75. Infanterie-Division (Wehrmacht)

75. Infanterie-Division

75. Infanterie Division.png
Aktiv26. August 1939 bis Frühjahr 1945
StaatDeutsches Reich NS Deutsches Reich
StreitkräfteWehrmacht
TeilstreitkraftHeer
TruppengattungInfanterie
TypInfanterie-Division
GliederungGliederung
Stärke15.000 Soll
AufstellungsortSchwerin
Kommandeure
Liste derKommandeure

Die 75. Infanterie-Division war von 1939 bis 1945 ein militärischer Großverband der Wehrmacht.

Divisionsgeschichte

Die 75. Infanterie-Division (ID) wurde am 26. August 1939 als Division der 2. Aufstellungswelle durch die 12. Infanterie-Division im Wehrkreis II (Stettin) aufgestellt. Mannschaften und Offiziere der Infanterie Regimenter 27, 48 und 89 wurden zusammen mit Männern der Reserve I zur Aufstellung der neuen Infanterie Regimenter 172 (Neustrelitz), 202 (Rostock) und 222 (Schwerin) herangezogen. Das Artillerie Regiment 12 stelle Personal für das neue Artillerie Regiment 175 (Ludwigslust) ab. Weitere Divisionseinheiten für die neue Division entstanden mit der Nummer 175 in den Städten zwischen Schwerin und Stettin. Bei Beginn des Krieges war die Division der 1. Armee unterstellt, sie wurde ab Oktober 1939 zur Sicherung der Westwallbefestigungen nördlich von Saarbrücken zwischen Sankt Ingbert und Tholey stationiert. Später im Großraum Saarbrücken stationiert, ging die Division als Teil des XII. AK beim Angriff der 1. Armee auf die Maginot-Linie, der "Operation Tiger" ab dem 14. Juni 1940 links von der 268. Infanterie Division des Korps gegen die Bunker der Verteidigungsanlage vor. Da bereits ein französischer Rückzugsbefehl erteilt war, zogen sich die französischen Truppen aus den Festungswerken bei Beginn der Dunkelheit etwa 40 km weit zurück, nachdem die deutschen Truppen beim Angriff schwere Verluste erlitten hatten.[1] Nach dem Durchbruch stieß die Division in den Raum südlich Baccarat und nordostwärts Epinal vor. Im Juli 1940 nach der französischen Kapitulation erfolgte die Verlegung nach Polen. Dort blieb der Verband als Besatzungstruppe und wurde 1941 für die kommende Angriffsoperation gegen die Sowjetunion der 6. Armee unterstellt. Am 22. Juni stand die Division westlich Sokal und ging dort über den Bug. Der Vorstoß durch die Ukraine führte über Dubno an den Teterew. Dann weiter in den Raum Kiew, wo der Verband an der Schlacht um Kiew (1941) beteiligt war. Von dort ging es weiter ostwärts in das Gebiet südlich von Belgorod. Über den Winter wurde in diesem Raum ein Stellungskrieg geführt, der bis zum Sommer 1942 andauerte.[2]
Während der Sommeroffensive der Heeresgruppe Süd griff die 75. ID aus dem Raum Starij Oskol zum Don bei Korotjask vor. Ab September 1942 folgte wieder ein Grabenkrieg mit vielen Abwehrkämpfen bei und in Woronesch. Hier hielt sich die Division bis zum Februar 1943. Dann musste sie der allgemeinen Rückzugsbewegung folgen und wich ca. 60 km nach Südosten wieder nach Starij Oskol aus. Eine drohende Einschließung konnte mit eigenen Kräften verhindert werden und es gelang der Durchbruch nach Westen bis in den Raum Ssumy. Dort kam es zu schweren Kämpfen um Boromlja und am Psel. Auch von April bis Juni gingen die Kämpfe im Großraum Ssumy weiter. Hier war die Division am Westrand des Kursker Bogens beim Unternehmen Zitadelle eingesetzt. Dann erhielt die Division eine kurze Pause zur Wiederauffrischung und verlegte in den Raum westlich Belgorod und bei den Rückzügen durch die Nordukrainedann nach Winniza zurück Richtung Westen. Bis März 1944 war sie an den Kämpfen der Kesselschlacht von Tscherkassy beteiligt und bestand nur noch aus drei Bataillone Infanterie und einer leichten und einer schweren Artillerie-Batterie. Sämtliche Panzerabwehrwaffen und motorisierte Fahrzeuge waren in den vorausgehenden Monaten verloren gegangen. Als Kampfgruppe erhielt sie die Aufgabe Ende März/Anfang April südlich des Dnjestr einen Abschnitt der 1. Panzer Armee die bei der Kesselschlacht von Kamenez-Podolski, auch als Hube-Kessel bekannt, eingeschlossen worden war. Im Raum Buczacz, etwa 60 bis 70 km südöstlich von Lemberg (Lwiw) gelang der Ausbruch aus dem Kessel. Es folgte ein Rückzug über den Sereth, die Stryba an den westlichen Dnjestr. Ab August eine weitere Rückzugsbewegung in die Karpaten und dann ab Oktober in die Beskiden. Die ab Februar beginnende Rückzugsbewegung der 1. Panzer Armee nach Oberschlesien führte die Divisions-Kampfgruppe bis in den Raum Mährisch Ostrau, wo es im April 1945 zu den letzten Kämpfen der Divisionsgruppe gegen die Rote Armee kam. Die Reste der Division wurden hierbei endgültig zerschlagen und noch kampffähige Soldaten bzw. Truppenteile wurden in andere Verbände eingegliedert. Die Division wurde formell aufgelöst.[2]

