindungen mit Kurswagen von Georgswalde-Ebersbach über Rumburg nach Prag und Wien. Ungefähr zehn Stunden betrug die Fahrzeit von Rumburg bis in die österreichische Hauptstadt. Genutzt wurden diese Züge vor allem von Geschäftsreisenden und Bildungsbürgern, aber auch von Alpentouristen. Menschen, die weit weniger Geld für Reisen zur Verfügung hatten, fuhren in die beliebten „Sommerfrischen“ des böhmischen Lausitzer Gebirges.

Mit der Verschärfung der Sudetenkrise kam der Eisenbahnverkehr nördlich von Böhmisch Leipa am 22. September 1938 zum Erliegen. Die ČSD fuhr mit Räumzügen ihr Personal und sämtliches mobiles Eigentum ins Landesinnere ab. Die tschechoslowakische Armee zerstörte bei ihrem Rückzug hinter die Schöberlinie ab 24. September neben anderer Infrastruktur auch drei Kilometer Streckengleis zwischen den Bahnhöfen Schönlinde und dem Bahnkilometer 87,7 mit einem Schienenwolf.

Mit dem Münchner Abkommen und dem daraus folgenden Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland kam die Strecke ab dem Streckenkilometer 15,507 bei Bösig (Bezděz) bis Ebersbach zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Nach der Besetzung des Gebietes durch die Wehrmacht am 2. und 3. Oktober 1938 wurde umgehend die Reparatur des zerstörten Abschnittes eingeleitet, die von Arbeitern der Bahnmeisterei Zittau ausgeführt wurde. Für eine Übergangszeit musste der Verkehr zum Teil mit Lastkraftwagen und Bussen bewältigt werden, erst nach Rückgabe der durch die ČSD abgefahrenen Eisenbahnfahrzeuge Ende 1938 normalisierte sich der Eisenbahnbetrieb wieder.[3]

Im Reichskursbuch war die Strecke fortan als Kursbuchstrecke 136a Ebersbach (Sachs)–Böhm Leipa–Bösig–Bakow (Bakov n J) enthalten. Grenzbahnhof mit Paß- und Zollkontrolle war der Bahnhof Bösig, wo nun in die Züge der ČSD bzw. später (ab 1939) in die des Rechtsnachfolgers Protektoratsbahnen Böhmen und Mähren (ČMD-BMB) umgestiegen werden musste. Im Sommerfahrplan 1939 beließ die Reichsbahndirektion Dresden im Wesentlichen die von den ČSD übernommene Fahrplanstruktur, ohne die früheren Durchläufe nach Prag und Nymburk. So verkehrten weiterhin die meisten Züge zwischen Ebersbach und Rumburg als Triebwagen, wo in die lokomotivbespannten Züge nach Böhmisch Leipa umgestiegen werden musste. Einzige wesentliche Neuerung war ein Eilzugpaar von Löbau nach Böhmisch Leipa.[4]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 kam die Strecke wieder zu den ČSD.

Reisezug in Jedlová (1974)

Grenzüberschreitender Verkehr nach Ebersbach fand nach 1945 vorerst nicht mehr statt. Die Züge der ČSD verkehrten nun ausnahmslos von und nach Jiříkov, ohne deutsches Gebiet zu berühren. Erst ab 30. September 1952 verkehrten wieder Güterzüge über die Staatsgrenze. Am 21. August 1968 kam der grenzüberschreitende Bahnverkehr infolge der Invasion der Armeen der Warschauer Vertragsorganisation zum Erliegen. Ab Sommer 1970 konnte man wieder privat in die ČSSR reisen und ab 1971 wurde der regelmäßige Bahnverkehr zwischen der DDR und der Tschechoslowakei wieder aufgenommen.[5]

Um 1980 transportierte man noch 75 % des Güterverkehrs mit der Eisenbahn. Die Eisenbahngrenzübergänge Bad Schandau/Děčín, Ebersbach/Rumburk und Zittau/Hrádek teilten sich die Transportaufgaben zwischen Nord- und Südeuropa. Über Ebersbach/Rumburk wurden wegen der Steigungen im Lausitzer Gebirge nur leichtere Güter transportiert (u. a. LKW W50 mit zugehörigen Anhängern, PKW Škoda, Traktoren, Landmaschinen, Militärtechnik). Ab 1988 zeichnete sich jedoch ein Rückgang der Transporte zugunsten der LKW-Fahrten ab.

