Allianz Deutschland

Allianz Deutschland

RechtsformAktiengesellschaft
Gründung2006
SitzMünchen, Deutschland Deutschland
LeitungKlaus-Peter Röhler (Vorstandsvorsitzender)
Bettina Corves-Wunderer (Aufsichtsratsvorsitzende)
BrancheVersicherungen, Investitionsmanagement
Websitewww.allianz.de

Die Allianz Deutschland AG, oftmals als ADAG abgekürzt, ist die nationale Obergesellschaft der Allianz-Gruppe für das in Deutschland betriebene Versicherungsgeschäft sowie die zugehörigen Servicegesellschaften. Die Allianz gehört in Deutschland zu den führenden Versicherungsgesellschaften und ist dabei in einigen Geschäftszweigen Marktführer. Weite Teile des deutschen Direktversicherungsgeschäfts der Allianz-Gruppe werden allerdings abseits der ADAG in der Allianz Direct Versicherung vertrieben und verwaltet.

Geschichte

Die Geschichte der Allianz in Deutschland geht bis zur Gründung der aktuell als Allianz SE firmierenden Muttergesellschaft der gesamten Gruppe im Jahr 1890 zurück, zudem haben einige zur Allianz Deutschland gehörende Unternehmen im Laufe der Zeit andere Versicherungsgesellschaften übernommen, die teilweise noch älter sind. Zunächst war die Sachversicherungsgesellschaft selbst Muttergesellschaft, in den 1980er Jahren wurde eine Holding-Gesellschaft gegründet. Aus dieser Aktiengesellschaft ist die Allianz SE entstanden, die deutschen Tochtergesellschaften waren hier zunächst direkte Tochtergesellschaften.

2005 beschloss die Allianz unter Gruppenvorstand Michael Diekmann die Gründung der Allianz Deutschland als neuer Zwischenholding unter Leitung von Gerhard Rupprecht, verbunden mit einem Kostensparprogramm und der Neustrukturierung des Vertriebs.[1][2] Hierzu wurde die AZ-Argos 19 AG gegründet, die im November des Jahres in Allianz Deutschland umfirmierte und von der Holding insbesondere die direkt und indirekt gehaltenen Anteile der Allianz Versicherung und der Allianz Private Krankenversicherung zu jeweils 94,9 % sowie über 90 % der teilweise von Privatanlegern gehaltenen Allianz Lebensversicherung übernahm. Neben Diekmann zogen aus dem Gruppenvorstand Helmut Perlet und Paul Achleitner in den Aufsichtsrat der neuen Holding ein. In der Folge der Ankündigung der Umstrukturierung kam es zu Protestaktionen der Mitarbeiter insbesondere an der großen Standorten unterstützt von ver.di, etwa in Stuttgart mit dem seinerzeitigen Bezirks-Geschäftsführer Bernd Riexinger.[3]

Im Februar 2006 konkretisierte Rupprecht die Auswirkung des Einsparprogramms auf Deutschland, zudem wurde die Aufnahme der operativen Tätigkeit der in München sitzenden neuen Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG für März des Jahres angekündigt.[4] Zwei Monate später wurde eine Übereinkunft mit den Arbeitnehmervertretern getroffen und die Rahmenbedingungen für Sozialpläne vereinbart.[5] Dabei wurde die Anzahl der Verwaltungsstandorte von 21 auf zehn reduziert und im Gegenzug Berlin, München, Hamburg und Stuttgart als regionale Hauptstandorte aufgewertet. Zeitgleich versuchte die ADAG, die bereits über 91 % der Anteile an der Allianz Lebensversicherung hielt, den Marktführer im Bereich Lebensversicherung komplett zu übernehmen, scheiterte jedoch bis Anfang 2007 mit einem entsprechenden Angebot und konnte nur auf knapp über 92 % aufstocken.[6] Über einen Handel mit einer Vermögensbeteiligungsgesellschaft kam sie jedoch bis Jahresende doch noch über einen Anteil von 95 %, der in der Folge einen Squeeze-Out ermöglichte.[7] Nach gerichtlichen Anfechtungen wurde die Komplettübernahme 2009 endgültig vollzogen.

