Agraffe (Ornament)

Agraffe an einem Segmentbogentor, erbaut 1885 (Göttingen, Bürgerstraße 38, Turnhalle)

Agraffe (vom französisch agrafe) bezeichnet in der Architektur den ornamental besonders hervorgrhobenen Schlussstein in einem Bogen.

Beschreibung und Verwendung

Agraffen als Bogen-Schlusssteine sind oft größer sowie auffälliger gestaltet als die übrigen Keilsteine und bilden im engeren Sinne eine Überleitung und gestalterisch ‚tragende‘ Verbindung des Bogens zum darüberlaufenden Fassadengesims.[1] Im weiteren Sinne wird der Begriff Agraffe in der Architektur für alle besonders verzierten Schlusssteine verwendet.

Die klassische Agraffe zeigt eine konsolartige Volute, es gibt jedoch auch Medaillons oder Reliefs mit figürlichem Schmuck. Gerne sind auch Familienwappen oder Jahreszahlen eingearbeitet worden. Agraffen waren in der Renaissance und Barockzeit sehr beliebt und zeigten dann plastisch herausgearbeitete Reliefs und Figuren. Auch im Interieur findet man Agraffen z. B. an Bilderrahmen, Spiegeln oder Kamineinfassungen.[2]

Historische Beschreibungen

In J. G. Krünitz’ Oeconomischer Encyclopädie von 1782 liest man: „Agrafe, Agraffe, heißt bey den Bildhauern ein Zierath an dem Schlusse eines Bogens, eines Fensterrahmens, einer Thüre, eines Spiegels, eines Bilderrahmens, u. d. gl.“[3]

Nach Otto Luegers Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften von 1904 handelt es sich um eine „sich in Hakenform um die Bogenglieder schlingende Schlußsteinverzierung der Spätrenaissance in Form eines Medaillons, Schildes u. s. w.“[4]

Weblinks

Commons: Agraffe (Ornament) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 16. Februar 2024), S. 8.
  2. Sehen und erkennen – Was ist eine Agraffe? in: Monumente, Juni 2018, S. 41.
  3. Agrafe. In: Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft. Bd. 1: Aa–Am. 2. Auflage. Pauli, Berlin 1782, S. 451 (auf Krünitz Online).
  4. Agraffe. In: Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. 2., vollständig neu bearbeitete Auflage. Bd. 1: A–Biegung. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart/Leipzig 1904, S. 105.

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Etruskische Zahlen: CIↃ IↃ C C X X X I I.

"CIↃ" steht für Römisch "M" und "IↃ" steht für "D", somit "MDCCXXXII" oder in Indischer Zahlschrift "1732".

Zu finden an der Waalse kerk in Maastricht
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The Little Falls City Hall is a historic city hall in Little Falls, Herkimer County, New York. Completed in 1918, the building represents a fine example of Classical Revival architecture, featuring ornate sculptural details reflecting the history of the region. The frieze of the rooftop ornamental lantern includes Native American figureheads and pine cone cornucopia, while the central pediment is adorned with figural keystone depicting a Native American chief in ceremonial headdress.
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Gebäude der Banco de España an der Plaza de Cibeles in Madrid (Spanien), Agraffe