Ab dem 1. Juli 1991 wurde auch der grenzüberschreitende Reisezugverkehr nach Ebersbach mit anfangs drei Zugpaaren wieder aufgenommen.

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC).

Am 10. Dezember 2006 wurde der werktägliche Reisezugverkehr zwischen Rumburk und Jiříkov eingestellt. Der grenzüberschreitende Reiseverkehr nach Ebersbach wurde noch bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 an den Wochenenden aufrechterhalten. Die fünf Zugpaare zwischen Rumburk und Ebersbach verkehrten am 11. Dezember 2010 zum letzten Mal. Seitdem gibt es auf diesem Streckenabschnitt keinen planmäßigen Verkehr mehr. Der Reiseverkehr auf diesem Abschnitt ging auf eine neu eingerichtete Linienbusverbindung über.

Anlässlich des Tages der Sachsen 2017 in Löbau gab es vom 1. bis 3. September 2017 wieder regulären Personenverkehr zwischen Rumburk und Ebersbach. Neben einer historischen Zuggarnitur der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde (OSEF) verkehrten auch Triebwagen der Länderbahn Trilex.

Im Zusammenhang mit der Wiederinbetriebnahme des Eisenbahngrenzüberganges Dolní Poustevna–Sebnitz (Bahnstrecke Rumburk–Sebnitz) im Jahr 2014 gab es Überlegungen zur Wiederaufnahme des Reiseverkehrs zwischen Rumburk und Ebersbach.[6] Am 17. August 2021 gab Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig bekannt, dass die anschließende Verbindung Ebersbach–Löbau eine von fünf Strecken in Sachsen ist, die das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr für eine Reaktivierung für den Schienenpersonennahverkehr untersuchen wolle. Gerechnet wird mit einer Durchbindung der Linie U28 Děčín–Bad Schandau–Rumburk über Ebersbach nach Löbau.[7][8]

Triebwagenzug in Jestřebí u České Lípy (2006)

Literatur

  • Helga Kuhne: Eisenbahndirektion Dresden 1869-1993. Neddermeyer, Berlin 2009, ISBN 978-3-941712-05-8.
  • Erich Preuß, Reiner Preuß: Sächsische Staatseisenbahnen. transpress Verlagsgesellschaft, Berlin 1991, ISBN 3-344-70700-0.

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Bakov nad Jizerou–Ebersbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky. 2006–2007. Hrsg.: Verlag Pavel Malkus. 2. Auflage. Pavel Malkus, Praha 2006, ISBN 80-87047-00-1 (tschechisch).
  2. Hans von Polenz: Das Lokomotiv-Maschinenhaus in Löbau und der südlausitzer Eisenbahnbetrieb. Eigenverlag Ostsächsischen Eisenbahnfreunde e. V., Löbau 2009; S. 107, 138–140.
  3. Hans von Polenz: Das Lokomotiv-Maschinenhaus in Löbau und der südlausitzer Eisenbahnbetrieb. Eigenverlag Ostsächsischen Eisenbahnfreunde e. V., Löbau 2009; S. 142ff.
  4. Fahrplan 1939 der Deutschen Reichsbahn
  5. Hans von Polenz: Die Eisenbahn von der Spree nach Böhmen. Herausgegeben von den Ostsächsischen Eisenbahnfreunden e.V. in Löbau 2002
  6. „Obnovení několika železničních tratí v dohlednu“ auf www.zelpage.cz
  7. „Sechs stillgelegte Bahnstrecken in Sachsen vielleicht bald wiederbelebt“ auf mdr.de
  8. Streckenaktivierungen im Freistaat Sachsen Basisgutachten, Anlage 2 – Streckenportraits

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Eilzug bei der Anfahrt in Svor mit dem Klíč im Hintergrund (2014)
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477.012 mit Personenzug 1974 in Jedlová
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Triebwagen der ČD Baureihe 810 im Bahnhof Jestřebí, Tschechien