2010 beerbte Markus Rieß Rupprecht an der Spitze der Holding-Gesellschaft. Dieser initiierte im folgenden Jahr ein erneutes Sparprogramm für den Sachversicherungsbereich[8], verkündete aber danach für 2014 Rekordergebnisse.[9] In der Folge galt er als Kandidat für die Nachfolger von Diekmann als Vorsitzender der Allianz SE, im Mai 2015 übernahm Oliver Bäte jedoch den Posten und Rieß wechselte an die Spitze der Ergo Group. Neuer Allianz-Deutschland-Chef wurde Manfred Knof, der zwischen 2012 und 2014 bereits dem Vorstand der ADAG angehört hatte und anschließend das Mittel- und Osteuropageschäft der Gruppe verantwortet hatte. Zwar trug die deutsche Gesellschaft 2016 einen Viertel des Gesamtprofits der Gruppe bei, dennoch gab es laufende Spannungen zwischen Knof und Bäte. Daraufhin verabschiedete sich Knof im September 2017.[10] Ihm folgte Klaus-Peter Röhler als Vorstandsvorsitzender, der ab 2020 zusätzlich in den Gruppenvorstand aufrückte.

Im Frühjahr 2021 kündigte die Allianz eine Umstrukturierung des Deutschlandgeschäfts an. Dabei wurden die einzelnen Versicherungsgesellschaften wieder aufgewertet, in dem die Zentralfunktionen aus der ADAG in die Risikoträger zurückverlagert werden und die Allianz Deutschland sollte zukünftig eine reine Finanzholding ohne Mitarbeiter sein.[11] Hierzu wurde eine neue Matrixstruktur entwickelt, in der der Vertrieb wieder in die Sparten integriert wurde.[12]

Kritik

Verweigerung von Leistungen

Am 4. September 2012 zeigte das ARD-Magazin Panorama eine Dokumentation, in der kritisiert wurde, dass die Allianz in Deutschland durch Berufungsverfahren die Abwicklung von Versicherungsfällen verzögern würde.[13]

Die Allianz ist eine der zahlreichen Versicherungen, die bei coronabedingten Betriebsschließungen in der Gastronomie Leistungen aus einer abgeschlossenen Betriebsschließungsversicherung (BSV) unter Berufung auf ihre Versicherungsbedingungen verweigern. Bevor nach Erhebung einer der schätzungsweise mehr als 1000 Klagen Urteile ergehen, ist die Allianz fallweise bereit, sich vergleichsweise zu einigen und damit so lange wie möglich eine höchstrichterliche Entscheidung vom BGH hinauszuzögern.[14][15] Das Münchner Landgericht hatte die Versicherungsbedingungen der Allianz schon mehrfach als intransparent kritisiert und den klagenden Wirten daher gute Erfolgschancen in Aussicht gestellt.[16] Dieses Risiko schließt die Allianz für alle Branchen durch neue Versicherungsbedingungen aus. Bestehende Verträge kündigt der Versicherer fristgerecht zum Ende der jeweiligen Laufzeit, wenn die Kunden die Zustimmung verweigern.[17]

Falsche Berechnung des Rückkaufswerts bei Lebensversicherungspolicen

Vor dem Oberlandesgericht Stuttgart hat die Verbraucherzentrale Hamburg gegen eine Klausel zur Berechnung des Rückkaufswerts von Lebensversicherungsverträgen, zur Beitragsfreistellung und zum Stornoabzug der Allianz Lebensversicherungs-AG geklagt.[18] Das OLG urteilte am 18. August 2011 und erklärte die entsprechende Klausel für unwirksam.[19] Nachdem das OLG eine Revision nicht zugelassen hatte, legte die Allianz vorerst Beschwerde hinsichtlich der Nichtzulassung beim Bundesgerichtshof ein. Die Beschwerde wurde am 8. Januar 2013 zurückgezogen, womit das Urteil rechtskräftig wurde. Betroffenen Allianzkunden stand laut Schätzungen der Verbraucherzentrale eine Entschädigung von durchschnittlich 500 Euro zu. Die Allianz ging von Entschädigungszahlungen von bis zu 117 Millionen Euro aus.