Personen

Soldat der 75. Infanterie-Division

Divisionskommandeure

Divisionskommandeure der 75. ID:
DienstzeitDienstgradName
26. August 1939 bis 5. September 1942Generalmajor/GeneralleutnantErnst Hammer[3]
5.–12. September 1942GeneralleutnantErich Diestel
15. September 1942 bis 9. Juli 1944GeneralleutnantHelmuth Beukemann[4]
10. Juli 1944 bis 5. April 1945GeneralmajorKarl Arning[5]
6. April bis Mai 1945GeneralmajorLothar Berger[6]
Mai bis 8. Mai 1945OberstGerhard Matthaiss

Generalstabsoffiziere (Ia)

Generalstabsoffiziere (Ia) der 75. ID:
DienstzeitDienstgradName
26. August 1939 bis 5. Februar 1940MajorErich Helmdach
5. Februar bis 3. Oktober 1940HauptmannFriedrich Schildknecht
3. Oktober 1940 bis 1. Dezember 1942OberstleutnantKurt von Einem
1. Dezember 1942 bis 20. August 1944OberstleutnantMax von Groll
1. September 1944 bis Mai 1945OberstleutnantHans Schiele

Sonstige

  • Adolf Westhoff, zuletzt Generalmajor war von 1939 bis 1940 Kommandeur des I. Bataillons des Infanterie-Regiments 172.

Gliederung

Veränderungen in der Gliederung der 75. ID von 1939 bis 1945
193919421943–1945
Infanterie-Regiment 172Grenadier-Regiment 172
Infanterie-Regiment 202Grenadier-Regiment 202Füsilier-Regiment 202
Infanterie-Regiment 222Grenadier-Regiment 222
Aufklärungs-Abteilung 175Radfahr-Abteilung 175Füsilier-Bataillon 75
Artillerie-Regiment 175
(in vier Abteilungen)
Artillerie-Regiment 175
Pionier-Bataillon 175
Panzerabwehr-Abteilung 175Panzerjäger-Abteilung 175
Nachrichten-Abteilung 175
Versorgungseinheiten 175
--Feldersatz-Bataillon 175

Literatur

  • Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen Band 2 - 2.-4.Aufstellungswelle Sommer 1939. Podzun-Pallas Verlag, Friedberg 1992, ISBN 3-7909-0445-7, S. 38–39.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 6: Die Landstreitkräfte 71–130. Biblio-Verlag, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0872-1, S. 24–28.

Einzelnachweise

  1. Pallud: Blitzkrieg 1991 S. 531–533
  2. a b Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 6: Die Landstreitkräfte 71–130. Biblio-Verlag, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0872-1, S. 24 f.
  3. Werner Haupt: Infanterie-Divisionen Band 2 1992 S. 39
  4. Werner Haupt: Infanterie-Divisionen Band 2 1992 S. 39
  5. Werner Haupt: Infanterie-Divisionen Band 2 1992 S. 39
  6. Werner Haupt: Infanterie-Divisionen Band 2 1992 S. 39

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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
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Gefreiter Hans Lindner.jpg
Autor/Urheber: Johann Lindner, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Hans Lindner 1943 oder 1944 als Gefreiter oder Obergefreiter; Soldat der 75. Infanterie-Division der Wehrmacht ab 15. April 1942 bis 8. Mai 1945; Band des Eisernes Kreuz II. Klasse am Hemd.
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Balkenkreuz der deutschen Streitkräfte
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Autor/Urheber: RRskaReb, Lizenz: CC BY-SA 4.0
75. Infanterie Division, German Army, World War II