Altersvorsorgemodell ohne Garantiezins

Am 5. Juli 2013 hat die Allianz Lebensversicherung eine neue Versicherung ohne Garantiezins eingeführt. Nach eigenen Angaben bietet das Vorsorgekonzept Perspektive „Sicherheit mit Chance auf eine attraktive Überschussbeteiligung“.[20] Der Bund der Versicherten (BdV) kritisiert jedoch, dass Kunden bei vorzeitiger Kündigung hohe Verluste drohen. Tobias Weissflog, der Vorstandsvorsitzende des BdV, bemängelt vor allem die hohen Kosten für die Kunden.[21] Auch andere Verbraucherinstitutionen wie die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg stehen dem neuartigen Konzept skeptisch gegenüber.[22]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. manager-magazin.de: „Sparpaket: Allianz streicht 7500 Stellen“ (abgerufen am 10. Jänner 2023)
  2. VDI nachrichten: „„Dinge einfacher machen“ – Allianz: Sach-, Lebens- und Krankenversicherungen bald unter einem Hut“ (23. September 2005, S. 26)
  3. Wiesbadener Tagblatt: „Allianz-Mitarbeiter kämpfen für Erhalt ihrer Jobs – 1 800 Beschäftigte bei Protestaktionen in Hamburg und Stuttgart / Gewerkschaft Verdi befürchtet Schließungen“ (23. September 2005)
  4. Börsen-Zeitung: „Allianz beziffert Kosteneinsparungen – Umbau in Deutschland soll 600 Mill. Euro jährlich zum Gewinn beisteuern“ (4. Februar 2006, S. 3)
  5. Frankfurter Rundschau: „Allianz – Kündigungsschutz bis mindestens Ende 2007“ (29. April 2006, S. 13)
  6. Börsen-Zeitung: „Allianz verfehlt Quote – Beteiligung an Leben-Tochter nun bei 92,6 Prozent“ (3. April 2007, S. 3)
  7. Versicherungsjournal.de: „Allianz setzt sich doch noch gegen Aktionäre durch“ (Ausgabe vom 21. Jänner 2008)
  8. Neue Württembergische Zeitung: „Allianz schwenkt auf Sparkurs ein“ (1. Dezember 2011, S. 11)
  9. Handelsblatt: „BILANZ 2014 – Rekord bei Allianz Deutschland“ (6. März 2015, S. 35)
  10. wiwo.de: „Ein bemerkenswerter Rücktritt“ (abgerufen am 10. Jänner 2023)
  11. Handelsblatt: „Allianz zerschlägt die deutsche Tochter“ (16. März 2021, S. 30)
  12. Handelsblatt: „Die Umbaupläne der Allianz“ (9. August 2021 S. 30)
  13. Panorama-Sendung vom 4. September 2012
  14. Klagewelle gegen Versicherungen. In: tagesschau.de. 22. Oktober 2020, abgerufen am 2. April 2021.
  15. Streit um Betriebsschließung: Allianz vermeidet Niederlage vor Gericht. In: handelsblatt.com. 21. Januar 2021, abgerufen am 31. März 2020.
  16. Betriebsschließungsversicherung: Allianz und Münchner Restaurant einigen sich. In: beck-aktuell. 21. Januar 2021, abgerufen am 2. April 2021.
  17. Betriebsschließung: Allianz will bestehende Verträge auf neue Bedingungen umstellen. In: versicherungsbote.de. 2. November 2020, abgerufen am 31. März 2020.
  18. Verbraucherzentrale Hamburg (Memento vom 9. Januar 2013 im Internet Archive)
  19. AZ: 2 U 138/10 openjur.de
  20. Vorsorgekonzept Perspektive der Allianz, zuletzt abgerufen am 12. Juli 2013.
  21. Pressemitteilungen - Bund der Versicherten. Abgerufen am 14. Februar 2019.
  22. Lebensversicherung ohne Garantiezins: Warum die Produkte für Verbraucher ungeeignet sind, zuletzt abgerufen am 12. Juli 2013.

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